Das Verbrenner-Aus der EU stärkt die deutsche Autoindustrie

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Das geplante Verbot des Verkaufs von Benzin- und Dieselautos ab 2035 sorgt in Deutschland für Kontroversen. Ein neues Strategiepapier von mehreren Forschungsinstituten in Deutschland, England, Kanada und der Schweiz legt nahe: Das Ende des Verbrennungsmotors würde Deutschlands Autobranche stärken – nicht schwächen, wie manche nicht müde werden zu behaupten.

Die Erkenntnisse des aktuellen Papiers wollen wertvolle Impulse liefern für die politische Debatte im Nachgang der Bundestagswahlen und für die künftige Bundesregierung. Das „Policy Paper“, das von Forschenden aus sechs Forschungseinrichtungen verfasst wurde, empfiehlt der Politik, an den bestehenden Plänen der EU festzuhalten. Die Analyse, an der auch das German Institute of Development and Sustainability (IDOS) beteiligt ist, argumentiert: Ein Festhalten an der Umstellung auf Elektromobilität sei langfristig im Interesse der deutschen und europäischen Automobilindustrie.

Denn während der Wandel in der Automobilindustrie zweifellos eine große Umwälzung darstelle, sei er zugleich unvermeidlich. Eine Verzögerung würde deutschen Herstellern nur schaden – und stattdessen den Vorsprung der Konkurrenz aus China und anderen Ländern nur weiter vergrößern.

Investitionssicherheit statt Unsicherheit

„Das Beste, was die Politik tun kann, ist, Investitionssicherheit zu gewährleisten und am europäischen Zeitplan des Ausstiegs aus dem Verkauf von Verbrennungsmotoren festzuhalten“, sagt Professorin Karoline Rogge von der University of Sussex, die das Strategiepapier koordinierte. Das Ende des fossilen Verbrenners ab 2035 bringe strategische Klarheit, vermeide Fehlinvestitionen und erleichtere Innovation. Ein Kurswechsel hingegen würde der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autobranche schaden.

Die Autor:innen des Berichts fordern zudem gezielte Maßnahmen für betroffene Zulieferer und Beschäftigte. Prof. Adrian Rinscheid von der Universität St.Gallen schlägt vor, Weiterbildungsmaßnahmen und Programme zur beruflichen Neuorientierung zu stärken. Zudem sollten Forschungs- und Innovationsförderung für Zulieferer zur Umstellung auf E-Mobilitätskomponenten und Unterstützung bei der Diversifizierung bereitgestellt werden.

Der Wandel der Industrie braucht gezielte Maßnahmen

Besonders wichtig sei es, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu sichern. „Wer eine klare wirtschaftliche Perspektive für Arbeitnehmer und Unternehmen schafft, gewinnt auch die gesellschaftliche Unterstützung für den Wandel“, sagt Rinscheid. Anstatt die bestehenden Ausstiegsziele abzuschwächen, wie es zuletzt immer wieder diskutiert wurde, sollten die politischen Entscheidungsträger:innen den Strukturwandel aktiv begleiten.

„Ausstiegspolitik allein reicht nicht aus, um Europas Führungsrolle im globalen Wettlauf um Netto-Null-Emissionen zu sichern“, betont Dr. Nicholas Goedeking vom IDOS. Ein umfassendes politisches Konzept sei nötig, um die europäische Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten.

Quelle: IDOS – Pressemitteilung vom 21.02.2025 / Mit Verbrennerausstieg in die Zukunft: Empfehlungen zur Stärkung der europäischen Automobilindustrie (PDF)

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Sascha:

Naja, 400km elektrisch ist doch etwas too mutch, m.M. nach, das ist ja schon der jetzige Durchschnitt in der Mittelklasse!
Das hiesse ja, die jetzigen BEV-Batterien + Verbrenner und Tank, was sollen die dann wiegen? 2t??
Ich denke, 200km elektrische Reichweite wären durchaus ausreichend für die allermeisten Fahrten, dazu dann noch z.B. 10-20L Sprit+Verbrenner, dann würde das Gewicht nicht ganz so abheben!

Nostradamus:

„Das Verbrenner-Aus der EU stärkt die deutsche Autoindustrie“?
Diesen Satz kann man auf die reale Sprache wie folgt übersetzen: Die Deutschen sollen weiter üben, E-Autos zu machen, um eines Tages die Chinesen zu besiegen. Das ist eine Denkweise auf Grundschule-Niveau! Null Tiefe, null Strategie, null Realität! Begründung: In demselben Satz fehlt nur eines – wie kann die deutsche Autoindustrie überleben, bis dieses Ziel erreicht wird?

Steph:

Mit großen Beträgen zu argumentieren ohne sie ins Verhältnis zu setzen ist Populismus – KEINE Meinung, denn es fehlt das Fundament.

Einfach „NEIN“ zu dem zu sagen, was etliche Forscher und Wissenschaftler (MIT Fundament) sagen, trifft leider einen aktuell zu häufig vorzufindenden Zeitgeist:
„das haben wir schon immer so gemacht“, „vor Veränderungen habe ich Angst, denn meinen Wert kenne ich nur in der alten Welt“ – und vor allem: „meine Wahrheit ist das, was ich einfach glauben kann und was mir in den Kram passt – mich tiefer gehend mit etwas zu beschäftigen, um es besser zu verstehen, dauert mir zu lange – da gehe ich lieber nach der Maßgabe: eine starke klare und einfache Behauptung braucht kein echtes Fundament“ – oder anders gesagt: mehr Schein als Sein, Persönlichkeitsethik vor Charakterethik.

Grüße und ganz viel Hoffnung, dass sich die Menschheit wieder in die Richtung von Wissen schaffen, selbst Verantwortung übernehmen und Kooperation leben, bewegt

Peter:

20Mrd. ist doch ein nix, fossile Energie wird in DE mit 360Mrd./a subventioniert, allein die Dieselsubvention beträgt 8Mrd./a
btw.: bei armortisierten Atomkraftwerken kostet die kWh inkl. Entsorgung 0,92€/kWh und bei wind und Solar sinds 0,08€/kWh

Kai:

Der ideologiegetriebene Irrsinn ist allerdings nicht die Elektromobilität, sondern die seltsame Vorstellung, dass Technologieoffenheit bedeuten würde, dass man eine völlig veraltete Verbrennertechnologie mit geringem Wirkungsgrad mit E-Fuels, die an anderer Stelle sinnvoll sind, am Leben halten müsste/könnte.

Sledge:

Der Zubau an Atomenergie betrug im Jahr 2024 schmale 4 GWh.

Das ist nicht massiv, das ist lächerlich wenig.

John Blazkowicz:

Ich werde noch lange Verbrenner fahren. Habe mir erst letztes Jahr einen Golf 8 GTD geholt, den ich mindestens die nächsten 20 Jahre fahren werde. Bin so zufrieden mit dem Auto, wieso soll ich mir was anderes holen, sehe ich gar nicht ein.

Robert:

Das sogenannte Verbrennerverbot war eigentlich als Klarheit für die Autoindustrie gedacht damit sie endlich Planungssicherheit haben.
Wenn das verzögert oder ageschafft wird haben sie eben keine Planungssicherheit mehr, und das wird unweigerlich zum Untergang der Deutschen und auch der europäischen Autoindustrie führen

Michael:

Das stimmt. Rangeextender und PHEV können sinnvoll sein. Ebenso E- Fuels, aber auch langstreckenfähige Diesel. siehe Toyota

Michael:

Öl gibt es genug. Wenn wir es nicht nutzen, wird es anderweitig in Wohlstand umgewandelt.

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