Viel Kritik an VDI-Studie zu Ökobilanz von E-Autos

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Die im Dezember veröffentlichte Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) „Wann wird Autofahren grün“ zur Ökobilanz von Elektroautos ist auf viel Kritik gestoßen. An mehreren Punkten seien sehr pessimistische Parameter zu Ungunsten des Elektroautos verwendet worden. Der Studie nach sind Elektroautos zwar immer noch deutlich klimafreundlicher als ein Verbrennerfahrzeug, frühestens aber erst ab 65.000 Kilometern, bei Nutzung des derzeit üblichen Energiemixes erst nach 90.000 Kilometern. In anderen Studien haben E-Autos bereits ab 20.000 bis 30.000 Kilometern einen Klimavorteil. Die Automobilwoche hat nun die gravierendsten Kritikpunkte an der VDI-Studie zusammengefasst.

Kritikpunkt: Zu negative Annahmen für Batterien

Bei den Klimaauswirkungen der Fahrzeugakkus rechnet die VDI-Studie mit 105 Kilo CO2 pro Kilowattstunde, was in etwa dem negativsten angenommenen Wert in der Literatur entspricht. Andere Studien kommen jedoch auf Werte von bis zu 61 Kilo CO2 pro Kilowattstunde. Kritiker bemängeln, dass der VDI auf seinen Annahmen der Vorstudie im Jahr 2020 beharre und die jüngeren Verbesserungen in der Batterietechnologie vernachlässige.

Kritikpunkt: Zu positive Annahmen für Verbrenner-Verbrauch

Kritiker bemängeln an der VDI-Studie, dass für die Berechnungen der Klimaauswirkungen von Verbrennerfahrzeugen zu optimistische Werte verwendet worden seien. So wurde für einen Golf mit 2-Liter-Dieselmotor ein Verbrauch von lediglich 3,6 Litern Diesel auf 100 Kilometer angenommen. Ein Blick in Portale wie Spritmonitor zeigt, dass solche Werte mit der Realität selten etwas zu tun haben.

Kritikpunkt: Falsche Annahmen zum Kohlestrom-Anteil

Der VDI berechnet bei einer steigenden Anzahl von Elektroautos einen steigenden Anteil von Kohlestrom in den Strommix ein. Anstatt den derzeit knapp 400 Gramm CO2 pro Kilowattstunde rechnet die Studie mit einer CO2-Emission von 750 Gramm – das ist fast doppelt so viel wie der aktuelle Energiemix in Deutschland. Dies ist aber laut Kritikern irreführend, da der Anteil der regenerativen Energien durch Elektroautos sogar höher werden könne, weil diese bedarfsgerecht geladen werden könnten. „Wenn zudem künftig der Anteil von bidirektional nutzbaren E-Autos noch zunehme, können E-Autos zu einer wichtigen Säule der Energiewende werden“, schreibt die Automobilwoche.

Kritikpunkt: Recycling bleibt unberücksichtigt

Zwar erwähnt der VDI die Möglichkeit, dass das Recycling vor allem der Batterien die Klimabilanz des Elektroautos weiter verbessern könnte, berücksichtigt dies trotz bereits existierender Projekte auch zum Second Life von Batterien in den Berechnungen jedoch nicht.

„Fest steht somit, dass die VDI-Studie nur einen Zwischenstand beim Ringen zwischen E-Mobilität und Verbrennerwelt darstellt“, schreibt die Automobilwoche dazu – und das offenbar mit Annahmen, die die Verbrennerwelt besser und die Elektroautos schlechter dastehen lassen, als es die Faktenlage zulasse.

Umwelt-Blogger Jan Hegenberg (Graslutscher) schrieb daher bissig, aber treffend über die VDI-Studie: „Wenn Batterien viel klimaschädlicher wären als sie sind, der Strommix viel schmutziger wäre als er ist und Verbrenner viel sparsamer gefahren würden als es der Fall ist, dann wären beide Antriebsarten etwa gleich gut.“

Quelle: Automobilwoche – „Kontroverse um VDI-Veröffentlichung: Ökobilanz-Studie schlägt hohe Wellen“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Ulli der Eracer:

Die Deutschen Hersteller tricksen doch seit Jahren um ihren angeblichen Vorsprung auf dem Papier zu behaupten. Aber Papier ist bekanntlich geduldig und auch hier werden sich für diese Studie sicher wieder Geldwegewungen nachweisen lassen, die belegen würden wer da als Auftraggeber hinter steckt. Und wenn ich höre Verband Deutscher Ingenieure kann es aber auch einfach an deren Unfähigkeit liegen. Auf jeden Fall sehen unsere arroganten und immer bis in den Himmel gelobten Autobauer ihre Fälle davon schwimmen, denn der chinesische Markt ist schon massiv weggebrochen. Und der Europäische wird folgen. Ich kaufe mir schon seit Jahren nur noch Japanische Autos, da dort anscheinend noch ein Ehrgefühl besteht wenn man für sein Produkt verantwortlich zeichnet. In Deutschland regiert doch noch nur das Dollarzeichen in den Augen der Verantwortlichen und wenn es mal nicht so läuft, springen doch die netten Politiker mit unseren Steuergeldern mit neuen Subventionen in die Presche. Ich unterstütze diese Art von staatlich geführten Betrieb nicht mehr. Wir bezahlen ja eh schon den aufgeblähten Beamtenstaat mit unseren Steuern, statt mal das Bildungssystem und andere Versäumnisse in unserem Land auf Vordermann zu bringen. Aber dafür müssten so viele von den aktuellen korrupten Köpfen erst mal rollen, so schnell würde der Scafsrichter seine Axt garnicht nachschätfen können.

