NIO: Aktueller Stand Batteriewechsel bei E-Autos

Cover Image for NIO: Aktueller Stand Batteriewechsel bei E-Autos
Copyright ©

NIO

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

NIO drängt langsam aber sicher nach Europa. Aber nicht nur mit eigenen E-Autos, sondern wohl auch mit der dazugehörigen Batteriewechsel-Technologie, wie man es bereits aus China kennt. Durch die Einführung eines neuen Battery-as-a-Service (BaaS)-Abonnementmodells und seiner NIO Power Swap Station 2.0 konnte das Start-Up die Nutzung der Batteriewechsel-Option massiv beschleunigen. Nutzer können aktuell in jede der 517 NIO Power Swap Stations in ganz China fahren, um innerhalb von fünf Minuten eine vollgeladene Batterie zu erhalten.

Dabei ist NIO wahrlich nicht der erste Hersteller, welche an austauschbare Akkus gedacht hat. Im Jahr 2007 brachte Better Place gemeinsam mit Renault eine neue elektrische Limousine auf den Markt, die mit Roboter-Batterie-Tankstellen in Israel und Dänemark ausgestattet war. Viele Beobachter der Autoindustrie waren von diesem neuartigen Konzept fasziniert. Es erwies sich jedoch als seiner Zeit voraus, da die Marktnachfrage nach Elektrofahrzeugen im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts begrenzt war.

Better Place meldete im Mai 2013 Konkurs an. Ausschlaggebend hierfür war die Tatsache, dass das Wechsel-Netz nicht zu überzeugen wusste. Die hohen Investitionen, die für die Entwicklung der Lade- und Tauschinfrastruktur erforderlich waren, führten dazu, dass die Nutzer oft gezwungen waren, lange Strecken zu fahren, um ihre Batterien zu tauschen, was die Kundenzufriedenheit einschränkte.

NIO hat aus diesen Fehlern gelernt und setzt auf flächendeckend Ladestationen in China und anschließend weltweit. Man scheint sich ziemlich sicher dies erreichen zu können. Was sich schon daran erkennen lässt, dass man 2021 700 neue Wechselstandorte errichten wolle, zuvor waren 500 geplant. Darüber hinaus hat sich der Hersteller verpflichtet, weitere 600 neue Standorte in China zu installieren. Bis 2025 habe man sich zum Ziel gesetzt, weltweit mehr als 4.000 Batteriewechselstationen zu errichten, davon 1.000 außerhalb Chinas.

Batteriewechselstationen: Positiv für E-Auto-Preise

Durch die Einführung des Komforts weit verbreiteter Tauschstationen hat der Batterieservice von NIO auch den Preis eines jeden Elektrofahrzeugs um 10.000 Dollar gesenkt, da der Batterieservice vom Verkauf des Autos entkoppelt ist. Außerdem haben die Nutzer mehr Möglichkeiten, an den Power Swap-Stationen verschiedene Batteriegrößen auszuwählen, so dass sie ihr Abonnement auf- oder abrüsten können, wenn sich ihre Fahranforderungen ändern.

Die NIO Power Swap Station 2.0 ermöglicht 312 Batteriewechsel pro Tag. Laut Kurzbeschreibung werden die neuen Stationen mit 14 Batterieschächten ausgestattet sein – diese enthalten 13 Batteriepacks und einen leeren Schacht, um eine entladene Batterie aufzunehmen. Die Station ist vollautomatisch – einschließlich automatischem Parken – und kann bis zu 312 Batteriewechsel pro Tag durchführen – dreimal mehr als die vorherige Generation. Die erste NIO Power Swap Station 2.0 wurde in Peking in Betrieb genommen.

Jeder weiß, dass China ein hart umkämpfter Markt für Elektrofahrzeuge ist. Aus diesem Grund hat sich NIO durch den Verkauf eines kompletten Besitzererlebnisses differenziert. Darüber hinaus bieten die ausgedehnten Power-Swap-Standorte mehr Komfort und niedrigere Kosten für die Nutzer, wodurch der Batteriewechsel zu einem integralen Bestandteil der Kundenerfahrung und der NIO-Community wird.

Europa und Amerika zeigen Interesse an Batteriewechselstationen

Marktbeobachter in Europa und Nordamerika beobachten die Fortschritte der NIO Power-Swap-Stationen-Initiative genau. Einige Kritiker haben behauptet, dass Batterietauschstationen in den USA aufgrund der geringen Marktdurchdringung von E-Fahrzeugen dort weniger sinnvoll sind. Die meisten amerikanischen Autohersteller und Ladeunternehmen sind jedoch dabei, an immer mehr Orten Schnellladestationen zu entwickeln.

