Porsche 718 Cayman bis mindestens 2027 verschoben

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Porsche steht vor großen Herausforderungen. Die Einführung neuer Elektroautos gerät ins Stocken. Nach dem verspäteten Start des elektrischen Macan verzögert sich nun auch die nächste Generation von Boxster und Cayman. Waren es 2020 noch schwere Batterien, die die Einführung des Porsche 718 Cayman ausgebremst hatten, ist es nun die unsichere Batterieversorgung, die zu einer weiteren Verzögerung führt. Aktuell rechne Porsche intern nicht vor 2027 mit einer Markteinführung, wie die Automobilwoche berichtet.

Grund für die erneute Verschiebung ist die Batterieversorgung. Der schwedische Zellhersteller Northvolt sollte die nötigen Akkus liefern. Doch dessen wirtschaftliche Schwierigkeiten durchkreuzten die Pläne. Porsche arbeitet derzeit an Alternativen. Laut Vorstandschef Oliver Blume ist das jedoch komplex. Neue Zellen lassen sich nicht ohne Weiteres integrieren – das Batteriemanagement und die Struktur im Auto müssen oft neu abgestimmt werden. Die bisherigen Modelle laufen noch im VW-Werk Osnabrück vom Band. Doch damit ist bald Schluss. Im dritten Quartal 2025 endet dort die Produktion. Der reine Elektro-Nachfolger war zuletzt für die Vorstellung im Jahr 2024 angekündigt.

Die Autos basieren auf einer älteren Plattform und erfüllen nicht mehr die aktuellen Anforderungen in Bezug auf Cybersicherheit. In vielen Ländern, darunter Deutschland, dürfen sie daher nicht mehr neu verkauft werden. Einzelne Märkte wie die Schweiz oder Großbritannien bieten noch Restbestände an, aber auch das dürfte bald enden. Porsche steht dadurch vor einer Angebotslücke. Über mehrere Jahre könnten keine neuen Modelle in diesem Segment verfügbar sein. Das belastet nicht nur den Absatz, sondern auch die Beziehungen zu Lieferanten. Besonders betroffen ist der finnische Hersteller Valmet. Das Unternehmen hatte 2023 in Erwartung eines Großauftrags eine Batteriefabrik bei Heilbronn gebaut. Diese steht nun weitgehend ungenutzt. Wer für die finanziellen Folgen aufkommt, ist bislang unklar.

Auch bei anderen Projekten zeigen sich Schwierigkeiten. Für eine spezielle Batterie im Porsche 911 wählte man den deutschen Anbieter Varta aus. Diese sogenannte Booster-Batterie soll nicht primär Energie speichern, sondern sie extrem schnell bereitstellen. Die Technologie erwies sich als besonders anspruchsvoll. Varta schaffte es nicht, sie rechtzeitig in die Serienproduktion zu bringen. Porsche griff deshalb ein und übernahm Anfang März 2025 die Tochterfirma V4Drive. Mit zusätzlichem Kapital stabilisierte der Konzern den angeschlagenen Zulieferer.

Inzwischen stellt Varta rund 120.000 Zellen pro Woche her. Für jedes Auto werden 218 davon benötigt. Die Endmontage der Batterie erfolgt bei Rimac in Kroatien. Damit könnten jährlich rund 25.000 Einheiten versorgt werden. Neben dem 911 Hybrid sollen weitere Modelle von Porsche sowie einige Lamborghini-Modelle damit ausgestattet werden. Ohne fehlenden Absatz sammeln sich aber auch hier die Batteriezellen in den Lagern. Bei anderen Elektroautos wie dem Taycan und Macan nutzt Porsche Batterien von LG Chem und CATL. Die Fertigung übernimmt der Zulieferer Dräxlmaier. Für den geplanten Elektro-Cayenne geht Porsche einen anderen Weg. In der Slowakei entsteht eine eigene Fertigung für sogenannte funktionsintegrierte Batterien. Diese Bauweise verbindet Akku und Karosserie, spart Gewicht und schafft mehr Raum im Innenraum.

Unsicher ist die Zukunft der Cellforce Group, einer Tochtergesellschaft von Porsche. Sie soll nahe Tübingen Batterien mit besonders hoher Energiedichte in kleiner Serie produzieren. Der Bau der Fertigung verzögert sich. Die ursprünglich für 2024 geplante Eröffnung ist bislang nicht erfolgt. Aktuell ist nur von einem Start der Pilotfertigung in Kirchentellinsfurt die Rede. Öffentliche Informationen gibt es kaum – seit Monaten wurde kein neuer Pressebericht veröffentlicht. Ob die geplante Zellfabrik mit bis zu 40 Gigawattstunden Kapazität überhaupt noch gebaut wird, bleibt offen. Anfang 2024 hatte Porsche noch konkrete Pläne. Die Vision einer eigenen großskaligen Zellproduktion scheint vorerst auf Eis zu liegen.

Quelle: Automobilwoche – Northvolt-Pleite, Varta: Porsche hat ein großes Batterie-Problem

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Mikal:

Der 911er funktioniert tadellos und ist auch das einzige Modell, welches ihrer Beschreibung entspricht. Und macht fast ein Drittel des Gesamtgewinns bei Porschezulassungen.

Mit dem 718 hat die Mittelmotorvariante gerade den Anklang bei den Käufern gefunden und wird nun mit der reinen Elektrifizierung selbst zerlegt. Die EV-Strategien aller Sportwagenherstellern war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Sowohl vom Fahrzeugkonzept als, wie hier schon dargelegt, der Teileversorgung.

Thomas:

Genauso ist es

Willy:

Porsches Geschäftsmodell bei den Nicht-SUV – man entwickelt mit riesigem Aufwand ein Modell und modifiziert es leicht über Jahrzehnte – funktioniert nicht mehr. Die einzelnen Plattformen werden zu teuer und der Markt gibt die hohen Preise nicht mehr her. Zudem sind die Autos technisch zu schnell veraltet.

Bleiben dann nur noch die SUVs aus den Kooperationen mit Audi und VW.

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