Matthias Geiger:

Der VDI kann rechnen wie er möchte, das E-Auto wird kommen. Die öffentlichen und privaten Ladestationen werden immer häufiger mit PV-Anlagen betrieben und Akku gepuffert. Die Akkus werden ein zweites Leben (stationärer Betrieb) haben und die Recyclingquote immer weiter zunehmen. Die Verwendung seltener Erden wird abnehmen und die Energiedichte zunehmen bzw. das spezifische Gewicht abnehmen. Der E-Motor ist äußerst zuverlässig mit hohem Wirkungsgrad und geringem Serviceaufwand. Auch die Anzahl der Teile im E-Auto ist geringer als beim Verbrenner. Dies wird vielen Marktteilnehmern nicht schmecken und dennoch wird es sich durchsetzen.

Frank:

Ich schaffe in Norwegen ohne Pause 900km im Winter in 14 Std. und mit E-Auto ist das also so einfach, wusste ich nicht und warum die Norweger immer fliegen, die könnten doch einfach mit den E-Auto fahren.

Frank:

Ich habe nur mit den laden Probleme, 11kW on Board Lader, wenn ich in den nächsten Ort fahre zum laden und eine Stunde warte habe ich 70km zusätzliche Reichweite minus den 16km sind es nur noch 54km, dazu habe ich keine Lust ich muss früh wieder raus und kann nicht 5,6 Std. warten.
Aber ohne laden sind die BEV super.

Wolfbrecht Gösebert:

„… die paar CNG-Fahrzeuge, die noch rumfahren, sind zumindest nicht ganz so schädlich wie die anderen Verbrenner.“
Ja, ganz einverstanden – nur ging es mir eben darum, auf den grundsätzlichen FALSCHAUSSAGEN-Trick hinzuweisen, CNG-Fahrzeuge seien *klimaneutral* –> mit viel Mühe sind sie vielleicht *CO₂-neutral* unterwegs, aber u.a. wg. der weiteren Verbrennungsabgase (z.B. NOx) sind sie dabei eben NICHT klimaneutral – was einen systemischen Unterschied darstellt, den ich persönlich – auch künftig für vielleicht ganz andere Techniken – wichtig finde!

Ioniq Knechter:

@Frank sich das stimmt so pauschal nicht. Weiß auch nicht woher du das Fakt aufgenommen hast.
Viele, sehr viele E Autos haben schon mehr als 500T km auf der Uhr mit original Zustand.
Natürlich gut es vorher Ausfälle, wie bei den Verbrennern auch.
Alles kann man bei YouTube anschauen.
Informieren… Aber richtig

Ioniq Knechter:

@Frank… Ja genau… Sagen die..
Wenn man sich nicht richtig mit der Materie beschäftigt.
Wie sind alle mit Verbrenner fahrweisen erzogen worden. Nur E Autos muss man aber etwas anders bedenken u fahren.
Ich glaube kaum jemand wird länger als 250km am Stück fahren ohne Biopause u dann gilt… steht er läd er…
Und in wenigen Minuten ist auch schon für die nächsten 250-300 km, bis zur nächsten Bio Pause, nachgeladen.
Pausen sind nützlich für konzentriertes u sicheres fahren.

Ioniq Knechter:

@Frank es fahren im tiefsten Winter bei 28 Grad minus so viele E Autos zum Nordkap zb. Ioniq VfL mit 28 kWh Akku (schon mit einer der kleinsten) und die kommen nach 4000 km und 5 Tagen Reisezeit an. Verstehe nicht wie die das wohl geschafft haben? Ironie Off.. Selbst in Norwegen fahren bei noch viel tieferen Temperaturen E Autos problemlos. Wo liegen denn deiner Meinung nach die Probleme?
Preise… Es gibt genug günstige gebrauchte
Akkukgroße… Auch mit kleineren Akkus kann man bis ans Nordkap fahren(siehe oben oder bei YouTube)
Ladesäulen…. Gibt es am allen Fernreiserouten, alle paar km. Selbst in etwas größeren Ortschaften sind einige Lademöglichkeiten.
Lademöglichkeit Zuhause… Entweder Zuhause an der Schuko Steckdose oder beim A Geber (kommt auf seine sozial Einstellung an)
Ladezeit…. Die hängt von mehreren Faktoren ab. Meisten kürzer als 30 min

Das Problem liegt in den Köpfen der verweigerer u zögerer…
Denn..
diese Sprüche werden sich einst einreihen in die Reihe vom Vorhersagen, die alle eingetreten sind, wie:
“Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an das Pferd.” – Kaiser Wilhelm II., 19051
“Es gibt weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer.” – Thomas J. Watson, Präsident von IBM, 19432
“Wer zum Teufel will schon Schauspieler sprechen hören?” – Harry M. Warner, Mitbegründer von Warner Brothers, 1927
Wählscheibentelefon, Telefonzelle, Farbfernseher, Flachbildschirm, Fax

DR. ULRICH SANCKEN:

Das wäre ja noch so gerade eben zu ertragen. Aber machen wir uns nichts vor, nicht einmal beim Status quo soll es ja nach den letzten Wahlumfragen bleiben (klare absolute Mehrheit AFD, CDU/CSU). Dieser Film heißt nicht „Zurück in die Zukunft“, sondern „Vorwärts in die Vergangenheit“. Ich fand den ersten Film schon ziemlich dünn, den zweiten werde ich mir wohl nicht antun.

Gastschreiber:

Also die Chinesen, wenn es um BEVs geht, die man hierzulande fahren kann, zeigen nicht, dass jemand mühelos vorbeizieht.

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