Elektro-Eifelmeister: Kompakter Koreaner sticht namhafte Sportwagen-Konkurrenz aus

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Hyundai

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 4 min

Die Auto Zeitung (AZ) hat gemeinsam mit Kollegen des britischen Car Magazine mehrere äußerst sportliche Elektroautos auf dem Nürburgring getestet. Wer Elektro-Eifelmeister geworden ist, hat die AZ in ihrer Ausgabe 12/2024 bekanntgegeben – und es ist nicht der 2,6 Millionen Euro teure Pininfarina Battista, der ebenfalls ins Rennen ging, sondern ein Fahrzeug, das mit gut 75.000 Euro bedeutend günstiger ist. Denn ein echter Eifelmeister soll laut Redaktion finanziell zumindest „beträumbar“ sein.

Diese Modelle hatten sich die Fachjournalisten bei tendenziell regnerischem Wetter näher angesehen:

  • Tesla Model S Plaid mit 750 kW (1020 PS), 0 bis 100 Stundenkilometer in 2,1 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 322 Stundenkilometer, Preis: 107.990 Euro.
  • Lucid Air Dream Performance: 828 kW (1126 PS), 0 bis 100 Stundenkilometer in 2,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 270 Stundenkilometer, Preis: 218.000 Euro.
  • BMW i5 M60 xDrive: 442 kW (601 PS), 0 bis 100 Stundenkilometer in 3,8 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 230 Stundenkilometer, Preis: 99.500 Euro.
  • Lotus Eletre R: 675 kW (918 PS), 0 bis 100 Stundenkilometer in 2,9 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 265 Stundenkilometer, Preis: 151.990 Euro.
  • Pininfarina Battista Nino Farina: 1400 kW (1900 PS), 0 bis 100 Stundenkilometer in 1,9 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 350 Stundenkilometer, Preis: 2.618.000 Euro.
  • Porsche Taycan Turbo GT Weissach: 760 kW (1034 PS), 0 bis 100 Stundenkilometer in 2,2 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 305 Stundenkilometer, Preis: 240.000 Euro.
  • Hyundai Ioniq 5 N: 448 kW (609 PS), 0 bis 100 Stundenkilometer in 3,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 260 Stundenkilometer, Preis: 74.900 Euro.

Lob haben die Tester dabei für alle Modelle übrig, lediglich das Tesla Model S Plaid kommt in der Kritik nicht sonderlich gut weg. Zwar beschleunige dieser mit „beängstigender Brutalität“, die Lenkung sei aber zu leicht, die Bremse diffus, das Fahrzeuggefühl unkonkret. „Drei Drag-Strip-Sprints oder schnelle Nürburgring-Runden, und der Tesla Plaid ist im Notlauf-Programm und hechelt eine Viertelstunde lang mit keuchendem Lüfter auf Hochdrehzahl gegen den Hitzetod an“, stellt die AZ fest.

Dem Lucid Air Dream Performance attestieren die Tester indes „entfesselte Längsdynamik“ sowie „Kurvensurfen mit gefälliger Neutralität“. Der Air wirke raffinierter und feiner als der Tesla. In Sachen Sportlichkeit könne er mit den Stars des Tests jedoch nicht mithalten, doch eine 920 kW starke Ausführung namens Sapphire sei ja bereits angekündigt.

Beim BMW i5 M60 erfreut sich der Autor am „auskomponierten Charakter und an den aufwendig inszenierten Cockpit-Details“. Auf der regennassen Strecke ließ sich das Fahrzeug zielsicher und auf den Punkt steuern. Dieses „enorme Maß an Perfektion“ könne jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Sachen Fahrspaß ein wenig mangele.

Dem Lotus Eletre R können die Tester viel abgewinnen, sodass er zwischenzeitlich zu den Favoriten im Rennen um den Titel des Eifelmeisters zählt. „Buckelpisten wegbügeln, mit abartigem Grip ins Land bügeln – der Eletre R kann wirklich was„, stellt die Redaktion fest. Zum Verhängnis wird der britisch-deutsch-chinesischen Co-Produktion jedoch sein „Stiernacken„. Mit fünf Metern Länge und 2,7 Tonnen Gewicht entspreche das Elektro-SUV nicht den Vorstellungen eines Königs der Rennstrecke.

Dekadent und wild wird es dann im Pininfarina Battista in der Sonderedition Nino Farina, und dass es davon derzeit weltweit nur eine Handvoll gibt, treibt den Testern mitunter bereits den Schweiß auf die Stirn. Der Autor gerät ins Schwärmen über die „unvergleichlich exakt arbeitende Lenkung“, das „unbestechliche Bremsgefühl“ und die rohe Kraft. „Gut, dass bei dem Speed schnell der Akku leer ist, die Gefahr innerer Blutungen kann so eingegrenzt werden“, stellt er fest. Das Grinsen in den Mundwinkeln und die schreckgeweiteten Augen müsse man nachher mit Botox wegspritzen, scherzt Johannes Riegsinger.

Doch auch der Porsche Taycan Turbo GT liefert souverän ab und wirke im Vergleich zum Pininfarina regelrecht wie ein Schnäppchen. Er mache „genauso viel Spaß für den Bruchteil an Kohle“. Die präzise Lenkung, die „irrwitzige Traktion“ und unbestechliche Bremsen erhalten dabei besonderes Lob.

Den Sieg auf dem Nürburgring holt sich aber der Hyundai Ioniq 5N, von dem man für den Preis des Pininfarina fast 35 Exemplare erhält. Besonders der Drift-Modus hat die Tester dabei offenbar begeistert, über den der Autor schreibt: „Der absolute Wahnsinn!“ Der Koreaner präsentiere sich dabei sehr vielseitig, von totaler Stabilität bis zur „wilden Wutz“ sei alles möglich. Sogar der in der Elektroauto-Szene umstrittene Soundgenerator erhält lobende Worte: „Auf dem Papier denkst du: Fummelkram. In Echt denkst du: geil!“ Der Ioniq 5 N fahre ausgelassen, quirlig und mit biestigem Punch, sei zwar immer noch „furchtbar teurer“, biete dafür aber ein enormes Preis-Begeisterungs-Verhältnis. Wie passend: Das „N“ der Performance-Linie von Hyundai steht (unter anderem) für die Nordschleife des Nürburgrings.

Quelle: Auto Zeitung (12/2024, S. 52 bis 69) – „Mega-Watt“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Uli:

Verdienter Sieg! Fahrspaß ist nicht zwingend abhängig von Leistung oder Exklusivität. Was hatte ich (Fahr-)spaß mit meinem Z3 Coupe oder wer mal einen 140 PS Mazda Roadster gefahren ist versteht das.

Jakob Sperling:

Da zeigt sich schön, dass ein gutes Auto zu bauen mehr Fähigkeiten braucht, als nur die günstigsten Batterien einzukaufen.

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