Bund fördert Wasserstoffzüge mit 82 Millionen Euro

Cover Image for Bund fördert Wasserstoffzüge mit 82 Millionen Euro
Copyright ©

go.Rheinland

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Wasserstoff für die Bahn: Der Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing, hat vor wenigen Tagen in Düren Förderurkunden über 81,6 Millionen Euro für die Finanzierung von Brennstoffzellentriebzügen, einer Wasserstofftankstelle und eines Elektrolyseurs zur Herstellung von klimafreundlichem, grünem Wasserstoff sowie für weitere Infrastruktur übergeben.

Die 81,6 Millionen Euro Fördermittel bestehen aus vier Teilen: 55,7 Millionen Euro gehen an den Zweckverband go.Rheinland für die Anschaffung von Brennstoffzellentriebzügen, 14,8 Millionen Euro fließen an die HyDN GmbH für den Bau eines Elektrolyseurs, 3,8 Millionen Euro erhält die Beteiligungsgesellschaft Kreis Düren mbH für eine Wasserstofftankstelle und 7,3 Millionen Euro erhielt die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) für den Ausbau von Wasserstoff-Infrastruktur in Mechernich (Kreis Euskirchen). Im Anschluss an die Übergabe der Förderurkunden an die Geschäftsführer:innen der einzelnen Unternehmen unternahm die Gruppe eine Testfahrt mit einem Brennstoffzellentriebzug auf der Strecke der Eifel-Bördebahn (RB 28) von Düren nach Euskirchen.

Der Zweckverband go.Rheinland möchte den Betrieb der Brennstoffzellenzüge im „Netz Düren“ auf den drei Linien (RB 21 Nord – Nordast der Rurtalbahn –, der RB 21 Süd – Südast der Rurtalbahn – und der RB 28 – Eifel-Bördebahn) ab 2026 schrittweise umsetzen. Die RB 28 ist eine reaktivierte Strecke und wird seit Januar 2023 im Vollbetrieb bedient. Das Vorhaben demonstriert die Eignung alternativer Antriebe im Schienenverkehr – insbesondere im ländlichen Raum beziehungsweise auf ehemals stillgelegten Strecken, bei denen eine Elektrifizierung per Oberleitung wirtschaftlich nicht darstellbar ist.

Unser Ziel ist es, im Verkehrssektor die Dynamik in Richtung Klimaneutralität weiter zu beschleunigen. Mit unserer Förderung unterstützen wir den Markthochlauf innovativer Antriebstechnologien. Wir fördern technologieneutral, weil wir überzeugt sind, dass wir uns alle Möglichkeiten offenhalten müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen“, sagte Wissing auf der Veranstaltung. Wasserstoffbasierte Busse und Züge würden dort gebraucht, wo die Elektrifizierung an Grenzen stößt. „Hier im Rheinland werden mit unserer Unterstützung 17 Wasserstoffzüge und die für den grünen Wasserstoff benötigte Infrastruktur sowie eine Wasserstofftankstelle mit Elektrolyseanlage für Busse angeschafft. Die Region demonstriert, wie wir uns eine optimale, lokale Wertschöpfungskette vorstellen – vom Erzeugen über das Verteilen bis hin zum Nutzen von Wasserstoff“, so der Verkehrsminister weiter. „go.Rheinland, der Regionalverkehr Köln und der Landkreis Düren setzen ein klares Zeichen: Sie stehen für echten Fortschritt auf der Schiene und der Straße und werden weiter die Weichen in Richtung eines umweltfreundlichen Bus- und Bahnverkehrs stellen.“

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat das Projekt eng begleitet und will mit dem zügigen Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft die klimaneutrale Transformation in Nordrhein-Westfalen entscheidend voranbringen. „Die Projekte, die heute eine Förderung erhalten, zeigen bereits jetzt, dass Wasserstoff eine wesentliche Rolle für einen erfolgreichen Strukturwandel in der Industrie, Energiewirtschaft und Mobilität spielen wird – etwa als Treibstoff für Züge, Lkw und Schiffe oder als Energielieferant“, wird Mona Neubaur, Energie- und Klimaschutzministerin des Rheinischen Reviers und des Landes Nordrhein-Westfalen, in der zugehörigen Pressemitteilung zitiert.

