Mercedes-Interna zu CLA-Ladeproblematik und Wettbewerbern

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Mercedes-Benz

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 5 min

Interne Unterlagen von Mercedes-Benz geben exklusiven Einblick in das Selbstverständnis rund um den neuen vollelektrischen CLA. Das „Informationspaket zur Verkaufsfreigabe – April 2025“ des neue Mercedes-Benz CLA, das ausschließlich zur internen Verwendung bestimmt ist, enthält vertrauliche Details zur Technik, Marktpositionierung und Ladeinfrastruktur. Auszüge daraus zeigen: Während der neue CLA in technischer Hinsicht mit 800-Volt-System, 320 kW Ladeleistung und bis zu 792 Kilometern Reichweite ambitioniert auftritt, offenbaren sich bei genauerem Hinsehen gravierende Schwächen und ein bemerkenswert enger Wettbewerbsfokus.

So betont Mercedes in dem Informationspaket, das Elektroauto-News vorliegt, mehrfach die Vorteile des 800-Volt-Ladesystems: „In gerade einmal 10 Minuten können also bis zu 325 km Reichweite nachgeladen werden. Lange Wartezeiten an der Ladesäule gehören damit der Vergangenheit an“. Auch in der Rubrik „Elektrische Fahrt“ wird die Technik hervorgehoben: „Unter optimalen Bedingungen erreicht der CLA dank 800-Volt-Technik eine Ladeleistung bis zu 320 kW“. Dass dies nur an speziell ausgerüsteten Säulen funktioniert, wird hingegen eher beiläufig erwähnt: „Bitte beachten Sie, dass an 400-V-Ladesäulen nicht geladen werden kann und diese daher in der Navigation auch nicht angezeigt werden.“

Der neue CLA: Informationspaket zur Verkaufsfreigabe – April 2025 | Elektroauto-News.net

Diese Einschränkung ist nicht nur technisch relevant, sondern auch im Alltag potenziell problematisch – schließlich bilden 400-Volt-Stationen nach wie vor einen erheblichen Teil der Schnellladeinfrastruktur. Der Überblick über die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur zum 01. Juni 2025 der Bundesnetzagentur nimmt keine Abstufung zwischen 400- und 800-Volt-System vor. Hier kann man sich nur annähern. Wobei zumindest klar ist, dass in der Leistungsklasse über 299 kW nur mit 800 Volt-System zu erreichen sind (11.919 Ladepunkte). In der Leistungsklasse darunter von 149 bis 299 kW sprechen wir von 14.803 Ladepunkte – je nach Aufteilung der Leistung kommen hier auch noch 400-Volt-Systeme bspw. für 150 kW-Ladestationen zum Einsatz.

Ausschließen lässt sich relativ sicher der Leistungsbereich zwischen 22 und 149 kW – was laut der Auswertung 11.828 Ladepunkte entspricht, an denen der CLA sicher nicht laden kann. Die Dunkelquote bei den Ladepunkten zwischen 149 und 299 kW ist jedoch offen. Es zeigt sich damit, dass die Navigationssoftware durch gezielte Filterfunktionen hilft, solche Stationen zu umgehen, doch reale Einschränkungen bleiben. Insbesondere, wenn man in einem Umfeld lebt, in dem man von der zuvor genannten Leistungsklasse betroffen ist.

USA: Hier stößt der neue CLA auf große Herausforderung beim Ladenetz

Ganz anders stellt sich die Lage in den USA dar, wo die älteren 400-Volt-Ladesäulen deutlich verbreiteter sind. Und offenbar ist Mercedes sich der Tragweite dort stärker bewusst: Bereits Ende Mai kündigte der Autobauer für den nordamerikanischen Markt eine technische Lösung an. Zwar werden erste CLA-Exemplare dort noch ohne Anpassung ausgeliefert, doch: „Wer seinen CLA 2026 bestellt, wird ab Anfang des nächsten Jahres ein mit einem Konverter ausgestattetes Auto erhalten, das auch mit 400 Volt geladen werden kann“, zitiert das US-Magazin Car and Driver einen Unternehmenssprecher.

