Der Ökonom Moritz Schularick bezweifelt, dass die großen deutschen Autobauer BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen bis zum Ende des Jahrzehnts noch in ihrer heutigen Form existieren werden, wie er in der Talkshow Caren Miosga äußerte. Zudem kritisierte Schularick, der Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) ist, die „rückwärtsgewandte Debatte“ rund um den Verbrennerantrieb und plädiert stattdessen dafür, dass sich die deutsche Autoindustrie auf Zukunftsthemen fokussiert.
In der Talkshow, die Anfang November ausgestrahlt wurde, waren neben Schularick der Grünen-Politiker Cem Özdemir und die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Hildegard Müller zu Gast, um über die kriselnde deutsche Autoindustrie zu diskutieren.
„Ich glaube, die wird es wahrscheinlich in der Form schon zum Ende des Jahrzehnts nicht mehr geben, so wie die deutsche Automobilwirtschaft jetzt aufgestellt ist“, entgegnete Schularick auf die abschließende Frage, ob es die drei großen Autobauer BMW, Mercedes und Volkswagen in zehn Jahren noch in ihrer heutigen Form geben werde.
Die mögliche Rettung für die drei Autoriesen sieht der Ökonom in einer Art „Volvo-Lösung“ durch einen Investor, möglicherweise aus China, der nicht nur neue Technologien mitbringt, sondern auch den Zugang zu neuen Märkten eröffnet. Volvo etwa ist seit 2010 Teil der chinesischen Geely-Gruppe, die bis heute die mehrheitlichen Anteile an der ursprünglich schwedischen Marke hält.
Schularick betonte zudem die Dringlichkeit, dass sich deutsche Autobauer auf Zukunftsthemen wie das autonome Fahren konzentrieren. Auch hier habe er „die ganz große Sorge, dass wir bei dieser ganzen rückwärtsgewandten Debatte das vergessen, was die nächste Revolution ist, und da dann auch wieder hintendran sind“.
Im Gegensatz dazu macht die VDA-Präsidentin Müller die deutsche Politik und die hohen Energiepreise für die Krise in der hiesigen Autoindustrie verantwortlich. Dennoch sehe sie „erfolgreiche Unternehmen“ und bezeichnete Schularicks Prognose für die großen Hersteller als „absurd“.
„Jeder muss seinen Job machen, dann können wir das auch schaffen“, kommentierte Cem Özdemir die aktuelle Lage in der Autoindustrie. Der Politiker, der für das Amt des Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg kandidiert, verneinte die Frage, ob er sich den Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz in chinesischer Hand vorstellen könne, entschieden. Jedoch bestehe großer Handlungsbedarf, damit Mercedes deutsch bleibt.
Während Volkswagen und Porsche bereits Milliardenverluste verzeichneten, brach der Gewinn bei Mercedes zuletzt um 50 Prozent ein. Auch bei BMW lief es in diesem Jahr nicht wirklich gut, wenn auch besser als bei den anderen deutschen Herstellern. Die Ursachen für die Krise der deutschen Autoindustrie sind vielschichtig. Vielfach kritisiert, vor allem von Seiten der Autobauer und Zulieferer, werden die bürokratischen Hürden und die unklaren Rahmenbedingungen bei der Mobilitätswende.
Neben der stagnierenden Wirtschaft hierzulande kämpfen die Autobauer mit hohen Zöllen durch US-Präsident Donald Trump sowie mit deutlich billiger produzierten Elektroautos aus China. Zu spüren ist zudem der damalige Dieselskandal, der das Image der Hersteller nachhaltig geschädigt hat.
Quelle: Handelsblatt – Schularick sieht große deutsche Autobauer bis 2030 verschwinden







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