VW Power Day: Sechs Gigafabriken; eigene Batteriezelle & Schnellladeoffensive

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Volkswagen AG

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 5 min

Bis 2025 investiert Volkswagen rund 16 Milliarden Euro in die Zukunftsthemen E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung. Bis 2030 soll der Anteil reiner E-Autos am Absatz in Europa auf mehr als 70 Prozent steigern – eine Verdoppelung gegenüber der bisherigen Planung von 35 Prozent. In den USA und China peile das Unternehmen im selben Zeitraum einen E-Anteil von mehr als 50 Prozent an. Damit dies erfolgreich umgesetzt werden kann muss der Batterie-Nachschub passen. Die Technologie-Roadmap dafür steht.

VW setzt auf sechs Gigafabriken mit einer Gesamtkapazität von 240 Gigawattstunden in Europa

Im Rahmen des Volkswagen Power Day gibt der Konzern seine seine Technologie-Roadmap für die Bereiche Batterie und Laden bis 2030 vor. Ziel der Roadmap ist, Komplexität und Kosten der Batterie signifikant zu senken, um das E-Auto für möglichst viele Menschen attraktiv und bezahlbar zu machen. Pro Jahr ging man bisher von einem Zellbedarf von 150 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr, alleine für Europa aus. Durch die angestrebte Absatzsteigerung wird sich auch der Bedarf entsprechend steigern. Von einem Bedarf zwischen 250 bis 300 GWh ist die Rede.

Allein in Europa sollen bis Ende des Jahrzehnts sechs Gigafabriken mit einer Gesamtkapazität 240 Gigawattstunden entstehen, um diesen Bedarf zu decken. „Bis 2030 wollen wir gemeinsam mit Partnern insgesamt sechs Zellfabriken in Europa in Betrieb nehmen und so Versorgungssicherheit garantieren“, erklärt Thomas Schmall, der als Vorstand für den Geschäftsbereich Technik der Volkswagen AG und Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Group Components markenübergreifend verantwortlich für diese Technologie-Roadmap ist.

„E-Mobilität ist zu unserem Kerngeschäft geworden. Nun integrieren wir systematisch weitere Stufen in der Wertschöpfungskette. Wir sichern uns langfristig eine Pole-Position im Rennen um die beste Batterie und das beste Kundenerlebnis im Zeitalter der emissionslosen Mobilität.“ – Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns

VW spezifiziert die Pläne der Gigafabriken ein wenig. So gibt der Konzern zu verstehen, dass die beiden ersten Fabriken im schwedischen Skellefteå und in Salzgitter entstehen. Aufgrund des höheren Bedarfs hat Volkswagen entschieden, die bislang geplante Zellproduktion neu aufzustellen.  Hierzu haben man sich entschlossen, die Produktion von Volkswagen Premium-Zellen, in Zusammenarbeit mit Northvolt in der schwedischen Gigafabrik „Northvolt Ett“ in Skellefteå zu konzentrieren. Dort soll bereits 2023 die Produktion dieser Zellen starten und schrittweise auf bis zu 40 GWh Jahreskapazität ausgebaut werden.

In Salzgitter wird man dann ab 2025 die Einheitszelle für das Volumensegment produzieren und Innovationen in Prozess, Design und Chemie entwickeln. Ebenfalls sei für Salzgitter ein Ausbau auf bis zu 40 GWh pro Jahr geplant. Durch diese Neuaufstellung werden bessere Skaleneffekte erzielt und die Produktionskomplexität reduziert. Beide Gigafabriken sollen zudem mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Für die weiteren Fabriken werden derzeit mögliche Standorte und Partner geprüft.

VW setzt auf Kostenreduktion durch Eigenfertigung einer „Einheitszelle“

Ähnlich wie Tesla geht VW künftig beim eigenen Batteriesystem noch mehr ins Detail. Ziel sei es die Kosten und Komplexität der Batterie zu senken und gleichzeitig ihre Reichweite und Performance zu steigern, so Technik-Vorstand Thomas Schmall beim VW Power Day. „Damit wird die E-Mobilität endgültig erschwinglich und zur Hauptantriebstechnologie“, so Schmall weiter. Neben der geplanten Eigenfertigung wird vor allem die neue Einheitszelle erhebliche Kostenvorteile bringen. Sie wird ab 2023 eingeführt und im Jahr 2030 markenübergreifend in bis zu 80 Prozent aller E-Fahrzeuge des Konzerns verbaut werden.

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Des Weiteren erhoffe man sich durch Optimierung des Zelltyps, innovative Produktionsmethoden sowie das konsequente Recycling weitere Fortschritte. Ziel des VW Konzerns sei es hierbei die Kosten für Batterien im Einstiegssegment schrittweise um bis zu 50 Prozent und im Volumensegment um bis zu 30 Prozent reduzieren. „Auch bei der Batterie werden wir unsere Größenvorteile zugunsten der Kunden nutzen. Im Durchschnitt werden wir damit die Kosten für Batteriesysteme auf deutlich unter 100 Euro pro Kilowattstunde senken. Damit wird die E-Mobilität endgültig erschwinglich und zur bestimmenden Antriebstechnologie“, so Thomas Schmall.