Eselsbrücke zur Unterscheidung der Hybrid- und E-Variante: 4 summt, 8 brummt | Elektroauto-News.net

Einige Tage später folgte die Klarstellung: Die Konverter-Lösung wird weltweit ausgerollt – auch in Deutschland. Mercedes zufolge sollen die entsprechend umgerüsteten Fahrzeuge ab etwa Mitte 2026 an europäische Kund:innen ausgeliefert werden. Ob für den DC/DC-Konverter ein Aufpreis fällig wird, ist jedoch offen. „Die Ausstattung des CLA unterliegt marktspezifischen Anpassungen“, heißt es auf Nachfrage aus Stuttgart. Heißt konkret: In manchen Märkten wird die Lösung serienmäßig verbaut, in anderen nur gegen Aufpreis.

Konkurrenz sieht Mercedes nur bei BMW und Audi. Tesla, Hyundai, Polestar oder chinesische Marken spielen keine Rolle

Ebenfalls auffällig: Im Kapitel „Marktumfeld im März 2025“ beschränkt sich Mercedes-Benz bei der Wettbewerbsanalyse nahezu ausschließlich auf deutsche Verbrenner-Modelle – etwa das BMW 2er Gran Coupé, die 3er Limousine oder die Audi A5 Limousine. Elektro-Konkurrenten wie Tesla, Hyundai, Polestar oder chinesische Hersteller wie BYD, XPeng oder Nio kommen im internen Vergleich nicht einmal am Rande vor. Stattdessen lautet die Formulierung wörtlich: „Ernsthafte Alternativen zum Mercedes-Benz CLA mit EQ Technologie sind […] die BMW 3er Limousine und das BMW 2er Gran Coupé sowie die Audi A5 Limousine.“

Selbstgewählte Mercedes-Benz CLA Wettbewerber im Überblick | Elektroauto-News.net

Das erstaunt gleich doppelt: Zum einen zieht Mercedes-Benz Vergleiche fast ausschließlich zu Modellen mit Benzin- oder Dieselmotor – also zu Antriebsformen, die im europäischen Neuwagenmarkt zunehmend an Bedeutung verlieren. Zum anderen ignoriert man vollständig jene Marken, die in der Elektromobilität aktuell den Ton angeben und teils signifikante Marktanteile gewinnen. Tesla hat mit dem Model 3 in derselben Klasse einen Maßstab gesetzt – auch in Hinblick auf Ladegeschwindigkeit, Software und Reichweite. Polestar setzt auf skandinavisches Design und OTA-Updates, Hyundai punktet mit 800-Volt-Technik im Ioniq 6, und chinesische Anbieter wie BYD und Nio drängen mit Preis-Leistung und technologischer Reife nach Europa.

Dass Mercedes diese Realität im internen Verkaufsdokument völlig ausklammert, wirkt nicht nur rückwärtsgewandt, sondern lässt auch Rückschlüsse auf das strategische Selbstbild der Marke zu. Statt den CLA als modernen Gegner in einem globalen Wettbewerbsumfeld zu positionieren, bleibt man im Referenzrahmen eines Premium-Dreiklangs, der zunehmend von außen unter Druck gerät. In einer Branche, in der technologische Innovation, Softwarekompetenz und neue Geschäftsmodelle über Erfolg entscheiden, erscheint ein derart selektiver Blick riskant – und wenig zukunftsgerichtet.

Quelle: Bundesnetzagentur – Überblick über die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur zum 01. Juni 2025 / Auto Motor und Sport – Lösung für das 400V-Problem kommt 2026 / Mercedes-Benz – Der neue CLA: Informationspaket zur Verkaufsfreigabe – April 2025

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Hiker:

Es geht hier doch eigentlich um Mercedes oder? Aber einige scheinen es wieder einmal nötig zu haben über Tesla herzuziehen. Kauft Eure Deutschen Premium (haha) Schleudern und freut Euch darüber.

