Ford legt neuen Fokus auf kleinere, günstigere Elektroautos

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Ford zieht Konsequenzen aus einem sich wandelnden Marktumfeld: Der US-Autobauer verschiebt den Produktionsstart zweier geplanter Elektrofahrzeuge um zwei Jahre. Statt 2026 bzw. 2027 sollen der neue E-Transit Elektrotransporter und ein neuer vollelektrischer Full-Size-Pick-up in den USA nun erst 2028 vom Band laufen, wie das Unternehmen Reuters zufolge mitteilte.

Die Entscheidung betrifft insbesondere das neue Elektro-Flaggschiff, den Nachfolger des Elektro-Pick-ups F-150 Lightning, der künftig im Werk BlueOval City in Tennessee gebaut werden soll. Auch der E-Transit, Fords elektrischer Transporter für den gewerblichen Einsatz, dessen Produktion ursprünglich für 2026 im Werk Ohio vorgesehen war, wird demnach erst 2028 anlaufen.

Ford begründe die Verschiebung mit einer strategischen Neuausrichtung: Statt großvolumiger Modelle wolle man künftig verstärkt kleinere und preisgünstigere Elektroautos auf einer vereinfachten Plattform anbieten. Die Maßnahme sei eine Reaktion auf den wachsenden Preisdruck durch chinesische Hersteller, die den Markt zunehmend mit günstigen E-Modellen durchdringen. „Der Markt für reine Elektroautos in den USA ist für uns eindeutig: kleine Fahrzeuge für Pendler und den Stadtverkehr“, sagte Ford-CEO Jim Farley in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Zugleich betont Ford, dass bestehende Modelle wie der F-150 Lightning – aktuell der meistverkaufte Elektro-Pick-up der USA – sowie der E-Transit weiterhin die Bedürfnisse der Kundschaft erfüllen würden. „Wir bleiben flexibel und passen unsere Produktstarts an die Marktnachfrage und die Profitabilitätsziele an“, so das Unternehmen.

Die Verschiebung kommt nicht überraschend: Bereits 2023 hatte Ford angekündigt, die Entwicklung eines dreireihigen Elektro-SUVs einzustellen. Farley machte deutlich, dass größere E-Modelle derzeit keine Priorität hätten. Stattdessen will Ford am 11. August auf einer Veranstaltung in Kentucky einen detaillierten Ausblick auf seine nächste Generation von Elektroautos und Technologien geben.

Hintergrund der Neuausrichtung sind auch operative Herausforderungen: Allein im E-Auto- und Softwarebereich rechnet Ford im Jahr 2025 mit Verlusten von bis zu 5,5 Milliarden US-Dollar (etwa 4,7 Millionen Euro). Zudem steht der Konzern aufgrund zahlreicher Rückrufaktionen unter Druck, kein anderer Hersteller musste in den vergangenen Jahren so viele Fahrzeuge zurückrufen wie Ford.

Mit dem Strategiewechsel hin zu kleineren, effizienteren Modellen will der Konzern verlorenes Vertrauen und Käufer zurückgewinnen – und zugleich die Weichen für eine profitablere Elektrozukunft stellen. Inwiefern die Pläne auch die europäische Modellpalette von Ford betrifft, hat der Hersteller noch nicht mitgeteilt. Doch auch hierzulande sind Fans der Marke wenig erfreut, dass einstige Besteller wie der Fiesta verschwunden sind und keine adäquaten Nachfolger eingeführt wurden. Das derzeit günstigste E-Auto von Ford in Deutschland, der Puma Gen-E, startet bei knapp 37.000 Euro.

Quelle: Reuters – Ford delays electric pickup, van to 2028 as it chases smaller, affordable options

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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