Mahle will „System-Champion in der Elektromobilität“ werden

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Mahle

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Automobilzulieferer Mahle setzt auf die E-Mobilität, und hat ein Ziel vor Augen: Man wolle sich „als System-Champion in der Elektromobilität positionieren“, sagte Arnd Franz, Vorsitzender der Mahle Konzern-Geschäftsführung und CEO, im Rahmen eines Tech Day im Vorfeld der im September in München stattfindenden IAA Mobility. Systemkompetenz sei ein entscheidender Erfolgsfaktor in der Elektrifizierung, so Franz auf der Veranstaltung im konzerneigenen Wasserstoffprüfzentrum in Stuttgart. Denn das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten bei elektrischen Antrieben sei wesentlich komplexer als bei Verbrennungsmotoren.

Mahle präsentierte zudem einen neuen Technologiebaukasten für Elektromotoren, der die Vorteile der SCT- und MCT-E-Motoren kombiniert. Der neue E-Motor vereine dauerhaft hohe Spitzenleistung, kontaktlose und damit verschleißfreie Kraftübertragung, den Verzicht auf Seltene Erden sowie hohe Effizienz. Zudem hat Mahle ein neues Thermomanagement-Modul entwickelt, das wesentliche Komponenten des Thermomanagements zusammenführt. Dies reduziere Bauraum, Entwicklungsaufwand und Kosten – und mache das Gesamtsystem deutlich effizienter: Bis zu 20 Prozent mehr Reichweite seien möglich.

Mahle werde die beiden neuen Produkte auf der IAA Mobility erstmals einem breiten Publikum präsentieren. Weitere Themen auf der Messe sollen Komponenten für „grüne Verbrennungsmotoren“ sein, so der Zulieferer, da man sich als global agierender Partner der Automobilhersteller technologieoffen auf die Bedarfe der globalen Märkte ausrichten will. Elektrifizierung und Thermomanagement sowie hocheffiziente, nachhaltige Verbrenner stehen dabei im strategischen Fokus.

E-Autos mit dreifach höherem Umsatzpotenzial als Verbrenner

Das Hauptaugenmerk aber gehöre dem rein elektrischen Antrieb: „Die Elektrifizierung ist das Zukunftsthema für Mahle“, sagte Franz. Batterieelektrische Fahrzeuge sollen für Mahle ein nahezu dreifach höheres Umsatzpotential als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor bieten. Der Konzern fokussiere sich in diesem Bereich auf elektrische Antriebe und auf intelligentes Laden. Ziel ist es, Reichweite und Leistung zu erhöhen sowie Schnellladefähigkeit und Ladekomfort voranzutreiben.

In den vergangenen zwei Jahren stellte Mahle die beiden E-Motoren MCT und SCT vor: den kontaktlos und ohne Seltene Erden arbeitenden MCT- (Magnet-free Contactless Transmitter) und den Ausdauer-Champion SCT- (Superior Continuous Torque) E-Motor. Jetzt kombiniert der Konzern erstmals die Eigenschaften der beiden Konzepte in einem Technologie-Baukasten.

Bei der Ladeinfrastruktur setzt Mahle neben kabelgebundenen Lösungen für Langzeitparker (Mahle chargeBIG) auf kabelloses Laden – eine komfortable und vielversprechende Alternative für E-Fahrzeuge. Gemeinsam mit Siemens entwickelt Mahle ein Gesamtsystem aus Infrastruktur und Fahrzeugtechnik, um damit Standards für induktive Ladesysteme zu setzen. Im Rahmen des Tech Day stellte der Automobilzulieferer ein neues automatisiertes Positionierungssystem für diese Ladetechnologie vor, bei der das Fahrzeug die Induktionsfläche im Boden erkennt und dem Fahrer Unterstützung bei der Positionierung bietet.

