Mercedes läuft mit Luxus-Plan ins Leere

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Mercedes-Benz

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Mercedes hat sich in den vergangenen Jahren neu ausgerichtet. Günstige Modelle verschwanden, teure Varianten rückten in den Mittelpunkt. Konzernchef Ola Källenius hält trotz Gegenwind und bislang bescheidenem Erfolg an dieser Linie fest. Auf der Auto Shanghai in China stellte er den Van Vision V vor – ein Auto, das mehr Wohnzimmer als Transportmittel ist. Die Konzeptstudie gibt einen Einblick, wohin sich die Marke entwickeln will.

Mit dem Vision V kündigte Mercedes zwei neue Van-Modelle mit den Kürzeln VLE und VLS an. Die bisherige V-Klasse wird aus dem Programm genommen. Auch die günstigere T-Klasse ist bereits gestrichen. Damit verschiebt sich das Angebot weiter klar in Richtung Oberklasse. Bisher blieb der große Erfolg jedoch aus. Der Absatz im oberen Segment ging 2024 um 14 Prozent zurück. Besonders betroffen waren die S-Klasse und die Luxusmarke Maybach. Auch AMG-Modelle und die G-Klasse verloren Käufer.

Im ersten Quartal machten teure Autos zwar wieder 15 Prozent des Gesamtabsatzes aus. Doch dieser Wert lag bereits 2021 bei 16 Prozent – seither zeigen die Zahlen eine Abwärtstendenz. Trotzdem hält Källenius am eingeschlagenen Kurs fest. Er kündigt mehr als 25 neue Modelle bis 2027 an. Viele davon sollen das Premium-Segment bedienen. Erst 2026 werden überarbeitete Versionen der S-Klasse und neue AMG-Modelle erwartet.

Ziel der Neuausrichtung ist ein klares Bild: ein umgedrehter Diamant. Breite Masse unten, starke Ausrichtung auf Luxus oben. Dieses Bild soll die Strategie veranschaulichen. Doch bisher finden sich nur wenige Käufer für die teuren Angebote. Vor allem in China bleibt die Nachfrage hinter den Erwartungen zurück. Dort konkurrieren einheimische Marken wie BYD, Changan oder Geely mit günstigeren Preisen und moderner Technik. Modelle wie der EQS oder EQE sind im Vergleich zu teuer.

Der Marktanteil von E-Autos steigt weiter, doch Mercedes kann mit seinen elektrischen Luxusautos kaum punkten. Das erschwert die Position der klassischen S-Klasse zusätzlich. Neue Transporter im Stil des Vision V sollen helfen. Doch auch in diesem Segment ist die Konkurrenz groß. Chinesische Anbieter wie BYD (Denza D9), Xpeng (X9) oder Geely (Zeekr 9 Grand) haben ihre Modelle längst platziert. Einige davon könnten bald auch in Europa starten.

Eine Kursänderung ist vorerst nicht in Sicht

Mercedes will mit der neuen Strategie auch die Verkaufszahlen insgesamt wieder erhöhen. Das Ziel: fünf Prozent Wachstum pro Jahr. Die Realität sieht anders aus. Von knapp 2,4 Millionen Einheiten im Jahr 2019 sank der Absatz auf unter zwei Millionen. Zeitgleich kürzt der Hersteller beim Personal. Prämien wurden gesenkt, Tarifsteigerungen teilweise gestoppt. Abfindungen sollen helfen, die Personalkosten zu verringern. Im Gegenzug erhielten die Beschäftigten eine langfristige Arbeitsplatzgarantie bis 2035.

Die operative Umsatzrendite fiel im ersten Quartal 2025 auf 7,3 Prozent. Damit der Gewinn nicht weiter schmilzt, plant das Unternehmen Einsparungen in Höhe von fünf Milliarden Euro pro Jahr. Um es auf den Punkt zu bringen: Viel Spielraum bleibt nicht mehr. Sollte die Modelloffensive ins Leere laufen und auch neue Kompaktmodelle wie der CLA nicht zünden, könnte die Lage für den Konzernchef schwierig werden. Doch noch zeigt sich der Automobilhersteller aus dem Süden Deutschlands entschlossen. Eine Kursänderung ist vorerst nicht in Sicht.

