Wasserstoffzüge machen viele Probleme: Umstieg auf Batteriezüge nah?

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Der Taunus vor den Toren Frankfurts hat nicht völlig zu Unrecht den Ruf, dass dort manches gerne ein bisschen teurer sein darf. Offenbar gilt das auch für den Zugverkehr, denn Ende 2022 wurden auf der nicht-elektrifizierten Zuglinie von Frankfurt nach Brandoberndorf Wasserstoffzüge eingeführt. Erst verspäteten sich die Lieferungen, seitdem fallen ständig Fahrten wegen technischer Probleme, aber teils auch wegen Personalmangels aus.

„Wir erwarten unverzüglich und vor allem nachhaltig eine Stabilisierung der Antriebstechnik, die offenkundig grundlegend unzuverlässig ist“, forderte der Landrat des Hochtaunuskreises, Ulrich Krebs von der CDU, als Kopf der politischen Entscheider vor Ort nun in einer offiziellen Mitteilung. Um Ausfälle abzufedern, solle eine Diesel-Ersatzflotte bereitgestellt werden, führt er aus. „Wir erwarten, dass Alstom sämtliche Kosten für Ausfälle, Ersatzverkehre und alternative Fahrzeuge trägt“, sagt Krebs weiter. Der französische Zughersteller kämpft offenbar immer wieder mit Problemen bei der Beschaffung von Ersatzteilen, zudem seien einzelne Brennstoffzellen nicht voll funktionstüchtig.

Leidtragende sind dabei die Pendler, denn ein großer Teil der Arbeitnehmer aus dem Taunus arbeitet in Frankfurt. „Das Maß ist längst voll! Die Belastungen der Reisenden durch Ausfälle und Ersatzverkehre und die Belastungen des Personals der Start durch ständige Neuplanungen im Betriebsablauf sind nicht mehr länger hinnehmbar“, klagt der Landrat, der bereits offen über den Ausstieg aus dem Wasserstoff-Experiment nachdenkt: „Hält die andauernde Nichtverfügbarkeit der Fahrzeuge an, kommt auch eine Aufkündigung des Vertrags mit den Brennstoffzellenfahrzeugen in Betracht.“

Batteriezüge laut Studie die günstigere Lösung

Damit erleben Brennstoffzellen-Antriebe einen weiteren Rückschlag. Seit vielen Jahren gelten sie in unterschiedlichen Verkehrsbereichen als großer Hoffnungsträger. Doch im Pkw-Bereich sind Autos mit Wasserstoff für die wenigsten bezahlbar, sodass nur homöopathische Dosen an Brennstoffzellen-Autos verkauft werden. Auch bei Bussen und Lkw läuft der Hochlauf eher schleppend. Je schwerer das Fahrzeug, desto sinnvoller könnte ein Antrieb mit Wasserstoff aufgrund des ansonsten sehr schweren Akkus sein, ist oft zu hören. Doch selbst bei Zügen floppen die Versuche offenbar. Denn auch bei den Wasserstoffzügen in Niedersachsen häufen sich die Probleme, weil wohl immer wieder zu wenig Wasserstoff vorhanden ist, um die Fahrzeuge ausreichend zu betanken.

Der Spiegel verweist in seinem Artikel über die „Blamage für Brennstoffzüge“ auf die nicht gegebene Wirtschaftlichkeit von Wasserstoffzügen, die von der Bundesregierung vielleicht auch deshalb großzügig subventioniert werden. „In einer 2022 veröffentlichten Untersuchung erwiesen sich Batteriezüge auf 16 nichtelektrifizierten Teilstrecken als wirtschaftlicher als Wasserstoffzüge“, heißt es dort.

Im baden-württembergischen Ortenaukreis war man also wohl klüger als in Hessen und ersetzte die alten Dieselzüge mit vollelektrischen Batteriezügen. Die sind nicht nur günstiger, sondern ganz offensichtlich auch zuverlässiger. Das erkennt man nun offenbar auch im Taunus, während in Görlitz eine Wasserstoff-Straßenbahn verkehren soll, obwohl es Oberleitungen gibt.

Quelle: Hochtaunuskreis – Wasserstoffzüge: Das Maß ist mehr als voll! / Spiegel – Defekte Wasserstoffzüge in Hessen: Blamage für die Brennstoffzelle

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Wolfbrecht Gösebert:

„Mi[r] geht es doch nur darum, dass es keine “offizielle” Wissenschaft gibt.“
Danke, jetzt nachvollzogen.

