Nikola: CEO Lohscheller geht schon wieder

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 4 min

Nach nur acht Monaten im Amt muss Michael Lohscheller aus familiären Gründen – offenbar ist ein Familienmitglied schwer erkrankt – sein Amt als CEO des Wasserstoff-Lkw-Herstellers Nikola wieder abgeben, berichtet das Handelsblatt. Demnach sei Nikola ohne den ehemaligen Opel-Manager inzwischen nah an der Pleite. Dass dieser Zustand nun wieder näher rücken könnte, sorgt offenbar auch die Anleger: Die Nikola-Aktie verlor am Freitag wieder einen Großteil des Zugewinns, der sich im Laufe der Woche nach eigentlich positiven Richtungszeichen eingestellt hatte.

Der bisherige Verwaltungsratschef Steven Girsky wird offenbar Lohschellers Nachfolger. „Ich bin unheimlich stolz darauf, was wir gemeinsam bei Nikola erreicht haben“, sagte Lohscheller dem Handelsblatt. Die Mitarbeiter des Unternehmens in Arizona reagierten offenbar geschockt und traurig. Zwar fährt Nikola weiterhin tiefrote Zahlen ein, jedoch sei unter dem neuen CEO seit Februar ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar gewesen.

Kurz vor Bekanntwerden des Abgangs von Lohscheller hatte Nikola noch eine Pressemitteilung veröffentlicht, der sich mit dem Bestellstatus der Brennstoffzellen-Lkw der Klasse 8 beschäftigt.

Mehr als 200 Bestellungen für Klasse-8-Lkw

Nikola Corporation als weltweit agierender Anbieter von emissionsfreien Transport-, Energieversorgungs- und Infrastrukturlösungen hatte über seine Marke Hyla bekannt gegeben, dass Nikola und sein Händlernetz die Marke von 200 Bestellungen für die Klasse 8 (mehr als 15 Tonnen) der Nikola Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge überschritten haben. Die 202 Bestellungen für die speziell angefertigten Schwerlastwagen stammen von 18 Endkunden, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Fahrzeuge würden seit kurzem in der Produktionsstätte von Nikola in Coolidge, Ariz, in Serie gefertigt. Die Auslieferungen werden laut Pressemitteilung voraussichtlich noch in diesem Jahr beginnen, einige davon nach dem zufriedenstellenden Abschluss eines Demonstrationsprogramms.

„Diese bemerkenswerte Nachfrage nach unserem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektro-Lkw bestätigt den Trend der Industrie zu nachhaltigen Transportlösungen“, sagte Michael Lohscheller, zu dem Zeitpunkt noch Präsident und CEO von Nikola. „Wir sind stolz darauf, diesen Meilenstein von 202 Bestellungen zusammen mit unserem Händlernetz zu erreichen, da wir glauben, dass dies das Vertrauen unserer Kunden und Stakeholder in unsere Vision und Technologie sowie in unsere Hyla-Wasserstoffversorgungs- und Infrastrukturlösungen zeigt. Dieser Meilenstein ist ein Beweis für die harte Arbeit und das Engagement des gesamten Nikola-Teams.“

Bis zu 800 Kilometer Reichweite

Der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektro-Lkw von Nikola hat eine Reichweite von bis zu 500 Meilen (800 Kilometer), eine geschätzte Betankungszeit von 20 Minuten und wird voraussichtlich eine der längsten Reichweiten aller kommerziell erhältlichen abgasfreien Lkw der Klasse 8 haben. Der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektro-Lkw von Nikola eignet sich für eine Vielzahl von Transport-Anwendungen, die vom regionalen Nahverkehr bis hin zu bestimmten Spezialtransporten reichten.

Das California Air Resources Board Hybrid and Zero-Emission Truck and Bus Voucher Incentive Project (HVIP) habe die Sicherung eines Großteils der 202 Verkaufsaufträge weiter beschleunigt, so das Unternehmen. Nikola sei seit 2023 HVIP-berechtigt, was Nikolas Kunden von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw den Zugang zu einem Point-of-Sale-Incentive ermöglichte, der bei 240.000 US-Dollar (218.000 Euro) beginnt und bis zu 288.000 US-Dollar (261.000 Euro) pro Fahrzeug reiche. Darüber hinaus hätten Nikola-Kunden aufgrund der Verabschiedung des Inflation Reduction Act Anspruch auf eine Steuergutschrift in Höhe von 40.000 Dollar für saubere Nutzfahrzeuge.