Auch im Service- und Ersatzteilgeschäft arbeitet der Konzern an neuen Produkten für die freien Werkstätten. Jüngstes Beispiel ist eine neue fahrzeug- und herstellerunabhängige Batteriediagnoselösung für E-Fahrzeuge, die Mahle im laufenden Jahr auf den Markt bringen will. E-Health Charge kombiniert Laden und Diagnose und liefere zuverlässige Angaben über den „Gesundheitszustand“ der Hochvolt-Batterie. Die Messung erfolge in weniger als 15 Minuten.

Effizientes Thermomanagement macht effiziente E-Mobilität erst möglich. Das Heizen und Kühlen im Fahrzeug ist für die Elektrifizierung ein wesentliches Technologiefeld und sei bei eine Mahle eine Kernkompetenz. „Mahle verfügt über exzellentes Know-how in beiden Bereichen – Elektrifizierung und Thermomanagement. Das ermöglicht thermische Systemlösungen für batterieelektrische Fahrzeuge, Hybride und konventionell angetriebene Fahrzeuge“, sagt Franz.

Beim Elektroauto hängen wesentliche Akzeptanzfaktoren der Endkunden vom Thermomanagement ab: Lebensdauer der Batterie, Reichweite des E-Autos, Performance des Antriebs und Schnellladefähigkeit. Dadurch steigt die Komplexität des Systems erheblich. Um diese Komplexität wieder zu senken und gleichzeitig die Effizienz zu erhöhen, hat Mahle ein neues Thermomanagement-Modul entwickelt. Es fasst Komponenten wie Wärmetauscher, Kühlmittelpumpen, Kondensator, Chiller, Sensorik und Ventile in einer Einheit zusammen. Dies reduziere Bauraum, Entwicklungsaufwand und Kosten. Zugleich werde das Gesamtsystem deutlich effizienter: Bis zu 20 Prozent mehr Reichweite seien mit dem Modul im Systemverbund mit Wärmepumpe gegenüber einer reinen E-Heizer-Architektur realisierbar. Die höhere Kühlperformance verbessere zudem die Schnellladefähigkeit.

Für Verbrennungsmotoren will Mahle ein Lieferant für seine Kunden bleiben, solange es Bedarf auf den globalen Märkten gibt. Seine Expertise für Verbrennungsmotoren will der Konzern nutzen, um motorseitig den Weg für nachhaltige Kraftstoffe frei zu machen. So seien zum Beispiel Wasserstoffmotoren besonders bei schweren Nutzfahrzeugen und bei Off-Highway-Anwendungen eine schnelle Möglichkeit, um den Antrieb zu dekarbonisieren. Mahle hat jüngst den ersten Serienauftrag von Deutz für Komponenten erhalten, die in Stationärmotoren ab 2024 serienmäßig zum Einsatz kommen sollen. Weitere Anwendungen seien geplant.

Quelle: Mahle – Pressemitteilung vom 19.07.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Michael Jahrens:

Grundsätzlich richtig aber beschreibt den Status Quo. Im sonnigen Afrika ist es eben schon möglich, da Wasserstoff überall netzunabhängig produziert werden kann. Der Haken ist, das bei der Verbrennung NOx entsteht, auch unerwünscht – insoweit wäre es sinnvoller dann Fahrzeuge mit Batterie/Brennstoffzelle zu betreiben, die durch Solarstrom betankt werden. Die Brennstoffzelle ist zwar eine hochinteressante Technologie aber vermutlich auch in Zukunft zu komplex, um über Spezialanwendungen hinauszukommen, die sind eher stationär, bspw. um für Winterzeiten Energie zu speichern und dann bedarfsgerecht abrufen zu können.

Uwe Bosse:

Besonders interessant finde ich die Entwicklung des induktiven Ladens, wobei das Fahrzeug die Ladefläche erkennen soll.

Daniel W.:

Den guten Eindruck im oberen Teil des Artikels macht der letzte Absatz wieder zunichte.

Verbrennermotoren mit Wasserstoff betreiben, das ist die dümmste Art der Ökostromverschwendung, noch schlechter als die Kombination von Wasserstoff und Brennstoffzellen, zumal grüner Wasserstoff nach sehr viele Jahre knapp bleiben wird und das selbst im sonnigsten Afrika.

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