Umstieg von Diesel auf Wasserstoff

Der Umstieg von Dieselantrieb auf klimafreundliche Alternativen sorge für eine deutliche Verringerung der Emissionen im Zugverkehr. Im Bereich des Zweckverbands go.Rheinland, dem Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in der Region Köln – Bonn – Aachen, werden bereits 69 Prozent des Zugverkehrs elektrisch zurückgelegt.

go.Rheinland-Verbandsvorsteher Stephan Santelmann: „Wir beschreiten hier als SPNV-Aufgabenträger mit dem Kauf von Brennstoffzellentriebzügen absolutes Neuland und stellen uns der Herausforderung, dieses innovative Projekt zum Erfolg zu machen. Bei der zunehmenden Bedeutung des Personenverkehrs auf der Schiene gerade im Hinblick auf die Erreichung der von der Politik anvisierten Klimaschutzziele ist ein klimafreundlicher Antrieb unerlässlich.“

Die Züge werden mit grünem Wasserstoff angetrieben, der voraussichtlich im kommenden Jahr am Brainergy Park in Jülich produziert wird. Seit dem vergangenen Jahr ist dort einer der größten Solarparks in NRW im Betrieb. Die Sonnenenergie werde künftig genutzt, um den Wasserstoff mit Hilfe eines Elektrolyseurs herzustellen. Er werde nicht nur für die Züge gebraucht, sondern auch für die Wasserstoff-Busse, die im Kreis Düren eingesetzt werden. Fünf sind es bereits, für weitere 20 läuft eine Ausschreibung. Ende kommenden Jahres sollen sie auf der Straße sein.

Ich freue mich sehr über die Förderung. Damit kommt der Kreis Düren seinem Ziel, Wasserstoff-Modellregion zu werden, wieder ein großes Stück näher. Uns ist wichtig, unter Beweis zu stellen, dass es funktioniert: Wir werden bald schon grünen Wasserstoff im Kreis Düren produzieren und direkt vor Ort auch nutzen können: für den Verkehr, die Industrie und perspektivisch auch für private Haushalte„, betont Landrat Wolfgang Spelthahn.

Mit der Förderung wird auch in eine Tankstelle für Züge investiert; sie werde am Dürener Bahnhof entstehen und soll bis 2026 fertig sein. Aktuell gibt es bereits eine solche Tankstelle im Gewerbegebiet „Im großen Tal“ für Busse und Autos. Weitere H2-Tankstellen seien bereits geplant, auch durch die Privatwirtschaft.

Auch in Mechernich im Kreis Euskirchen werde in die Infrastruktur für Wasserstoff-Projekte investiert. Dr. Marcel Frank, Geschäftsführer der Regionalverkehr Köln GmbH: „In konsequenter Fortführung unseres Projektes ‚Null Emission‘ wollen wir zusammen mit unserem Gesellschafter Kreis Euskirchen die Wasserstoff-Technologie in der Region vorantreiben.“

Der Wasserstoff-Ausbau im Kreis Düren spielt im Strukturwandel mit Blick auf den Klimaschutz und neue Arbeitsplätze eine große Rolle. Seit Jahren ist der Kreis auf dem Weg zu einer Modell-Region, die auf das Zukunftsthema Wasserstoff und damit auf eine nachhaltige Entwicklung setzt.

Quelle: BMDV – Pressemitteilung vom 04.05.2023 / go.Rheinland – Pressemitteilung vom 04.05.2023

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Djebasch:

Wenn man diese Technik in kleinen Mengen baut wird Sie nie günstiger und damit noch teurer für die Nutzung.
Wer soll das bezahlen?

Djebasch:

Nun dazu müsste man aber wissen ob der vor Ort betriebene H2 Generator überhaupt mit erneuerbaren Betrieben wird.
Denn ich weiß von 2 Anlagen wo Wasserstoff für Busse hergestellt wird das diese an ausgelasteten Windrädern stehen die sehr wohl in das Netz einspeisen könnten…
Somit klaut man mit diesen Anlagen nur den Strom für das Netz und das nenne ich Verschwendung,

Georg Laackman:

Na, habt ihr denn schon mal darüber nachgedacht, woher der Strom für batterieelektrische Züge in den Abend- und Nachstunden herkommt oder auch tagsüber?
Zu großen Teilen aus dem Stromnetz, gespeist überwiegend aus Kohle- und Gasstrom.
Denn gespeichert ist sozusagen keine Kwh Strom, die dann schnell verfügbar wären.
Effizienz hin oder her; Wasserstoffbetriebene Züge beziehen ihre Energie aus gespeichertem Nachtstrom wenn nämlich das Netz nur überwiegend schmutzigen Strom bereitstellt.
Wir alle müssen mal langsam umlernen denn solange es keine Südlink- und viele weitere dringend notwendigen Stromtrassen gibt ist die Herstellung von Wasserstoff mit ansonsten vergeudetem, nächtlichen Windstrom eine perfekte Lösung!

brainDotExe:

Wo ist denn von einem massiven Ausbau die Rede?
Das ist eher eine Lösung für wenige spezielle Streifen und Situationen.