18.000 Schnellladepunkte bis 2025 in Europa

Thema sei zudem ein eigenes Schnellladenetz von VW. Unter der Federführung von Audi, Porsche und IONITY soll ein exklusives Schnellladenetzwerk entstehen, welches der anspruchsvollen Kundschaft gerecht wird. Feststeht bereits, der weltweite Ausbau des öffentlichen Schnellladenetzes wird durch Volkswagen energisch voran getrieben. In Europa hat das Unternehmen dazu Kooperationen mit den Energieunternehmen BP (Großbritannien), Iberdrola (Spanien) und Enel (Italien) vereinbart.

Bis 2025 will das Unternehmen im Verbund mit Partnern rund 18.000 öffentliche Schnellladepunkte in Europa betreiben. Das entspricht einer Verfünffachung des Schnellladenetzes gegenüber heute und rund einem Drittel des für 2025 prognostizierten Gesamtbedarfs auf dem Kontinent. Im Detail plane VW den Ausbau der Schnelllade-Offensive wie folgt: Gemeinsam mit BP will Volkswagen europaweit rund 8.000 Schnellladepunkte aufbauen. Die Schnelllader mit 150 kW Ladeleistung werden an insgesamt 4.000 Tankstellen von BP und ARAL entstehen, ein Großteil davon in Deutschland und Großbritannien.

Für Spanien sei man eine Kooperation mit Iberdrola eingegangen. Dort soll die Ladeinfrastruktur vor allem an den Hauptverkehrsachsen erschlossen werden. In Italien will Volkswagen mit Enel kooperieren, um das Schnellladenetz sowohl an Autobahnen als auch im städtischen Raum auszubauen. Für das Gesamtprogramm in Europa wird Volkswagen bis 2025 circa 400 Millionen Euro aufwenden. Weitere Umfänge werden von externen Partnern getragen.

Auch in den USA und China baut Volkswagen das öffentliche Schnellladenetz aus. Electrify America plant bis Ende des Jahres rund 3.500 Schnellladepunkte in Nordamerika. In China plant Volkswagen über das Joint-Venture CAMS mit insgesamt 17.000 Schnellladepunkten bis 2025. VWs E-Offensive scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein.

Volkswagen macht das E-Auto zum Teil des Energiesystems

Zudem strebe VW die Integration des E-Autos in das private, geschäftliche und öffentliche Energiesysteme ein. Regenerativer Strom aus der Solaranlage kann dann im Fahrzeug gespeichert und bei Bedarf wieder in das Hausnetz zurückgespeist werden. Damit machen sich Kunden nicht nur unabhängiger vom öffentlichen Stromnetz, sondern sparen auch Kosten und CO2. Bereits ab 2022 sollen Modell auf Basis des MEB Elektro-Baukastens diese Technologie unterstützen.

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Volkswagen wird außerdem ein Gesamtpaket mit allen Modulen und digitalen Diensten anbieten – von der bidirektionalen Wallbox bis zum Energiemanagement. Die Technologie soll zudem bald im größeren Maßstab zum Einsatz kommen – etwa in Wohnanlagen, Unternehmen oder im allgemeinen Stromnetz.

Quelle: Volkswagen AG – Pressemitteilung vom 15. März 2021

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Heiko:

solche Daten lesen sich toll, für ein E-Auto. Dann ist es für mich interessant.
Aber da Deutschland keine Rolle spielt auf dem Weltmarkt, glaube ich leider nicht, dass mal eine brauchbare Karosse gebaut wird. mit diesen merkwürdigen tiefergelegten Hochsitz-SUV-coupé-crossover-Limousinen im Handtaschenormat kann ich nichts anfangen. für mich bitte einmal E-klasse Kombi Format auf elektrisch ☝️

Harry:

wir sollten 2gleisig laden zum einen Schnelllader zum anderen Wechselakkus die langsam geladen werden können ,und das bringt zusätzliche arbeitsplätze

Silverbeard:

Ich denken, dass Tesla die Zellen problemlos verbrauchen kann. Der Semi soll etwa 500kWh bekommen. Dann ist da auch noch der Cybertruck, der bestimmt auch mehr als 100kWh Akku erhält. Das Model S mit den neuen Zellen soll einen WLTP über 800km haben, dass dürfte auch nicht mit 100kWh zu schaffen sein, trotz cw-Wert von knapp unter 0,21. Auch der Roadster 2.0 wartet nur auf die neuen Zellen und soll etwa 200kWh Kapazität erhalten.
Und wenn dann noch was übrig ist, kann das in die stationären Speicher eingebaut werden. Da ist zur Zeit der Bedarf auch grösser als das Angebot.

Silverbeard:

Also ich sehe nur, das ein id.3 eine Klasse kleiner ist als das Model 3, viel schlechtere Werte beim Laden, Beschleunigen und der Höchstgeschwindigkeit hat und mit ähnlicher Ausstattung mindestens gleichviel kostet, dafür aber nicht auf so ein großartiges Ladenetz wie ein Tesla zurückgreifen kann… Und mit dem grossen Akku nur Platz für 4 Personen bietet.
Ob die Preise irgendwann mal gesenkt werden… schaun mer mal.

