Politik und Verbände streiten um Ladenetz-Ausbau

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Wolfgang Plank
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  —  Lesedauer 2 min

Dem Autoherstellerverband VDA geht der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos nicht schnell genug. Verbandspräsidentin Hildegard Müller hält deswegen ein Spitzentreffen der beteiligten Branchen für nötig. Das meldet „zeit.de“ unter Berufung auf verschiedene Quellen. Tankstellen, Gebäudewirtschaft, Parkplatzbetreiber und Energieversorger, aber auch die Kommunen sollten endlich gemeinsam „einen konkreten Plan entwickeln, wie der Ausbau beschleunigt und Laden für die Menschen einfacher sowie schneller wird„, sagte Müller dem „Spiegel“.

Immer mehr Autos müssten sich eine Ladesäule teilen, beklagte die VDA-Chefin. Seien vor einem Jahr auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt noch 13 E-Autos und Plug-in-Hybride gekommen, seien es aktuell betreits 22. Nach Angaben der Bundesnetzagentur gibt es derzeit in Deutschland fast 51.000 öffentliche Ladepunkte. Tatsächlich will die neue Ampel-Regierung den Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur massiv beschleunigen und strebt an, dass bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf deutschen Straßen fahren und es bis dahin eine Million Ladepunkte gibt. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse sich allerdings „die derzeitige Geschwindigkeit beim Ausbau der Ladeinfrastruktur verachtfachen„, sagte Müller.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing zeigte sich offen für gemeinsame Gespräche. „Wir können die Menschen nur vom Umstieg auf klimafreundliche Elektromobilität überzeugen, wenn wir sicherstellen, dass sie überall schnell und unkompliziert laden können„, wird der FDP-Politiker von der Funke-Mediengruppe zitiert. „Nur wenn Laden so einfach wie Tanken wird, schaffen wir es, die Menschen auf dem Schritt in Richtung Mobilität der Zukunft und Klimaneutralität mitzunehmen.“ Zugleich wies Wissing laut „zeit.de“ aber darauf hin, dass die Autoindustrie ein Hauptprofiteur des Ausbaus der Ladeinfrastruktur sei. Daher sei auch von ihr ein besonderes Engagement zu erwarten.

Die grüne Europaabgeordnete Jutta Paulus warf der Autoindustrie hingegen ein „dreistes Ablenkungsmanöver“ vor. So müssten die Hersteller selbst mehr in die Pflicht genommen werden, etwa indem die CO2-Flottengrenzwerte schneller verschärft würden. „Wenn wir den Umstieg auf die Elektromobilität beschleunigen, machen wir zugleich die Installation und den Betrieb von Ladesäulen lukrativer„, argumentierte sie im „Spiegel“.

Der Energiewirtschaftsverband BDEW wiederum lehnt feste Ziele beim Ausbau von E-Ladesäulen ab. Es bestehe die Gefahr, „dass wir ein Überangebot erzeugen und viele Ladesäulen schlicht nicht genutzt werden„, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Niemand wisse heute genau, wie die Mobilität im Jahr 2030 aussehe.

Quelle: zeit.de – Autoverband dringt auf Spitzentreffen zum Ladenetzausbau

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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Silverbeard:

Der VDA übertreibt. Die Hälfte der elektrischen Fahrzeuge heute sind Plug in Hybride. Die werden entweder gar nicht geladen oder brauchen nur ein paar Minuten bei den Akkugrössen.

E-Autos stehen auch keine 1-2 Stunden an Schnellladesäulen. Der Trend geht zu 30 Minuten für die Ladung von 10-20 auf 80%.

Und nur mal so ganz nebenbei: Dieses jahr startet das Deutschlandnetz.
Dort sollen 1.000 Standorte in Deutschland (die Hälfte abseits der Autobahn) mit jeweils mehreren Schnellladesäulen gefördert werden. An wichtigen Stellen mit bis zu dreistelligen Säulenzahlen und jeweils mit 200-300kW…
Ich habe keine Ahnung, was der VDA eigentlich bemängelt. Der soll seine Mitglieder dazu auffordern endlich E-Autos produzieren zu wollen, nicht zu müssen!

Wolfbrecht Gösebert:

„[BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae]:

»Es bestehe die Gefahr, dass wir ein Überangebot erzeugen und viele Ladesäulen schlicht nicht genutzt werden«“

Einfach zu durchschauender Trick, davon abzulenken, dass es nur um eine möglichst hohe Auslastung geht. Nichtgenutzte Ladesäulen – wenn es sie denn gäbe – stünden einfach nur am falschen Platz und könnten bedarfsgerechter geplant oder notfalls umgezogen werden!

„»Niemand wisse heute genau, wie die Mobilität im Jahr 2030 aussehe«.“

Wer denn hat schon heute stets aktuelle Nutzungszahlen der Säulen, – die offensichtlich lfd. häufiger genutzt werden – wenn nicht der BDEW?
Aber soll der Gesetzgeber gern konsequentere Verbrenner-Endtermine festlegen!

Wolfgang M.:

》Es bestehe die Gefahr, „dass wir ein Überangebot erzeugen und viele Ladesäulen schlicht nicht genutzt werden„, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae《
Was ist denn das für eine Gefahr?
Könnte ja passieren, dass die Ladepunkte nicht Rund-um-die-Uhr belegt sind !!
Bei heute 13 Fzg. und geplant 15Fzg. je Ladepunkt, und vllt. 1-2 Std. Ladezeit/Fzg.
sehe ich diese Gefahr noch lange nicht – aber ich bin ja auch kein Unternehmer ;-) !!

Johannes:

Niemand wisse heute genau, wie die Mobilität im Jahr 2030 aussehe

Ist ja ein visionärer Verein. In Norwegen gings von 0 auf fast 100% E-Neuzulassungen in weniger als 10 Jahren. Warum soll das in Deutschland grundsätzlich anders sein, nur mit ein paar Jahren Verzögerung? (VDA sei Dank) Genau so gut hätte man 2000 rum an die glänzende Zukunft des Röhrenmonitors glauben können.

Und andersrum wird wohl der PKW-Verkehr auch bis 2030 nicht stark sinken – leider.

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