Das chinesische Unternehmen lässt sich davon nicht ausbremsen und treibt mit Sinopec die Entwicklung der NIO Power Swap Station 2.0 voroan. Neben der Schaffung eines Netzes zum Laden und Tauschen von Batterien haben die beiden Unternehmen eine enge Zusammenarbeit bei verwandten Projekten für neue Materialien, intelligente EV-Technologien, Battery-as-a-Service (BaaS), Fahrzeugbeschaffung und Einrichtungen vereinbart.

Bis Ende September 2021 hatten über 4 Millionen Batterietauschvorgänge stattgefunden. In China haben uns unzählige Fahrer gesagt, dass unser Batterietauschservice der Hauptgrund für den Kauf eines NIO war. Viele Fahrer, vor allem diejenigen, die in Mehrfamilienhäusern leben, können ihre Batterien nicht zu Hause aufladen und sind daher auf öffentliche Ladestationen angewiesen. Für sie wäre es viel schwieriger, ein E-Fahrzeug zu besitzen, wenn sie ihre Batterien nicht innerhalb weniger Minuten austauschen könnten. Es wird deutlich, dass die Bequemlichkeit und Einfachheit dieses bahnbrechenden Batterietauschdienstes einen starken Anreiz für Käufer von Elektrofahrzeugen darstellt.

Von Seiten NIO ist angedacht, dass das eigene Lade- und Tauschsystem vollständig für andere Hersteller zur Verfügung stehen wird, wenn diese bereit sind, sich anzuschließen. In diesem Zusammenhang erklärte das Unternehmen, dass im Jahr 2025 90 % der Nutzer weniger als 3 km von einer Batterietauschstation entfernt wohnen werden, im Vergleich zu 29 % heute.

Quelle: NIO – Pressemitteilung

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Nick8888:

Ihnen fehlt einfach die nötige Fantasie. Wahrscheinlich haben Sie auch vor 20 Jahren vorgerechnet, warum eMobilität nicht funktioniert.

einfach mal offen sein für neues, erst ausprobieren und dann urteilen. Und ein wenig Respekt vor dem Mut und Pioniergeist anderer kann auch nicht schaden

Nick8888:

Nio hat da ein sehr interessantes Alleinstellungsmerkmal im Markt.

Wenn ich eine wechselstation in der Nähe hätte würde mich das System als Laternenparker sehr interessieren.

Zudem schafft die Möglichkeit eines schnellen Akkutausches Sicherheit, dass nach vielen Jahren ein günstiger Tausch gegen einen neuen oder guten gebrauchten Akku möglich ist.

Last but bot least kann ich im Alltag mit einem kleinen Akku rumfahren und wenn ich merke, dass mir das nicht reicht auch einen größeren wechseln.

welcher andere Hersteller bietet diese Flexibilität?

Hiker:

Die meisten Leute schlafen Nachts und gehen nicht Batterien wechseln. Da können Sie seelenruhig und schonend die Akkus nachladen. Womit wollen diese Chinesch subventionierten Akkuwechsler denn ihr Geld verdienen? Mit den paar Vielfahrern die es ev. toll finden könnten? Viel Glück Nio.

Hiker:

Zu P1 das Gewicht spielt bei einem BEV keine grosse Rolle, Grund: Rekuperation.

P2 sie können nicht langsam geladen werden bei 310 Wechseln pro Tag, ist reine Mathematik.

P3 sie können nicht dann geladen werden wenn Stromüberschuss ansteht, nicht bei 310 Wechseln pro Tag.

Zu guter letzt, ich gebe bestimmt nicht 200€ aus pro Monat um mein Auto zu laden. Auch nicht wenn ich den Verschleiss des Akkus mitrechne. Wie soll denn das ganze sich finanzieren wenn kein Chinesischer Staat dahintersteht und kräftig Subventioniert?

Mit Steuergeldern selbstverständlich. Weil es sich ja schon heute sich abzeichnet, das über 70% der Ladevorgänge Zuhause oder beim Arbeitgeber, Restaurant, Hotel, Einkaufszenter Besuch etc. getätigt werden und nicht an Schnelladern. Tendenz steigend. Zudem werden die Akkus immer besser und leistungsfähiger.

Batteriewechsel ist eine nicht fertig gedachte Totgeburt.

Hiker:

Keine Ahnung wieso Sie so viele Daumen nach unten erhalten. Es ist doch Irrsinn zu glauben, dass so ein System jemals zum laufen kommt.

Geladen wird in Zukunft wenn das Fahrzeug steht. Auf Langstrecken Akkus zu wechseln ist für die allermeisten Quatsch. Wann fährt der Durchschnitt schon Langstrecken? Genau, während Weekends, Ferien oder an Feiertagen.

Was dann auf den Autobahnen los ist weis jeder. Jetzt stelle man sich vor die wollten alle ihre Akkus austauschen? Viel Spass bei 300 wechseln pro Tag.

Und welcher Hersteller will schon einen Akku der einer Norm entspricht die vermutlich auch noch Nio vorgeben will? Was ist mit all den verschiedenen Fahrzeugarten und Grössen? Das ist echt nicht zu Ende gedacht.

