GAC Hyptec SSR: Brachiale Wucht des E-Supersportlers im Test

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Wolfgang Gomoll
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  —  Lesedauer 4 min

Der Hypersportler GAC Hyptec SSR prügelt mit 900 kW / 1224 PS auf den Asphalt ein und lässt mit einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 1,9 Sekunden die meisten anderen Sportwagen alt aussehen. Wir haben uns hinter das Steuer der chinesischen E-Flunder geschwungen und den Power-Wahnsinn erfahren. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Auf der Nordschleife des Nürburgrings tobt ein erbitterter Kampf. Die Kombattanten heißen: Tesla Model S Plaid mit Track Package und einer Leistung von 750 kW / 1020 PS sowie Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket, was 815 kW / 1108 PS gleichkommt. Beeindruckend?

In China lächeln sie nur müde. Hyper-Sportwagen wie der Zeekr 001 FR (930 kW / 1265 PS) oder der BYD Yangwang U9 mit 956 kW / 1300 PS legen die Power-Messlatte noch mal ein ganzes Stück höher. Nun gesellt sich mit dem GAC Hyptec SSR ein weiterer Ultra-Bolide hinzu. Das Kürzel SSR steht für Super, Sport sowie Race (Rennen) und der Name ist Programm. Die Daten: Der GAC Hyptec SSR hat 900 kW / 1224 PS und beschleunigt in 1,9 Sekunden von null auf 100 km/h. Wahnwitzig, irre, atemberaubend. Damit lässt der Hyper-Sportler selbst einen F-1-Renner stehen.

GAC Hyptec SSR in 1,9 Sekunden auf 100 km/h

Wir machen die Probe aufs Exempel und haben uns hinter das Steuer des Flügeltürers geschwungen. Vor uns eine lange Gerade. Eine großartige Startprozedur ist nicht nötig. Ein Tritt auf das Bremspedal schaltet die E-Flunder scharf. Rauf aufs Gas und sofort geht das Spektakel los.

Kurz ringen die mächtigen 305er-20-Zöller an der Hinterachse um Grip, das Heck zuckt und schon stürmt die E-Flunder mit der brachialen Urgewalt der 900 kW los. Die Wucht der Beschleunigung presst uns in die Schalensitze. Im Nullkommanichts sind die 100 km/h erreicht, doch die wilde Hatz geht weiter bis 160 km/h. Lediglich das künstlich generierte und ebenso klingende Motorengeräusch passt nicht so recht zum Spektakel.

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Drei selbst entwickelte Elektromotoren bilden ein dynamisches Trio: einer an der Vorderachse mit 320 kW / 435 PS und zwei an der Hinterachse mit jeweils 290 kW / 394 PS. Die kompakten und leichten E-Maschinen (15 Prozent weniger Bauraum und um 20 Prozent geringeres Gewicht als konventionelle Elektromotoren) haben eine Leistungsdichte von 10,5 kW/kg. Der maximale Wirkungsgrad des Antriebs liegt bei 94,5 Prozent und zwei Gänge ermöglichen eine Beschleunigung ohne Atemnot auch bei höheren Geschwindigkeiten. Das ist auch nötig, denn der chinesische E-Bolide erreicht 300 km/h.

Wir können uns nicht lange mit diesen technischen Feinheiten aufhalten. Denn eine Linkskurve setzt dem Vortrieb ein Ende. Wir steigen in die Eisen und die Bremsen packen unerbittlich zu. Einmal ist bei einem Kraftpaket, das fast zwei Tonnen wiegt und von 300 km/h verzögert werden muss, nicht genug. Damit die Bremsscheiben standfest sind, setzen die Techniker auf die Langfaser-Keramik-Technologie aus der Luft- und Raumfahrt. Wir knüppeln den Hyptec SSR auf 50 km/h herunter und lenken ein.

Das sechseckige Lenkrad ist mit Alcantara bezogen und liegt erstaunlich gut in der Hand. Beim Durcheilen der Kurve ist ein sensibler Gasfuß gefragt, denn wer die Leistung zu radikal abruft, wird durch die Regelsysteme eingefangen. Also progressiv aus dem Scheitelpunkt herausbeschleunigen und schon zieht der SSR sauber seine Bahn. Adaptive Dämpfer helfen bei der Traktion.

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Die Karosseriehülle besteht aus Carbon, beim Rohbau des Rennwagens setzen die Techniker auf Aluminium und hochfeste Stähle. Klingt nach konsequentem Leichtbau. Dennoch wiegt der Hyptec SSR 1,9 Tonnen. Ziemlich stattlich für einen Supersportler. Die Chinesen können eben nicht aus ihrer Haut: Lederbezüge und Komfort-Ausstattung bringen Gewicht ins Auto.

