Energiepolitik der Ampel war besser als ihr Ruf, lässt aber Luft nach oben

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Die Energiewende in Deutschland hat unter der Ampel-Koalition deutliche Fortschritte gemacht – vor allem im Vergleich zur Vorgängerregierung. Dieses Momentum sollte genutzt und an den ambitionierten Zielen für 2030 weitgehend festgehalten werden, statt die Energiewende erneut auszubremsen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis des Ampel-Monitors Energiewende.

Die Ziele der Ampel-Regierung sind demnach nicht nur deutlich ambitionierter als die der vorherigen Großen Koalition, sondern stehen auch im Einklang mit wissenschaftlichen Szenarien zur Klimaneutralität. „Das Tempo der Energiewende ist in vielen wichtigen Bereichen heute deutlich höher als zur Zeit vor der Ampel, ganz besonders bei der Solarenergie“, sagt DIW-Energieökonom Wolf-Peter Schill, Studienautor und Mitinitiator des Ampel-Monitors.

Bei der Photovoltaik wurde in nur drei Jahren Ampel-Koalition mehr als doppelt so viel neue Leistung zugebaut wie zuvor in vier Jahren Großer Koalition, und das trotz nicht gerade unwesentlicher Ereignisse wie der Corona-Pandemie und dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. „Damit hat die Ampel ihr Solarenergieziel für Ende 2024 sogar übertroffen – bei der Windkraft liegt der Ausbau dagegen derzeit noch hinter dem Plan“, bilanziert Studienautor Felix Schmidt.

„Die Elektromobilität kommt bisher viel zu langsam voran“

Wie aus der Bilanz des Ampel-Monitors Energiewende hervorgeht, sei unter dem Strich gleichwohl bei fast allen Schlüsseltechnologien eine weitere Beschleunigung nötig, um die Ziele für 2030 zu erreichen. So sei das Tempo bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff und dem Ausbau von Wärmepumpen noch viel zu gering. „Auch die Elektromobilität kommt bisher viel zu langsam voran“, so Studienautorin Adeline Guéret.

Energiewende-Ampel-Bilanz
DIW Berlin

Bei all diesen Technologien der Sektorenkopplung lag die Entwicklung Ende 2024 teils deutlich hinter den Ampel-Zielpfaden zurück. Positiv zu bewerten seien die verbesserten Rahmenbedingungen in vielen Bereichen der Energiewende, wie zusätzliche Flächen für Windkraft und ein geplantes Wasserstoff-Kernnetz. Sie ermöglichen künftig ein noch deutlich höheres Energiewende-Tempo.

„Stop-and-Go-Politik“ bei der Energiewende wäre sehr schädlich

Für die Zukunft empfiehlt Alexander Roth, Studienautor und Mitinitiator des Ampel-Monitors, an den gesetzten Zielen festzuhalten und die positive Dynamik zu nutzen. „Wichtige Aufgaben bleiben die bessere Integration von Photovoltaikanlagen, die Förderung eines flexiblen Stromverbrauchs und der Ausbau von Energiespeichern.“

Die Gefahr eines Ausbremsens der Energie- und Wärmewende sei real, warnen die Studienautor:innen. „Wir haben jetzt schon in Teilen der Öffentlichkeit und der Energiewirtschaft eine Diskussion, ob man die ambitionierten Ziele nicht abschwächen und Tempo herausnehmen sollte“, so Schill. „Man sollte aber an den aktuellen Zielen festhalten. Eine Art Stop-and-Go-Politik wäre für den Fortgang der Energiewende sehr schädlich.“

Alle Indikatoren und die zugrunde liegenden Daten finden sich quelloffen auf der Plattform Open Energy Tracker.

Quelle: DIW Berlin – Pressemitteilung vom 12.02.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Pedro G.:

Zur Not kann Merz die Atomkraftwerke reaktivieren ⁉️

ediwi:

Laden Sie sich bitte die aktuelle Ausgabe Nr. 63 vom ausgestrahlt magazin herunter.
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Dort werden Sie zu allen von Ihnen angesprochenen Themen, zum Beispiel:
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– Atommüllfressende Wunder-Reaktoren (die es nirgends gibt)
– und vielen weiteren Fragen zum Thema, ausführliche Antworten finden.

