Stellantis unter Druck: Italiens Regierung will klare Zusage

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Die italienische Regierung macht Druck auf den Autokonzern Stellantis, schnell eine Entscheidung über den Bau einer Batteriefabrik im Land zu treffen, wie Reuters berichtet. Wirtschaftsminister Adolfo Urso erklärte am gestrigen Donnerstag, dass das Unternehmen innerhalb kurzer Zeit eine verbindliche Zusage geben müsse. Andernfalls droht die Regierung damit, öffentliche Mittel, die für das Projekt vorgesehen sind, anderweitig zu verwenden.

Stellantis ist neben Mercedes-Benz (30 Prozent) und der Total Energies Tochter Saft (25 Prozent) mit 45 Prozent mehrheitlich am Batterie-Joint-Venture ACC beteiligt. ACC plant den Bau von drei großen Batteriefabriken in Europa. Eine dieser Fabriken soll in Termoli, Italien, entstehen. Das Projekt sieht eine Investition von rund zwei Milliarden Euro vor, wovon 370 Millionen Euro aus öffentlichen Geldern stammen, insbesondere dem EU-Wiederaufbaufonds nach der COVID-19-Pandemie. Allerdings hat ACC Anfang des Jahres angekündigt, die Arbeiten an zwei der geplanten Fabriken zu pausieren, darunter auch die in Termoli sowie der Standort in Kaiserslautern. Der Grund dafür ist eine strategische Umorientierung des Unternehmens auf kostengünstigere Batterien, da die Nachfrage nach Elektroautos zuletzt stagniert.

Minister Urso betonte während einer Konferenz in Rimini die Dringlichkeit einer Entscheidung seitens Stellantis. „Stellantis muss uns eine Antwort geben, und das schnell“, sagte er. Sollten keine positiven Signale aus dem Unternehmen kommen, werde die Regierung die Mittel anderweitig verwenden. Urso machte klar, dass Italien diese finanziellen Ressourcen nicht verlieren könne, weil Stellantis seine Zusagen nicht einhalte. In einer Erklärung teilte Stellantis am Donnerstagabend mit, dass ACC derzeit den Plan für die Gigafactory in Termoli, ebenso wie für die deutsche Fabrik in Kaiserslautern, überarbeite. Ziel sei es, eine neue Technologie für die Herstellung von Batteriezellen und -modulen einzuführen, die besser den aktuellen Marktanforderungen entspreche. Gleichzeitig habe man in Termoli Entscheidungen getroffen, um die Produktion von Komponenten für Hybridmotoren zu erhöhen.

Die Batteriefabrik in Termoli sollte ursprünglich im Jahr 2026 ihren Betrieb aufnehmen. ACC hat angekündigt, den Zeitplan für die industrielle Fertigung und den Bau der Fabriken später in diesem Jahr oder Anfang 2025 zu bestätigen. Urso, der wiederholt Kritik an Stellantis geübt hat, weil das Unternehmen nicht genügend Autos in Italien produziere, erklärte, die Regierung werde prüfen, wie man das Projekt in Termoli gegebenenfalls mit anderen öffentlichen Mitteln unterstützen könne, falls Stellantis seine Pläne zu einem späteren Zeitpunkt doch noch bestätige.

Die Zukunft der italienischen Automobilindustrie hängt stark von solchen Investitionen ab, insbesondere in Hinblick auf den Übergang zur Elektromobilität. Sollte Stellantis sich gegen die Investition in Termoli entscheiden, könnte dies nicht nur finanzielle Einbußen, sondern auch einen Rückschlag für den Standort Italien bedeuten. Die Regierung hat daher ein großes Interesse daran, dass das Unternehmen seine Verpflichtungen einhält und die Entwicklung der Batteriefabrik vorantreibt.

Quelle: Reuters – Italian minister gives Stellantis ultimatum over EU funds for planned gigafactory

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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steinpilz:

Am besten, wer den Zeitplan nicht hält,bekommt kein Geld. ganz einfach.

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