Neuer Hyundai Kona kann nun auch bidirektional laden

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
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Der neue Hyundai Kona ist anders als sein Vorgänger mit der Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) ausgestattet, wie sie bereits aus dem Hyundai Ioniq 5 und inzwischen auch aus dem Ioniq 6 bekannt ist. Das berichtet der koreanische Autobauer in einer Pressemitteilung. V2L ermöglicht es den Kunden, jedes beliebige elektrische Gerät mit dem Strom aus der Fahrzeugbatterie zu betreiben oder aufzuladen. So werde das eigene Fahrzeug zur mobilen Powerbank, schreibt Hyundai.

Bei seiner Markteinführung im Herbst 2023 werde somit auch der neue Hyundai Kona Elektro bidirektionales Laden bieten. Obwohl der Kona Elektro nicht die E-GMP-Plattform von Ioniq 5 und Ioniq 6 nutzt, könnten Kunden ihre Elektrogeräte an eine Standardsteckdose im Innenraum des Fahrzeugs anschließen und nutzen oder aufladen. Außerhalb des Fahrzeugs sei dies über einen V2L-Adapter möglich.

Mit bidirektionalem Laden könnten Kunden ihre Elektrogeräte so mit Strom versorgen, wie und wo immer sie es wünschen. Seit 2021 habe Hyundai eine Reihe von Projekten zur Demonstration dieser Technologie in ganz Europa gestartet. Eines dieser Projekte sei der Einsatz der V2L-Technologie in der abgelegenen und eisigen Wildnis Nordnorwegens gewesen. „Als mobile Stromquelle diente ein Hyundai Ioniq 5, der die Rentierfarm Tromsø Arctic Reindeer drei Tage lang mit Strom versorgte – inklusive Abendessen in einer autarken Hütte, die nur über die V2L-Funktion des Ioniq 5 mit Energie gespeist wurde„, blickt Hyundai zurück.

Nützlich für die Stabilisierung des Stromnetzes

Auch die Stromversorgung während des Campens in der Natur sei dank bidirektionalen Ladens und der V2L-Technologie möglich. Das beweise das von Hyundai initiierte Camp Zero in Schweden. Hier versorgte demnach ein Ioniq 5 einen Wohnwagen inklusive Induktionsplatte, Espressomaschine, Wasserkocher, Kühl-und Gefrierschrank, Lautsprechersystem und Lichterkette mit dem nötigen Strom.

„Die Praxistests belegen, dass dank der Vielseitigkeit der V2L-Anwendungen auch in einer Region, die nicht an das Stromnetz angeschlossen ist, eine Stromversorgung mit alternativen Quellen möglich ist“, ist man bei Hyundai überzeugt. Der Autobauer will mit der V2L-Technologie einmal mehr seinen Wandel zum Anbieter intelligenter, sauberer und nachhaltiger Mobilitätslösungen unterstreichen.

Eine weitere Form des bidirektionalen Ladens ist Vehicle-to-Grid (V2G). V2G kann den in den Batterien von Elektroautos gespeicherten Strom nutzen und zu bestimmten Zeiten in das Netz zurückspeisen, zum Beispiel bei Spitzenlast. In den vergangenen zwei Jahren hat Hyundai diese innovative Vehicle-to-Grid-Technologie weiterentwickelt. „Von V2G profitieren sowohl die Besitzer der Fahrzeuge als auch unsere Gesellschaft im Allgemeinen. Neben der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarkraft kann auch die Nutzung von Strom aus Batterien von Elektroautos zur Diversifizierung des Energiemix beitragen“, schreibt Hyundai.

E-Autos als Energiespeicher für Wohnquartiere

Um seine Unternehmensvision „Progress for Humanity“ umzusetzen und das Ziel der Kohlenstoffneutralität in Europa bis 2035 zu unterstützen, sucht Hyundai nach praxistauglichen Lösungen für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft. Bidirektionales Laden und die V2G-Technologie seien Beispiele dafür. In Europa setzt das Unternehmen die V2G-Technologie bereits in die Praxis um. In Zusammenarbeit mit Partnern aus den Bereichen Energieversorgung und Technologie hat Hyundai zwei wichtige Pilotprojekte in den Niederlanden und Deutschland ins Leben gerufen.

In der niederländischen Stadt Utrecht soll die erste bidirektionale Region der Welt entstehen. Hier arbeitet Hyundai mit dem lokalen Mobilitätsanbieter „We Drive Solar“ zusammen und setzt eine Flotte von Ioniq 5 für ein neues Carsharing-System ein, welches mit V2G-Technologie betrieben werde. Die Flotte soll nicht nur die Bewohner im Stadtentwicklungsviertel Cartesius befördern, sondern auch das lokale Stromnetz unterstützen, indem sie an mit Solarenergie betriebenen Ladestationen aufgeladen werde. In Spitzenzeiten, in denen große Mengen an Energie verbraucht werden, könnten die Fahrzeuge diese nachhaltige Energie wieder in das lokale Netz einspeisen.

