E-Lkw-Hersteller Nikola stellt Insolvenzantrag

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Nikola

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Der US-amerikanische Elektro- und Wasserstoff-Lkw-Hersteller Nikola hat in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass „das Unternehmen und einige seiner Tochtergesellschaften beim US-amerikanischen Insolvenzgericht für den Bezirk Delaware freiwillige Anträge nach Kapitel 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts gestellt haben“. Schon vor wenigen Wochen hatte Bloomberg berichtet, dass Nikola aufgrund finanzieller Schwierigkeiten verschiedene Optionen prüfe, unter anderem den Verkauf von Teilen des Geschäfts oder sogar des gesamten Unternehmens.

Nun hat Nikola einen Antrag auf Genehmigung eines Auktions- und Verkaufsprozesses nach US-amerikanischen Insolvenzgesetz gestellt. Das Unternehmen habe beim Gericht eine Reihe üblicher Erstantrags-Anträge gestellt, um sicherzustellen, dass das Unternehmen während des Verkaufsprozesses seine eingeschränkten Geschäftstätigkeiten fortsetzen könne, einschließlich der Genehmigung, seinen Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern nachzukommen, heißt es weiter in der Mitteilung.

Vorbehaltlich der Genehmigung durch das Gericht beabsichtige das Unternehmen, bestimmte eingeschränkte, direkt und nicht vom Händler erbrachte Service- und Supportleistungen für derzeit im Einsatz befindliche Lkw bis Ende März fortzusetzen. Danach werde das Unternehmen einen oder mehrere Partner benötigen, um solche Aktivitäten zu unterstützen.

Nikola geht der Mitteilung zufolge in das Chapter-11-Verfahren mit einem Kassenbestand von etwa 47 Millionen US-Dollar (45 Millionen Euro), um die genannten Aktivitäten zu finanzieren, den Verkaufsprozess nach dem Antrag umzusetzen und das Chapter 11-Verfahren durch einen Planprozess zu beenden. Angesichts des Liquiditätsprofils des Unternehmens und der voraussichtlichen Kosten der Fälle und der eingeschränkten Geschäftstätigkeit in Kapitel 11 beabsichtige das Unternehmen, das Gericht um die Genehmigung zu ersuchen, den Verkauf seiner Vermögenswerte in einem Zeitrahmen abzuschließen.

Anstrengungen haben nicht ausgereicht

„Mit dem Engagement unserer Mitarbeiter und der Unterstützung unserer Partner hat Nikola bedeutende Schritte unternommen, um den emissionsfreien Transport voranzutreiben, darunter die Markteinführung der ersten kommerziell erhältlichen Klasse-8-Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektro-LKW in Nordamerika und die Entwicklung der HYLA-Wasserstofftankstelle, die Nordkalifornien mit Südkalifornien verbindet“, sagte Steve Girsky, Präsident und Geschäftsführer von Nikola.

Weiter führte er aus: „Unsere Kunden haben mit unseren FCEV- und BEV-LKW-Plattformen zusammen etwa 3,3 Millionen Flottenmeilen zurückgelegt, und unser HYLA-Tankstellennetz hat weit über 330 Tonnen Wasserstoff abgegeben. Wie andere Unternehmen in der Elektrofahrzeugindustrie sind auch wir mit verschiedenen markt- und makroökonomischen Faktoren konfrontiert, die unsere Betriebsfähigkeit beeinträchtigen. In den vergangenen Monaten haben wir zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um Kapital zu beschaffen, unsere Verbindlichkeiten zu reduzieren, unsere Bilanz zu bereinigen und Barmittel zu erhalten, um unseren Betrieb aufrechtzuerhalten. Leider haben unsere größten Anstrengungen nicht ausgereicht, um diese bedeutenden Herausforderungen zu bewältigen, und der Vorstand hat entschieden, dass ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 unter den gegebenen Umständen der beste Weg für das Unternehmen und seine Stakeholder ist.“

Gründer verdiente sich „goldene Nase“

Nikola habe zusammen mit seinen Finanz- und Rechtsberatern eine umfassende Analyse aller verfügbaren und glaubwürdigen Alternativen durchgeführt, um eine Lösung zu finden, die es dem Unternehmen ermöglicht, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Nach monatelanger aktiver Verfolgung dieser Alternativen sei das Unternehmen zu dem Schluss gekommen, dass ein strukturierter Verkaufsprozess die bestmögliche Lösung darstellt, um den Wert seiner Vermögenswerte zu maximieren. Nikola beabsichtigt, alle, im Wesentlichen alle oder einen Teil seiner Vermögenswerte zu vermarkten und zu verkaufen und eine geordnete Abwicklung seiner Geschäfte zu erreichen.

