Škoda-Chef: Wir brauchen „wesentlich niedrigere Energiepreise“

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Skoda

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Während VW schlingert, steht Konzernschwester Škoda gut auf den Rädern. In einem ausführlichen Interview mit Electrified sprach Vorstandschef Klaus Zellmer darüber, warum der tschechische Autohersteller zuletzt so wachsen konnte, warum andere Hersteller schwächeln, was ihnen helfen würde, und was er vom Ende des fossilen Verbrenners ab 2035 hält.

Zellmer sagt, dass Škoda vor allem von für Zentraleuropa vergleichsweise geringen Arbeits- und Energiekosten profitiere. „Zudem haben wir hier in Tschechien weniger Bürokratie“, so der Škoda-Chef. Der Autohersteller habe sein „Geschäftsmodell über Jahre hinweg sehr resilient, schlank und flexibel aufgestellt, und damit neben Kosten- auch Produktivitätsvorteile.“ Auch der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz, etwa bei der Qualitätssicherung, helfe Kosten zu sparen.

Damit die E-Mobilität in Deutschland wieder an Dynamik gewinnt, könnte sich Zellmer verschiedene Förderungen vorstellen, etwa eine Abwrackprämie für Verbrenner oder ein Sozialleasing nach dem Vorbild Frankreichs. Dringend für die Hersteller allerdings seien „wesentlich niedrigere Energiepreise“, was „insbesondere auf eine Kernindustrie wie die Batteriezellfertigung“ zutreffe, die sich in Europa noch im Aufbau befinde. Und besonders mit den hohen Strompreisen zu kämpfen habe: „Wenn sie einen Industriestrompreis in Europa von 10 bis zu 16 Cent pro Kilowattstunde veranschlagen und mit den Preisen in China und den USA von vier bis sechs Cent vergleichen, dann gibt es Wettbewerbsnachteile.“ Dieser Wettbewerbsnachteil summiere sich für eine typische Batteriezellenproduktion auf eine halbe Milliarde Euro pro Jahr.

Für Kunden, die ein günstiges Elektroauto aus europäischer Produktion suchen, verbessere sich die Situation stetig. Citroën e-C3 und Renault 5 sind für Preise um bzw. unterhalb von 25.000 Euro zu haben, Škoda zieht Anfang 2026 mit dem Epiq nach, auch Cupra und VW wollen dann in dieser Preisklasse Modelle im Portfolio haben. Möglich werde dies durch die Produktion im Verbund und die dadurch entstehenden Synergien, Skaleneffekte und die geringeren Produktionskosten in den VW-Werken in Spanien.

Aktuell setzt Škoda viele Hoffnungen auf den Elroq, das zweite E-Auto-Modell nach dem Enyaq, der ab knapp 34.000 Euro und somit zu einem ähnlichen Preis wie sein Verbrenner-Äquivalent Karoq zu haben ist. Das E-Auto sei „sehr gut vom Markt aufgenommen worden“, so Zellmer. Der Škoda-Chef geht davon aus, dass der Elroq sich deutlich besser verkaufen wird als der eine Nummer größere Enyaq. Man habe „den Nerv der Kunden getroffen“, findet Zellmer: „Mit dem Package, dem Design, der Reichweite von bis zu 560 km und dem attraktiven Einstiegspreis auf dem Niveau des vergleichbaren Verbrennermodells erleichtern wir unseren Kunden den Umstieg in die E-Mobilität.“

„Für mich ist 2035 gesetzt“

Den Vorwurf, man könnte angesichts der Diskussion um einen Stopp des Verbrenner-Aus 2035 meinen, dass das Thema Klimaschutz in der Autoindustrie nicht angekommen ist, will Zellmer nicht so stehen lassen: „Es werden Milliarden über Milliarden in die E-Mobilität investiert. Das zeigt, dass das Thema Klima von jedem in der Branche ernst genommen wird“, findet der Škoda-Chef. Die Dekarbonisierung gelinge allerdings „nur, wenn die Kunden auch das kaufen, was zur Dekarbonisierung führt.“ Es funktioniere „auch nicht, dem Kunden etwas zu verordnen“, was aktuell angesichts stagnierender Verkaufszahlen von E-Autos zu beobachten sei.

