Ford will in Europa nicht klein beigeben. Trotz schrumpfendem Modellangebot, dem baldigen Ende des Focus aus Saarlouis und harten Sparmaßnahmen setzt das Unternehmen auf einen Neustart. Die Entscheidung kommt direkt aus der Konzernzentrale in den USA und wurde Anfang der Woche den Händlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz mitgeteilt, wie die Automobilwoche berichtet. Christoph Herr, verantwortlich für die Region, überbrachte die Botschaft demnach in einer digitalen Ansprache.
Die Stimmung unter den Händlern war zuletzt angespannt. Der Rückzug aus mehreren Segmenten hatte viele Fragen aufgeworfen. Dass sich Ford nun doch zu neuen Investitionen bekennt, sorgt für Erleichterung. Händler berichten von einer Wende in der Strategie. Es soll künftig wieder mehr Pkw-Modelle geben – nicht nur rein elektrische Varianten.
Einige Details bleiben allerdings noch offen. Wie viele neue Modelle geplant sind, in welchen Segmenten sie angesiedelt sein werden. welche Antriebe sie haben und wann sie auf den Markt kommen, ist derzeit unklar. Die Händler erwarten in den kommenden Monaten weitere Informationen aus Detroit. Die Aussagen von Herr stützen sich offenbar auf einen Plan von Konzernchef Jim Farley. Der Fokus liege nicht länger nur auf den bereits angekündigten Elektromodellen. Vielmehr soll das Angebot breiter aufgestellt werden, um wieder mehr Kundengruppen zu erreichen. Damit rückt Ford von der bisherigen Strategie ab, die stark auf eine schnelle Elektrifizierung gesetzt hatte.
Einige Vertriebspartner reagierten überrascht, andere erleichtert. Die Möglichkeit neuer Modelle wird vielerorts als Signal der Rückbesinnung auf europäische Stärken gewertet. In Händlerkreisen wird betont, wie wichtig eine ausgewogene Modellpalette sei. Dabei gehe es nicht nur um Elektroautos, sondern auch um passende Angebote für den Alltag.
Die Kommunikation verlief bislang einseitig. Eine Unternehmenssprecherin in Köln wollte sich auf Nachfrage gegenüber der Automobilwoche nicht äußern. Auch der Verband der Ford-Partner in Deutschland sowie die Dienstleistungsgesellschaft der Händler blieben für eine Einschätzung zunächst unerreichbar. Die Aussagen aus dem Händlernetz deuten jedoch auf einen glaubwürdigen Kurswechsel hin. Die klare Haltung, dass Ford in Europa präsent bleiben will, stärkt das Vertrauen. Besonders vor dem Hintergrund des Stellenabbaus und der Diskussionen um das Werk Saarlouis war das Signal überfällig.
Ein Hoffnungsschimmer für die Fordianer
Dass es keine genauen Angaben zur Ausrichtung gibt, schränkt die Wirkung der Botschaft jedoch etwas ein. Trotzdem sehen viele in der Erklärung ein wichtiges Zeichen. Die Marke, einst bekannt für verlässliche Modelle wie Fiesta, Focus oder Mondeo, soll wieder mehr Gewicht im Pkw-Markt erhalten.
Ein Händler formulierte es deutlich: „Wir sind froh über diese Entwicklung. Viele von uns hatten mit einem langsamen Rückzug gerechnet.“ Auch wenn viele Fragen offenbleiben, ist der Effekt bereits spürbar: Die Mitarbeitenden schöpfen neue Hoffnung. Ford sei Teil der europäischen Auto-Tradition – daran wolle man wieder anknüpfen.
Quelle: Automobilwoche – Ford will neue Pkw-Modelle für Europa entwickeln