Handel bereitet seine Parkplätze mehr und mehr auf E-Auto-Hochlauf vor

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Zwar ist die Elektromobilität bislang nicht so stark auf Touren gekommen wie erwartet. Der Ausbau von Ladeinfrastruktur auf Handelsparkplätzen schreitet dennoch in weiser Voraussicht stetig voran. „Das Angebot von Ladeinfrastruktur ist differenzierter geworden. Die Anzahl der Lademöglichkeiten steigt und mehr Händler bieten Lademöglichkeiten mit höherer Ladeleistung an“, erklärt Cathrin Klitzsch, Projektleiterin Elektromobilität beim Forschungs-, Bildungs- und Beratungsinstitut EHI und Autorin des EHI-Whitepapers „Elektromobilität im Handel 2025“. So kann in gleicher Zeit durch Schnell- oder Ultraschnelllader mehr Ladung an die Kundschaft abgegeben werden. An Standorten, wo lange Einkaufszeiten erwartet werden, beispielsweise in Shopping-Centern, sind zudem weiterhin Normallader gefragt.

Der Handel leistet mit den Ladesäulen auf seinen öffentlichen bzw. halböffentlichen Parkflächen einen verlässlichen und vorausschauenden Beitrag für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur, dort, wo E-Autos ohnehin regelmäßig längere Standzeiten aufweisen, an Bau- und Supermärkten und Einkaufszentren beispielsweise. Die Gesamtzahl der Ladepunkte in Deutschland liegt laut Bundesnetzagentur bei rund 161.686. Nach Branchenschätzungen sind 15 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte auf Handelsparkflächen installiert. Demnach sind es rund 24.000, die sich auf Handelsparkplätzen befinden.

Dieses Angebot wolle der Handel in den nächsten Jahren weiter ausbauen, so das EHI auf Basis einer aktuellen Befragung von fast 50 Verantwortlichen von Handelsunternehmen aus Deutschland mit mehr als 27.000 Standorten: Bis 2029 wollen 47 Prozent ihre AC-Ladesäulen aufstocken, fast zwei Drittel der Handelsunternehmen planen zusätzliche DC-Ladesäulen und 56 Prozent möchten neue HPC-Ladesäulen installieren. Vielfach beginne die Umsetzung bereits im laufenden Jahr.

Kundenbindung, Klimaziele und neue Geschäftsmodelle

Die Hauptmotivation dafür, Ladestationen zu errichten, ist für 77 Prozent die Kundenbindung. 50 Prozent nennen Klimaziele, 47 Prozent die Gesetzgebung und 37 Prozent das Geschäftsmodell als Grund für den Aufbau von Ladeinfrastruktur. Nur noch 7 Prozent bieten Strom kostenfrei an. Bei 72 Prozent ist der Ladestrom generell kostenpflichtig, die übrigen Befragten machen dies von bestimmten Kriterien abhängig.

Handel_Strommix_Ladesaeule
EHI Retail Institute

Elektroautos sind nochmals deutlich klimafreundlicher als Verbrenner, wenn sie mit Ökostrom geladen werden. 86 Prozent der Händler betreiben die Ladesäulen mit zertifiziertem Grünstrom. Eigenstrom, beispielsweise von der eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, wird von bereits 36 Prozent der Händler verwendet.

Nutzung noch ausbaufähig

Das Angebot für die Kundschaft und die Auslastung ist bereits durchaus attraktiv: Im Durchschnitt sind die Normalladepunkte knapp die Hälfte der Zeit belegt. Bei DC-Ladern sind es 34 Prozent und bei HPC-Ladern ein Viertel der Zeit, an denen die Ladepunkte in Benutzung sind. Um diese Rate weiter zu erhöhen und durch die Ladestationen für Umsatzsteigerungen im Ladengeschäft zu sorgen, gebe es noch großes Potenzial.

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EHI Retail Institute

So bieten die Händler Rabattaktionen auf Ladevorgänge und Sortiment eher selten an (5 Prozent), allerdings planen 43 Prozent dies für die Zukunft. Auch für Personalisierung und zusätzliche Werbefläche an den Ladepunkten gibt es Planungen.

Quelle: EHI – Pressemitteilung vom 13.05.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Momo:

Die phänomenale Auslastung erklärt sich durch die Preisgestaltung. Dazu, wer einkauft fährt dann nach Hause und muss nicht laden. Dass etwa Globus und andere Baumärkte so sehr daran interessiert sind, dass die Kundschaft aber blitzschnell laden kann, ist völlig verquer. Wo wird geladen, bei Lidl, klar bis eben bei Ikea, aber da meint man nun auch, wer lädt soll gar nicht erst in den Laden gehen.

Thomas Schmieder:

> Eigenstrom, beispielsweise von der eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, wird von bereits 36 Prozent der Händler verwendet.

As I said ;-P

Mehr Geld können die Handelsbetriebe bzw. deren Grundstückseigentümer:innen gar nicht verdienen. Auch wenn sie noch einen Teil der Energie aus dem Netz ziehen müssen.

Wenn sie nun noch ihre ohnehin versiegelten Parkflächen geschickt mit PV überbauen, bieten sie neben dem gesteigerten Ertrag auch noch einen Zusatznutzen für ihre Kunden bei Regen und bei Sonnenschein. Und wenn sie (was energetisch nicht optimal wäre) dann auch noch genügend Pufferspeicher dazu stellen, können sie ihre Ladeplätze sogar als Nachtladeplätze (mit 11kW, schont die Batterie) an die BEV-Fahrer:innen vermieten.

Manfra! Können DIE reich werden!

BTW:
Ich habe mir gerade gestern noch ein Youtube-Video des Geladen Batterieposcast von vor drei Jahren angesehen, ob sich Heimspeicher lohnen. Dort wurde der Preis für einen 13kWh (brutto) Speicher noch mit ca. 10.000€ angesagt. Ich habe mir letztes Jahr einen 33kWh (brutto) LiFePO₄ Grade-A Speicher im DIY geleistet für zusammen ca. 2.200€. Das ist die Preisentwicklung bei (hochwertigen) Batteriespeichern.

Gastschreiber:

Ich nutze das auch gerne, Supermarkt noch eher selten, da hier zu wenige ein funktionierendes Angebot haben, es sind einige ShellNewMotion hier im Aufbau bei ReWe-Filialen, aber irgendwie werden sie nicht in Betrieb genommen….
Die Varianten mit Einkaufszentren und Ladeplätzen, die nutze ich gerne bei Ausflügen da man zentral eine Parkmöglichkeit hat und nebenbei laden kann und meist auch ausreichend nicht belegte Plätze verfügbar sind. Hier hoffe ich nur, dass auch die Option der Abrechnung über Roamingkarten freigeschaltet ist, das war bisher noch nicht überall der Fall, ebenso, dass der Belegtstatus in der App angezeigt wird wäre sehr hilfreich.

Egon_meier:

ich beobachte bei den EDEKA-Filialen, dass die Enbw/EWE/usw rausschmeißen und Ladesäulen selbst betreiben – und dabei akzeptable Adhoc-Preise nehmen.

Vielleicht wird daraus eine Welle …

Daniel W.:

Den Supermarkt sehe ich als „Tankstelle der Zukunft“, da hier die Meisten ihre E-Autos nebenbei ohne Wartezeit und Umwege laden können.

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