Eon und MAN bauen öffentliches Ladenetz für Elektro-Lkw in Europa auf

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Startschuss für die Kooperation zwischen MAN und Eon: Leonhard Birnbaum, CEO Eon SE (li.) und Alexander Vlaskamp, CEO MAN Truck & Bus SE (re.) / Quelle: MAN / Eon

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Energieversorger Eon und der Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus wollen gemeinsam den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw in Deutschland und Europa einen entscheidenden Schritt voranbringen. Im Rahmen ihrer neuen Kooperation wollen die beiden Unternehmen europaweit rund 170 Standorte mit circa 400 Ladepunkten für das öffentliche Laden von Elektro-Lkw aufbauen.

Die Ladestandorte sollen entlang des bestehenden MAN-Servicenetzes entstehen und auch Nutzfahrzeugen anderer Hersteller zum öffentlichen Laden zur Verfügung stehen. Allein in Deutschland sind rund 125 Standorte geplant. Damit entstehe hierzulande das bislang größte flächendeckende, öffentliche Ladenetz für schwere Nutzfahrzeuge. Weitere Standorte errichten Eon und MAN in Österreich, Großbritannien, Dänemark, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn, so die beiden Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung.

Europa hat sich zum Ziel gesetzt, die Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge bis zum Jahr 2040 um 90 Prozent zu senken. Elektromobilität ist dafür ein zentraler Schlüssel“, sagt Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender der Eon SE. „Wir investieren massiv, um der Infrastruktur für den elektrischen Schwerlastverkehr einen entscheidenden Schub zu geben und die Weichen für eine nachhaltige Logistik und grüne Lieferketten zu stellen. Nahezu alle großen Hersteller setzen heute bei ihren Entwicklungen auf Elektromobilität. Für den endgültigen Durchbruch brauchen wir eine flächendeckende, leistungsfähige Ladeinfrastruktur, die von Anfang an europäisch gedacht ist. Wir freuen uns, hier gemeinsam mit MAN voranzugehen.“

Alexander Vlaskamp, Vorsitzender des Vorstands der MAN Truck & Bus SE, fügt hinzu: „Damit die Mobilitätswende gelingt, benötigen wir bis 2030 rund 50.000 Ladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge in Europa. Natürlich leisten wir als Hersteller von Elektro-Lkw dazu unseren Beitrag. Ich freue mich, dass wir mit Eon nun einen starken Partner zur Elektrifizierung unserer Service-Standorte an unserer Seite haben. Damit legen wir einen weiteren Grundstein für ein öffentliches Ladenetz. Allerdings benötigen wir zu dessen großflächigem Aufbau weiterhin dringend die Unterstützung durch die Politik.“

Die neuen Standorte befinden sich an strategisch ausgewählten MAN Servicestützpunkten, vorwiegend in Industriegebieten mit hohem Lkw-Aufkommen oder in der Nähe von Autobahnen. So soll sich das öffentliche Laden gut in den Betriebsalltag integrieren lassen.

Laden ohne Rangieren: Ein Layout speziell für Elektro-Lkw

Das Layout der Standorte werde speziell für das Laden von elektrischen Nutzfahrzeugen ausgelegt: Dazu gehört unter anderem eine Durchfahrtsmöglichkeit durch die Ladebucht, so dass Lkw und Busse nicht rangieren müssen. Um die öffentliche Zugänglichkeit unabhängig von der jeweiligen Fahrzeugmarke zu gewährleisten, werden die Ladestationen möglichst in von den MAN Servicebetrieben getrennten Bereichen installiert – mit eigenen Ein- und Ausfahrten für den Ladebereich. Fahrerinnen und Fahrer sollen tagsüber zudem von der vorhandenen Infrastruktur wie sanitären Anlagen und Aufenthaltsräumen profitieren können.

Der Aufbau der speziell für elektrische Nutzfahrzeuge wie Lkw, Busse und Transporter konzipierten Standorte folge einem modularen Ansatz. Im ersten Schritt werden die Standorte mit jeweils mehreren 400 Kilowatt-Ladepunkten ausgestattet. Damit kann ein durchschnittlicher Elektro-Lkw in rund 45 Minuten Strom für eine Reichweite von bis zu 300 Kilometer nachladen. Eine spätere Umrüstung der Standorte auf das Megawatt-Ladesystem MCS ist vorgesehen. Bereits bis Ende des Jahres 2025 sollen die ersten 80 Standorte des neuen Ladenetzes entstehen.

Engagement für mehr Tempo beim Ausbau der E-Lkw-Ladeinfrastruktur

Die politischen Ziele zur Dekarbonisierung des Verkehrs in Deutschland und Europa sind klar: Die Bundesregierung will die Treibhausgasemissionen des schweren Straßengüterverkehrs in Deutschland bis 2030 um 55 Prozent senken und bis 2045 klimaneutral sein. Die EU einigte sich zuletzt darauf, die CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge bis 2035 um 65 Prozent und bis 2040 um 90 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 zu senken. Die Industrie investiert vor diesem Hintergrund massiv in Fahrzeuge und Infrastruktur.

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MAN

Bei MAN nimmt indes die Elektrifizierung des Produktportfolios weiter Fahrt auf. Der erste serienreife Elektro-Lkw mit einer Tagesreichweite von bis zu 800 Kilometern steht für 2024 in den Startlöchern. Der elektrische Stadtbus Lion’s City E werde im kommenden Jahr mit einem Produktupdate an Reichweite gewinnen. Ebenfalls 2025 will MAN eine erste Testflotte elektrischer Reisebusse auf die Straße bringen.

Eon bietet unterdessen als Full-Service-Anbieter für Elektromobilitäts- und Ladelösungen schon heute Zugang zu einem flächendeckenden Netz aus europaweit mehr als 500.000 Pkw-Ladepunkten per Roaming. Unternehmen und Kommunen profitieren außerdem von individuell konzipierter Ladeinfrastruktur und Elektrifizierungsstrategien für ihre Flotten. Darüber hinaus bringt Eon seine Expertise von der Finanzierungs- und Standortanalyse bis hin zum Netzanschluss ein. Der Ausbau und die Digitalisierung der Netze sind nicht nur für die künftige Versorgung mit erneuerbaren Energien essenziell, sondern auch Voraussetzung für eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur.

Quelle: MAN / Eon – Pressemitteilung vom 11.07.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Daniel W.:

Die große Frage wird sein: Was kostet das Laden?

E-Lkw mit 120 kWh auf 100 km und 39 Cent/kWh wären 46,80 Euro auf 100 km.

Diesel-Lkw mit 34 Liter auf 100 km und 1,65 Euro/Liter wären 56,10 Euro auf 100 km.

Ersparnis beim E-Lkws 9,30 Euro auf 100 km oder 93.000 Euro auf 1.000.000 km.

Bei rund 39 Cent/kWh dürfte die Obergrenze liegen.

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