Vielleicht bereichert dies Ihren Wissensschatz um ein paar nützliche Erkenntnisse.

Manfred:

Ja es ist schon traurig wie die Chancen, die sich mit der Ampel auftaten, vertan wurden. Zum einen durch die Sabotageakte der AFDP, durch die permant falsche Berichterstattung unter anderem durch die Springerbrigaden und leider auch durch Arbeitsfehler in den Grünen Ministerien. Diese Leute jedoch durch Politiker ersetzen zu wollen, die Vieles wieder zurück drehen möchten ist das Schlimmste was man unserem Land und Europa antun kann.

Marcel Gleißner:

Stimmt, Genehmigungsverfahren sind viel zu lange und extreme Bürokratie dazu

Marcel Gleißner:

In 5 Jahren, 15 Millionen E-Autos sind eher unwahrscheinlich, da fehlt mir der Glaube.
Es fehlen die Potentiellen Käufer, fehlende Ladeinfrastruktur, Reichweite eher schlecht für einen sehr teuren Wagen.

Daniel W.:

Die zukünftige Regierung:

M – Mit der
E – Energiewende
R – return to
Z – Zero

Friedrich Merz und die CDU/CSU dürften Trump nacheifern und die kleinen Leute mit „Remigration“ ablenken, damit die Großen das Land ausplündern können.

Ich rechne mit 4 verlorenen Jahren bei der Energie- und Verkehrswende in Deutschland.

Möglicherweise ist 2025 auch der Anfang von Ende der deutschen Autoindustrie.

Vermutlich wird in den kommenden Jahren das Geld bei uns knapp sein.

Was Trump uns sonst noch beschert, daran will ich nicht denken.

Birger:

Hm, leider hat ihre Aussage mit meiner überhaupt nichts zu tun! Und da wir uns auch nicht weiter kennen, weiß ich überhaupt nicht, wie sie zu so einer Beurteilung über mich kommen, wie mein Verhalten bei einem Blackout wäre? Aber, ich wäre sehr gut auf einen Blackout vorbereitet :-). Selbst im Winter, hätte ich keine Probleme und könnte locker auf PV Anlage und Wärmepumpe verzichten!

Stefan S:

Kretschmann der der es nicht schafft mehr als eine Handvoll Windräder in seinem Land genehmigen zu lassen? Und das obwohl er schon etwas länger der Landeschef ist.
Da ist mir Habek aber lieber, da ist deutlich mehr passiert und die Windräder kommen demnächst auch wieder in Schwung, wenn die neue Regierung das nicht abwürgt. In BW aber eher nicht, da da immer noch keine Genehmigungen vorliegen.
Schade in dem Höhen des Schwarzwalds sollte Wind genug vorhanden sein.

Silverbeard:

Die Strompreise sind u.a. deshalb gestiegen, weil das Stromnetz marode ist und ausgebaut werden muss. Es ist völlig egal wie der Strom produziert werden wird, um eine Sanierung des Stromnetzes kommen wir nicht herum.

Aber natürlich können wir den Strom zusätzlich auch noch teuer produzieren, wenn Sie sich dann wohler fühlen.

Wolfbrecht Gösebert:

„Am Solarwachstum ist vor allem China [s]chuld, durch die billigen Module.“
Solange damit nicht im negativen Sinne »schuldig sein« gemeint ist: Einverstanden!

„Das nächste sind die Speicher[,] die kommen werden.“
Ja, außer den chemischen Stromspeichern z.B. auch thermische Speicher (Power-2-Heat).

Grundlagen: c&p–> hamburger-energiewerke.de/magazin/der-groesste-strom-waerme-speicher-der-welt
cRealisierung: c&p–> hamburg-business.com/de/news/hamburger-fernw
c&p–> hamburg-business.com/de/news/unterirdischer-waermespeicher-fuer-klimaneutrale-fernwaerme

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