Quelle: Automobilwoche – Luxusstrategie von Mercedes: Viel bleibt Källenius nicht mehr, um sie zu retten

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Smartino:

Sollen nur noch Lümmel mit oder ohne abgeschlossener Ausbildung, dafür mit einem dicken Geldbeutel Mercedes fahren dürfen?

Gerd:

Wenn ich sehe, welche Klientel hier zu 95% in den V8-Benzen herumkutschiert, wird es mir zunehmend peinlich, in so einer Marke gesehen zu werden.
Da bin ich noch lange nicht bei der Frage, ob bei Mercedes das P/L-Verhältnis noch stimmt.
Aber OK, es wird in den Emiraten sicher noch 100 Jahre ein gutes Geschäft geben. Bis die dann auch anfangen, eigene Autos zu bauen oder schlicht merken, dass sie geneppt werden und primär für das Image vergangener Jahrzehnte unsinnig viel Geld bezahlen. All das haben die Chinesen schon hinter sich.

Pedro G.:

Die kommende A Klasse hat ein Dimension von der C Klasse vor 15 Jahren und auch der Preis ist für die Mittelschicht die sich gerne ein Mercedes leisten wollen zu hoch ⁉️

Matthias Geiger:

Was ist den Dinos passiert obwohl sie immer größer und stärker wurden ? Ja sie sind ausgestorben. Keine Firma kann nur von Dienstwagen und Leasingmodellen über 800 Euro pro Monat leben. Sie braucht den „gemeinen Bürger“ der dies alles über seine Steuern finanziert und ab- und zu auch mal einen Mercedes kauft.

Hans-Peter Leemann:

Ein G Modell mit 250 KW, 800 kg Zuladung, drei Dfferentialen, und einem Preis von unter 50 k wäre weit rentabler als ein G-Modell mit 400 kg Zuladung und einem Startpreis von über 100 k !

Hans-Peter Leemann:

Renault hat es vorgemacht

No Fake:

Ich höre im Hintergrund quasi schon Peter Alexander leise mit „….sag beim Abschied leise Servus….“

In einer Zeit wo sich global der Trend weg vom überteuerten Luxusauto hin zu „realen Preisen“ stetig und stringent abzeichnet, da will dieser CEO mit einer überholten OldSchool Praxis eine Trendwende schaffen ?? Der ehemalige Chefentwickler, der diese mehr als mittelmäßigen und überteuerten BEV zu verantworten hat und mit einem Slogan „Das Beste sonst nichts“ bei stetig sinkender Qualität die Weiche aufs Abstellgleis justiert, der sollte zuerst mal sein Versagen reflektieren anstatt eine einst glänzende Marke zu sabotieren.
In einer Zeit wo in fast fast jeder Branche eine Produkt-Diversifizierung unablässig ist, da soll ein Zusammenstreichen der Range mit Ausrichtung auf Luxus die Lösung sein ?! No way, aber wir werden das mit zeitlicher Verzögerung dann sehen; leider wurde dann dieser unsägliche CEO mit reichlich Abfindung und Tantiemen in seinen Ruhestand entlassen, Arbeitsplätze beim Stern auf Nimmerwiedersehen verschwunden, Aktionäre viel verloren haben und unser Land um eine anerkannten Unternehmen beraubt worden sein.

Willi Wießler:

Sind die Designer besoffen? Das Ding sieht aus wie ein Kugelfisch der gleich platzt.

S. Eckardt:

… und wer muß diese „Stategie“ am Ende ausbaden?

Thorsten G.:

Dann müsste Mercedes erst mal Premium bieten. Wenn ich sehe, wie der 2023er GLC vor sich hin knarzt und klappert und der Händler nicht fähig und Willens ist, das zu beheben dann sehe ich da keinen Grund in Zukunft wieder einen Mercedes zu kaufen.

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