Volvo tauscht überraschend den CEO aus

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volvo Cars hat überraschend seinen Vorstandsvorsitzenden Jim Rowan abgelöst, wie zunächst die Automobilwoche berichtete. Der Verwaltungsrat berief den früheren CEO Håkan Samuelsson zurück an die Unternehmensspitze. Schon ab dem 1. April übernimmt der 74-Jährige erneut das Ruder – zunächst übergangsweise. Die Entscheidung fiel ohne öffentliche Vorzeichen und sorgte bei vielen Beobachtern für Verwunderung. Insider sprechen von einem regelrechten Schockmoment im Unternehmen.

Offiziell betont Volvo die Bedeutung von Stabilität und Erfahrung in einer Phase großer Veränderungen in entsprechender Mitteilung. Hinter den Kulissen wird jedoch deutlich: Die Rückkehr von Samuelsson geht maßgeblich auf den Einfluss von Eric Li zurück, dem Verwaltungsratsvorsitzenden von Volvo Cars und Gründer des Mutterkonzerns Geely. Li dankte Rowan zwar offiziell für dessen Arbeit, lobte aber gleichzeitig ausführlich die Führungsqualitäten von Samuelsson. In mehreren Stellungnahmen wird klar: Das Vertrauen in Rowans Fähigkeit, die nächsten Schritte der Transformation erfolgreich umzusetzen, schien nicht mehr vorhanden zu sein.

Rowan hatte den Chefposten bei Volvo 2022 übernommen. In seiner Amtszeit verzeichnete das Unternehmen starke wirtschaftliche Ergebnisse. Das Jahr 2024 schloss der Autobauer mit einem Rekordumsatz und dem höchsten Gewinn in seiner fast hundertjährigen Geschichte ab. Dennoch wies Rowan schon früh auf bevorstehende Probleme hin. Besonders der US-Markt bereitet Sorgen. Hohe Einfuhrzölle könnten den Absatz belasten, da viele Modelle nicht in Nordamerika produziert werden. Das bestehende Werk in den USA reicht nicht aus, um die Nachfrage zu decken.

Samuelsson kennt die Marke Volvo wie kaum ein anderer. Zwischen 2012 und 2022 führte er das Unternehmen bereits durch eine tiefgreifende Transformation. Unter seiner Leitung expandierte Volvo in neue Märkte, entwickelte sich technologisch weiter und ging an die Börse. Jetzt soll er erneut Stabilität bringen – in einer Zeit, in der die Branche mit wachsendem Druck konfrontiert ist. In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Samuelsson geehrt, die Verantwortung wieder zu übernehmen. Gleichzeitig betonte er die Herausforderungen, die vor Volvo liegen. Er will die Wettbewerbsfähigkeit des Autobauers verbessern, die Marktanforderungen noch stärker in den Fokus rücken und strategische Initiativen beschleunigen. Seine Rückkehr ist für ihn kein einfacher Neustart, sondern eine Aufgabe mit klaren Zielen.

Die Entscheidung zur Neubesetzung kam ohne vorherige Anzeichen. Weder nach außen noch im Unternehmen selbst wurde ein Wechsel vorbereitet. Viele Angestellte hatten mit Rowans weiterer Amtszeit gerechnet. In der Mitteilung des Verwaltungsrats wird nun jedoch klar: Für die nächste Phase der Entwicklung setzt man auf Erfahrung, langjährige Konzernkenntnisse und persönliche Nähe zur Unternehmensführung.

Samuelssons Wiederberufung wirft auch ein Licht auf die Rolle von Eric Li, der als strategischer Kopf hinter der Entscheidung gilt. Sein Einfluss auf das Unternehmen ist groß, seine Nähe zu Samuelsson gut dokumentiert. Rowan hingegen hinterlässt trotz des abrupten Abgangs eine sichtbare Handschrift. Er trieb die technologische Entwicklung weiter voran, stärkte den Fokus auf Software und trug entscheidend zur Positionierung des Unternehmens als moderner E-Auto-Hersteller bei. Der Dank aus dem Verwaltungsrat war höflich, aber knapp gehalten – ein Zeichen dafür, dass es hinter den Kulissen Spannungen gegeben haben dürfte.

Quelle: Automobilwoche – Volvo feuert Jim Rowan und holt Hakan Samuelsson als CEO zurück / Volvo – Pressemitteilung

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Thorsten G.:

Die EX-Fahrzeuge sind aus Kundensicht ein Graus. Das „Software Defined Car“ ausrufen aber gleichzeitig die Software mit jedem Update mehr zu verkacken, geht nicht.

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