Nissans E-Offensive startet mit neuem Leaf und Micra

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Nissan

Wolfgang Gomoll
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  —  Lesedauer 4 min

Nissan bläst derzeit ein scharfer Wind ins Gesicht. Die Kooperation mit Honda ist gescheitert, auch die Verkaufszahlen sind alles andere als berauschend. Trotzdem schraubt der japanische Autobauer fleißig an seiner Zukunft. Der zukünftige CEO Ivan Espinosa will den Konzern straffen und die Kundenwünsche in den Mittelpunkt stellen. Der Micra feiert als Elektroauto ein Comeback und nutzt dafür die Technik des elektrischen Renault R5.

Ivan Espinosa hat es momentan nicht leicht. Der oberste Produktplaner übernimmt in ein paar Tagen den Chefposten bei Nissan. Eigentlich ein logischer Schritt, da sich der japanische Autobauer neu aufstellen will, um in Zukunft nicht zum reinen Nischen-Hersteller abzudriften. Die Gemengelage zum Amtsantritt des Mexikaners ist diffizil: Die Geschäfte laufen alles andere als gut, das Verhältnis zum Allianz-Partner Renault war auch schon mal besser und zu allem Übel sind die Kooperationsgespräche mit Honda krachend gescheitert. Die Truppe aus Yokohama muss sich also neu orientieren.

Die Zeit drängt. In Zeiten des immer härteren Wettbewerbs und schrumpfender Märkte muss das Ruder schnell herumgerissen werden, sonst wird die finanzielle Luft für Nissan dünn. Um eine schnelle Wende hinzubekommen, hat der Bald-Firmenchef ein Maßnahmenpaket geschnürt: An oberster Stelle stehen natürlich die Produkte und das Ausrollen der Modellpalette auf die jeweiligen Regionen.

„Wir sind zu langsam und haben in wichtigen Märkten entscheidende Trends verpasst“, analysiert Espinosa nüchtern. Damit sich das ändert, sollen die richtigen Autos für die jeweiligen Märkte gebaut werden und so für Umsatz sorgen. Konzentration auf da Wesentliche lautet die Maxime: Der Kunde bekommt das Auto, das er will, mit dem Antrieb, den er bevorzugt. Eine Antriebs-Monokultur führt in eine Sackgasse. Das haben die Nissan-Manager erkannt.

Vollelektrischer Nissan Micra als Renault 5-Zwilling

In Europa bringt Nissan in diesem Jahr drei elektrifizierte Modelle auf den Markt. Dabei feiert der Micra als Elektroauto ein Comeback. Der Stromer ist auf den ersten Blick als R5-Zwilling erkennbar, mit dem es sich die Technik teilt.

Nissan | Ausblick auf kommenden Nissan Micra

Genauso spannend wird die Neuauflage des Nissan Leaf EV, der auf der CMF-EV Plattform basiert. Die dritte Generation hat sich zu einem Crossover gemausert, der auf 19-Zoll-Reifen rollt. Dank verbesserter Aerodynamik und Effizienz, die unter anderem durch Nissans kompakte Antriebseinheit 3-in-1-EV Powertrain erreicht wird, soll der Leaf mit einer Batterieladung deutlich weiter kommen als das aktuelle Modell. Der Innenraum präsentiert sich geräumig und folgt mit zwei großen Bildschirmen dem Hyundai-Vorbild. Das große Panorama-Glasdach sorgt für angenehme Lichtverhältnisse.

Der Quashqai ist mit der dritten Generation des e-Power-Systems ausgestattet, das den Verbrauch noch weiter senken soll und besser für Fahrten auf Autobahnen und Highways geeignet ist. Für Aufsehen dürfte im nächsten Jahr auch die der neue Juke sorgen, der mit einem polygonen Design an die Extravaganz seiner Vorgänger anknüpft und diese sogar noch übertrifft.

Nissan | Neuauflage des Nissan Leaf im Blick

In China hat Nissan ebenfalls den Anschluss verloren. Das soll sich mit der vollelektrischen Limousine N7 ändern, die noch dieses Jahr auf den Markt kommt. Um im Reich der Mitte wieder auf die Beine zu kommen, intensivieren die Japaner das Joint Venture mit Dongfeng weiter, um China auch als Exportplattform für Nissan-Modelle zu nutzen.

Nissan: Sparkurs muss weiter gehalten werden

Das alles ändert nichts an der Tatsache, dass Nissan sparen muss. Das geht weit über den Abbau von Arbeitsplätzen hinaus. Das gesamte Unternehmen muss effizienter agieren. Das betrifft auch die Beschleunigung der Entwicklungsprozesse. Außerdem will sich der Automobilhersteller sich nicht verzetteln, sondern sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Dazu gehört das autonome Fahren der Stufe 4 ebenso wie die Feststoffbatterie, die im kommenden Jahr auf öffentlichen Straßen erprobt werden soll.