Farnsworth:

Das sind nur Vorurteile von Leuten die kein E-Auto fahren. Für Otto-Normal ist es nämlich völlig unerheblich, wie schnell ein Auto lädt. Wir haben ein E-Auto mit lediglich 260km Reichweite als Erstauto. Ja, durch eine eigene Ladesäule ist daa Laden deutlich einfacher. Aber wenn wir nicht zu Hause sind, sehen wir ja auch, dass es ohne eigene Ladesäule funktioniert. Man lädt dann halt beim Einkaufen, Restaurantbesuch oder anderen Gelegenheiten. Je mehr Ladesäulen es gibt, desto weniger ist das auch ein Problem. Wechselbatterien müssten standardisiert sein und daran wird es zum wiederholten Male scheitern.

Ebenso ist das mit der Nacht und Kohle und Atomstrom ein Märchen. Guckt man sich die Stromgestehung an, dann sieht man, dass der Wind nachts über genauso weht, wie tagsüber. Und der Strombedarf ist nachts deutlich geringer. Logisch, die meisten schlafen dann ja auch.

Farnsworth

Uli Schumacher:

Hallo,
die Erfindung ist nicht von den Chinesen sondern von dem ehemaligen SAP Vorstand Agassi. Der hat schon Anfang des Jahrtausends damit experimentiert. Bei einem Treffen mit ihm hat er mir auch erklärt, warum es nicht gelingen wird. Ein solches System geht nur, wenn alle Fahrzeuge die gleichen Batterietypen und die selben Batteriegrößen haben. Die Speicherleistung kann skalierbar sein, aber differente Batteriemodelle sind für einen Schnellwechsel ungeeignet.

oekoschwein:

Im Prinzip ist das die Lösung, um das Elektroauto dem Verbrenner ebenbürtig zu machen. Auch der Ansatz, das System anderen Autoherstellern zugänglich zu machen, wirkt sehr intelligent.
Vorteile:

  1. Man muss nicht immer mit mehreren 100kg Batterie durch die Gegend fahren (oder im Stall stehen), wenn man das Auto im Alltag nur für kurze Strecken braucht.
  2. Die Batterien können langsam geladen werden, was ihre Lebensdauer erhöht, und das Stromnetz entlastet.
  3. Die Batterien können dann geladen werden, wenn das Netz viel Strom zur Verfügung hat – Demand-Side-Management nennt sich das und ist im Stromsystem der Zukunft dringend nötig. Bisher laden die meisten E-Auto-Besitzer über Nacht, mit Kohle- und Atomstrom.
  4. Das E-Auto bleibt nicht ein nettes Nice-to-have für die Zweitwagen von Eigenheimbesitzern, die damit ihren Kurzstreckenbedarf abdecken, sondern wird für jederman und für jeden Zweck eine vollwertige Alternative.

Wovon man sich ganz schnell verabschieden muss: Dass das Hochleistungsbatterien sein müssen. Durch die schnellen Wechselzeiten kann man auch höhere Leistungsgewichte akzeptieren, was die Kühlung wiederum einfacher macht. Wenn sich dieses System durchsetzt, dann hat das E-Auto es geschafft. Schade, dass das die Chinesen entwickelt haben, vor 70 Jahren wäre das eine typisch deutsche Erfindung gewesen. Aber Hauptsache, es hat Erfolg! Deutschland hat seinen Zenit ohnehin überschritten.
Ein Tipp für Nio: Unterschiedliche Finanzierungsmodelle anbieten. Manche zahlen lieber einmal einen hohen Betrag für ein (virtuelles) Batteriepaket, um dann im Betrieb nur noch geringe laufende Stromkosten zu haben. Andere sind froh, wenn sie erst mal nicht so viel investieren müssen und dann nur die tatsächliche Inanspruchnahme im Laufe der Zeit bezahlen müssen. Merkt man ja auch hier an den Kommentaren: Manche halten 200Euro im Monat für viel, andere rechnen genau nach und merken: So viel gebe ich auch aus, wenn man ehrlich alles in Anschlag bringt.

Wolfbrecht Gösebert:

„Beim BaaS [Battery as a Service] zahlst du nix extra für die aufgeladene Batterie, sondern nur die 200 € monatlich fallen an.“

Jaja … und

  • wer rechnen kann, kommt auf knapp 10.000 € in 4 Jahren … :P
  • außerdem: wer sagt denn, dass der Preis Jahr für Jahr so bleibt?
Mario:

Sie haben nicht genau Recherchiert. Beim Baas zahlst du nix extra für die aufgeladene Batterie, sondern nur die 200€ monatlich fallen an. Wenn jetzt genug viele Wechselstationen von NIO da sind, dann zahlst du nur 200€ monatlich egal wie viel du fährst, wie schnell usw..

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.