Kleinere Autos, schönere Welt

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die Nachfrage nach Batterierohstoffen in Europa wird in den kommenden Jahren immer weiter steigen, da der Kontinent auf den emissionsfreien Straßenverkehr umsteigt, der für seine Klimaziele unerlässlich ist. Politisch besiegelt ist das ganze durch das EU-weite Aus für fossile Verbrenner ab 2035. Ungeklärt aber ist noch die Frage nach der Rohstoffsicherheit, sobald Elektroautos der neue Standard sind. Denn wichtige Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Mangan und Nickel sind rar auf dem alten Kontinent.

Europa aber könnte den erwarteten Bedarf an diesen Schlüsselrohstoffen für Elektroautos im Zeitraum bis 2050 um bis zu 49 Prozent verringern, so eine neue Analyse von Transport & Environment (T&E). Darin schlägt die Umweltorganisation vor, die Regierungen der Staaten Europas sowie die EU mögen Maßnahmen ergreifen, damit Autos sowie Batterien wieder kleiner und somit auch leichter werden. Dies sei die effektivste Maßnahme zur Verringerung der Rohstoffnachfrage. Zudem würden Elektroautos dann günstiger und nachhaltiger werden und weniger Strom benötigen. Eine Win-Win-Win-Situation für Verbraucher, den Planeten und die Enerigewende.

Um seine gesamte Flotte bis 2050 zu dekarbonisieren, benötigt Europa T&E zufolge die 200-fache Menge an Batterierohstoffen im Vergleich zu 2022. Es sei denn, es werden Maßnahmen ergriffen: Richtlinien, um Anreize für kleine erschwingliche Einsteiger-E-Autos zu schaffen, innovative Batterietechnologien einzuführen und Fahrten mit privaten Pkw zu reduzieren, könnten die Nachfrage nach Schlüsselrohstoffen Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan um 36 bis 49 Prozent senken, heißt es in der Analyse.

Europa muss seine gesamte Flotte bis 2050 elektrifizieren, aber damit steigt die Nachfrage nach Batteriematerialien. Wenn wir es ernst meinen damit, die Fehler der unersättlichen Ölabhängigkeit nicht zu wiederholen, dann muss die Ressourceneffizienz eine große Rolle spielen“, sagt Julia Poliscanova, Senior Director, Vehicles & Emobility Supply Chains bei T&E. „In einer angebotsbeschränkten Welt sind kleinere Elektroautos nicht nur ein Umwelt-Muss, sondern Zeichen einer soliden Wirtschafts- und Industriepolitik“.

Die Verringerung der Batteriegröße einhergehend mit der Produktion kleinerer Elektroautos sei der effektivste Weg, um die Nachfrage nach den Metallen zu reduzieren: um 19 bis 23 Prozent. T&E zufolge ist eine europaweite Strategie erforderlich, um auf kleinere, erschwinglichere und ressourcenschonendere leichte Elektroautos umzusteigen – anstelle der vielen (über-)großen SUV-Modelle, die aktuell auf den Markt kommen. Nationale Maßnahmen könnten demnach Steueranreize für kleinere Modelle beinhalten, während auf EU-Ebene Batterieeffizienzstandards und Anforderungen an Autohersteller erforderlich seien, um mehr dieser Einstiegsmodelle herzustellen.

„Die Herstellung kleinerer Elektroautos ist das beste, was wir tun können, um unseren Verbrauch von Batterierohstoffen zu verringern“

Eine starke Industriepolitik sei auch erforderlich, um die europäische Produktion neuer und günstiger Technologien wie Batterien auf Eisenphosphatbasis (LFP) und Batterien auf Natriumbasis zu forcieren.

T&E fordert für einen nachhaltigeren Pkw-Verkehr eine ganze Reihe von weiteren Maßnahmen, darunter den Bau von weniger Straßen, die Verringerung des verfügbaren Platzes für Privatautos zugunsten von Fußgängern, Radfahrern und Grünflächen sowie höhere Gebühren für das Parken. Die Regierungen sollten auch öffentliche und geteilte Verkehrsmittel und nachhaltiges Reisen besser fördern.

Die Herstellung kleinerer Elektroautos ist das beste, was wir tun können, um unseren Verbrauch von Batterierohstoffen zu verringern“, so Julia Poliscanova weiter. „Ein EU-Effizienzstandard könnte von den Autoherstellern verlangen, endlich mehr ressourcenschonende Fahrzeuge anzubieten, die auch deutlich erschwinglicher wären als die sperrigen Modelle von heute“. Es gebe einen Markt „für Millionen von kleinen Elektroautos in Europa, aber die Leute können sie noch nicht finden bei den Händlern“.

Quelle: T&E – Pressemitteilung vom 17.07.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Marc:

Die Autos werden weniger. Wenn die Boomer dieses Jahrzehnt aus dem Berufsleben treten, werden die Dienstwagen deutlich weniger. Denn die Boomer werden im Berufsleben nicht 1:1 ersetzt und wenn im Einzelfall, nimmt diese neue Person eher eine Mobilitätspauschale oder BahnCard. Die nachfolgenden Generationen haben andere Mobilitätsgewohnheiten, sieht man daran, dass die Führerscheinquote deutlich geringer geworden ist. So könnten bis 2031 fast 10 Millionen PKW nicht mehr ersetzt werden.

Ebenso viele Autos zusätzlich könnten entfallen, wenn das autonome Fahren kommt und Robotaxis zum gescheiten Kurs verfügbar sind. Für kleine Autos sehe ich keine große Stückzahl kommen. Wenn ein ID.1 für ab 20.000 € verfügbar ist, ist das „klein“ genug. Der wird auch effizient sein, so dass nur wenige den Komfortabstieg zu Citröen Ami und Co. machen werden.

heinr:

Geht ganz einfach. E-Autos bis max. 20.000 € und max. 1200 kg. fördern. Auch L6,7 und Zweiräder. Wer mehr Fahrzeug will muss es eben selbst zahlen. Wer aber Umweltschutz will muss weitermachen, Pendlerpauschale weg, Kindergeld weg….

Daniel W.:

Ich bin dafür, dass die Blechlawinen kleiner werden. Bei rund 3 Millionen neuer Autos pro Jahr in Deutschland würde eine Halbierung des Gewichts rund 3 Millionen Tonnen und mehr an Rohstoffen sparen und zudem auch noch die Energien für deren Transport und Verarbeitung.

Mit kleineren und weniger Autos würde der Energiebedarf deutlich sinken, so dass wir viel weniger Ökostrom produzieren müssten und wir dadurch sehr viel schneller klimaneutral wären.

Ein weiterer Vorteil wäre die geringere Abhängigkeit von nicht demokratischen Ländern, denen wir die Finanzierung ihrer Kriege gegen andere Länder (und auch gegen uns) erschweren könnten.

Es gäbe sehr viele Vorteile bei kleineren Autos und dem vermehrten Umstieg auf ÖPNV und Fahrräder, wenn dem nicht der Egoismus und das Statusdenken der Bürger sowie die Machtsspielchen der FDP und der Lobbyismus der alten Industrien entgegen stehen würde.

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