Görlitz bekommt die erste Wasserstoff-Straßenbahn Europas

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Hörmann Vehicle Engineering

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Schon im Jahr 2026 soll in Görlitz der erste Prototyp einer mit Wasserstoff betriebenen Straßenbahn unterwegs sein, berichtet die Freie Presse. Hörmann Vehicle Engineering in Chemnitz betreibt das Forschungsprojekt „HyTraGen“ (Hydrogen-Tram for next Generation), für das nun rückwirkend acht Millionen Euro Fördergelder des Bundes zugesagt wurden. Durch die Haushaltskrise war das Projekt zwischenzeitlich in Sachen Finanzierung gefährdet.

„Straßenbahnen mit Wasserstoffantrieb haben den Vorteil, dass sie keine Oberleitungen benötigen. Das spart die hohen Infrastrukturkosten für einen Betrieb mit Fahrdraht. Deshalb sind Wasserstofftrams vor allem eine Alternative für neue Strecken“, erläutert die Freie Presse in ihrem Artikel. Viele Städte würden gerne größere Teile des Umlandes an die Stadt anbinden, hier sei eine Wasserstoff-Straßenbahn die nachhaltigere Alternative zu Dieselzügen, ist man seitens der Projektverantwortlichen demnach überzeugt. Wasserstoff sei für die Zukunft die beste Variante für Fahrzeuge, die große Massen zu bewegen haben.

Auch Straßenbahnhersteller Heiter-Blick aus Leipzig, Flexiva Automation & Robotik aus Amtsberg im Erzgebirge und die Technische Universität Chemnitz sind an diesem Projekt beteiligt. Getestet werden soll der erste Prototyp dann in Görlitz – dort gibt es allerdings Oberleitungen. „Wir wollen die ersten in Europa sein. Unsere Straßenbahn soll nicht nur fahren, sondern auch wettbewerbsfähig sein“, sagte Entwicklungschef Volkmar Vogel.

Passender Anwendungsfall für Wasserstoff?

„Gegenüber praktizierten Fahrzeuggestaltungen auf Basis bestehender Konstruktionen sollen durch das neuartige ganzheitliche Straßenbahngesamtkonzept die Reichweite erhöht sowie die Masse und der notwendige Bauraum der Systemkomponenten reduziert werden“, schreibt Hörmann in seinem Internet-Auftritt über die Brennstoffzellen-Tram. Die ganzheitliche, von der Brennstoffzelle ausgehende Fahrzeugkonzipierung, umfasse dabei „komplexe Lösungen für die übergreifenden Systeme Energiemanagement, Fahrzeugsteuerung und Fahrzeugdesign“.

Wasserstoff kann ein emissionsfreier Treibstoff sein, wenn er aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Dafür wird aber deutlich mehr Strom benötigt als bei einem elektrischen Antrieb, weshalb viele die Nutzung von Wasserstoff kritisch sehen – zumindest in Verkehrsbereichen wie Pkw und leichten Nutzfahrzeugen, wo eine Elektrifizierung einfach möglich wäre. Aufgrund der hohen benötigten Energiemengen – derzeit wird zudem noch viel grauer Wasserstoff aus Erdgas genutzt – ist Wasserstoff derzeit auch noch sehr teuer, allerdings setzen Befürworter darauf, künftig deutlich mehr günstigeren Wasserstoff in Ländern mit stärkerer Sonneneinstrahlung produzieren zu können. Im Taunus gibt es seit einiger Zeit mit Wasserstoff betriebene Züge, Straßenbahnen werden üblicherweise in Deutschland ebenfalls mit Strom betrieben, nur in wenigen Ausnahmefällen kommen aktuell Diesel-Trams zum Einsatz.

Quelle: Freie Presse – „Innovation aus Sachsen: Die erste Wasserstoff-Straßenbahn Europas wird in Chemnitz entwickelt“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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steinpilz:

Und wer liefert den grünen Wasserstoff für die Tram????????? Das sollte man als erstes klären.

Udo M.:

Berlin hat es bereits mehrfach demonstriert, jedes Mal wurde das Experiment wieder eingestellt und viel Geld „verbrannt“.
Die Energiewirtschaft ist ja nicht einmal in der Lage die Schwerindustrie mit ausreichend H2 zu versorgen.
Grundsätzlich, finde ich ist der Ansatz richtig aber die Wissenschaft hat es schon oft genug vorgerechnet und theoretisch gezeigt, dass es es nicht rentabel ist.
Wann endlich fragt man Menschen, die davon Ahnung haben und nicht vom Gewinn profitieren.
Der PKW-Sektor hat es auch gezeigt, dass H2 nur mit ausreichend Förderung funktioniert.
Berlin hat mittlerweile einen anderen Weg gefunden, in dem an den Endstellen ausreichend Nachladestationen (über Pantografen) vorhanden sind und somit kann der 18m-Bus auch rein elektrisch und theoretisch (24/7) Fahren, übrigens auch der O-Bus kann mittlerweile Teilstrecken ohne Oberleitung fahren.
Diese Version ist auch dafür geeignet in die Außenbezirke zu Fahren, wenn dort Pantografen mit entsprechender Ladeleistung installiert werden bzw der „letzte“ Kilometer mit Oberleitung versorgt wird, damit bereits vor der Endstelle die Akkus nachgeladen werden können. Somit kommt ein Großteil der Strecke komplett ohne Oberleitung aus oder eben nur die letzten Kilometer.
In der Schweiz gibt es eigentlich keine größere Stadt ohne O-Bus und sogar mit 24m Wagen (2Gelenke).
In Tschechien habe ich es auch gesehen, dass Teilstrecken, ohne Oberleitung, betrieben werden.
Warum soll dieses Prinzip nicht auch bei der Straßenbahn funktionieren, gerade in Stadtzentren würde eine aufwändige Installation der Oberleitung an Häusern wegfallen?! Auch Oberleitungsmasten bräuchte man dann nicht mehr, deren Gründung immer mit erhöhtem Aufwand verbunden ist, geschweige die Verlegung von Kabeln ob ober- und unterirdisch.
Die ersten E-Busse (11m), mussten in Berlin, nach etwas 150km getauscht werden, da keine leistungsfähigen Ladesäulen verfügbar waren.
Die Induktionsladung war zu Fehlerhaft und wurde wieder aufgegeben.
Warum, muss in Deutschland das Fahrrad immer wieder neu erfunden werden? So viele Städte, im Ausland, machen es schon seit Jahren und es gibt sogar 3 Städte in Deutschland, wo bereits oder besser immer noch O-Busse fahren, übrigens auch in Berlin gab es bereits O-Busse (sogar mit Anhänger).
In München fährt man immer noch mit Anhänger, allerdings mit Dieselmotor.
Diese wurde aber mehr aus politischen Gründen in den 60er Jahren abgeschafft, da ein Teil der Strecke auf den späteren Grenzstreifen verlief.

Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, als noch vor 20 oder 15 Jahren.
In München ist man dabei ein Folge-Bussystem zu entwickeln, welches elektronisch gekoppelt wird, mit einem 2. E-Bus ohne Fahrer und mechanische Verbindung.
Auf der letzten IAA gesehen. Im Berufsverkehr ideal oder wie man es bereits bei der Bahn macht, wird der Verband im Außenbezirk getrennt und der 2. Wagen wird von einem Fahrer übernommen und fährt eine sogenannte Flügelung, wo der Bedarf geringer ist und auf dem Rückweg, wird der Verband wieder hergestellt.

MMM:

Förderungen muss man beantragen und den Antrag begründen. Das haben „die doofen Ossis“ offenbar geschafft.
Aufgedrückt wurde ihnen das sicher nicht.

MMM:

Und wie ist die Stimmung in Görlitz, im direkten Umfeld Solarparks und Windräder zu bauen?
Man muss halt sehen: aufgrund der systembedingten Verluste braucht man davon 3x so viel wie bei batterieelektrischem Antrieb (oder bei Oberleitungen). Die Proktionsstätte für den Wasserstoff an sich können wir da schon fast ausklammern…
Das könnte vor Ort zu Verstimmung sorgen, wenn ich mir die Ergebnisse der letzten Stadtratswahlen so anschaue.

adson:

Captain Ahab
Einen Aspekt haben Sie bei Ihrer Betrachtung vergessen, die H2-Verbraucher werden sich in einer solchen Situation ebenfalls um die begrenzten H2-Reserven prügeln. Und da der H2 ja auch zur Netzstützung benötigt wird, wird es keine Versorgung über H2-Tankstellen o.ä. geben.
Wer eine PV-Anlage besitzt, kann sich entspannt in seinem BEV zurücklehnen, denn für die Erzeugung des Tagesbedarfes (40km bei 15 kWh/100km = 6 kWh = ca. 8% der normalen Erzeugung) reicht es im Regelfall immer noch.

adson:

Hoffentlich haben die Entscheider sich dieses Projekt nicht einfach nur „schönrechnen“ lassen!
Wenn die gesamte Kette, mit H2-Erzeugung in Zeiten in denen ein Stromüberschuss besteht, Lagerung und Verbrauch dann z.B. in der Straßenbahn, in einem überschaubaren Zeitraum (max. 20J) wirtschaftlich ist?
Es bleiben jedoch die exorbitanten Investitions- und Unterhaltungskosten!

Jakob Sperling:

Wasserstoff-Busse boomen im Moment stark. 2023 wurden mehr davon verkauft als je bisher und 2024 werden es wieder mehr sein.

In vielen normalen Fällen genügt ein BEV-Bus, in zahlreichen Fällen aber auch nicht. Auf der Langstrecke gibt es keine andere Lösung, die Passagiere wollen nicht eine Ladepause absitzen. Bei Stadtbussen mit Einsatzzeiten von frühmorgens bis spät am Abend braucht man entweder 2 BEV-Busse oder einen FCEV-Bus.

Martin:

Na, die müssen ja Geld übrig haben… Aber wäre ja auch schade Subventionen verkommen zu lassen, bis man festgestellt hat, dass das alles wirklich viel zu teuer ist, wie man vorher schon ausrechnen konnte. Nach einem so fundierten Ergebnis kann man den ganzen Krempel wieder abbauen, Beweis erbracht. Bezahlt isser ja dann schon…

F-M Groß:

Alle führenden Wasserstoff Experimente wurden nach Einstellung der Fördermittel schnell wieder eingestellt.
Aber den doofen Ossis können solche Steuerverschwendungen aufgedrückt werden…Danke Ampel…

Captain Ahab:

Jetzt helfen Euch die Kohle- und Gaskraftweke in dieser Situation. Plus Importe aus Norwegen, Frankreich und der Schweiz, deren Wasserkraftwerke dann auf Hochtouren laufen. Diese Statistiken sind alle schön grafisch aufbereitet publiziert. Wenn ich die deutsche Windenergiekurve sehe, kann ich gleich sagen, wie unsere Wasserkraftkurve aussieht.

Wenn aber mal alle Länder in der Gegend nur noch Erneuerbare haben, bleibt bei einer Dunkelflaute eine Lücke, die D und sogar die Schweiz mit Gasturbinen (dann mit H2) lösen wollen/müssen.

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