Stellantis kauft 2025 weiter CO2-Zertifikate von Tesla

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Stellantis plant, auch im Jahr 2025 CO₂-Zertifikate über eine Partnerschaft mit Tesla zu erwerben, wie Reuters berichtet. Damit reagiert der Konzern auf die europäischen Klimaregeln, die schrittweise verschärft werden. Zwar hat die EU den Herstellern erlaubt, ihre Emissionswerte über drei Jahre hinweg auszugleichen. Doch Jean-Philippe Imparato, Europa-Chef von Stellantis, will auf zusätzliche Unterstützung nicht verzichten.

Die Abgasvorgaben der Europäischen Union zwingen Autobauer dazu, den CO₂-Ausstoß ihrer verkauften Autos zu senken. Wer diese Ziele nicht erreicht, muss mit hohen Geldstrafen rechnen. Um das zu vermeiden, dürfen Unternehmen ihre Emissionen mit anderen Herstellern gemeinsam berechnen. Dieses sogenannte Pooling ist legal und erlaubt es, Lücken durch den Zukauf von CO₂-Guthaben zu schließen. Tesla gehört zu den Firmen, die dank ihres hohen Anteils an Elektroautos besonders niedrige CO₂-Werte vorweisen. Das Unternehmen verkauft diese „saubere Bilanz“ weiter – gegen Bezahlung. Auch Polestar beteiligt sich an solchen Modellen. Stellantis hat sich bereits einem von Tesla geführten Emissionsverbund angeschlossen. Das soll helfen, die schärfer werdenden EU-Vorgaben zu erfüllen.

Obwohl Brüssel inzwischen eine Übergangsregel eingeführt hat, sieht Stellantis keinen Grund, auf eigene Maßnahmen zu verzichten. Die neue Regelung erlaubt es, den CO₂-Durchschnitt über die Jahre 2025 bis 2027 zu berechnen – statt nur für das Jahr 2025. Imparato sagte dazu: „Ich werde alles verwenden.“ Der Spielraum helfe zwar, ersetze aber keine Lösung. Aktuell liegt der Anteil elektrischer Autos bei Stellantis bei rund 14 Prozent. Die EU erwartet für 2025 jedoch einen Anteil von 21 Prozent. Die Differenz ist deutlich – und die Zeit knapp. Bis zum Ende des Jahrzehnts wird der Druck auf Hersteller weiter steigen, alternative Antriebe auszubauen und die Produktion von Verbrennern zurückzufahren.

Im November will Stellantis im italienischen Werk Mirafiori mit der Fertigung eines neuen Fiat 500 beginnen. Das Auto wird mit Hybridantrieb angeboten und ergänzt die bereits erhältliche Elektroversion. Insgesamt sind 130.000 Einheiten pro Jahr geplant – beide Varianten eingerechnet. Ziel ist es, das Portfolio zu erweitern und gleichzeitig den Standort zu stärken. Das Werk in Turin soll durch den Produktionsstart ausgelastet bleiben. Der Fiat 500 ist seit Jahren besonders bei Stadtbewohnern gefragt. Die Hybridvariante richtet sich an Kund:innen, die noch nicht vollständig auf ein Elektroauto umsteigen möchten. Für Stellantis bedeutet das mehr Flexibilität bei der Modellstrategie.

Die Nachfrage nach elektrischen Autos in Europa wächst langsamer als erwartet. Viele Käufer:innen zögern, vor allem wegen Preisen, Reichweite und Ladeinfrastruktur. Hersteller wie Stellantis müssen deshalb verschiedene Antriebsformen parallel anbieten. Der Umbau der Flotte bleibt jedoch das übergeordnete Ziel – wenn auch ein langfristiges. Stellantis nutzt den Zertifikate-Pool, um Zeit zu gewinnen. Kritiker sehen darin keinen Fortschritt, sondern eine Verzögerung. Doch für viele Hersteller ist das Modell derzeit ein notwendiger Ausweg. Es überbrückt die Lücke zwischen politischen Vorgaben und Marktrealität. Gleichzeitig betont Imparato, dass diese Strategie kein Dauerzustand sein kann.

Quelle: Reuters – Stellantis to buy CO2 credits from Tesla ‚pool‘ also in 2025, exec says

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Pedro G.:

Was macht Stellantis wenn immer weniger Teslas verkauft werden ⁉️
Stellantis bremst auch die E-Auto Produktion > Weil es wenige Jung- und Jahreswagen verfügbar sind , aber massiv Verbrenner ⁉️

ediwi:

Dumm gelaufen, Tesla und andere reine Elektroauto-Hersteller haben jetzt sozusagen die Lizenz zum Gelddrucken. Das ist ja wie im Paradies!

Ja aber wer hätte denn so etwas wissen oder ahnen können?.

Manfred Kriener schrieb bereits vor acht Jahren in seinem Artikel für die Le Monde diplomatique (zu finden unter: China elektrisiert) vom 09.02.2017: „China elektrisiert – Ein Blick in die Zukunft der Autoindustrie“
unter anderm dies hier:
„China, der größte Fahrzeugmarkt der Welt, wird eine Elektroautoquote für alle Hersteller ab 2018 zur Pflicht machen. 8 Prozent!
Ab 2019 schon 10 Prozent,
2020 dann 12 Prozent!
Jeder einzelne Automobilkonzern, der in China künftig noch Autos verkaufen will, soll diese Quote erfüllen.
Wenn nicht, muss er seine Verkäufe reduzieren. Oder von anderen Herstellern, die die Quote übererfüllen – das sind vor allem chinesische Firmen – für teures Geld sogenannte Kreditpunkte dazukaufen.“ Schon damals ging es unter anderm um die Abgase und die Luftverschmutzung.

Doch daraus gelernt haben sie nichts:
„Die Reaktionen unter den deutschen Automobilfürsten und Politikern waren fast panisch. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) – sein Bundesland ist Anteilseigner von VW – sprach von „drakonischen Maßnahmen“. Und Matthias Wissmann, Chef des Weltverbands der Automobilindustrie, forderte fast verzweifelt die Rückkehr zu einem „diskriminierungsfreien Zugang“ zum chinesischen Automarkt.“

Leider haben sich WWF und Lichtblick geirrt:
„Die chinesische Quote für Elektroautos wird bei den deutschen Autokonzernen sehr viel mehr in Bewegung bringen als jede von der Bundesregierung beschlossene Kaufprämie“, heißt es in einer gemeinsamen Studie des WWF und des Energieversorgers Lichtblick, die diesen Monat in Berlin vorgestellt wird. Die Studie analysiert die weltweite Marktentwicklung der Elektromobilität und kommt zu dem Schluss: „China und die USA fahren voraus, Deutschland fährt hinterher!“

„Was VW und Daimler fürs nächste Jahrzehnt planen, ist bei Tesla schon jetzt aktuell. Für das neue Model 3 hat die weltweite Nummer zwei (nach BYD)
400 000 Bestellungen vorliegen. Als Neuling und reiner Elektroautoproduzent hat Tesla der etablierten Branche innerhalb weniger Jahre einen Teil des Luxussegments weggeschnappt. Tesla baut nicht nur Autos, sondern auch Batterien, Energiespeicher und Ladestationen; man produziert außerdem eigenen Solarstrom – ein komplett anderes Verständnis von Verkehrsdienstleistung.“

Elon Musk mit Tesla, der damals noch zu den Guten gehörte, wird sein Glück kaum fassen können. Es regnet Geld, Geld, Geld.

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