Für mich ist 2035 gesetzt“, sagt Zellmer über das Ausstiegsdatum des fossil befeuerten Verbrenners: „Wir brauchen ein klares Datum, an dem Neuwagen CO2-neutral sein müssen. Wir benötigen klare Rahmenbedingungen als Planungsgröße“, erklärt er. Gleichzeitig brauche es aber auch „eine Möglichkeit für die Dekarbonisierung von Fahrzeugen, die nicht elektrisch sind“. Zellmer geht in Europa zu diesem Zeitpunkt von einem Fahrzeugpark von fast 200 Millionen Verbrennern aus. Wolle man das Thema Dekarbonisierung „ernst nehmen, dann müssen wir uns heute Gedanken machen, ob es nicht Wege gibt, diese Fahrzeuge auch CO2-reduziert fahren zu lassen“. Von daher frage er sich, „warum derzeit so wenig Bewegung bei Bio-Fuels und synthetischen Kraftstoffen ist.“

Quelle: Electrified – Škoda-Chef: E-Mobilität mit Elroq zu neuem Schwung verhelfen

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Gastschreiber:

Ich bin jetzt nicht unbedingt ein Teslafan, aber manchmal ist das Verhalten dort nachvollziehbarer als die Sprüche mancher TopManager.
Soweit ich es mitbekam, wenn man bei Tesla etwas braucht, es nicht bekommt, macht man es selber.
Also Skoda, wenn Du günstigere Stromkonditionen brauchst, der Markt diese aktuell nicht anbietet, von Tesla lernen und selber ein nachhaltiges Konzept aufbauen.

Steffen:

Hinkley Point und jedes andere Atomkraftwerk produziert wirklich seeeeehr günstig. So bei 20 Cent geht es los…nimmt man Entsorgungskosten und Versciherungsrisiken, die die Allgemeinheit trägt, hinzu, sind es auch gerne mal 40 cent und mehr.
Atomstrom aus neuen Kraftwerken? in 15 Jahren und ganz sicher nicht für 5 bis 8 Cent.
Aber Träumen ist immer erlaubt ;-)

Steffen:

BMW muss seine erzeugten Mengen nicht einspeisen… Und für rund 5 Cent eingespeister PV Strom (mehr gibt es nämlich für neue Großanlagen gar nicht mehr) verteuert auch nichts….im Gegenteil

Steffen:

Die Großindustrie ist nur von eben diesen Netzentgelten weitgehend befreit…mit den von Ihnen genannten käme der Skodamanger auch kaum auf 10 Cent Ausgansgpreis….
Und auch in China und USA ist die NN nicht umsonst, auch wenn sie günstiger sein dürfte…

Die immer weitere Verteuerung derselben lässt sich sehr leicht vermeiden, wenn man wirkliuch alle Mengen einzahlen lässt und nicht nur die Hälfte oder zwei Drittel..wenn die Netze nahezu zu 100 % genutzt würden und nicht zu oft nur 20 bis 60, gerade auf Einspeiseseite (die Netzbetreiber wehren sich massiv gegen Überbauung an den Einspeisepunkten, obgleich PV, Wimnd und Batterien zusammen schon fast eine Linie nahe 80 bis 100 % liefern könnten und die vorhandenen Kapazitäten viel besser nutzen würden… Gleiches gilt auf Verbrauchsseite, Lastspitzen lassen sich serh einfach und mittlerweiel sehr günstig mitt Batterien wegpuffern..oder warum haben Betreibe rgerade den Anschluss von 160 GWH Batteriekapazität angemeldet. Die NB kommen nur nicht hinterher.

Da die Strommengen sich auch absehbar mindestens verdoppeln werden (also die Entgelte auf eine viel größere Menge verteilt werden) ist die stetige Steigerung auch nicht gottgegeben und die garantierte Mindestverzinsung aufs Kapital (jedes Investment ist irgendwann auch wieder abgschreiben) ist ebenfalls zeitlich begrenzt. Da halten sich die Ausbaukosten dann irgendwann im Rahmen, weil hinten auch Milliarde wieder rausfallen…

Steffen:

Weil sich damit die hohen Strompreise nochmakl mit Faktor 4 multiplizieren..das hilft doch niemandem, zumal es noch nicht mal für die Direktnutzung genug Strom aus EE gäbe, geschweige denn auch noch für eine Umwandlung mit am Ende gerade mal 15 % Wirkungsgrad (Nach Verbrennung auf der Achse)…