Ein zusätzlicher Anreiz für Nikola-Kunden sei das New Jersey Zero-Emission Incentive Program (NJ-ZIP), ein Gutschein-Pilotprogramm für mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge. Dieses Programm, das von der N.J. Economic Development Authority ins Leben gerufen wurde, biete einen Basisgutschein in Höhe von 175.000 US-Dollar (159.000 Euro) pro emissionsfreiem Fahrzeug der Klasse 8 sowie zusätzliche prozentuale Boni für kleine Unternehmen und andere Qualifikanten.

Nikola setzt auf Kanada

„Diese Aufträge spiegeln die Dynamik in der Branche wider, in der Unternehmen zunehmend emissionsfreie Alternativen bevorzugen, um ihre ökologischen, sozialen und Governance-Ziele zu erreichen, und auf die verfügbaren Anreize reagieren“, sagte Lohscheller weiter. „Nikola ist stolz darauf, den Weg für innovativere und nachhaltigere kommerzielle Transportlösungen zu ebnen, um eine sauberere Zukunft zu unterstützen. Dies ist erst der Anfang.“

Nikola rechnet mit einem bedeutenden Wachstum in Kanada, da man dort die Berechtigung für das Incentives for Medium- and Heavy-Duty Zero-Emission Vehicles (iMHZEV) Programm erhalten habe. Das iMHZEV-Programm bietet kanadischen Organisationen (gewinnorientiert und gemeinnützig) in allen Provinzen, Territorien und Gemeinden Anreize in Höhe von bis zu 200.000 CAD (136.000 Euro) für den Kauf oder das Leasing des Nikola Brennstoffzellen-Lkw und bis zu 150.000 CAD (102.000 Euro) für den Kauf oder das Leasing des Nikola Batterie-Lkw.

Darüber hinaus habe Nikola Anspruch auf die Clean BC Go Electric Rebates in der Provinz British Columbia mit 150.000 CAD (102.000 Euro) an Anreizen für den Kauf oder das Leasing sowohl des Nikola Brennstoffzellen- als auch des Nikola Batterie-Elektro-Lkw. Dieser provinzielle Anreiz sei mit dem iMHZEV-Bundesanreiz kumulierbar.

Quelle: Nikola – Pressemitteilung vom 02.08.2023

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Spock:

Ich hoffe für ihn, dass er nicht aus familiären Gründen geht. Ich denke er hat erkannt, das es mit Nikola nicht wirklich weiter geht und die familiären Gründe vorgeschoben sind um die Anleger nicht noch weiter zu verunsichern.

Spock:

Das ganze Wasserstoffthema wird doch bereits seit Jahrzehnten erforscht und entwickelt. Prof.Fichtner hat bereits vor ein bis zwei Jahren kommuniziert, das es an einem Punkt ist an dem Wasserstoff für den Individualverkehr wie PKW, LKW uns Bus keine sinnvolle Verwendung mehr gibt. Die Batterie- und damit die Leistungsentwicklung hat den Wasserstoffantrieb bereits eingeholt und überholt. Ohne die Förderung des Wasserstoffs gäbe es das ganze Thema nicht mehr. Und wieso ökologischer? Das ist doch so eine typische Stammtischantwort. Von der Aufwendigen und teuren Wartung mal ganz abgesehen. Das Wasserstoffthema wird ganz still und heimlich aus dem Verkehr verschwinden.

Silverbeard:

Lassen wir uns überraschen. Pepsi hat einen ersten Erfahrungsbericht von ihren Semi herausgegeben. Nach Angaben von Pepsi brauchen die Fahrzeuge (36 sind inzwischen in Betrieb) 106kWh auf 100km (mW. braucht ein Diesel dafür etwa 25l). 3 Fahrzeuge werden auf einer 450ml langen Strecke (724km) eingesetzt. Nach einer Stunde hat der Akku am 750kW Schnelllader 400ml nachgeladen.
Wenn sich das bestätigt: Byby Diesel oder Wasserstoff…

Daniel W.:

Ich würde vorschlagen sich mal bei Opel zu bewerben, deren FCEV-Transporter könnten eine Kostenreduzierung von 120.000 Euro (FCEV) auf 40.000 Euro (BEV) gut gebrauchen.

