Politik: „Ausbau der Ladeinfrastruktur muss deutlich beschleunigt werden“

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Man weiß derzeit nicht was man von der Politik halten soll: Kaufprämie, Umweltbonus und Förderung für E-Autos beziehungsweise Plug-In-Hybride sind immer wieder. Insbesondere in Hinblick auf sich verschärfende CO2-Emissionsvorgaben für Automobilhersteller, sind diese Programme ein wichtiger Schritt, um den Absatz Alternativer Antriebe voranzutreiben. Nun soll eine solche Prämie auch für Verbrenner kommen. Dabei müsste an einer anderen Stellschraube gedreht werden, wie Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter zu verstehen gibt.

Hofreiter ist der Meinung, dass die Bundesregierung bei der E-Mobilität weiter auf der Bremse steht: „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss deutlich beschleunigt werden, wenn die Bundesregierung das selbst gesteckte Ziel von einer Million Ladepunkten im Jahr 2030 ernst meint“, so Hofreiter gegenüber dem Handelsblatt. Anlass für die Kritikers sei die Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der Grünen zum Ausbaustand der E-Ladeinfrastruktur. Ein Ausbau hat sich hierbei in den vergangenen Monaten verlangsamt.

„Insgesamt sind bei der Bundesnetzagentur 29.427 Ladepunkte, darunter 26.055 Normalladepunkte und 3.372 Schnellladepunkte gemeldet“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Davon sind deutlich mehr als zwei Drittel, konkret 24.798 Ladepunkte, in der laufenden Legislaturperiode errichtet worden. Hinsichtlich der „Anzahl aufgebauter privater Ladeinfrastruktur liegen der Bundesregierung keine Zahlen vor“, heißt es weiter in der Antwort des parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, Steffen Bilger.

Für die Grünen ist hierbei auffällig, dass seit dem Beschluss des Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung am 9. Oktober 2019 der Ausbau der Ladepunkte ein wenig eingeschlafen ist. Seit dem Koalitionsvertrag von Union und SPD am 7. Februar 2018 bis Anfang Oktober 2019 wurden knapp 19.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte errichtet, seit Oktober 2019 aber nur noch 5.834 Ladepunkte. Legt man den kürzeren Zeitraum zu Grunde, ergibt sich dennoch ein geringerer Wert als eigentlich möglich. Für die Grünen ist das eine nicht akzeptable Entwicklung. „Die Regierung gefährdet die nötige Antriebswende auf der Straße und die Modernisierung der deutschen Autoindustrie“, kritisierte Hofreiter.

Hofreiter geht noch einen Schritt weiter und ist der Überzeugung: „Spätestens, wenn die Produktion von E-Autos auf die Überholspur wechselt, wird die Ladeinfrastruktur beim derzeitigen Ausbautempo nicht Schritt halten können.“ Dabei scheint man dort durchaus den korrekten Weg einzuschlagen. Erst im Juni konnten wir verkünden, dass 1000 Standorte mit bis zu zweistelligen und in Einzelfällen sogar einer dreistelligen Anzahl von Ladepunkten, mit einer Mindestleistung je Ladepunkt von 150 kW, geplant seien. Ebenfalls seit Juni 2020 ist bekannt, dass es künftig auch für Private Ladestationen mehr Fördermittel geben wird. 500 Millionen Euro sollen zur Verfügung stehen, zuvor waren dies laut Reuters “nur”50 Millionen Euro.

Die Regierung hält dagegen: „Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung von einer Million öffentlichen Ladepunkten in 2030 kann unter Mitwirkung aller relevanten Akteure erreicht werden“, schreibt Staatssekretär Bilger in der Antwort auf die Grünen-Anfrage.

Quelle: Handelsblatt – Grünen-Fraktionschef Hofreiter kritisiert schleppenden Ausbau von E-Ladepunkten

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Leser:

Ich glaube auch, Schnelllader kann man vorzugsweise z.B. auch schön an den Tankstellen (evtl. auch günstig gelegenen Autohäusern/Werkstätten), entlang von Autobahnen, in den Einkaufsmärkten und in den Innenstädten einrichten.

Am normalen „Dauerparkplatz“ braucht man vielleicht nicht unbedingt einen Schnelllader, da reicht z.B. auch 11 kW-Drehstrom. Bei bloß einfachem Wechselstromanschluss funktioniert das Prinzip „Laden“ prinzipiell aber genauso dauert aber eben wesentlich länger – wenn Akku leer auch gern 12 Stunden und länger (und damit länger als eine Nacht) um den Akku voll zu bekommen. Andererseits muss man auch bedenken, wann fährt man schon mal so viel, dass man jedes mal den Akku von leer auf voll laden muss? Wenn dann wird doch nur ein Teil wieder nachgeladen. Die vielen Stunden, die das Fahrzeug ohnehin auf dem Parkplatz steht, kann es auch langsamer und verträglicher geladen werden.. und dafür sind Laternen sicherlich eine gute Idee.. von vielen anderen. Denn was nützt es, wenn das Fahrzeug auf dem Parkplatz zwar ganz schnell voll geladen wird, aber anschließend die Parkplätze an diesen Ladesäulen durch die weiterhin darauf parkenden Fahrzeuge „blockiert“ sind..

