Numbat denkt Schnellladeinfrastruktur anders

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Numbat GmbH / Ilenia De Vito

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Uli Benker, Head of Marketing des jungen Start-Ups Numbat, hat sich für den Elektroauto-News.net Podcast die Zeit genommen, um uns ein wenig hinter die Kulissen blicken zu lassen. Das Allgäuer Cleantech Unternehmen hat sich auf die Fahne geschrieben, dass Schnellladesäulen nicht nur an Autobahnen oder Hubs entstehen, sondern durch die Kombination mit Batteriespeichern quasi überall.

Dabei agiere Numbat nicht als Verkäufer der Hardware. Sondern betreibt diese auch aktiv. Mit der eigenen Ladelösung geht man einen Hindernis-Grund, welcher den Ausbau der Ladeinfrastruktur bisher immer gestoppt habe aktiv an. Denn der komplizierte Anschluss an das Stromnetz, Trafostationen mit derzeit langen Lieferzeiten für Transformatoren, als auch gravierende Baumaßnahmen und hohe Investitionskosten fallen bei der Numbat-Lösung nicht an.

300 kW Ladeleistung aus Kombination aus High-Power Charger und Batteriespeicher

Stattdessen setzt das Cleantech-Unternehmen auf eine Kombination aus Schnellladesäule und Batteriespeicher. Denn genau das ist Numbat, eine Kombination aus High-Power Charger und Batteriespeicher. In zehn bis fünfzehn Minuten kann ein E-Auto mit bis zu 300 kW zu 80 % aufgeladen werden. Die Schnellladesäule ist mit zwei Ladepunkten ausgestattet, bei gleichzeitiger Verwendung kann jeweils mit 150 kW geladen werden.

Dabei punktet Numbat vor allem durch Schnelligkeit am Markt. Dort wo andere Schnellladestation-Anbieter gut zwei bis drei Jahre für die Errichtung entsprechender Ladepunkte benötigen, ist Numbat in rund sechs bis sieben Monaten einsatzbereit. Was daran liegt, dass kein Anschluss an die Mittelspannung benötigt wird. Da der High-Power Charger mit einem Batteriespeicher (200 kWh Speicherkapazität) kombiniert wurde. 

Der Batteriespeicher lädt sich nicht nur laufend aus dem Niederspannungsnetz mit Strom auf, auch der Strom aus PV-Anlagen kann im Numbat gepuffert werden. Hierdurch schafft es das Start-Up einen sehr grünen Energiekreislauf abzubilden und die Stromnetze zu entlasten. Zudem sei das Produkt für Unternehmen wirtschaftlich tragbar. Wie Uli im Gespräch ausführt bietet sein Unternehmen verschiedene B2B-Applikationen an, z. B. Lastspitzenkappung. Deren Kunden können dadurch ihren Eigenverbrauch optimieren. 

Numbat bietet All-in-One-Lösung aus einer Hand

Als Betreiber der Numbats kümmert sich das gleichnamige Unternehmen um alle notwendigen Punkte wie Installation, Betrieb und Wartung. „Wir setzen außerdem wenn möglich immer alle Standorte eines Unternehmens um, was von Kunden als sehr positiv wahrgenommen wird. Große Anbieter betreiben regelrechtes „Cherry-Picking“ und setzen nur die aus wirtschaftlicher Sicht attraktivsten Standorte um“, so Uli im Gespräch mit Elektroauto-News.net

Möglich wird dies, da man alle Fäden in der Hand behält. Auch hinsichtlich der Finanzierung der Numbat Schnellladestationen. Diese rechnen sich durch den Verkauf von Strom, das Anbieten von Batteriespeicher-Anwendungen (Peak-Sharing) sowie das Zwischenspeichern von PV-Strom. Darüber hinaus sind die Numbat mit zwei 75 Zoll großen Screens ausgestattet. Dies führt dazu, dass Werbung und Content in Form von digitaler Außenwerbung auf den Screens ausgespielt werden kann. Somit eine weitere Einnahmequelle für das junge Start-Up.

Die Nachfrage vom Markt ist vorhanden. Schon heute gibt es zwei größere Partnerschaften. Weitere stehen für 2023 in den Startlöcher, wie Uli im gemeinsamen Gespräch verraten hat. Aber das hörst du dir am besten selbst an.

