Toyota-Chef hält Elektroautos für einen gefährlichen Hype

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Toyota

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Die Automobilwelt wird immer elektrischer – dank technologischer Fortschritten, die Elektroautos immer günstiger werden lassen, und Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt, deren Gesetze langsam aber sicher auf ein generelles Verbot von Benzinern und Dieseln hinauslaufen. Der Chef des größten Autoherstellers der Welt hält dies alles nur für einen gefährlichen Hype. „Das derzeitige Geschäftsmodell der Autoindustrie wird zusammenbrechen“, warnte Toyota-Präsident Akio Toyoda, sollte die Branche zu schnell auf Elektroautos umstellen. Dabei verbreitete Toyoda auch einige nachweisbar falsche Informationen über Elektroautos

Bei einer Pressekonferenz sagte Toyoda, ein Enkel des Gründers des Autoherstellers, Kiichiro Toyoda, dass ein Land wie Japan im Sommer keinen Strom mehr übrig haben würde, sollten alle Autos mit Strom betrieben werden. Eine Infrastruktur, die für eine 100-prozentige Elektro-Flotte benötigt wird, würde Japan zwischen 14 Billionen und 37 Billionen Yen (110 bis 292 Milliarden Euro) kosten, schätzte er. Und der größte Teil des Stroms des Landes werde zudem durch die Verbrennung von Kohle und Erdgas erzeugt, was der Umwelt nicht unbedingt zugute kommt.

Je mehr Elektroautos wir bauen, desto höher wird der Ausstoß von CO2“, meinte Toyoda auf der Veranstaltung als Vorsitzender der Japan Automobile Manufacturers Association. Mehrere Studien haben Aussagen wie diese bereits als eindeutig falsch entlarvt. Toyodas im Nachgang weltweit scharf kritisierten Kommentare kamen nur wenige Wochen, nachdem die japanische Regierung einen Plan zum Verbot neuer Verbrenner ab 2035 vorgeschlagen hatte, der ähnliche Schritte etwa der britischen Regierung und des Bundesstaates Kalifornien widerspiegelte.

Toyota ist führend bei Hybridautos, die nach dem Plan der japanischen Regierung weiterhin zugelassen wären, und setzt stark auf Wasserstoff als alternativer Antrieb, nicht nur bei Pkw, sondern auch bei Bussen und Schiffen. Das Unternehmen kann jedoch noch kein vollelektrisches Fahrzeug für den weltweiten Massenmarkt vorweisen. Toyodas Äußerungen haben in der Branche für viel Verwirrung gesorgt. Im vergangenen Monat noch lobte Toyoda großzügig Teslas Führungsrolle im Bereich der Batterie-Elektroautos und sagte, dass Toyota viel von Elon Musk lernen könne. Er sei jedoch zuversichtlich, dass sich Toyota mit seinem vielfältigen Produktmix langfristig durchsetzen werde.

Trotz Toyodas offensichtlicher Abneigung gegenüber einer schnellen Transformation hin zu Elektroautos investiert sein Unternehmen stark in diese Antriebsart. Toyota plant, in den nächsten zehn Jahren mehr als 11 Milliarden Euro in die Elektrifizierung zu investieren, da das Unternehmen bis spätestens 2030 einen Absatz von 4,5 Millionen Hybridautos und einer Million vollelektrischer Fahrzeuge pro Jahr anstrebt.

Derzeit sind Elektroautos noch teurer als vergleichbare benzinbetriebene Fahrzeuge, was Toyoda ebenfalls als Argument gegen E-Autos ins Feld brachte. Aber der Abstand verringert sich rapide. Experten gehen davon aus, dass E-Autos auch ohne Förderungen ab Mitte des Jahrzehnts beim Kaufpreis mit Verbrennern gleichziehen können.

Wir erinnern uns an Toyodas eingangs erwähnten Kommentar: „Das derzeitige Geschäftsmodell der Autoindustrie wird zusammenbrechen.“ Das derzeitige Geschäftsmodell, das auf dem Verkauf von Benzinern und Dieseln beruht, wird – wie es sich immer mehr abzeichnet – in der Tat zusammenbrechen. Wer für die post-fossile Autozukunft jedoch keine Lösungen parat hat, wird mit untergehen. Hoffentlich ist Toyoda das bewusst.

Quelle: Wall Street Journal – Toyota’s Chief Says Electric Vehicles Are Overhyped / Electrek – Toyota CEO shows lack of vision, spreads EV misinformation, and spells the end for the automaker

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Jonathan Ming:

Sie sprechen es an! ÖV muss gefördert werden! Etwas anderes gibts nicht. Mit dem ÖV werden auch probleme wie der mikroplastik Abrieb usw gelöst!

Aek:

Besonders putzig ist ja das Argument des fehlenden Stroms wenn man gleichzeitig die Liebe Toyotas zum Wasserstoff sieht, einer Technologie, deren Grundproblem der schlechte Wirkungsgrad und damit die HÖHERE benötigte Energiemenge ist.
Die Strategie löst sich dann wohl in einem Logikwölkchen auf.

Simon:

Nein mit BioCNG ist Klimaneutrale Mobilität genauso möglich!!
Ich bin dafür, dass generell die Energie teurer wird (durch C02-Preis) und dadurch generell weniger Auto gefahren wird (egal ob mit Verbrenner oder Elektrisch). Das Klima und die Ökosysteme können wir nur mit massiven Einschnitten und Verzicht auf Energie und Ressourchen schützen und bewahren.