Ambitionierte Ziele. Deren Verwirklichung kostet auch Geld, viel Geld. Nicht zuletzt haben andere Autobauer wie VW und Ford beim Robo-Fahren schon abgewunken. Zu teuer, zu komplex, zu langwierig. Auch die Entwicklung der Feststoffbatterie ist kein Selbstläufer, der eben mal nebenher erledigt wird. Diese beiden Technologien binden Ressourcen – finanzielle und personelle, die man auf anderen Gebieten brauchen könnte. Dennoch hält Nissan an beiden Projekten fest. Vorerst.

Diese Vorhaben sind offenbar als wichtige Projekte definiert, bei denen sich Nissan langfristig mit Partnern wie Mobileye zusammengetan hat. Ähnliches gilt auch für das zukunftsträchtige Software Definded Vehicle (SDV). Im ersten Schritt kommt 2026 eine Evolutionsstufe der CCS-Plattform (Connected Car Services), bei der die Künstliche Intelligenz ebenso integriert ist wie Features on Demand. Die Zukunft ist bereits vorgezeichnet: In der nächsten Ausbaustufe wird die Architektur zu einer offenen Plattform mutieren, an der sich auch Drittanbieter beteiligen können und so Geld in die Kassen des Autobauers spülen.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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Georg Wallp:

Dass es den R5 auch als Nissan geben würde, war ja schon vor 2, 3.. Jahren bekannt. Auch vom Aussehen und den etwas runderen Formen her geht es nun in die damals bereits absehbare Richtung.
Schön.
Spannend wird das Batteriethema. Beim Wettbewerber Stellantis und dessen neuer Plattform STLA Small bald stehen größere Ausbaustufen im Raum (60, 70 kWh+) für Peugeot etc., als jetzt bei Renault/Nissan. Hätte ich mir, gegen entsprechenden Aufpreis natürlich, für R5/Micra optional ebenfalls erhofft.

Georg Wallp:

Ja, schöner Typo. Vielleicht sollte es ja gar Software Defended Vehicle heißen? Verteidigung ist doch schließlich derzeit in aller Munde, auch Automobilbranche und Zulieferer erwägen teils Einstieg;)

Wolfbrecht Gösebert:

„Der Quashqai e-Power hat einen dahergemogelten CO₂-Ausstoß von 116 g“

Frei nach Hans Scheibner:

Der Quashqai nun, der hatte bloß / ’nen größ’ren CO₂-Ausstoß.
Die Umwelt wird davon nicht reiner.
Das macht doch nichts / das merkt doch keiner!

Kuckuck, Kuckuck …

Johannes:

Aber Wolfbrecht, die CO2-Bilanz schönrechnen tut man doch mit PHEVs. Der Quashqai e-Power hat einen dahergemogelten CO2-Ausstoß von 116g, der kleinste Hybrid-Benziner 142g

Wolfbrecht Gösebert:

Vorweg zum Gomoll-Artikel: Es muss im letzten Absatz natürlich „Software Definde*d* Vehicle“ heissen …
Wenn Johannes dann zum Quashqai der dritten Generation schreibt:

„Warum man in dieser Situation noch Geld für den e-Power Marketing-Gag hat ist mir schleierhaft. Das System hat kaum Vorteile gegenüber einem normalen Verbrenner[,] ist aber viel komplexer …“

Du vergisst womöglich den WICHTIGSTEN Vorteil für Nissan: Die RECHNERISCH günstigere CO₂-Anrechung?!

Der (Gebraucht-)Kunde wird später erst merken, dass ein viel komplexeres Fahrzeug (Verbrenner + Generator + Winzigakku + e-Maschine) nach ein paar Jahren drastisch höhere Inspektions-/Reparatur-Kosten erfordern wird …

Übrigens: Die Idee, dass Nissans Architektur in der nächsten Ausbaustufe zu einer offenen Plattform mutieren soll, an der sich auch Drittanbieter beteiligen könn(t)en und so zusätzlich Geld in die Kassen des Autobauers spülen würde … hatten auch andere schon. Nur eben zum größten Teil erfolglos.

Johannes:

Schön dass es einen Kleinwagen geben wird. Schade, dass der Leaf scheinbar aufgeblasen wird.
Warum man in dieser Situation noch Geld für den e-Power Marketing-Gag hat ist mir schleierhaft. Das System hat kaum Vorteile gegenüber einem normalen Verbrenner ist aber viel komplexer (Verbrenner + Generator + Winzigakku + e- Maschine)

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