Die Kosten von FCEV können in den nächsten Jahren sicherlich reduziert werden, aber das können die BEV genau so gut, also bleibt der FCEV-Kostennachteil bestehen.

Ein Halbierung von Gewicht und Kosten bei Akkus ist in den nächsten Jahren möglich. Bei H2-Tanks und BZ-Anlagen sind mir keine Preise bekannt, nur deren ungefähre Gewichte.

Ebenso offen ist die Frage wo der viele grüne Wasserstoff herkommen soll, in Afrika gibt es außer Überlegungen noch nichts. Bei Ökostrom für BEV ist Eigenvorsorgung möglich.

Bei den FCEV müsste es schon umwälzende Entwicklungen geben, wenn sie sich im Massenmarkt durchsetzen sollen, deshalb sehe ich außer kleinen FCEV-Nischen nichts.

Jakob Sperling:

In wenigen Jahren – ich schätze so 2027/2028 – wird ein FCEV 25/25/5 billiger sein als ein langstreckentaugliches BEV mit 100 kWh Batterie.
Eine kleine Brennstoffzelle und ein Tank für 5 kg H2 müssen bei industrieller Fertigung billiger sein als 75 kWh Batterie. Praktischer, leichter und oekologischer sowieso.

Bei grösseren Fahrzeugen wie Vans oder gar LKW ist dieser Punkt schon früher.
In den USA denkt niemand ernsthaft daran, die grossen Diesel-Trucks mit BEV-Trucks zu ersetzen.

Daniel W.:

Die FCEV-Fahrzeuge brauchen viel mehr Förderung als BEV-Fahrzeuge, um wirtschaftlich auch nur annähernd an die BEV heran zu kommen – das Mantra, das die FCEV-Befürworter herunter beten sind Gewicht, Reichweite und Tankzeiten.

Das BEV-Mehrgewicht schrummt mit den neuen Batteriegenerationen, die großen Reichweiten werden nur in Nischenbereichen gebraucht und Tankzeiten von 20 Minuten sind nur selten erforderlich, es genügen Zeiten der gesetzlichen Pausen.

Entscheidender werden die Kosten sein, sowohl beim Kaufpreis (der später ohne oder mit den gleichen staatlichen Subventionen auskommen muss), der Wartung und den Lade- bzw. Tankpreisen.

Ohne die exorbitant hohen staatlichen FCEV-Subventionen hätte der FCEV schon jetzt das Spiel verloren. Hier führen ich gerne das Beispiel den E-Transporter von Opel an, der als FCEV (über 120.000 Euro) das 3-Fache kostet wie die BEV-Version (knapp 40.000 Euro netto).

Bei „CEO Lohscheller geht“ fällt mir das Bild von „Der Lotse geht von Bord“ ein.

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:

„… Nikola [habe] Anspruch auf die Clean BC Go Electric Rebates in der Provinz British Columbia mit 150.000 CAD (102.000 Euro) an Anreizen für den Kauf oder das Leasing sowohl des Nikola Brennstoffzellen- als auch des Nikola Batterie-Elektro-Lkw. Dieser provinzielle Anreiz sei mit dem iMHZEV-Bundesanreiz kumulierbar.

Abgesehen davon, dass ein »provinzieller Anreiz« etwas ganz anderes meint, als „Electric Rebates in der Provinz British Columbia“, zeigt der Satz oben die ganze, fördergetriebene Gasblase auf, die die H2-LKWs noch am Laufen hält!

IVECO aber hat gut daran getan, sich ganz von Nikola zu trennen und kann sich damit in Ruhe und gesichtswahrend vom H2-Mengengeschäft verabschieden!

Spock:

Hört sich für mich nach Sion an.

Djebasch:

Nikola macht 700 Millionen Miese im Jahre und verdient gerade 100 Millionen, der LKW Markt ist eher mit kleinen Verkaufsmengen und damit will Nikola je wieder in die Grünen Zahlen… ich weiß ja nicht….

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