Gerne kannst du mir auch Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Udo M.:

Wäre es nicht zweckmäßiger, die Leistung auf 100kW zu begrenzen?
Damit dürften die Kabel auch nicht mehr so schwer sein und könne dafür länger ausfallen.
Meistens dauert ein Einkauf um die 30min, da ist doch der Akku bereits fast gefüllt, oft geht es ja nur um ein Nachladen und da ist schnell die Ladezeit kürzer als der Einkauf.
Nutze ich eine Leistung von 300kW, muss ich mich mit dem Einkauf sogar beeilen, um die Säule freizumachen. Nichts ärgert es einen mehr, als wenn ein Auto an einer Säule steht und nicht mehr lädt.
Außerdem ist so noch Kapazität für AC-Laden vorhanden. Da nur wenige mehr als 11kW laden können, reicht die Leistung für einige Autos. Plugin Hybride können oft nur AC oder max 50kW DC Laden. Wenn dann auch noch die Säule zentraler steht und nicht irgendwo in eine Ecke gequetscht (wie es oft der Fall ist) ist sogar Platz für 4 Autos (jede Seite eins). Leider haben die Konstrukteure keinen einheitlichen Zugang am Auto eingerichtet, mal ist die Ladebuchse vorn, hinten, seitlich oder so, dass man nur mit einer Seite heranfahren kann, da die Kabel oft zu kurz sind, um mit dem schwerem Kabel über die Fahrzeugbreite heranzuführen. Manches Mal muss man sogar das Auto drehen (entgegengesetzt der Fahrtrichtung) und steht dann falschherum an der Säule, weil die andere Seite gerade besetzt ist und die Parkfläche davor zu kurz, da man sonst mit einem Fahrzeugteil über eine Begrenzung fahren müsste.
Immer wieder sieht man, dass Ladesäulen in der letzten Ecke eines Parkplatzes stehen, statt etwas zentral, so ist oft nur eine Nutzung von 2 Seiten möglich.
Wenn natürlich diese Säule für Ladungen an einer Bundesstraße oder Tankstelle, ist es wieder anders. Auf der Durchreise möchte man nur kurze Aufenthalte haben und da wären die 150-300kW schon angenehm, obwohl es kaum Autos gibt die die 250kW überschreiten.
Solch eine Ladestelle (mit Batteriepuffer, 75kW Leistung) hatte mal ich bei Wolfsburg genutzt. Diese gibt es aber nicht mehr. Als ich laden wollte ging es nicht und ich hatte die Hotline angerufen, weil erst kurz vorher jemand dort geladen hatte. Dort wurde mir das mit dem Puffer erzählt und tatsächlich, nach etwa 10min, konnte ich wieder Laden.

Alexey:

Danke Felix für die ausführliche Erläuterung.

Ich hatte mir sowas in der Art schon gedacht, dass es Standort und Stromnetz-Ausbau abhängig ist. Nichts desto trotz kann es natürlich durch den Puffer erstmal eine gewisse Anzahl Fahrzeuge recht schnell laden und braucht dann eine gewisse Zeit zum nachladen. Je nach Region kann man damit also recht gut vorhandene Engpässe etwas schließen bzw. zur Überbrückung dienen bis ggf. ein Mittelspannungsanschluss aufgebaut werden kann. Danach hat es ja genug sagen wir mal Strom-Bandbreite um selbst bei leerem Puffer noch schnell laden zu können.

HfBuuue:

Bei den Fanboys hier musst keine konstruktive Kritik erwarten. Ich sehe auch das Langsamladen als die Massenlösung was auch für die Akkus gut ist. Die ganzen Umladeverluste versteht wieder keiner. So ähnlich wie grüner Wasserstoff der nur verlustbehaftet hergestellt werden kann. Strom verbraucht man direkt bei der Erzeugung. Die Frequenzumrichtungsverluste könnte man aber noch umgehen und einfach von Solar DC/DC in den Auto Akku gehen.

Silverbeard:

Ein Supermarkt hat bestimmt eine relativ hohe Netzanschlußleistung. Gerade die älterne Märkte haben immer noch offene Kühlregale (die noch nicht mal Nachts abgedeckt werden) und werden den ganzen Tag beleuchtet und klimatisiert. Dazu kommt das Kühl und Gefrierlager, also zimmergroße Räume, die auf 8°C, bzw -18°C gekühlt werden. Da sollte Nachts genug Leistung übrig sein, um einen 200 kWh Akku voll aufzuladen.

Der Pufferakku wird auch nicht vollständig entleert bei einen Enkauf. Normalerweise ist man etwa 15-20 Minuten in einem Supermarkt und fährt nicht mit 0% Akku vor.

Zusätzlich kann eine PV Anlage die Ladestationen unterstützen, wie auch im Gespräch erwähnt wird. PV auf Gebäuden wird in den nächsten Jahren üblich werden bei deutschen Netzgebühren.

Daniel W.:

Sicherlich eine Nische wie auch die anderen Schnelllader, aber ich sehe in Zukunft eher den Bezug von wenig Strom über den Tag oder die Nacht verteilt aus Wallboxen als günstige Lösung an, so dass nach kräftigem Ausbau von PV- und Windkraftanlagen der Ökostrom halbwegs gleichmäßig verteilt werden kann.

Das E-Auto steht zuhause und kann über Nacht den günstigen Windstrom laden, der nicht anderweitig gebraucht wird oder tagsüber am Arbeitsplatz den günstigen PV-Strom, wenn die Sonne kräftig scheint.

