DIW: „Die angekündigten Maßnahmen bei VW sind überfällig“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Volkswagen steckt in der größten Krise seit dem Dieselskandal. Zum ersten Mal in seiner 87-jährigen Geschichte erwägt Deutschlands größter Autohersteller die Schließung von Werken. Zur Debatte stehen ein Montage- sowie ein Komponentenwerk. „Die angekündigten Maßnahmen sind überfällig, um eine Trendwende einzuleiten und eine Krise zu verhindern“, kommentiert Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Die Überlegungen von Volkswagen, Werke in Deutschland zu schließen und Stellen abzubauen, haben Schockwellen ausgelöst. Kaum ein Unternehmen steht so sehr für Qualität und Innovation ‚Made in Germany‘“, sagt Fritscher. Er rät der Politik dennoch, sich bei der Erneuerung von VW herauszuhalten. Sie dürfe „nicht den Fehler begehen, alte Strukturen zu zementieren und die notwendige Transformation zu behindern“.

Er konstatiert bei Volkswagen „fehlende Zukunftsfähigkeit“, die „primär das Resultat eigener Fehlentscheidungen“ sei und „nicht die Verantwortung der Politik“. Vor allem habe Volkswagen „die Transformation zur E-Mobilität und zum autonomen Fahren verschlafen“. Eine große Schwäche seien zudem „die enormen Kosten und die fehlende Schnelligkeit und Flexibilität des Konzerns, auf neue Entwicklungen zu reagieren.“ Diese Fehler müsse Volkswagen nun möglichst schnell korrigieren.

„Die Werksschließungen sind notwendig, um Volkswagen zukunftsfähig zu machen“

Die Werksschließungen und die Aufkündigung der Beschäftigungsgarantien sind notwendig, um Volkswagen zukunftsfähig zu machen“, meint Fritscher. Dass die Gewerkschaften nun massiven Widerstand angekündigt haben, sei verständlich. Der DIW-Präsident allerdings ist der Meinung, es sei „besser, 80 Prozent der Arbeitsplätze in der Automobilbranche langfristig zu schützen und produktiver zu machen, statt 100 Prozent der Arbeitsplätze zu gefährden“. Und er ist sich angesichts des enormen und branchenübergreifenden Fachkräftemangels in Deutschland sicher: „Die Beschäftigten, die bei Volkswagen ihren Arbeitsplatz verlieren, werden anderswo neue Arbeit finden und neue Chancen für den Wirtschaftsstandort schaffen.

Dass nun „Rufe nach einem staatlichen Eingreifen und Subventionen bei Volkswagen“ aufkommen, sei ebenfalls verständlich, schon allein wegen der „enormen Bedeutung“ Volkswagens „für das Selbstverständnis und die Identität der Deutschland AG“. Fritscher aber appelliert, auf die Selbstheilungskräften der Wirtschaft zu vertrauen: „Der deutsche Staat sollte sich jedoch heraushalten“, sagt er abschließend.

Quelle: DIW Berlin – Pressemitteilung vom 03.09.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Josef:

Warum wird immer auf dem „Dieselskandal“ herumgeritten? Der „Betrug“ mit Abgaswerten hat aufgehört, damit ist die Angelegenheit ad acta gelegt.

Schauen wir einfach einmal in die Gegenwart. Was fehlt, sind kompakte, preiswerte Elektrofahrzeuge „made by Volkswagen“. Wenn sie diese zeitnah auf den Markt bringen würden, könnte sich Volkswagen auch in der Zukunft behaupten und der führender Fahrzeughersteller in Deutschland bleiben.

Jochen Meyn:

Windräder statt Schornstein ———— sehr gut!!!!! Ha, ha, ha ——– Ein feiner Humor !!!

CheG:

Wofür steht VW? Lt. Herrn Fritscher für: Qualität und Innovation ‚Made in Germany‘! Diese Eigenschaften waren ‚mal. Meiner bescheidenen Meinung nach hat vor ca. 30 Jahren ein gewisser „Kostensenker“ -Ignacio Lopez- eine erste Welle an Qualitätsverschlechterung angeschoben. Leidtragend waren die geknebelten (kleinen) Zulieferer, denen natürlich kein Staat unter die Arme greift.
Angeblich werden händeringend in der deutschen Wirtschaft Facharbeiter gesucht – mit dem Arbeitsplatzabbau bei der VW Gruppe werden Facharbeiter frei. Ja, natürlich ist bedauerlich, dass in vielen Betrieben keine Erfolgsprämien/Boni wie in Teilen der Automobilindustrie gezahlt werden. Seit Jahren Milliardengewinne – wenn ich so wirtschaften würde meine „Hütte auch brennen“. Dieselgate nicht ordentlich aufgearbeitet, dafür lieber die eigenen Taschen gefüllt. Ich habe mich von Produkten aus der V.A.G-Gruppe verabschiedet und fahre gut damit.
Vielleicht sollten die Konzernverantwortlichen die Kunden ernst nehmen – viele Dieselgeschädigte fühlen sich nicht „schön“ behandelt.
Eigene Fehler eingesehen und dafür gradestehen – das fehlt hier und in der Politik.

Stefan:

Das Foto ist apokalyptisch und düster. VW sollte als Zeichen „Wir habe Verstanden“ auf den Kraftwerk Abgas Schornsteinen Windkrafträder installieren lassen. Vielleicht ist es auch an der Zeit, den vorbelasteten Namen „Volkswagen“ in „Voltwagon“ zu ändern.

Martin:

Es mangelt auch an dem unternehmerischen Willen, die E-Transformation voranzutreiben. Die Preisgestaltung spricht Bände. Verbrenner haben erheblich niedrigere LP, verbunden mit höheren Nachlässen. Hinzu kommen die permanenten Diskussionen um das Verbrenner aus. Welchem Endkunden kann man dessen Kaufzurückhaltung verdenken. Dass ein vermeintliches Verschlafen in der Entwicklung des autonomen Fahrens aktuell mitverantwortlich für die wirtschaftliche Lage sein soll, halte ich für abwegig. Für keinen Autokonzern ist diese Feature bis heute lukrativ.

Und überhaupt halte ich mehr davon, öfter mal den gesunden Menschenverstand zu gebrauchen, anstatt sich komplett von energie- und ressourcenfressender Technik abhängig zu machen.

Gregor:

Laut WiWo und meinen Beobachtungen boykotiert VW den BEV Absatz von sich mit Absicht, damit Verbrennermodelle die Marge hoch halten. Gut das VW als Dank dafür nun Förderungen in den @rsch geblasen bekommen wird. Das System läuft, Daumen hoch.

Gerd:

Zitat „Schon allein wegen der „enormen Bedeutung“ Volkswagens „für das Selbstverständnis und die Identität der Deutschland AG“

Sorry, das finde ich vor dem Hintergrund des Dieselskandals und, eigentlich noch schlimmer, dessen zumindest in Deutschland nicht erfolgter Aufarbeitung eine sehr schräge Aussage.
Wenn sich Deutschlands Selbstverständnis und Identität aus dem Vorbild geldgeiler, gewissenloser Betrüger speist – dann gute Nacht.

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