Die vorgeschlagenen Bieterverfahren würden es interessierten Parteien ermöglichen, verbindliche Angebote zum Erwerb der Vermögenswerte von Nikola abzugeben, die frei von Nikolas Schulden und bestimmten Verbindlichkeiten erworben werden. Zu den interessierten Parteien könnten sowohl strategische als auch finanzielle Käufer gehören.

Die New York Times erinnert indes in einer Analyse zu Nikola an frühere Schwierigkeiten, die es im 2015 gegründeten Unternehmen gab: „Die kurzlebige Begeisterung der Investoren für Nikola machte den Gründer Trevor Milton und andere frühe Investoren reich. Doch schon bald kamen erhebliche Zweifel an den Behauptungen von Herrn Milton über die Technologie des Unternehmens und die Aufträge von Kunden auf. Er trat bald zurück und wurde später wegen Betrugsvorwürfen verurteilt.“

Quelle: Nikola – Pressemitteilung vom 19. Februar 2025 / New York Times – Nikola, E.V. Start-Up That Once Thrilled Investors, Files for Bankruptcy

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Pedro G.:

Ja wenn die US Armee keine ELKW kauft ist kein Geschäft zu machen ⁉️

Silverbeard:

Man kann ohne weitere Informationen noch nicht mal wissen, ob an diesen Tankstellen nicht auch PKW getankt haben.

Wolfbrecht Gösebert:

„Vermutlich haben da die Phantom-Tesla-Semi heimlich Wasserstoff getankt.“

Was muß man eigentlich „getankt“ haben, um so einen verquasten Satz zu schreiben??

In der Sache: Schon ohne Angabe des Zeitraums, der Versorgungsfläche und der Anzahl der Tankanlagen/Tankvorgänge/Menge ist eine solche Angabe völlig wertlos und praktisch ohne jede Aussagekraft!

Wolfbrecht Gösebert:

Dazu schrieb doch „der_seb“ schon vor fast zwei Jahren hier auf EAN u.a.:

„Also was kostet der Transportkilometer für den Betreiber nach TCO?
Und hier wird sich sehr schnell zeigen, ob Nikola seine Nische findet oder es (auch finanziell) schafft, in die Großserie zu skalieren oder ob sie wieder vom Markt verschwinden werden.“
c&p–> elektroauto-news.net/news/nikola-brennstoffzellen-truck-tre-fcev-testfahrt

Ich selbst schrieb:
(https://wp.elektroauto-news.net/news/nikola-brennstoffzellen-truck-tre-fcev-testfahrt#comment-170468)

„Nur wenn sich die H₂-LKWs mit ihrer sensiblen Brennstoffzelle (Artikel!) als wirtschaftlich ggü. BEV erweisen (TCO mit Wartung/Reparatur!), werden sie Erfolg haben!
Dran bestehen allerdings (aus guten Gründen) erhebliche Zweifel!“
––
Heute mal einige Einzelheiten:
Nikola stand schon unter dem Gründer Trevor Milton unter keinem „guten Stern“, da er die betrügerische FCEV-Fahr-Demonstration zu verantworten hatte, bei der insgeheim gar kein FC-gespeister E-Motor den Antrieb bewirkte, sondern einfach die *Schwerkraft* den vorgeführten Lastzug ein Gefälle herunterfahren ließ …

Inzwischen hat das Unternehmen – das einst mit 34 Milliarden bewertet wurde – stattdessen einen Milliardenberg an Schulden angehäuft und muß nun abgewickelt werden.

