Kia setzt in Europa auf eine deutliche Ausweitung seiner Elektroauto-Produktion, wie Automotive News Europe berichtet. Innerhalb der kommenden zwei Jahre will der südkoreanische Hersteller die Fertigung batterieelektrischer Modelle demnach nahezu verdreifachen. „Die jährliche Produktion des kommenden EV2 wird im Werk Zilina in der Slowakei ab 2027 bei rund 100.000 Einheiten liegen“, erklärte Kia-Präsident und CEO Ho Sung Song. Auch die Produktion des EV4 soll am Standort auf mehr als 80.000 Autos im Jahr steigen. Zusammen mit den Kapazitäten in Korea peilt Kia für beide Modelle jeweils rund 100.000 Einheiten pro Jahr an.
Die ehrgeizigen Ziele markieren einen Kurswechsel gegenüber früheren Annahmen. Noch im August hatte Kia-Europe-Chef Marc Hedrich von 20.000 bis 30.000 EV4 im Jahr 2026 gesprochen. Damals schien eine schrittweise Steigerung realistisch, nun rechnet das Management mit einer deutlich stärkeren Nachfrage. Laut Kia habe das positive Echo auf die Vorstellung des EV4 im Sommer zur Anpassung der Pläne geführt. „Das Feedback von Kundinnen, Kunden und Medien war ausgesprochen ermutigend“, hieß es aus Unternehmenskreisen.
Das Werk in Zilina spielt dabei eine zentrale Rolle. Es verfügt über eine installierte Kapazität von 320.000 Autos, die sich durch Mehrschichten und Überstunden auf 350.000 erweitern lässt. Kia investiert 108 Millionen Euro, um die beiden neuen Elektromodelle am Standort zu fertigen. Die Produktion des EV4 begann Mitte August und gilt als Meilenstein, da es das erste rein elektrische Modell ist, das Kia in Europa baut. Der kleinere EV2 soll im kommenden Jahr folgen und wird als günstigstes Elektroauto der Marke für den europäischen Markt positioniert. In Südkorea entsteht zusätzlich eine Fastback-Variante des EV4, die ebenfalls in Europa angeboten wird.
Der Ausbau der lokalen Fertigung ist Teil einer breiteren Strategie, mit der Kia seine Position im europäischen Elektroautomarkt festigen will. Während der Gesamtabsatz des Herstellers bis August leicht um drei Prozent auf gut 354.000 Einheiten sank, stiegen die Verkäufe von Elektroautos um 56 Prozent auf mehr als 71.000 Stück. Den größten Beitrag leistete dabei der EV3, der allein mehr als 45.000 Neuzulassungen erzielte. Er rangiert damit hinter dem Sportage als zweitstärkstes Kia-Modell in Europa und auf Platz sieben unter den meistverkauften Elektroautos der Region.
Marc Hedrich, seit 2024 CEO von Kia Europe, betonte im Gespräch mit Automotive News Europe, dass der Hersteller an der EU-Vorgabe zum Auslaufen des Verbrennungsmotors bis 2035 festhalten wolle. „Wir haben eine Welle neuer Elektroautos in Vorbereitung. Wenn wir jetzt aufhören müssten, sie einzuführen, würde uns das ein Vermögen kosten“, sagte er. Bis 2030 sollen Elektroautos 74 Prozent der europäischen Verkäufe ausmachen, gegenüber rund 20 Prozent bis August dieses Jahres.
Quelle: Automotive News Europe – Kia plans huge EV production increase at Slovakia factory