Ulrich Sancken:

Danke für den Tipp, auch wenn ich ihn nicht ganz nachvollziehen kann. Mit geht es doch nur darum, dass es keine „offizielle“ Wissenschaft gibt. Wenn, dann müsste das Gegenteil doch „inoffizielle“ Wissenschaft sein. Und wer würde eine solche repräsentieren? Da würden dann doch nur „Alchemisten, Flacherdler, Verschwörungstheoretiker, u.ä.“ in Frage kommen (die Begriffe sind doch bekannt?) . Es gibt einfach nur Wissenschaft oder keine Wissenschaft. Stellen Sie sich vor, jemand würde von der „offiziellen“ Physik schwadronieren, da würden Sie sich doch auch an den Kopf fassen. Dass Herrn Sperling die Antwort „seltsam“ vorkam, bezog ich auf die „blau-braune Soße“. Er als Schweizer weiß ja möglicherweise nicht unbedingt, dass diese deutsche rechtsradikale Partei („du weißt schon wer“) sich blau plakatiert und damit einfach nur den braunen Teint übertüncht. Dieser Partei traue ich tatsächlich zu, Begriffe wie „offizielle Wissenschaft“ zu kreieren, so wie andere Personen solche Begriffe wie „fake news“ kreiert haben.

egon_meier:

„Also: Wann haben wir genug grünen H2 für diesen Unsinn?“

DFTT

Philipp:

Den habe ich gesehen. Und es ist nicht nur D, sondern auch die EU. Und wenn man sich den Plan ansieht, weiß man wie „ambitioniert“ der ist und auch, dass hier für Verkehr kein H2 übrig ist. Nicht in den nächsten 10 Jahren.

Also: Wann haben wir genug grünen H2 für diesen Unsinn?

Schädler Mario- Franz:

Wasserstoffzüge von STADLER- Rail (Schweizer Hersteller ) fahren in der USA…. auch in Japan sind H2 Züge im Einsatz, ich weiss nicht welcher Hersteller?
H2 Trucks haben in der Schweiz die 20 Millionen KM- Marke überschritten.

Jakob Sperling:

Diesbezüglich läuft die Sache bestens.

Mehrere für Wohnmobile in Frage kommende Fahrzeuge gibt es schon heute mit Wasserstoff-System (FCEV). So z.B. alle Ducato-Variationen von Stellantis (Fiat, Peugeot, Citroën und Opel). Dann gibt es auch den Renault Master schon als FCEV, sowie auch die MAN-eTGE-Umbauten von FirstHydrogen.
Ford ist noch etwas weiter zurück und hat vom Transit erst FCEV-Pilotfahrzeuge für Langzeitversuche. Den kürzlich vorgestellten Iveco/Hyundai-E-Transporter wird es sicher schon bald als FCEV geben, wenn man seine ‚Eltern‘ kennt. Für etwas grössere Geräte (4-7t) gibt es z.B. den Quantron Q-Light-FCEV.

Genau die Kategorie von Basis-Fahrzeugen für Wohnmobile wird also bevorzugt auch als FCEV angeboten.
Ich bin überzeugt, dass mehrere Anbieter von Wohnmobilen z.B. auf der am meisten verbreiteten Ducato-Basis, schon am Ausbau einer FCEV-Version sind. Nächsten Sommer werden die ersten Modelle auf den Markt kommen.

Für ein Wohnmobil war Diesel ideal. Das sollte man aber nicht mehr; mit ein Grund, warum ich meinen verkauft habe.
BEV geht mehr oder weniger gar nicht, womit FCEV (bzw. ’serieller H2-PlugIn-Hybrid‘ oder ‚BEV mit H2-REX‘) die einzig verbleibende CO2-freie Lösung ist. Oder hast du eine andere Lösung?

Wolfbrecht Gösebert:

„Die anderen haben ja offenbar verstanden.“

Ich gebe den *freudlich* gemeinten Tipp, der ersten Satz des obigen Kommentars (205954) noch mal nachzulesen.
Vielleicht ist dort doch ein winziger Formulierungsfehler i.V. mit »Wissenschaft/Wissenschaftlern« durchgerutscht. Ich jedenfalls habe den Satz nicht wirklich verstanden!

Ulrich Sancken:

Haben Sie denn verstanden? Können Sie mir erklären, was man unter „offizieller Wissenschaft“ versteht? Was wäre denn Ihrer Meinung nach dessen Gegenteil? Bin gespannt. Was finden Sie an meiner Antwort seltsam? Vielleicht kann ich es Ihnen ja erklären. Die anderen haben ja offenbar verstanden.

egon_meier:

Wenn andere (China … ) in Blödsinn GEld investieren heißt dass Deutschland da einsteigen sollte.

egon_meier:

@Sperling
haben sie den Unterschied zwischen Osnabrück und Oldenburg verstanden?

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