Andreas:

Die recht konkrete Ankündigung nächstes Jahr das Vehicle to Grid zu starten halte ich für eines der bemerkenswertesten Themen dieses Vortrages. Das wird noch richtig spannend, da steckt die Disruption drin. Diese Zusatznutzung macht die E-mobilität überhaupt erst zu etwas wirklich fortschrittlichem.
Auf die Reaktion der Energiemonopolisten bin ich gespannt, sind ja jetzt keine grünen Ökospinner, die damit um die Ecke kommen.

Farnsworth:

Da bin ich wohl eher der Pragmatiker. Alufelgen sind mir sowas von schnuppe. Ich will damit nicht angeben, sondern von A nach B kommen. Beim Up habe ich die extra genommen, da es die schmalsten Reifen waren und somit die Stirnfläche verkleinern.

Der größere Akku: Überflüssig. Ich musste im letzten Jahr auf <1% meiner Fahrten mit dem E-Up unterwegs nachladen. Mit dem kleinsten ID.4 wahrscheinlich nie. Warum sollte ich für ein Feature, was ich fast nie benutze Geld ausgeben?
Wichtiger wäre mir die 100kW Schnelladefähigkeit, damit man im Fall der Fälle schneller nachladen kann. Der Aufpreis ist auch geringer. Ob sich die Wärmepumpe rechnet? Evtl. noch eine andere Farbe. Das war es dann auch. Und selbst wenn: Deine 47.000€ sind immer noch weniger als 58.000€.

Wie gesagt: es mag Leute geben, denen das reicht. Ich bin auch kein VW Fanboy. Ein Tesla werde ich auch als nächstes Auto in Betracht ziehen. Eigentlich dachte ich auch, dass ich statt des Ups ein Zoe oder Model 3 kaufe, aber Verschiebung von Prioritäten haben halt dazu geführt, dass ich mir einen E-Up gekauft habe. Lieber weniger Auto, aber dafür eher elektrisch fahren.

Ja, ein Tesla ist schon ein heißes Teil, aber früher sind ja auch nicht alle Porsche gefahren.

Farnsworth

Mark Müller:

VW verkauft pro Jahr etwa 10 Mio. oder so. Aber das war nicht die Frage.
Die Frage ist: Haben die deutschen Hersteller nun alles falsch gemacht in Sachen Elektro-Mobilität, wenn sie dieses Jahr im eigenen Land einen Anteil von etwa 70% (bei den BEV) haben und in Europa (einem der 2 wichtigsten Märkte für BEV) 2020 mit Abstand an der Spitze waren und ein Mehrfaches der Amerikaner verkauft haben? Bitte beantworten Sie diese Frage.

KaiGo:

Was man weiß ist, dass VW die OTA Software fertig hat und die neuesten Fahrzeuge auch schon mit dieser ausgeliefert werden. Ab Sommer will VW alle 3 Monate ein Update liefern. Was der Elektro-Vorstand zum Beispiel im Interview mit Nextmove sagt war, dass die Ladekurve erstmal recht konservativ and auf Sicherheit ausgelegt wurde. Gleichzeitig wurde in Aussicht gestellt, dass vielleicht schon Ende 2021 mehr Ladeleistung möglich ist. Ob das für die bereits ausgelieferten Fahrzeuge auch freigeschaltet wird, hat er nicht gesagt.
Das ist das bekannte.

Ich denke wir können generel damit rechnen, dass die ID Modelle mit der Zeit günstiger werden und mit VW eigenen Akkus ausgeliefert werden. Letztlich müssen die Zellen ja nur in das Package passen und vorne 400V raus kommen.

Anonymous:

Schön beobachtet – im deutschen Markt.
Dazu sage ich mal durch meine Tesla Enthusiastenbrille folgendes:
Tesla hat 2020 500.000 Fahrzeuge verkauft:
Das sind pro Monat durchschnittlich 41.666
Wie Sie bei diesen Zahlen ihre 4500 Amerikanischen Verkäufe unterbringen bleibt Ihnen überlassen – und PS ich fahre einen VW – sehe aber auch durchaus aufmerksam über den deutschen Tellerrand hinaus.

Wolfbrecht Gösebert:

„Selbst wenn Tesla in 2025 800GWh bauen will, die kriegen keine 8 Millionen PKW im Jahr gebaut. Das wäre 16x so viel wie 2020 wo sie gerade eben 500.000 auf die Straße bekommen haben.“

Du kennst die 2er-Potenzen 2021–>25: 1–2–4–8–16 Mio? :)
Aber im Ernst, Du hast doch schon die Auflösung des Rätsels:

„Vielleicht brauchen sie die Kapazität auch für den Semi.“

Ja, mal ganz davon abgesehen, dass das schon „die Auflösung“ sein könnte, würden sich »Übermengen« von 4680ern doch sicher leicht weiterverkaufen lassen :P

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