Und dass importierte Mengen Augenwischerei sind, sehen wir doch gerade an die Chinesischen „CO2 freien/armen“ Treibstoff.
Fast alle diese Projekte und importierten Mengen waren erlogen und nur Besch…..
Lassen wir das doch lieber und hören ausnahmsweise mal auf die Physiker, die uns in drei Sätzen plausibel darlegen können, dass wir hier in D und Mitteleuropa den erzeugten Strom lieber direkt nutzen…also ihn zigmal umzuwandeln und somit große Mengen davon wegzuwerfen…

Steffen:

Zitat:
„Dieser Wettbewerbsnachteil summiere sich für eine typische Batteriezellenproduktion auf eine halbe Milliarde Euro pro Jahr.“

Einen Satz weiter oben werden 5 bis 10 Cent differierende Strompreise herbeigeredet.

Frage 1: 10 bis 16 Cent wären MIT Netzentgelten, denn der reine Strompreis für Großabnehmer (die alle längst selbst an den Spot- und Terminmärkten unterwegs sind, bei den Mengen) liegt bei 0 bis 10 Cent, Im Monatsmittel bei rund 4 bis 7 Cent (Spot, Dayahead) oder knapp 10 (EEX; Jahresbaseload, Peak dann noch ein Cent mehr).
4 bis 6 Cent in USA und China sind MIT Netzentgelten? Alle Achtung, es mag so sein, aber dann sollten wir auch über Netzentgelte und nicht die Strompreise reden.
Hier werden von diversen Lobbyisten aktuell leider zu viele Nebelkerzen gezündet, was wenig hilft und keine Transparenz schafft.

Frage 2: Aus den 5 bis 10 Cent/kWh höheren Preisen ließe sich ableiten, dass eine einzige Batteriefabrik 5 bis 10 TWH verbrauchen soll.
In Ganz D lag der Verbrauch zuletzt bei rund 500 TWH (=Milliarden kWh).
Es mag so sein, aber lioeber gefragt, nicht dass sich da ne Kommastelle eingeschlichen hat..wie gesagt, viel Lobbyismus und es geht um viel Fördergeld. Da nimmt man ja, was man bekommen kann…..

Dann gebt den Batterieherstellern gerne ein paar Euros, dass sie hier produzieren, aber vergesst nicht ggü. China und USA noch den entfallenden Transport von solche riesigen Batteriemengen, die Zölle und sonstigen Importkosten etc abzuziehen vom höheren Strompreis.

Und wenn es Ziel ist, exakt zu gleiche Bedingungen wie in China zu produzieren (Will DAS wirklich jemand?!), dann lasst es lieber gleich bleiben…

Dagobert:

So lange das keine Inselanlagen sind verteuert jede einzelne dieser Anlagen den Strompreis für die Allgemeinheit weiter. Jede einzelne PV Anlage mit garantierter Einspeisevergütung ist Teil des Problems, nicht die Lösung, und mitverantwortlich dafür, dass die deutschen Strompreise so hoch sind wie sie sind.

Musicman:

BMW macht es vor. Z.B. am Standort Leipzig. Dort stehen Windräder + PV + Speicher direkt auf dem Firmengelände. Der Strom wird direkt vor Ort genutzt hierbei fallen keine Netzentgelte an. Ich bezweifle, dass Skoda die Möglichkeiten vor Ort komplett ausgeschöpft hat. Auch sind benachbarte Industriegrundstücke und Freiflächen nutzbar um den Strom direkt vor Ort zu produzieren. Es fehlt an tatkräftigen Umsetzern. Positive Beispiele gibt es zur Genüge wenn man sie sehen will.

Dagobert:

Schade nur wenn man dabei die Netzentgelte „vergisst“, die in Deutschland für 2025 alleine bei 8-12 ct/kWh liegen, sich in den letzten 10 Jahren bereits verdoppelt haben, und dieser Trend wegen der Energiewende und des dafür nötigen Netzausbaus, die nächsten 20 Jahre anhalten wird…

Rolando:

Ja, Kernenergie rechnet sich nicht mal für den Betreiber wenn der Staat das Risiko übernimmt und so ist der Strom viel zu teuer. Siehe z.B. Hinckley Point und die Preisgarantien für 30 Jahre.

Bitte genau informieren vor dem Posten.

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