Laden 2.0: Wie induktives Laden die Elektromobilität vorantreiben kann

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Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 3 min

EDAG ist ein unabhängiger Ingenieurdienstleister für die globale Automobilindustrie. Das Unternehmen arbeitet seit geraumer Zeit an einem neuen Verfahren für induktives Laden von Elektroautos und hat dieses patentieren lassen. Dies könnte ein weiterer Meilenstein für die Elektromobilität und deren Infrastruktur bedeuten.

Verschneite Ladedosen, verschmutzte Ladekabel und die Suche nach der passenden Ladesäule. Die Hemmschwelle für Elektromobilität ist noch immer hoch. Die verschiedenen Marktakteure haben ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten daher in den letzten Jahren beschleunigt. EDAG, nach eigenen Angaben der weltweit größte unabhängige Entwicklungsdienstleister in der Automobilindustrie, hat im Rahmen des Forschungsprojekts „LaneCharge“ ein innovatives Verfahren für induktives Laden von Elektroautos entwickelt und zum Patent angemeldet.

Beim induktiven Laden von Elektroautos wird eine Sendespule in die Straße eingelassen und eine Empfängerspule in das Fahrzeug integriert. Zum Laden könne der Fahrer mit seinem Fahrzeug einfach über die Sendespule fahren und der Ladevorgang kann automatisch beginnen. Ähnlich wie beim kabellosen Laden von Smartphones wird Energie über einen Luftspalt in den Akku geladen. Die Herausforderung beim Automobil ist der größere Luftspalt und die höhere zu übertragende Leistung. Mit Hilfe der EDAG-Schaltung sollen E-Autos technisch so einfach sowie ressourcenschonend geladen werden können. Anders als bei bisherigen Lösungsansätzen befindet sich die Ladeintelligenz hierbei im Fahrzeug und nicht mehr in der Straße. Die in die Straße eingelassene Technik sei einfacher und robuster als bisher. Dies mache den Verbau in der Straße kostengünstiger und erleichtere den schnellen Ausbau induktiver Lade-Infrastruktur durch Energieanbieter und Straßenbetreiber. Die erforderliche Regelung der Ladeleistung erfolge im Fahrzeug und richte sich nach dem individuellen Energiebedarf des jeweiligen Fahrzeuges. Damit könne eine einzige Elektronikbaugruppe straßenseitig mehrere Sendespulen versorgen, während jedes Fahrzeug die Energieabnahme aus seiner Sendespule selbst steuern kann – laut EDAG „ein erheblicher Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Kostensenkung auf der Infrastrukturseite„.

Intelligenteres und schnelleres Laden

Jochen Rohm, Entwicklungsingenieur Embedded Systems bei EDAG, erklärt die Vorteile des neuen Verfahrens: „Bei bisherigen induktiven Verfahren konnten an eine Leistungselektronik in der Straße ebenfalls mehrere Sendespulen angeschlossen werden. Diese waren aber nicht einzeln regelbar, vielmehr wurde die übertragene Leistung aller Sendespulen nach dem Fahrzeug mit dem niedrigsten Ladebedarf eingestellt. Die Nachteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: Da jedes Fahrzeug einen individuellen Ladebedarf hat, erhielt bisher nur ein Fahrzeug die optimale Ladeleistung. Darüber hinaus war eine Echtzeitkommunikation für die Regelung notwendig, in der Regel via WLAN. Wir drehen mit unserer Technologie nun die Rollen um. Die im Fahrzeug verbaute Ladeintelligenz entscheidet selbstständig und individuell, wieviel Leistung sie der Sendespule abnimmt. Dadurch können an nur einer straßenseitigen Leistungselektronik viele Fahrzeuge mit unterschiedlichen Ladebedarfen optimal und ohne Echtzeitkommunikation geladen werden.“

Im Rahmen des Projekts „LaneCharge“ wird gemeinsam mit der Hochschule Hannover, der Technischen Universität Braunschweig und Sumida Components & Modules ein Konzept für ein Gesamtsystem zum Laden für E-Taxis erarbeitet und umgesetzt. EDAG verantwortet hierbei die Entwicklung der Leistungselektronik und die Integration der einzelnen Baugruppen in das Fahrzeug. Für den nächsten Schritt seien erste Tests an der Hochschule Hannover geplant. 2023 soll das Verfahren am Taxistand vor dem Hauptbahnhof Hannover eingesetzt werden. Das Forschungsprojekt „LaneCharge” wird mit insgesamt 2,77 Mio. Euro im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Die Richtlinie wird koordiniert durch die NOW GmbH und umgesetzt durch den Projektträger Jülich (PtJ).

