Einer aktuellen Studie des Lehrstuhls „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen zufolge ist das Recycling von Elektroauto-Batterien in Europa derzeit noch nicht profitabel. Besonders hohe Investitionen entstehen laut der Analyse durch den Transport, der je nach Einstufung der Batterien bis zu 70 Prozent der gesamten Recycling-Kosten verursache. Eine weitere Herausforderung bestehe darin, dass der größte Teil der zurückgewonnenen Schwarzmasse mangels europäischer Nachfrage ins Ausland verkauft werden müsse.
„Die Ergebnisse bestätigen, dass die derzeitigen Recycling-Praktiken nicht rentabel sind“, resümiert PEM-Leiter Professor Achim Kampker. Neben den teilweise immensen Transportkosten erfordere die Infrastruktur für die chemische Verarbeitung aktuell Investitionen von rund 23 Euro pro Tonne Input-Materials. „Darüber hinaus sind momentan zahlreiche Recycling-Anlagen aufgrund deutlich zu geringer Rücklaufmengen mit weniger als zehn Prozent ihrer Kapazität mit Elektrofahrzeug-Batterien ausgelastet“, sagt Studienautorin Natalia Soldan, Leiterin der PEM-Forschungsgruppe „Circular Economy & Materials“.
Um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, schlagen die Verfasser eine dezentrale Recycling-Struktur vor, die unter anderem die Transportwege verkürzt und regionale Vorbehandlungs- sowie zentrale chemische Verarbeitungseinheiten miteinander kombiniert. „Angesichts der entscheidenden Bedeutung von Lithium-Ionen-Batterien für den Elektrofahrzeug-Markt und der begrenzten Verfügbarkeit kritischer Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Graphit sind effektive und rentable Batterie-Recycling-Verfahren essenziell, um die Abhängigkeit Europas von Importen zu verringern und die Nachhaltigkeit von Batterien zu verbessern“, heißt es in der Studie.
Der Analyse „Wirtschaftliche und strukturelle Herausforderungen beim Recycling von Lithium-Ionen-Batterien in Europa: Eine auf Interessengruppen basierende Bewertung“ liegen Interviews mit 13 Akteuren der Batteriewertschöpfungskette zugrunde, darunter Fahrzeughersteller, Logistikanbieter und Recycling-Unternehmen. Zu den untersuchten Prozessen zählen die Batteriesammlung, die Klassifizierung, der Transport, die Zwischenlagerung, die mechanische Behandlung und die chemische Aufbereitung. Die Studie ist im wissenschaftlichen Fachjournal ScienceDirect frei zugänglich.
Quelle: RWTH Aachen – Pressemitteilung vom 14.07.2025