Offensive für grüne Mobilität: Großbritannien investiert Milliarden in E-Auto-Zukunft und Ladeinfrastruktur

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Michael Neißendorfer
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Mit einem milliardenschweren Doppelpaket treibt die britische Regierung die Transformation der heimischen Automobilindustrie und den Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-Autos voran: Insgesamt 2,5 Milliarden Pfund (knapp 2,89 Milliarden Euro) fließen über das neue Förderprogramm DRIVE35 in die Entwicklung und Produktion von Elektroautos sowie in den Aufbau einer wettbewerbsfähigen Lieferkette. Parallel dazu sollen weitere 63 Millionen Pfund (knapp 73 Millionen Euro) in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert werden – auch speziell für Haushalte ohne eigenen Stellplatz, wie zwei aktuellen Pressemitteilungen der britischen Regierung zu entnehmen ist.

DRIVE35: Rückenwind für Batterien, Zulieferer und Gigafactories

Herzstück der neuen Industrieoffensive ist das auf zehn Jahre ausgelegte Förderprogramm DRIVE35, das sich an Hersteller, Zulieferer, Start-ups und Forschungseinrichtungen richtet. Es umfasst drei Säulen – Transformation, Scale-Up und Innovation – und soll Investitionen in Batteriefabriken, Komponentenfertigung und moderne Antriebstechnologien gezielt anstoßen.

Allein bis 2030 fließen zwei Milliarden Pfund (gut 2,3 Milliarden Euro) in große Kapitalprojekte, zusätzlich stehen bis 2035 insgesamt 500 Millionen Pfund (577 Millionen Euro) für Forschung und Entwicklung bereit. Die Ziele sind ambitioniert: Tausende neue Jobs, Milliardeninvestitionen aus der Privatwirtschaft und eine Stärkung der britischen Position im globalen E-Mobility-Rennen.

Zu den ersten Profiteuren gehören etwa das Unternehmen Astemo, das in Bolton über 100 Millionen Pfund in die Produktion von Wechselrichtern investiert. 220 direkte Arbeitsplätze sollen dort entstehen, viele weitere in der Lieferkette. Im West Midlands investiert das Unternehmen Dana 15 Millionen Pfund in Komponentenfertigung für E-Antriebe.

Begleitet wird DRIVE35 durch bereits bestehende Programme wie den Automotive Transformation Fund (ATF) und das Advanced Propulsion Centre UK (APC). Diese haben bereits über sechs Milliarden Pfund (mehr als 6,9 Milliarden Euro) an privaten Investitionen ausgelöst.

63 Millionen Pfund für die Ladeinfrastruktur – Fokus auf Laternenparker

Gleichzeitig kündigt die britische Regierung ein 63 Millionen Pfund schweres Infrastrukturpaket an, das besonders die Alltagstauglichkeit von E-Autos verbessern soll. Kernstück ist ein innovativer 25-Millionen-Fonds, mit dem Städte und Gemeinden „Cross-Pavement“-Ladelösungen für Haushalte ohne eigene Einfahrt installieren können, indem sie ein Kabel in einer Schiene im Gehweg verlegen dürfen. Dies soll das Laden über günstige Haushaltsstromtarife ermöglichen – für umgerechnet weniger als vier Eurocent pro Kilometer. Das jährliche Einsparpotenzial gegenüber Verbrennern liegt laut Regierung bei bis zu 1500 Pfund (etwa 1730 Euro) pro Fahrzeug.

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Auch die Flotten des NHS (National Health Service) profitieren: Ein separater Fonds von acht Millionen Pfund (9,2 Millionen Euro) hilft dabei, über 1200 Ladepunkte an über 200 Klinikstandorten zu errichten. So sollen Millionen Pfund an Kosten eingespart und in die Patientenversorgung reinvestiert werden. Ergänzt wird das Infrastrukturpaket durch eine neue Förderung für Firmenflotten sowie ein modernisiertes Beschilderungssystem für Ladehubs an britischen A-Straßen, die am ehesten den deutschen Bundesstraßen entsprechen.

„Jetzt wird geliefert – für Jobs, Investitionen und bezahlbare Elektromobilität“

Jonathan Reynolds, Wirtschafts- und Handelsminister, spricht von der „größten industriepolitischen Entscheidung für den Automobilsektor seit über einem Jahrzehnt“. DRIVE35 sei der Hebel, mit dem Großbritannien eine globale Spitzenposition in der E-Mobilität behaupten wolle.

Transportministerin Heidi Alexander ergänzte: „Wir machen es einfacher und günstiger, ein E-Auto zu besitzen – unabhängig davon, ob man eine Einfahrt hat oder nicht. Unsere Investitionen schaffen eine fairere, grünere Zukunft und bringen Geld zurück in die Taschen der Menschen.“

Mit mehr als 382.000 verkauften Elektroautos war Großbritannien 2024 der größte E-Automarkt Europas – weltweit liegt das Land auf Platz drei. Derzeit sind über 82.000 öffentliche Ladepunkte verfügbar, alle 30 Minuten kommt ein neuer hinzu. Bis 2030 sollen weitere 100.000 Ladepunkte entstehen – gestützt durch sechs Milliarden Pfund an privaten Investitionen.

Quelle: Gov.uk – Pressemitteilungen vom 13.07.2025 / BBC – Electric cars will be cheaper to buy, pledges minister

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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