Djebasch:

Und trotzdem bleibt weiterhin die Frage der Wirtschaftlichkeit.
Die Bauteile stehen für einen Massiven Ausbau überhaupt nicht zur Verfügung.
Wartezeit bei Reparaturen liegt bei Monaten.
Die Prüfung der Wasserstoff Anlagen kostet jedes Jahr richtig Geld.
Einen Batteriezug stelle ich auf das Gleis und lasse Ihn Fahren.
Die Niederländischen Hersteller bauen unter 80KM Reichweite gar nicht mehr…

Djebasch:

Leider ist das Quark, denn Anstatt weiterhin den Wasserstoff Antrieb zu Sponsern und damit unsinnige Techniken zu hamstern könnte man auch einfach mal das gleiche Geld was im Wasserstoff gelandet ist in die Batterie stecken, damit wir wenigstens in 10 Jahren einholen…denn sonst verlieren wir wirklich gegen die Chinesen.

titan:

Wieder so ein H2 Fass ohne Seil und doppelten Boden … wie viele Batteriezüge hätte es dafür gegeben? Die sind bereits ausgereift und BILLIGER als Diesel und erst recht H2 … aber diese Liberalen verbrennen gerne Steuergelder!

Wranky:

Ich erinnere mich noch an die Dampflok, die im Winter am Morgen erst einmal die Waggons mit Wärme durchblies. Das war in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Da sollte und kam dann auch die Oberleitung und die Elektrozüge. Das war in den 70er Jahren in der armen DDR. Und jetzt nach weiteren 50 Jahren haben wir immer noch kein flächendeckendes Oberleitungssystem. Ist das Unfähigkeit oder wirtschaftliche Kalkulation für Diesel. Ich habe nichts gegen Wasserstoffforschung für spätere Energieträger. Auch ist die Batterie in der Bahn nicht das Optimum, da man bei der Deutschen Bahn auch schnell mal auf freier Strecke zur Pause genötigt wird.

Spock:

Selten so einen Schwachsinn gelesen.

brainDotExe:

Woher weißt du denn wie klein bzw. groß der Akku des Zugs sein wird?

Eine Brennstoffzelle betreibt man meist bei konstanter Leistung. Sprich man lädt damit einen Pufferakku, der die Lastspitzen abdeckt. Wenn man den Akku dem Streckenprofil entsprechend auslegt sehe ich da technisch kein Problem.

Man sollte mal gegenrechnen, ob sich da nicht eine (Teil-) Elekrifizierung der Strecke lohnen würde, denn mit dem gesparten Strom für die Elektrolyseanlage könnte man Kohlestrom einsparen und damit die Umwelt sowie das Klima entlasten.

Was mit einem enormen baulichen Aufwand verbunden ist. Die Elektrolyseanlage hat man ja eh schon, für Industrie, Busse und Wärme. Auch die wird am besten mit konstanter Leistung betrieben.
Der Landkreis produziert schon länger deutlich mehr erneuerbare Energie als er verbraucht, rechnerisch zumindest, hiermit steigert man die Autarkie.

https://www.unendlich-viel-energie.de/die-agentur/projekte/energie-kommunen/cochem-zell

Ähnliche Artikel

Cover Image for So fährt sich das Concept AMG GT XX mit 960 kW Ladeleistung

So fährt sich das Concept AMG GT XX mit 960 kW Ladeleistung

Sebastian Henßler  —  

Wir sind den Concept AMG GT XX exklusiv gefahren: Erste Eindrücke von 1000 kW Power, 600 kW Rekuperation und 960 kW Ladeleistung im Extremtest.

Cover Image for VDA: „Das Auto bleibt die tragende Säule der IAA Mobility“

VDA: „Das Auto bleibt die tragende Säule der IAA Mobility“

Sebastian Henßler  —  

Exklusiv: VDA-Chef Mindel erklärt, warum die IAA Mobility heute mehr ist als eine Autoshow – und welche Rolle München im globalen Dialog spielt.

Cover Image for Messe München: Wächst die IAA der Stadt schon über den Kopf?

Messe München: Wächst die IAA der Stadt schon über den Kopf?

Sebastian Henßler  —  

Exklusiv: Christian Vorländer erklärt, warum die Messe München die IAA langfristig halten will – und welche Strategie dahintersteckt.

Cover Image for Schäfer, Mercedes: China fehlt Formel-1-Technologietransfer

Schäfer, Mercedes: China fehlt Formel-1-Technologietransfer

Sebastian Henßler  —  

Die Rekordfahrt in Süditalien war für Mercedes-AMG mehr als Show. Schäfer sieht darin den Beweis, dass Formel-1-Technik den Unterschied zu China ausmacht.

Cover Image for Deep Dive Concept AMG GT XX – Wir waren in Nardò dabei

Deep Dive Concept AMG GT XX – Wir waren in Nardò dabei

Sebastian Henßler  —  

EAN war bei der Rekordjagd in Nardò vor Ort: Das Concept AMG GT XX setzte 25 Rekorde, wir durften die Technik, das Team und die Abläufe exklusiv kennenlernen.

Cover Image for Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Sebastian Henßler  —  

Zeekr baut Europa zum Kernmarkt aus – mit lokaler Entwicklung, eigenen Teams in Göteborg und Amsterdam sowie klarer Ausrichtung auf Substanz.