Netzbetreiber sind noch nicht so weit

Ein weiteres V2G-Testprojekt hatte Hyundai laut Pressemitteilung zudem in Deutschland gestartet, das von Cradle Berlin koordiniert wurde. Im Projekt habe Hyundai die Fähigkeit des Ioniq 5 getestet, innerhalb eines geschlossenen Heim-Energiesystems Energie mit dem Netz zu teilen. „Dazu wurde je ein Ioniq 5 an acht Haushalte angeschlossen, um den Energiefluss zwischen ihnen und zurück ins Netz auszugleichen„, schreibt der Hersteller. Um vorherzusagen, wann und wie viel Energie die Ioniq 5 liefern können, hatte Hyundai demnach ein eigenes Home-Energy-Management-System (HEMS) entwickelt.

Je mehr Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt und genutzt werde, desto mehr könne die V2G-Technologie ein Baustein zur Verringerung der Auswirkungen des Klimawandels sein. Da Elektroautos mit dieser Technologie in Spitzenzeiten Energie aus alternativen Energiequellen wie Sonne und Wind speicherten und bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen könnten, könne die V2G-Technologie die Lösung für ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Bereitstellung von Energie sein. Aktuell steht die V2G-Technologie noch nicht für eine allgemeine Nutzung bereit, da die Stromnetzbetreiber noch vor der Herausforderung stehen, wie sie den Energiefluss am besten messen und steuern können. „Sobald eine Lösung gefunden ist, ist die bidirektionale Technologie von Hyundai bereit, Verbraucher mit regenerativer Energie zu versorgen und so einen nachhaltigeren Lebensstil zu fördern“, ist der südkoreanische Hersteller aber für den Tag X vorbereitet.

Quelle: Hyundai – Pressemitteilung vom 26.07.2023

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Wolfbrecht Gösebert:

Ist der Bedarf an V2L wirklich so groß? Kommt mir, außerhalb der Camperfraktion, wie Marketing vor.

Erweitere Deinen Horizont doch mal ein wenig auf Wochenendgrundstücke, Kleingärten, Handwerker-Baustellen, das Aufladen von Akku-Geräten zur Outdoor-Nutzung (z.B. auch Fahrrädern!) sowie die praktisch für alle situativ nutzbare Möglichkeit, einem anderen eAuto mal eben Strom zu spenden – klingt doch gleich nach viel mehr Nutzen :)

Niki:

Hoffentlich gibt es das auch bald bei Tesla. Leider bis jetzt nichts davon zu hören.

Gastschreiber:

Ist der Bedarf an V2L wirklich so groß? Kommt mir, außerhalb der Camperfraktion, wie Marketing vor. Das Auto als Puffer zu nutzen, das geht heute ja bereits, Überschussladen klappt ja ganz gut. Auto als Pufferbatterie, sicher eine Möglichkeit, denke in der Realität passt dann das Nutzungsverhalten nicht ganz zum Konzept. Da wäre es einfacher wirtschaftliche Modelle wie Einspeisevergütung umzusetzen. Könnte man sofort machen.

Joe Blue:

Wichtiger wäre es, endlich die 800 Volt Technik in alle reichweitenstarken Elektroautos zu packen. Denn ob man 20 oder 45 Minuten lädt, ist ein grosser Unterschied. Und günstiger müssen die Autos auch werden.

Johannes:

Wie ist Vehicle2Home eigentlich definiert? Netzparallel oder als Inselnetz?
Ich habe in mein Auto einen 3 kW Inselwechselrichter eingebaut. Ich trenne dann die Wohnung komplett vom Netz und versorge sie komplett vom Auto. Die 3 Balkonkraftwerke synchronisieren sich auch darauf und speisen dann Strom ins Auto ein, wenn er in der Wohnung nicht gebraucht wird. Nachteil: mehr als 3 kW stehen nicht zur Verfügung.

Jürgen Baumann:

Das der Kona auch mit V2L um die Ecke kommt, ist sehr gut. Unterwegs im Irgendwo mal einen Tee kochen ist schon eine tolle Sache. Haben wir auf der Reise zum Nordkapp öfter mal gemacht. Und der viel beschworene Blackout für viele Stunden ist damit auch gleich erledigt. Kabel zu den wichtigsten Geräten legen (Kühl- und Gefrierschrank) und gut ist. Das hält im Notfall für Wochen.

Manfred:

Bravo! Richtig so! Endlich packt mal ein E-Auto Hersteller dieses extrem wichtige Thema an. Noch habe ich kein E-Auto. Bei einer künftigen Kaufentscheidung werden solche Kriterien auf jeden Fall einfließen. Hyundai und Kia scheinen zu den Herstellern zu gehören die noch nicht komplett den Bezug zur Realität verloren haben.

Basti:

Erübrigen, würde ich nicht sagen, denn das Auto ist ja nicht immer zu Hause!
Man arbeitet vielleicht in verschiedenen Schichten, ist auf Reisen, oder mit sonstigen Erledigungen im Alltag beschäftigt.

Ein kleiner stationärer Speicher zusätzlich Daheim, wäre meine Herangehensweise!

Thomas_aus_Marl:

V2G (vehicle to grid) dürfte in Deutschland aufgrund der finanziellen Interessen von Netzbetreibern und Stromversorgern, sowie der damit verbundenen steuerlichen Probleme noch eine Ewigkeit auf sich warten lassen.

Wichtiger wäre mir daher, dass bei den Fahrzeugen schon einmal V2H (vehicle to home) möglich gemacht würde. Denn wenn man den Strom aus der Fahrzeugbatterie zurück ins Hausnetz einspeisen könnte, würde sich bei vielen Betreibern einer Photovoltaikanlage die zusätzliche Batterie im Keller erübrigen.

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