Quelle: Presseagentur.com / Mexperts

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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KleinFritzchen:

Vermutlich … jedenfalls, wenn du mit mit dem Begriff DC/DC-Wandler nichts anfangen kannst!?

Der Dikator:

Ein einfaches Dach über dem Ladeplatz (mit Solarzellen) löst das Problem des schlechten Wetters beim Laden.

Der Dikator:

Es gibt Gleichspannungswechselrichter? Habe ich die letzten Jahre hinter einem Stein verbracht?

Ulrich:

Der Wirkungsgrad einer induktiven Ladung ist das Problem, weniger die so oder so vorhandenen Ladeverluste. In einem eng begrenzten Umfeld mit sauber definieren Bedingungen kann das anders aussehen, aber weniger für die Masse.
Die Vereinfachung des Ladens reicht doch: Stecker rein und der Rest erfolgt automatisch. Ist auch nicht ganz einfach, wäre aber ein Fortschritt gegenüber dem fummeln mit einer App. Geht sucht, ist aber wenig komfortabel, wie wir hier in Dänemark erleben. Wenn man weiß, wie wer bedient werden muss, ist das auch keine irrsinnige Hürde, aber bei Mistwetter wünscht man sich doch ein wenig mehr an Komfort.

steinpilz:

Wirkungsgrad? Ladeverluste? ich denk Stecker rein , wäre sinnvoller und ist doch nicht so schwer. oder auf Kontaktbahnen fahren.

Ulrich:

Du kannst bei einer Gleichspannungsversorgung zwar auf ein Netzteil der klassischen Art verzichten, aber was dann? Logik läuft mit alten 5 Volt oder mit 3,3. LED benötigen eine Konstantromquelle, die Spannung ist dabei fast Nebensache.
Du musst immer eine möglichst hohe Spannung in den Haushalt einspeisen, denn ansonsten werden die Ströme zu hoch, was die vorhandene Installation dann nicht mag. Weiterhin sind neue polarisierte Stecker notwendig.
So einfach geht das alles leider nicht.

Frank Beetz:

Für den durchschnittlichen Privatnutzer völlig unnötig und ausserdem noch Energieverschwendung!

Realistische Reichweite eines 2021 EV: ca. 350km.
Durchschnittliche Fahrleistung pro Tag in D: 38km

Jede Woche einmal ein Kabel einstecken: ca. 10 sec.

Stefan:

Ob das technisch Sinn mach ? Moderne EVs‘ laden mit 150 KW und mehr. Das wird mit Spulen sehr aufwändig und teuer. Auch sind die Verluste beim induktiven Wechselspannung Ladens nicht zu vernachlässigen Mit reduzierter Ladeleistung ist das evtl. für Fahrzeuge, die viel rumstehen, sinnvoll.

Aber eigentlich wollen wir vom Wechselstrom weg. Die Fernnetze werden auf HGÜ (Hochspannungsgleichstrom Übertragung) umgestellt, weil hier deutlich geringere Übertragungsverluste entstehen. Und auf Niederspannungsebene und im Hausnetz würde Gleichstrom Sinne machen, weil die meisten Geräte b(Beleuchtung = LED, Unterhaltungselektronik, Wiesse Ware) Gleichspannung benötigen Und bei diesen Geräten könnten die Netzteile eingespart werden, die überflüssigerweise Wechselspannung auf Gleichspannung umsetzen müssen.

Das würde extremen Mengen an Ressourcen sparen, weniger Übertragungsverluste produzieren und auch Elektrosmog vermeiden.

Die ersten Stadtnetze, die Thomas Alva Edison errichtet hat, waren Gleichstromnetze. Nur weil es damals keine Gleichspannung Wechselrichter gab, hat sich Wechselspannung durchgesetzt. Aus ähnlichen technischen Gründen ist auch das EV damals verschwunden und der Verbrennungsmotor hat sich durchgesetzt. Mit all seinen negativen Folgen die jetzt korrigiert werden.

David:

Natürlich kommt das. Interessant ist nicht nur öffentliche Ladestruktur, sondern auch nichtöffentliche auf der Arbeit oder als Privatkunde auf Garage/Carport/Stellplatz. Meine Lade Säule reiße ich in einigen Jahren gerne ab.

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