Lamborghinis erster Elektro-Sportwagen soll 2030 in Kundenhand kommen

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Lamborghini-Chef Stephan Ernst Winkelmann an der Stromer-Studie Lanzador (im Hintergrund das Topmodell Revuelto)

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Henning Krogh
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Von Beatrice Bohlig und Henning Krogh

Der italienische Sportwagenanbieter Automobili Lamborghini wird sein erstes reines E-Fahrzeug voraussichtlich ab 2030 an Kunden ausliefern. „Das Auto wird nicht vor Ende dieses Jahrzehnts auf den Markt kommen“, sagte Lamborghini-CEO Stephan Ernst Winkelmann jüngst in einem Webcall mit Medienvertretern zur Fortschreibung der Elektrifizierungs- und Dekarbonisierungsstrategie Direzione Cor Tauri. Öffentlich vorgestellt allerdings wird der Stromer mit dem Stier im Logo nach aktuellem Planungsstand bereits 2028.

Danach werden wir die gesammelten Kundenaufträge bearbeiten und nach dem bewährten Muster Built-to-order produzieren“, so Winkelmann weiter. Mit der Studie Lanzador, einem 2+2-sitzigen Gran Turismo, hatten die Italiener 2023 einen Ausblick auf die potenzielle Positionierung ihres E-Boliden gegeben.

Auf die Frage von Elektroauto-News, ob die Führung Lamborghinis die verbreitete Sorge um einen Abfluss von Know-how rund um moderne Akku-Technologie aus Europa teilt, sagte Winkelmann: „Einen Engpass sehen wir derzeit dabei nicht, aber es sind hier und da schon Themen erkennbar, die wir angehen müssen“. Zur Erklärung ließ der Topmanager wissen, Lamborghini müsse nicht der erste Hersteller sein, der mit einer besonders innovativen Technologie aufwarte – benötige als High-End-Marke jedoch zwingend stets deren letzten und besten Entwicklungsstand für den Serieneinsatz.

Auch dieser Anspruch soll Lamborghini dabei helfen, ab 2030 den CO2-Fußabdruck eines jeden Neuwagens im Vergleich zu heutigen Pendants um 40 Prozent zu reduzieren. „Und zwar über den gesamten Produktzyklus hinweg“, wie Winkelmann betonte, „also etwa einschließlich der Emissionen bei Zulieferern und in der Logistik“. Den ersten reinen Elektro-Sportler des Lamborghini-Erzrivalen Ferrari – avisiert für 2025 – werde sein Team akribisch inspizieren: „Wir sind immer lernwillig“, sagte Winkelmann mit einem Lächeln.

Lamborghini peilt mehr als 500 km Reichweite an

Als „Conditio sine qua non“, also unverzichtbare Voraussetzung, bezeichnete der Lambo-Lenker eine elektrische Reichweite künftiger Stromer aus Sant’Agata Bolognese, die jener von Verbrennern nahekommt. „Wir werden hier etwa bei einem rein elektrisch angetriebenen Urus der Zukunft nicht zurückstecken können“, ließ Winkelmann wissen. Die Reichweite eines künftigen E-Urus dürfte somit deutlich mehr als 500 Kilometer mit einer Ladung Strom betragen.

Bevor es soweit ist, wird Lamborghini jedoch den etablierten Urus partiell elektrifizieren. Eine Hybrid-Version des Super-SUV genannten Offroaders wird nach Informationen von Elektroauto-News auf der Auto China Peking Ende April dieses Jahres präsentiert.

Für die zweite Jahreshälfte 2024 kündigte Winkelmann den ebenfalls hybridisierten Nachfolger des Einstiegsmodells Huracàn an. Lamborghinis im Vorjahr vorgestelltes Topmodell, der über 1000 PS starke Hybrid-Scherentürer Revuelto, ist „bis weit in das Jahr 2026 hinein mit festen Bestellungen belegt“, so Winkelmann. Bei den beiden anderen Baureihen umfasst demnach der „Auftragssockel die Jahre 2024 und 2025“. Winkelmann: „Das ist ein ordentlicher Vorlauf“. 2023 hatte Automobili Lamborghini mit weltweit 10.112 ausgelieferten Neuwagen nach Unternehmensangaben „einen historischen Meilenstein“ erreicht und den bisherigen Rekordabsatz von 2022 um 10 Prozent übertroffen.

Lamborghini will 500 neue Leute einstellen

Der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt der italienischen VW-Tochter sind die USA mit 3000 Neuwagen in 2023. Auf den Plätzen folgen Deutschland (961) und China (845). Auf die Frage von Elektroauto-News, ob er im Vorfeld der im November anstehenden Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten von Amerika zunehmende Unruhe verzeichne, sagte Winkelmann vieldeutig: „Weder von unseren Kunden noch von den Händlern oder aus unseren Regionalbüros kommen aktuell verstärkt Signale zu dem, was dort passieren könnte“.

Die Belegschaft von derzeit rund 2300 Beschäftigten will Lamborghini perspektivisch um 500 Mitarbeitende ausbauen. In diesem Kontext wies Elektroauto-News auf die verschärfte Kostenhygiene im Wolfsburger Lamborghini-Mutterkonzern VW hin – und die dort aufgelegten Performance-Programme zur Restrukturierung des zum Teil schwächelnden Auto-Geschäfts.

Um eine Replik war Winkelmann auch hier nicht verlegen: „Wir sind eine kleine Firma“, sagte er, „bei uns zählt seit jeher jeder Euro“. Und: „Im Gegensatz zu unseren Kunden schwimmen wir nicht …“. An dieser Stelle hielt Winkelmann kurz inne – und verkniff sich die Worte „im Geld“. Seinen Schlusssatz vollendete er dann lieber mit dem Hinweis: „Wir erhöhen unsere Budgets mit Blick auf künftige Produkte, doch wir verfügen nicht über unbegrenzte Mittel“.

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Henning Krogh

Henning Krogh

Henning Krogh ist Wirtschaftsjournalist und beschäftigt sich vor allem mit der Mobilitätsindustrie. Der gebürtige Hamburger war jeweils viele Jahre Redakteur bei „manager magazin“ und „Automobilwoche“. Jetzt, als Freier Autor, schreibt er unter anderem für „Business Insider“.
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