Mercedes-Benz: Van.EA-Plattform startet 2025

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Mercedes-Benz

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Mercedes bringt ab Mitte des Jahres seinen neuen eSprinter auf den Markt – zunächst in den USA und danach in Europa. Ganz neu ist dieser nicht, sondern eher eine gründliche Überarbeitung des aktuellen Modells. Der große Schritt in eine komplett elektrische Zukunft folgt erst ab dem Jahr 2025 mit einem Plattformwechsel mit der Bezeichnung Van.ea, die auch V-Klasse und Vito eine Heimat bietet.

Der neue Mercedes Sprinter kommt ab Ende des Jahres nicht allein aus Deutschland, sondern bereits ab Mitte 2023 aus dem Werks Charleston / South Carolina. Das dürfte speziell die Kunden auf dem nordamerikanischen Markt freuen, die die heiß begehrten Sprinter-Modelle als Transporter und insbesondere als Basis für Campingumbauten bisher nur tröpfchenweise bekamen und lange Wartezeiten auf sich nehmen mussten. Die Gewerbetreibenden in Europa haben mit der neuen Generation des eSprinters endlich die erhoffte Elektroversion mit deutlich größerer Reichweite und demnach besseren Einsatzmöglichkeiten.

Mercedes setzt ab 2025 auf reine Elektro-Plattform Van.EA

Mercedes macht kein Geheimnis daraus, dass der nächste große Schritt im Jahr 2025 bevorsteht. Zwar wird die alte Sprinter-Plattform für die Modelle mit Verbrennungsmotor noch einige Jahre weitergebaut, doch die echten Zukunftsmodelle sind gemäß offiziell ausgerufener Sternen-Strategie dann vollelektrisch auf der neuen Plattform Van.EA unterwegs. Der große Unterschied zu den aktuellen Modellen: Van.EA ist rein elektrisch und wird nicht nur die großen Sprinter-Modelle beheimaten, sondern auch die sogenannten Midsize-Vans. Dadurch sollen Skaleneffekte besser genutzt und die Komplexität durch fehlende Verbrenner-Altlasten nennenswert reduziert werden, was die Fertigungskosten senkt und den geringeren Ertrag durch die großen Akkupakete ausgleichen soll.

Die großen Vans in Form von geschlossenen Kastenwagen auf der neuen Elektroplattform werden ab der Mitte des Jahrzehnts im polnischen Jawor vom Band laufen. Damit wird Jawor das erste Werk sein, in dem allein elektrische Vans gefertigt werden. „Unser Anspruch ist es, die begehrenswertesten Vans und Services anzubieten – hierfür müssen wir hochinnovativ und in allen Bereichen wettbewerbsfähig sein. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dafür ist die Neuausrichtung unseres europäischen Produktionsnetzwerks“, sagt Mathias Geisen, Leiter Mercedes Vans, „die Entscheidung für den neuen Standort im polnischen Jawor ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Elektromobilität. Wir stellen nicht nur unsere Produkte, sondern die gesamte Wertschöpfungskette vom Einkauf über die Produktion und Logistik bis hin zum Vertrieb zukunftsfähig auf. Daher investieren wir in VAN.EA, unsere neue rein-elektrische Van-Architektur.“

Weniger Feinstaub beim Bremsen, Strom aus Solar und mehr Übersichtlichkeit

Was der kommende Mercedes eSprinter nicht zuletzt auch aufgrund seiner neuen EA-Plattform kann, zeigt nicht zuletzt die seriennahe Studie des Sustaineer, der 2021 erstmals vorgestellt wurde. Dessen Grauguss-Bremsscheiben mit Keramikbeschichtung und rollwiderstandsoptimierte Reifen sorgen dafür, dass weniger Feinstaub entsteht als üblich. Auf dem Dach liefern flache Solarmodule Energie für mehrere tausend Zusatzkilometer Fahrleistung zusätzlich pro Jahr. Kameras rundum sollen für ein vergrößertes Sichtfeld und ein geringeres Unfallrisiko sorgen. Die fehlenden Außenspiegel reduzieren den Luftwiderstand und liefern den Blick nach hinten über Bildschirme im Cockpit. Ein weiterer Bildschirm ersetzt auch den klassischen Innenspiegel – der in einem geschlossenen Kastenwagen ohnehin nicht viel nützt.

