Trump pausiert neue Zölle, aber Autozölle bleiben

Cover Image for Trump pausiert neue Zölle, aber Autozölle bleiben
Copyright ©

Jonah Elkowitz / Shutterstock.com

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Donald Trump hat überraschend einen Teil seiner gerade eingeführten Handelspolitik gestoppt. Statt wie angekündigt hohe Zölle auf Waren aus vielen Ländern dauerhaft zu verlangen, verkündete der US-Präsident eine 90-tägige Pause. Während dieser Zeit soll ein einheitlicher Satz von zehn Prozent gelten – zumindest für einen Großteil der betroffenen Länder. Für China gilt diese Erleichterung jedoch ausdrücklich nicht. Im Gegenteil: Für chinesische Produkte steigt der Zollsatz weiter an und liegt nun bei 125 Prozent.

Mit der Entscheidung reagierte Trump auf die heftigen Ausschläge an den internationalen Börsen. In den Tagen zuvor hatten seine Ankündigungen neue Unsicherheit auf dem Markt ausgelöst. Unternehmen und Investoren wussten nicht, was als Nächstes kommen würde. Jetzt rudert Trump zurück. Ziel der Pause sei es, mit den betroffenen Staaten neue Gespräche zu führen, um Handelsbarrieren abzubauen, wie seine Sprecherin erklärte.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Die Kurse an den US-Börsen zogen deutlich an. Aktien von Autokonzernen wie Ford und General Motors stiegen stark, auch Tesla profitierte. Der S&P 500 machte Verluste der vergangenen Tage zum großen Teil wieder wett. Marktbeobachter sehen in Trumps Kurswechsel ein Zeichen, dass er auf wirtschaftlichen Druck reagiert. Doch nicht alle Branchen können aufatmen. Besonders die Autoindustrie trifft es weiterhin hart.

Denn die Zölle auf importierte Autos und Teile bleiben trotz der allgemeinen Pause bestehen. Diese Sonderabgaben in Höhe von 25 Prozent betreffen unter anderem Fahrzeuge aus Kanada, Mexiko und der Europäischen Union. Für viele Unternehmen bedeutet das weiterhin hohe Kosten und Unsicherheit in der Planung. Zwar gibt es Ausnahmen für bestimmte Waren, die den Vorgaben des nordamerikanischen Handelsabkommens entsprechen, doch die Regelungen sind komplex und nicht für alle Hersteller vorteilhaft.

Branchenverbände warnen seit Langem vor den Folgen. Die Lieferketten seien eng verzahnt, Produktionsprozesse grenzüberschreitend organisiert. Werden Komponenten durch Zölle künstlich verteuert, steige der Druck auf die Unternehmen. Patrick Anderson vom gleichnamigen Wirtschaftsinstitut rechnet mit Preisaufschlägen von mehreren Tausend Dollar pro Auto. Besonders bei günstigen Modellen könne das viele Käufer abschrecken.

In den sozialen Medien verteidigte Trump seinen Schritt als flexible Maßnahme. Er wolle keinen Schaden anrichten, sondern bessere Bedingungen für die USA erreichen. Seinen Worten zufolge hätten sich mehr als 75 Länder seit der ersten Ankündigung an Washington gewandt, um zu verhandeln. Finanzminister Scott Bessent sieht darin einen Erfolg: Die US-Regierung habe ihre Verhandlungsmacht unter Beweis gestellt.

Nicht nur Demokraten werfen Trump Planlosigkeit vor

Innerhalb der USA stößt Trumps Vorgehen aber auch auf Kritik. Demokraten werfen ihm Planlosigkeit vor. Senator Chuck Schumer bezeichnete die Entwicklung als chaotisch. Die Regierung ändere fast täglich ihre Haltung, ohne klares Ziel oder eine durchdachte Strategie. Auch innerhalb des Weißen Hauses soll es unterschiedliche Meinungen über die Zollpolitik geben. Vertreter der Autoindustrie hoffen nun auf weitere Ausnahmen. Viele Unternehmen fürchten, dass bestehende Zölle auf Komponenten und fertige Autos ihre Lieferketten gefährden. Laut dem Verband MichAuto müsse dringend verhindert werden, dass diese Strukturen auseinanderbrechen. Auch Analysten warnen vor Preiserhöhungen: Einige sprechen von bis zu 5000 Dollar (ca. 4500 Euro) Aufschlag für günstige Modelle, im Einzelfall sogar bis zu 20.000 Dollar (ca. 18.200 Euro) für importierte Autos.

