Nissan: Stellenabbau und Bitte um Zahlungsaufschub

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Nissan

Laura Horst
Laura Horst
  —  Lesedauer 3 min

Der japanische Hersteller Nissan kämpft mit sinkenden Absatzzahlen. Der neue Konzernchef Ivan Espinosa hat deshalb ein umfassendes Restrukturierungsprogramm angekündigt, zu dem Werksschließungen und Entlassungen gehören. Das Unternehmen hat nun bestätigt, dass auch im britischen Werk Sunderland Personal abgebaut wird. Außerdem hat der Autobauer mehrere Zulieferer in Europa und Großbritannien um Zahlungsaufschub gebeten.

Den Stellenabbau hat das Unternehmen bestätigt, nennt aber keine konkreten Zahlen. Japanische Zeitungen berichten von etwa 250 Jobs. Ein Sprecher erklärte, dass der Stellenabbau auf sozialverträgliche Weise durch freiwilliges Ausscheiden erfolgen soll.

Das Werk Sunderland im Nordosten Englands ist das größte Automobilwerk in Großbritannien und entscheidend für die Produktion von Nissan-Modellen für den europäischen Markt. Insgesamt sind dort etwa 6000 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen hat mitgeteilt, dass der Standort nicht von einer Schließung betroffen sein soll.

Für die Mitarbeiter kommt die Nachricht über die Entlassungen sicher nicht überraschend, denn der neue Konzernchef Ivan Espinosa hatte bereits im Mai mitgeteilt, bis 2027 sieben von 17 Werken zu schließen. Zudem sollen rund 20.000 Mitarbeiter entlassen werden, was etwa 15 Prozent der gesamten Belegschaft entspricht. Espinosas Vorgänger, Makoto Uchida, hatte im November noch von etwa 9000 Stellenstreichungen gesprochen.

Im Juni hatte Nissan angekündigt, dass die nächste Generation des E-Autos Leaf in Sunderland gefertigt werden soll. Außerdem werden in dem britischen Werk der Qashqai und der Juke hergestellt, von dem auch eine elektrische Version geplant ist.

Bitte um Zahlungsaufschub bei Zulieferern

Neben den geplanten Entlassungen hat Reuters berichtet, dass Nissan mehrere seiner Zulieferer in Großbritannien und Europa um Zahlungsaufschub für Lieferungen gebeten hat. Ein Sprecher von Nissan hat dies bestätigt und erklärt, dass die Lieferanten um eine flexible Gestaltung der Zahlung gebeten worden seien. Im Gegenzug erhielten die Zulieferer zum späteren Auszahlungstermin Zinsen.

Die Automobilwoche verweist darauf, dass Zahlungsaufschübe in der Automobilbranche nicht ungewöhnlich sind und genutzt werden, um eine angespannte Cash-Position zu verbessern.

Renault reagiert mit veränderter Bilanzierungsmethode

Nissan hatte im vergangenen Geschäftsjahr einen Nettoverlust von umgerechnet 4,4 Milliarden Euro verbucht. Auf die prekäre finanzielle Lage reagiert nun auch Allianzpartner Renault, der ab dem 30. Juni 2025 seine Beteiligung an Nissan nicht mehr nach der Equity-Methode, sondern als finanziellen Vermögenswert berechnet. Folglich entspricht der Bilanzwert dem jeweils aktuellen Zeitwert auf Basis des aktuellen Aktienkurses von Nissan.

Renault muss daher für die erste Jahreshälfte 9,5 Milliarden für die Beteiligung an Nissan abschreiben. Laut dem Unternehmen wirkt sich der Schritt jedoch nicht auf die Prognose des Gesamtjahres aus, denn die finanziellen Korrekturen seien „nicht zahlungswirksam“ und hätten keinen Einfluss auf die Berechnung der Dividendenzahlung.

Gegenwärtig hält Renault noch 35,7 Prozent an Nissan, dessen Aktie in den vergangenen zwölf Monaten gut 20 Prozent ihres Wertes verlor. Renault betonte, die Zusammenarbeit in der Allianz mit Nissan und Mitsubishi verändere sich durch die Maßnahmen nicht. Operative Projekte würden auf „pragmatische und geschäftsorientierte“ Weise fortgeführt.

Quellen: Automobilwoche – Sparprogramm: Nissan will Zulieferer später bezahlen / Automobilwoche – Renault schreibt Milliarden auf Nissan ab

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Christoph R.:

Ich hoffe, Nissan überlebt diese Krise. Der Pionier hatte lange geschlafen bei E-Autos und fängt nun an, mehrere meiner Meinung nach gute Modelle zu bringen (Der neue Leaf als SUV mit 600 km Reichweite, eine neuer Elektro Micra, ein neuer elektrischer Nissan Juke). Hoffentlich sehen wir weitere E-Modelle aus Japan/ UK, die den Konzern aus der Krise führen.

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