Kameras zeigen außerdem den Raum rund um die sensorgesteuerten Ladetüren (Delivery Door). Auch an den Fahrer ist gedacht, der sonst im Winter durch das ständige Aus- und Einsteigen den Fahrerraum kaum je warm bekommt. So sind sowohl das Lenkrad als auch die Sicherheitsgurte beheizbar. Die Klimaanlage wärmt auf Wunsch nicht das ganze Cockpit, sondern nur den Bereich um den Fahrer herum. Einiges aus dem Prototyp dürfte es in die Serienversionen schaffen, die ab 2025 auf die internationalen Märkte rollen.

Neuer eSprinter aus Polen und den USA

Während im polnischen Jawor bisher allein Verbrennungsmotoren und Batterien gefertigt werden, kommt der Umstieg auf die neue Elektroplatt dann ab 2025. Die offenen Karosserieversionen als Pritschenwagen oder als Plattform für Aufbauhersteller kommen hingegen aus dem bekannten Werk in Düsseldorf. Im Werk Ludwigsfelde wird seit 2018 das offene Modell des Sprinters gebaut. Ab dem Frühjahr 2024 wird hier auf den neuen eSprinter mit offenem Baumuster umgestellt. Ferner wurde Ludwigsfelde als Kompetenzcenter für spezielle Individualisierungen der Elektrovans befähigt.

Die mittelgroßen Vans, die aus Positionierungsgründen und dem harten Wettbewerbsumfeld die ersten sein werden, die auf die neue Van.EA-Plattform umsteigen, sollen dann ab 2025 aus dem spanischen Vitoria kommen. Das wären insbesondere Modelle wie der Nachfolger des Mercedes EQV, der aktuell allein als elektrischer Fronttriebler erhältlich ist. Nachdem die EQ-Bezeichnungen bei Mercedes ab 2024 / 2025 wieder schrittweise verschwinden werden, dürfte der neue Familienvan dann wieder die alleinige Bezeichnung V-Klasse tragen. Aktuell werden in Spanien neben dem EQV auch Vito, eVito sowie V-Klasse und Vito Tourer gefertigt.

Da speziell die Wettbewerber Stellantis und Ford mit neuen Modellen und entsprechenden Elektroplattformen Gas geben, ist der Druck, die großen Vans auf die deutlich flexiblere Elektroplattform zu stellen, jedoch nicht viel geringer. Daher sollten die kommenden Elektrosprinter ab Ende 2025 / Anfang 2026 ebenfalls auf der neuen Plattform Van.EA unterwegs sein und zunächst aus Jawor und Düsseldorf, später auch aus Charleston kommen. Parallel wird es in einem Übergangszeitraum wohl noch die aktuell neu vorgestellten Verbrenner-Sprinter geben, die mit ihren Dieselmotoren marktspezifisch mindestens bis zum Anfang des kommenden Jahrzehnts eine nennenswerte Rolle in vielen Regionen und bei vielen Kundenanforderungen spielen werden.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Marc:

Naja, Ford hat mittelfristig noch kein konsequentes Elektroauto in diesem Segment im Angebot. Da muss aus Mercedes Sicht eher die sich intensivierende Zusammenarbeit mit VW Besorgnis machen. Kia, also Hyundai, scheint an einer sehr konsequenten Plattform zu bauen. Das, zusammen mit GM und Rivian, zeigt, die Zeit läuft davon.

Man darf nicht zu Toyota oder Renault-Nissan oder Stellantis gucken und sich freuen, dass da Chancen nicht gesehen werden. Man darf auch nicht über den Maxus aus China lächeln. Das gefährliche ist, er ist lieferbar und auch nicht schlechter als andere Angebote. Zudem könnte irgendwer eines der schwächelnden Start ups wie Canoo kaufen.

Da muss man jetzt richtig mal Gas geben. Mein Schreiner fährt einen bisherigen eSprinter. 35 kWh. Für ihn mit fast nur Privatkunden im Stadtgebiet kein Problem. Aber viele andere Gewerbetreibende können so etwas nicht einsetzen.

steinpilz:

Ich freu mich schon auf die ersten Womo.

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