Porsche: Am Anfang war der Akku

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Wolfgang Plank

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Ein wenig seltsam klingt es schon: Nach gut 130 Jahren mit diversen Kolbenmotoren soll der Automobilbau sich jetzt bitte ganz schnell dahin entwickeln, wo er einst seinen Anfang nahm. Richtung Elektroantrieb. So jedenfalls hat es die Politik beschlossen. Klare Botschaft: Die Zukunft gehört Plus und Minus. Denn ohne E-Mobilität werden wir unsere Klima-Probleme wohl nicht lösen.

Im Hause Porsche hat Spannung lange Tradition. Selbstverständlich wegen zahlloser Renn-Erfolge – vor allem aber, weil der spätere Firmengründer zu Beginn seiner Karriere eifrig an E-Autos tüftelt. Im Jahr 1900 entwickelt Ferdinand Porsche beim Wiener Kutschenfabrikanten Lohner einen Wagen mit Benzin- und Elektro-Antrieb. Eines der ersten Hybrid-Modelle überhaupt. Der Zeit um 100 Jahre voraus, wie man heute weiß.

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Kurz darauf fährt Ferdinand Porsche Strom aufwärts. In einem Akku-Renner mit Radnabenmotoren. Bestzeit am Semmering mit einem Schnitt von 40,4 Stundenkilometern. Wenig später baut er mit dem 56 PS starken E-Auto „La Toujours Contente“ den ersten Allrad-Pkw der Welt. Erst dann folgen Jahrzehnte des Verbrennungsmotors. Vorrangig des Heck-Boxers. Und schon für die ersten gegenläufigen Flachmänner gilt, was zum Wesen aller Porsche-Triebwerke werden soll: Führend bei Leistung und Sportlichkeit.

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Die Rückkehr Richtung Zukunft beginnt so richtig mit dem Panamera. Seit Beginn der Zwangsbeatmung markiert stets der Turbo S das Top-Modell einer Baureihe. Mit dem Turbo S E-Hybrid trägt erstmals ein Doppelherz-Porsche die legendäre Bezeichnung. Mag man heute auch von Performance und Effizienz sprechen – am Ende zählt wie damals: Best in Class. Und wer von 2015 bis 2017 dreimal in Folge die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, weiß um die Symbiose von Sprit und Strom.

Aber sie wollen in Zuffenhausen auch den letzten Schritt wagen: Nicht ein E-Auto bauen, auf dem Porsche steht – sondern einen Porsche mit Elektroantrieb. Die Seele der Marke in ein neues Zeitalter bringen, sagt Baureihenleiter Dr. Stefan Weckbach bei der Premiere. Das verpflichtet: Zu einer Nordschleifen-Zeit von 7:42 Minuten – und zu 450 Kilometern Reichweite. Getrennt voneinander, versteht sich.

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Anders als jeder Porsche vor ihm zieht der Taycan Turbo S alle Kraft aus einem Akku-Pack im Boden. 625 PS im Normalfall, stolze 760 im Overboost. Macht bis zu 1050 Nm Drehmoment und Tempo 260. Werte, die nur theoretisch beschreiben können, was sich tatsächlich tut, wenn man rechts unten auf dieses Pedal tritt, das ja keines des Gases mehr ist. Wer bislang glaubte, elektrisch zu fahren mache keinen Spaß, sollte dringend umdenken.

All das und mehr kann man noch bis 1. November im Volkswagen Group Forum beäugen. Mitten in Berlin, wo sich Unter den Linden und Friedrichstraße kreuzen. Täglich von 11 bis 18 Uhr und bei freiem Eintritt. Als Teil der Reihe „Start to Drive Electric“ ist die Porsche-Präsentation eine Sonderausstellung für Freunde sich schnell drehender Räder – aber auch für Menschen, die Spaß an den Möglichkeiten der Elektromobilität haben. „Wir hüten ja nicht bloß die Vergangenheit“, sagt Achim Stejskal, Leiter des Porsche Museums.

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Außer um den Mythos der Marke, den Pioniergeist und die Vision von klimaneutraler Mobilität geht es deshalb auch um ganz banale Dinge wie Reichweite, Rekuperation und Ladesäulen. Dynamisch wird es – Porsche-stilecht – an einer „Carrera“-Bahn. Wer da schnell sein will, muss ordentlich in die Pedale treten. Strom für den Taycan entsteht schließlich auch nicht von selbst.

Zu sehen gibt es vom Taycan unter anderem das original Rekord-Auto, einen Erlkönig aus den Langstrecken-Tests mit zur Tarnung aufgeklebten Endrohr-Attrappen sowie ein aufgeschnittenes Modell. Gleich daneben warten das Showcar der Formel E sowie ein Rennsimulator – und im Medienraum „Accelerator“ kommen per Projektion Porsche-Mitarbeiter zu Wort, die maßgeblich bei der Entwicklung des Taycan beteiligt waren.

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Fehlt eigentlich nur der 919 Hybrid evo. Jener leicht umgebaute Le-Mans-Prototyp, mit dem Timo Bernhard vor zwei Jahren 5.19,55 Minuten in den welligen Asphalt der Nordschleife brannte – die schnellste Rundenzeit, die je am Ring gefahren wurde. Seither gehört auch hier die Zukunft dem elektrifizierten Auto…

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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Alex:

Mit Dinosaurierposts können sie die ökologische Zukunft auch nicht aufhalten.Zum Glück.

Helmuth Meixner:

Und mit Wasserstoff flog man in die Luft oder um die Welt usw…. Ob man zum E-Mobil immer einen „dicken“ Akku braucht um mit Strom ein paar Personen zu transportieren ????? Nun es gibt tradionelle Ölhändler, die versuchen nun vom Öl weg zu kommen: https://www.hydrogenfuelnews.com/saudi-green-hydrogen-project-announced-to-be-largest-in-world/8540205/?mc_cid=5180ce777b&mc_eid=ed82e1f70e . Die Norweger machen es etwas anders. Die kaufen Akku-Mobile und zahlen mit ERDÖL und wir?
Wir fahren hoch subventionierten Kohle-STROM, welche börsenartig verteickert wird. Natürlich in Öko-Qualität auf dem Papier. Jetzt fewhlt nur noch der Holzvergasermotor, der den Öko-Strom erzeugt, befeuert mit Tropenholz natürlich. Dann ist er glücklich, der ÖKO-E-MOBILIST. Gegen Aufpreis gibt es sicher ein Räuckerbüchse für frischen Lachs aus der Fischfarm. Warum? Weil die Gletscher kein Wasser mehr liefern. Sie sind gerade dabei die Wasserkraft abzuschaffen…. So funktioniert das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Nackt und Alle klatschen Beifall. So funktionieren moderne Märchen …..

Strauss:

Interessanter Bericht über die Firmengeschichte von VW. Ferdinand hat dem Adolf nicht nur sein erstes Auto gebaut. Um die Ernährungssicherheit damals zu garantieren wurde auch die Landwirtschaft mechanisiert. Diese beiden hatten die Idee einen einheitlichen Volkstraktor zu bauen. In der damals grössten Landmaschinenfabrik FAHR im Süden der BRD fand der aber kein Gehör. Man baute eigene Traktoren auch mit Holzvergaser. Tja, heute ist auch Audi führend im e Rennsport.

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