Trump ließ offen, ob es künftig Ausnahmen für bestimmte Firmen geben könnte. Er wolle sich jeden Fall genau anschauen und instinktiv entscheiden, so seine Aussage. Die Märkte dürften diese vage Ankündigung dennoch als positives Signal interpretieren. Einige Beobachter vermuten, dass der Präsident besonders auf die Entwicklung der Anleihemärkte reagiert habe. In der Nacht vor der Entscheidung sei dort Nervosität spürbar gewesen, sagte Trump. Nun sei alles wieder in Ordnung. Mit solchen Kommentaren versuchte er offenbar, Zuversicht zu verbreiten und Vertrauen in seinen Kurs zu schaffen.

Auch wenn die kurzfristige Pause für Entspannung sorgt, bleiben viele Fragen offen. Die Autoindustrie steht weiterhin unter Druck – nicht zuletzt, weil gerade sie von Trumps Kurs bislang kaum profitiert.

Quelle: Manager Magazin – Trump kündigt 90-tägige Verschnaufpause an – außer für China / Automotive News – Trump pauses reciprocal tariffs on most countries; auto tariffs still in effect, White House says

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


PhiGo:

Die Ära Trump wird als einer der beeindruckendsten Wirtschafts-Coups aller Zeiten in die Geschichte eingehen.

Börsenmanipulation, Insider-Handel, Rohstoffe ergaunern usw. und das öffentlich und ohne nennenswerte juristische Konsequenzen.
Da machen sich ein paar Dutzend Kumpanen ungeniert die Taschen voll und kommen damit durch, während Hunderttausende jeden Cent zweimal umdrehen müssen.

Als Krönung gibt es dafür noch tosenden Applaus von großen Teilen des anscheinend digital restlos verblödeten Volkes, die sich geblendet von suggerierten obskuren Angstszenarien ihren Emotionen überlassen, die den letzten Funken Verstand zur Seite drängen.

Zum Ende werden ein paar unbedeutende Köpfe rollen, der Gerechtigkeit wurde Genüge getan.

Chapeau, ein Meisterstück.

Demnächst auch bei uns?

Daniel W.:

Donald Trump – der launenhafte König von Amerika und alle sollen vor seinem Thron kriechen.

Soweit kommt es, wenn viele Leute einem Lügner glauben, der sich als Messias aufspielt.

Da kann man nur hoffen, dass Alice Weidel nicht die Königin von Deutschland wird.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Michael Neißendorfer  —  

Weltweit steigt der Anteil von E-Autos an Neuwagenverkäufen von 20 auf 25 Prozent, trotz Wachstumsschwäche in wichtigen Märkten.

Cover Image for Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem EV5 bringt Kia ein weiteres E-Auto in das beliebte Kompakt-SUV-Segment, die größte und am schnellsten wachsende Fahrzeugklasse in Europa.

Cover Image for Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Wolfgang Plank  —  

Erfreulich gegen den Trend ist der Mazda 6e in Sachen Karosserie unterwegs. Leider muss man sagen aber auch bei der Ladeleistung.

Cover Image for Verkehrswende-Radar: weniger Verkehr, mehr E-Autos

Verkehrswende-Radar: weniger Verkehr, mehr E-Autos

Michael Neißendorfer  —  

Mehr E-Autos, mehr Schnelllader, während der Verkehr schrumpft. Ein neuer Agora-Radar zeigt, wo Deutschland bei der Mobilitätswende wirklich steht.

Cover Image for Spedition Nanno Janssen will nur noch E-Lkw beschaffen

Spedition Nanno Janssen will nur noch E-Lkw beschaffen

Michael Neißendorfer  —  

Ganz oder gar nicht ist das Motto bei der Spedition Nanno Janssen, die sich komplett der Elektromobilität verschrieben hat – bis auf eine Ausnahme.

Cover Image for Bentley stellt mit EXP 15 seine vollelektrische Luxus-Studie der Zukunft vor

Bentley stellt mit EXP 15 seine vollelektrische Luxus-Studie der Zukunft vor

Michael Neißendorfer  —  

Spannend ist, dass der EXP 15 eine sehr ähnliche Designrichtung einschlägt wie Jaguars kürzlich präsentierte E-Limousinen-Studie Type 00.