Dann brauchen nur die E-Auto-Langstreckenfahrer, die vorwiegend über die Autobahnen rasen, oder die Autofahrer, die weder zuhause noch am Arbeitsplatz laden können, einen Schnelllader. Dafür reichen dann einige Schnelllader an Autobahnen sowie an Bau, Garten- und Supermärkten vollkommen aus.

Wenn dazu noch die Solarzellen auf den Karosserien von E-Autos in Serie gehen, dann brauchen viele Autofahrer, die überwiegend Kurzstrecke fahren, nur selten eine Ladesäule. Und wenn die Leute auf den ÖPNV bzw. den bundesweiten und hoffentich pünktlichen Zugverkehr mit dem 49.-Euro-Ticket umsteigen, dann brauchen wir nicht nur viel weniger E-Autos, sondern auch weniger Schnelllader.

Die Verkehrswende und die Energiewende gehören zusammen, damit es insgesamt weniger Autos auf den Straßen und dafür reichlich günstigen Strom für Alle gibt, so dass auch viele Gebäude mit Wärmepumpen günstig beheizt werden können und wir in der EU weitgehend energieautark werden.

Felix Klüsener:

Die Anzahl der möglichen Ladesäulen ist im Prinzip unbegrenzt. Es muss natürlich genug Platz vorhanden sein und man muss bedenken, dass an manchen Standorten nicht viel Leistung aus dem Niederspannungsnetz entnommen werden kann. Wenn beispielsweise 50 kW bereitstehen und man 10 von den Stationen installiert, kann bei zeitgleicher Aufladung aller Akkus nur 5 kW pro Station aus dem Netz entnommen werden und alle Akkus vollzuladen würde 40 Stunden dauern.

Die aus dem Netz zu entnehmende Leistung ist Standortabhängig. Größere Häuser und landwirtschaftliche Betriebe haben meistens einen oder mehrere 63 Ampere Anschlüsse. Das würde bei gleichmäßiger Auslastung aller 3 Phasen etwa 43 kW entsprechen. Wenn an einem Standort mehrere 63 Ampere Leitungen liegen, oder leicht installiert werden können, kann man von 43 kW*Anzahl der Leitungen ausgehen.

Die Anzahl der Säulen ist, wie oben erwähnt, erstmal unbegrenzt, nur die Ladeleistung der Akkus hängt von der Anzahl der Stationen und der Leitungen ab.

Ob die Säulen vernetzt sind und man auch aus dem Akku einer anderen Station Strom ziehen kann, geht aus dem Artikel leider nicht hervor. Technisch möglich wäre das sicher, würde das System allerdings verteuern, da zusätzliche Hochvoltverbindungen zwischen den Stationen verlegt werden müssen.

Die Problematik, die ich bei der ganzen Sache sehe ist, dass wenn der Pufferakku z.B. zu 80% gefüllt ist und zwei Autos mit großem Akku laden von einem niedrigen SoC auf, dann ist der Pufferakku danach leer. Wenn jetzt ein drittes Fahrzeug kommt, ist die Ladeleistung auf die Anschlussleistung der Station begrenzt, also im besten Fall wahrscheinlich auf 43 kW. Außer es gibt mehrere Stationen und eine davon hat noch genügend Energie gespeichert, oder man installiert die oben erwähnten Ausgleichsverbindungen zwischen mehreren Stationen. Wenn man sich mal das Ladeverhalten an bestehenden Schnellladern anschaut, ist das Szenario nicht so unwahrscheinlich, da zu den Hauptverkehrszeiten häufig mehrere Ladevorgänge hintereinander vorkommen, während z.B. nachts kaum Auslastung herrscht. Würde zuverlässig alle 2 – 3 Stunden ein Auto aufladen, würde das natürlich gut funktionieren. Nur so ideal verhalten sich die Kunden selten und ich befürchte, dass der 200 kWh Puffer in Spitzenzeiten (Ferien, langes Wochenende, etc.) schnell an seine Grenzen stößt.

Alexey:

Das Konzept klingt gut, wirft aber in meinem Kopf einige Fragen auf.
Wie viele Ladesäulen soll/kann dieser Ansatz unterstützen, wenn der Mittelspannungs-Anschluss umgangen werden soll um schneller zu sein als die Konkurrenz?
Wenn man diesen umgeht, wie viel kann dann eine Säule maximal aus dem Netz ziehen? 22KW?
Wie viele Säulen kann man dann etwa anschließen ohne das lokale Netz zu stark zu belasten?
Sind die Säulen untereinander vernetzt? Sprich kann Säule A von Säule B ziehen wenn dort gerade der Puffer aufgeladen wird aber dort trotzdem Jemand schnell laden möchte?

Falls da jemand mehr Details hat und sie teilen möchte, gerne hier, danke.

HfBuuue:

Strom zu speichern ist ineffizient. Da wäre mir AC Lader in der Masse besser und günstiger. Lieber immer ein bisschen und langsam laden, als irgendwann gezwungen schnell. Ist sonst alles Stress für den Akku. Wenn man von nachhaltig redet sollte man auch an die Akkus denken .

heinr:

so muss das…

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