Schon vor einem Jahrzehnt mußte Vielen klar sein, dass die Physik SPEZIELL für den Straßenverkehr eigentlich nichts Gutes verheißt: Wasserstoff ist teuer. Viel teurer als Diesel. Außerdem ist seine Nutzung im Vergleich zu Strom in einer Batterie nicht nur außerordentlich ineffizient sondern auch extrem wartungsaufwendig!

Zusäzlich ist seine Energiedichte pro Volumen äußerst gering. Schlechter geht es eigentlich nicht, denn Wasserstoff ist das absolut kleinstmögliche Atom. Dies führt zusätzlich zu allen möglichen Problemen, die Lagerung, Kompression/Kühlung und Transport betreffen und speziell bei Leckagen … nebenbei: Undichtigkeits-Probleme gibts übrigens auch bei der Umwidmung „alter“, bestehender Erdgasleitungen für den Transport von Wasserstoff!

Was die »H₂-Illusionisten« (auch hier) geflissentlich übersehen: Die meisten der genannten Probleme sind praktisch durch die „reine Physik“ begründet. Nur hat sich die betreffende Physik in den vergangenen 10 Jahren eben nicht wirklich geändert und jede Erwartung, dass sie es künftig doch noch tun würde, läuft auf reines WUNSCHDENKEN hinaus: Das wird sie nämlich (auch künftig) NICHT! ––> Kein »magischer Stab« kann diese Probleme wegzaubern.

Fazit: Der H₂-Lkw ist hoffnungslos abhängig von den Subventionen, die zunächst die Illusion aufrechterhalten, dass hier etwas »Wunderbares« geschieht … bleiben dann aber die Fördermittel aus, hat man nur noch »teuren Schrott«:
Man sitzt mit den bis zu 10 Mal so hohen Treibstoff-Kosten da, ohne dass man auch nur den Hauch einer Chance hätte, daran in irgendeiner Weise etwas *Wesentliches* zu ändern.

Captain Ahab:

„unser HYLA-Tankstellennetz hat weit über 330 Tonnen Wasserstoff abgegeben.“

Eine einzige Tankstelle in Kalifornien.
Schon seltsam.
Wo es doch gar keine FCEV gibt.

Vermutlich haben da die Phantom-Tesla-Semi heimlich Wasserstoff getankt.

Frank2:

Nikola hat nachweislich gelogen und betrogen.
Das einzige Ziel war es den Aktienpreis in die Höhe zu treiben um dann Kasse zu machen.

Frank2:

Ein weiteres Lehrstück wie man mit ein bisschen PR und Multi-Media Hype und vor allem der richtigen „Exit-Strategie“ in 10 Jahren eine Menge Geld verdienen kann.

Vielen Dank von Trevor Millton an alle die damals die Aktien für Phantasie-Preise gekauft haben.
Die 4 Jahre Gefängnis die er dafür kassiert hat, sitzt der auf einer Backe ab – ein kleiner Preis dafür mit Betrug Milliardär zu werden.

Ich behaupte mal dass 9 von 10 „Start-Ups“ die an die Börse gehen, diesen Schritt als Exit-Strategie tun.

Durch den Verkauf der Aktien bekommen die ursprünglichen Investoren ihr Geld zurück – in vielen Fällen auch sehr viel mehr Geld – danach kann man sich auf den Malediven genüsslich zurücklehnen und zuschauen wie alles den Bach runter geht.

Daniel W.:

—–
Nikola hatte mit batteriebetriebenen Lkw begonnen, war dann aber auf größere Brennstoffzellen-Lastwagen mit Wasserstoffantrieb umgestiegen. Doch mit jedem verkauften Lkw machte das Unternehmen mehrere hunderttausend Dollar Verlust.
(Quelle: handelsblatt.com – 20.02.2025)
—–

Vielleicht hätte Nikola sich ohne die teure und komplizierte Wasserstoff-Technik mehr auf die Batterieprobleme konzentrieren können und eine Zukunft gehabt.

Ich sehe vorerst keine Zukunft für Wasserstoff-Fahrzeuge, außer wenn der Staat mit hohen Subventionen hilft, aber das Geld wird jetzt anderswo gebraucht.

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