weotui:

Das Wohneigentumsgesetz ist überarbeitet, was zunächst die Hoffnung aufkeimen lässt, dass die Eigentümer demnächst aktiv werden und sich denn auch Ladepunkte installieren lassen wollen.
Nur – finden Sie einmal einen Elektroinstallationsbetrieb, der bereit ist, für eine Sammelbestellung zur Nachrüstung einer gesamten Tiefgarage für die Eigentümerversammlung ein Angebot zu machen? Handwerksbetriebe sind keine Verkaufskanonen! Wer hier eigentlich gefragt ist, sind die Energieversorger. Diese haben bisher mit Ladestationen eher Öffentlichkeitsarbeit betrieben, um der Gemeindepolitik zu schmeicheln. Ihre eigentliche Aufgabe, sich zusammen mit dem Elektrohandwerk und den Autohändlern auf den nun – oh Schreck! – plötzlich einsetzenden Nachfrageschub vorzubereiten, haben sie nicht gesehen. Da gibt es noch eine steile Lernkurve zu bewältigen…

Max Sepp:

Ich kann das politische Gelaber zur Situation der Ladesäuleninfrastruktur bald nicht mehr hören. Die Bundesregierung ist in der Pflicht endlich was konstruktives zu tun um die Ladesäuleninfrastruktur voranzubringen, anstatt Gesetzesvorlagen von einem Ausschuß zum Nächsten zu schieben. Die Damen und Herren in Berlin haben keine Ahnung mit welchen Hürden man zu kämpfen hat wenn man als Mieter in einem Wohnblock mit15 Eigentumsparteien und Tiefgarage ein E-Mobil anschaffen möchte aber keine Lademöglichkeit hat und auf „Gedeih und Verderb“ dem Wohlwollen der Eigentümer ausgeliefert ist (alle müssen zustimmen, als Mieter hast du keine rechtliche Handhabe die Zustimmung zu ersetzen). Hier in meinem Wohnort mit ca. 22.000 Einwohnern sind 4 (vier) öffentlich zugängliche Ladepunkte bekannt und
für mich als Schwerbehinderten mit aG nur mit Rollstuhl und Hilfe einer zweiten Person erreichbar. Damit wäre das E-Mobil gestorben.

lsdemöglichkei

pflicht endlich was zu tun

politiker

E.R.:

SEHR RICHTIG! wenn DAS nur endlich in den zuständigen Köpfen auch ‚klick‘ machen würde!

Freue mich jedesmal, wenn ich für meine ZOE zumindest eine 11kW Station finde, damit in 1h im günstigsten Fall 10kW (=25% Akkukapazität) geladen werden …

Stattdessen geht es anscheinend nicht nur bei den E-Autos, sondern sogar bei Ladestationen (!) schon wieder nur um den Wettbewerb: grösser, stärker, schneller – wieviele 11/22kW Ladestationen man zum Preis EINER Schnellladestation installieren könnte, ist den Verantwortlichen anscheinend egal …

Aber vielleicht denken die Politiker dabei ja auch an ihre zahlungskräftigen ‚Influencer’ mit ihren E-trons, I-paces etc. oder bereits an ihre künftigen Dienstwägen …

Stephan:

Kauft einen Tesla und gut.
Mit einem Juice Booster braucht es für den täglichen Ladebedarf nur eine Steckdose. Mehr Ladeleistung ist in der Regel nicht nötig. Im Durchschnitt fährt ein Auto in der Woche selten mehr als 300km. Das lädt Euch ein Tesla in knapp 30min an einem Supercharger. Also 1x die Woche am nächsten SC einen Kaffee oder Snack genießen, wenn es zu Hause am Stellplatz oder in der Garage keine Steckdose gibt.
Ich fahr seit rund einem Jahr ein Model 3.
Reichweite: Genug.
Ladeinfrastruktur: 100% Ausreichend
Umdenken: Erfolgt
Schwierigkeitsgrad: Gering
Gegenteilige Aussagen: Fake News und Propaganda zum Schutz sterbender Ideologien

Strauss:

Neben den Laternenmasten sind auch bei allen Wohblöcken,Tiefgaragen, und Tankstellen mit Verpflegungsmöglichkeiten, Ladestationen ins Konzept zu nehmen.

Djebasch:

Ich glaube es hackt …
Wen interessieren die Schnellader , die gibt es eigentlich jetzt schon genug, doch um der breiten Masse E Mobilität zugänglich zu machen sollten erstmal an jeder Strasse wenigstens ein 3KW Lader gebaut werden und wenn es Laternen sind und das Deutschlandweit dann können wir den Boom der E Autos angehen…
Geiles Beispiel in meiner Stadt 140k Einwohner 6 Ladesäulen in der Innenstadt und ein paar wenige bei Aldi und Rewe sonst nichts…
Wie will man damit auch nur Ansatzweise 5% der Autofahrer befriedigen?
Dazu nicht jeder hat lust 4 Stunden an einem Lader zu verbringen um die 80% zu erreichen…außer er hätte diesen in seiner Heim Nähe…
Schnellader gibt es hier nicht einen…

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