Rund 500 Kilogramm gehen auf das Konto der Batterie, die eine Kapazität von 75 Kilowattstunden hat. Damit kommt der Hyptec SSR nach dem chinesischen Fahrzyklus CLTC bis zu 506 Kilometer weit, umgerechnet auf das europäische Messverfahren WLTP sind es rund 415 Kilometer. Passt. Dass ein solcher Über-Sportler kein Reichweitenjäger ist, liegt auf der Hand.

Damit der Hyptec SSR dennoch alltagstauglich ist, haben die Ingenieure einiges an Technik und Assistenzsystemen in das Auto gepackt. Das Cockpit unterscheidet sich nicht großartig von dem der zahmen Artgenossen des GAC-Konzerns. Der zentrale Touchscreen misst 14,6 Zoll, bei der rechteckigen digitalen Instrumentenanzeige sind es 8,88 Zoll. Auch eine Bedienung per Sprachbefehle ist möglich. Gut so, schließlich sollte man bei diesem Gerät tunlichst die Hände am Lenkrad lassen. Die Fernbedienung erfolgt Tesla-mäßig über Drehknöpfe, und in den Lenkradspeichen aktiviert man Helfer wie den Tempomaten. Beim Rangieren hilft eine Rückfahrkamera. Der Rückspiegel ist ebenfalls digital, aber den braucht man in einem solchen Auto selten. Ein Schnäppchen ist der Hyptec SSR mit einem Preis von 170.000 Euro nicht.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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Stefan:

Gibt es für den eine Anhänger Kupplung und einen Dachgepäck Träger?

Pedro G.:

Der Preis in Europa wäre sicher mehr als das DOPPELTE mit Zulassung !

Philipp:

Ach ja, wenn die Physik nicht wär.
1,9s? Ohne spezielle Reifen auf Betriebstemperatur (a la F1 Slicks) ist das nicht möglich, weil der Reibungsfaktor >1 sein muss. Aber vermutlich gelogen, mit fliegendem Start, also nicht von 0 auf 100, sondern 2 auf 98km/h.

900kW aus 75kWh, das wären 12C. Ach ja, welche Batterie schafft das noch einmal? Nur weil der Elektromotor das von der Nennleistung kann (was nichts Besonderes ist), heißt das nicht, dass die Batterie das auch liefern kann. Auch hier haben viele Firmen eine unrühmliche Zahlenfantasie.
Von Dauerleistung ganz zu schweigen.

Und dann natürlich noch das Fahrwerk und die ganze Abstimmung in einem Serienmodell. Manche sollen ja die Nordschleife nicht auf der vollen Strecke im Nichtserienzustand mit irgendeinem Fahrer gefahren sein und dann den Wert extrapoliert mit den offiziellen Rundenzeiten der anderen verglichen haben.

Wir wissen alle, welche Firma das auch gerne macht. Die mit demjenigen Firmeneigentümer, dem nicht zu peinlich ist, mit Ergebnisse bei Computerspielen zu posten, wo er gecheatet hat. Oder ein gefaktes Video einer Küste-an-Küste-Fahrt als echt auszugeben, wohlwissend, dass dies nicht wahr ist.

Gastschreiber:

Viele wollen scheinbar Quaartett spielen oder den Größten, Dicksten, Schnellste haben.
Sollen sie, meine Vermutung, es sind Marketingautos die in den seltensten Fällen auch so gefahren werden, die meisten Fahrer dürften das überhaupt nicht aushalten, von im Griff haben gar nicht zu reden.
Aber so exotisch wie das Auto ist, werden die Wenigsten einen in der Realität sehen.

Samsun:

Niemand. Flügeltüren sind bei denen die die kaufen. Unternehmerrentner eher beschwerlich zum einsteigen.

Jeeeeez:

Deutlich mehr Leute als Dein überflüssiger Kommentar…

Rolando:

Wen interessiert sowas?

Spiritogre:

Ich finde Formulierungen wie „In China lächeln sie nur müde“, immer sehr hochnäsig. Die Chinesen geben viel an und ihr übernimmt das dann gerne genau so. Diese ganzen Autos müssen alle erst mal beweisen, was sie können. Auf den gleichen Rennstrecken wie Porsche oder Tesla.

Irgendwelche innofizellen Vergleiche, wo dann diese chinesischen Autos z.B. den von einem Chinesen privat gefahrenen Porsche auf einer chinesischen Rennstrecke fahren und dann feststellen, das chinesische Auto ist schneller, sind da genau nichtssagend. Ein Auto ist mehr als nur viel PS. Da müssen die Chinesen schon mehr auffahren als solche Werbemaßnahmen im Stil von Tesla Cybertruck gegen Porsche. Da müssen sie schon mal offiziell antreten.

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