Das geht mit BioCNG zudem sehr günstig mit einfachster Motorentechnik und ohne aufwendige Abgasnachbehandlung.
Leider weiß fast keiner, dass mittlerweite fast 50% der CNG-Tankstellen in D-Land 100% BioCNG verkaufen.
BioCNG wird z.B. von der Fa. Verbio ins Erdgasnetz eingespeist, welches aus Reststoffen wie z.B. Stroh hergestellt wird (Im Prinzip das gleiche wie Ökostrom der von Wind, Wasserkraft und Sonne ins Stromnetz eingespeist wird.)

Fahre selber einen up und Caddy mit CNG-Motor – das funktioniert alles bestens, auch im Österreichurlaub letztes Jahr. getankt wird stets in 2 – 5 min.

Zur Erklärung:
Nein es geht nich um Autogas; Autogas = LPG = Butan/ Proban = meistens Fossil aber es gibt seit 2017 auch BioLPG von Primagas (leider nicht an der Zapfsäule zu kaufen)

CNG = Kombrimiertes Methangas Methan = CH4 (=Pups)
Methan gibt es in der Erde (Fossiel), kann aber durch verschiedenen Methoden auch regenerativ und somit C02-Neutral hergestellt werden, z.B. in Biogasanlagen oder mit Power to Gas (Werlte)

Auto fahren mit BioCNG ist CO2-Neutral, stinkt nicht (Die Abgase haben sehr wenig Schadstoffe) ist alltagstauglich und bezahlbar. Hinzukommt das nicht so viele teuren und seltenen Ressourchen wie bei der E-Mobilität benötigt werden.

Liebe Grüße
Simon

Eugen Sachs:

Elektro Autos sind der grösste müll!!! Strom wird immer teurer und die Autos werden nicht billiger!! Und laden kannst die dinger auch nirgendwo!!! Und ohne die Staatliche Förderung wird diesen müll keiner kaufen, was die Leute kaufen, das sind plug in Hybride!!

Johannes:

Olle Kamelle. Nochmal: wer ein e-Auto als Umweltsünder empfindet (was es de fakto auch ist), der muss um den Verbrenner einen 10 mal so großen Bogen machen.
Das verlinkte Video wurde auf mehrfach debunkt, z.B. https://graslutscher.de/arte-filmemacher-wollen-die-klimakrise-jetzt-durch-verzicht-auf-windkraft-und-e-autos-loesen/

Nils:

Stattdessen setzt Toyota auf Wasserstoff, was Japan aus Australien importiert, wo es mittels Braunkohle hergestellt wird, was Emissionen pro km in Höhe von etwa 600 g/km bedeutet?

Jaja, das wird die Welt dekarbonisieren.

Silverbeard:

Da fliegt nicht nur der Sprit hinten raus, sondern auch noch etwa die Hälfte vom Platin aus dem KAT!

Silverbeard:

Die Batterieherstellung wird bei der Gesamtbetrachtung berücksichtigt. Das Problem sind Menschen, die sich weigern, das zu akzeptieren. Das sind dann übrigens meisstens die gleichen, die ausblenden, dass die Herstellung und Verteilung von Kraftstoff sehr energie- und CO2 aufwendig ist.

Zusätzlich sehe ich bei Ihnen und allen Ihren Mitstreitern noch folgenden Denkfehler: BEVs sind am Anfang Ihrer Entwicklung, Verbrenner am Ende. D.h. bei BEVs wird sich bei der Umweltfreundlichkeit noch viel tun, beim Verbrenner sehr wenig.

Jedesmal, wenn der Strommix sich in Richtung Ökostrom verbessert, werden alle BEVs besser. Auch die, die schon seit Jahren auf der Strasse fahren! Beim Verbrenner sind das immer nur die neuesten Modelle, die auch noch durch die zusätzliche Reinigungstechnologie immer teurer werden.

Über die viel geringere Schadstoffbelastung direkt auf, oder in der Nähe der Strasse bei BEVs brauchen wir jetzt nicht zu reden, das war ja nicht das Thema.

Shooter:

Wieder einer von wenigen der mal die Wahrheit ausspricht.
Schau euch das mal in Ruhe an.
https://www.arte.tv/de/videos/084757-000-A/umweltsuender-e-auto/

jörg wissner:

Wenn man sich die Aussage des Hr. Toyoda anhört, sollte es eigentlich klingeln:

„Bei einer Pressekonferenz sagte Toyoda, ein Enkel des Gründers des Autoherstellers, Kiichiro Toyoda, dass ein Land wie Japan im Sommer keinen Strom mehr übrig haben würde, sollten alle Autos mit Strom betrieben werden.“

Stattdessen möchte man auf Wasserstoff, der ja das 2-3 fache an Enegie/km braucht, setzen.
Damit outet sich für mich Hr. Toyoda als Anhänger der Verbrennerlobby. Das sagt dann wieder mal
alles. Der gute Toyoda scheint ein guter Kumpel unseres Hr. Helmut Becker zu sein, der gibt ein
genauso wirres Zeug von sich.

Grüsse Jörg

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