Ich fahre tatsächlich Tesla und kann darüber eigentlich nur noch müde lächeln. Es ist ein tolles Fahrzeug das nicht mit irgendwelchen wahnsinns Ladegeschwindigkeiten glänzen muss.

Im Gegensatz zu Euren Autos fahre ich zu meinem 400V SuC, stecke ein und es lädt. Kein Abo, keine Roaminggebühren kein schwachsinniges Kartenchaos, keine undurchsichtigen Ladepreise.

Einfach, klar und absolut zuverlässig. Genau wie das Auto auch. Ich brauche weder HUD noch sonstigen Schnickschnack. Einfach zu bedienen, unaufgeregt und zuverlässig ist mir sehr viel mehr wert.

David:

Du weißt ganz genau, dass dieser 1000 km Test mit Schnarchgeschwindigkeit mit Absicht so designed wurde, dass die Tesla dabei nicht allzu schlecht aussehen. Auch werden ernsthafte Konkurrenten gar nicht erst getestet. Wie z.B. ein RWD-Taycan mit großem Akku oder der neue EQS 450+ mit 118 kWh. Man fährt genau auf dem Betriebspunkt der Tesla und bei der lahmen Geschwindigkeit macht das lahme Laden nicht zu viel aus. Richtig wäre Flensburg-München nachts. Dann sähen die Tesla alt aus. Genau das passiert in der Praxis: Wenn wir zum Gardasee fahren, ist das Reisetempo nicht 120, sondern 200, wo möglich und erlaubt.

Pedro G.:

Was nützt das MAXIMALE wenn in der Praxis nur die HÄLFTE bekommst ⁉️

Detlef:

Mercedes baut doch ein eigenes Ladenetz auf! Vielleicht ist es Strategie, durch die technische begrenzte Ausstattung der Ladehardware der neuen Modelle diese an die eigene Ladeinfrastruktur mit eigener Ladepreisgestaltung zu binden?

Aztasu:

Ergänzung: Die neueren Tesla Lader könnten(!) eine höhere Spannung, können sie aber nicht da die Ladeschränke fehlen.

Rob:

Natürlich ist die Selbstgefälligkeit von Daimler hier nicht zu überbieten. Die Anderen nicht mal zu erwähnen ist wirklich selbstherrlich und überzogen. Selbst wenn die meisten der Mitbewerbern hier vielleicht im Markenimage (BYD,NiO etc.) oder in der Verarbeitungsqualität (Tesla) nicht Daimlerniveau haben, ist es doch sehr überzogen sich nicht den Marken zu nähern und die Verkaufsmannschaft zumindest zu informieren, mit was man verglichen werden könnte. Es sollte immer daran gedacht werden: nicht der Hersteller entscheidet mit welchen Marken und Modellen der Kunde Mercedes gefälligst zu vergleichen hat, das entscheidet der Kunde immer noch selber. Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler…. Alte Vertriebsweisheit…

Reinhold:

Man kann auch einfach zugeben…. Schrott gekauft

Reinhold:

Na dann dumm gelaufen
Ich schlage einen Innovations Preis vor gelber Zitrone oder so
Wie dähmlich sind die deutschen Hersteller eigentlich noch,
Man sieht, dass die Kernkompetenz jahrelang nur die Motoren
Waren….. Betohnung auf Motoren (Verbrenner)

Sebastian Henßler:

Mitnichten ging es darum das Staubkorn zu finden. Sondern nur entsprechend aufzuzeigen, was Kunden durchaus betrifft. Dass der CLA ein durchaus gutes und wichtiges Fahrzeug ist, sollte in zig anderen Artikeln hier im Portal hervorgegangen sein.

Walter Gutmann:

Das Beste oder nichts…. In dem Fall wohl NICHTS…..

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