EY: E-Autos können bis zu 2900 Euro pro Jahr einsparen

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Besitzer von Elektroautos in Europa könnten gegenüber der Nutzung eines Verbrenners jährlich zwischen 450 Euro und 2900 Euro sparen, wenn sie für ihr E-Auto sowohl intelligentes als auch bidirektionales Laden nutzen – dies zeigt eine neue Studie des Branchenverbands Eurelectric und dem Beratungsunternehmen EY. Durch intelligentes Laden können E-Auto-Batterien gezielt überschüssigen Strom aus erneuerbaren Erzeugen speichern, und mit Vehicle-to-Grid-(V2G)-Technologien können sie diesen zu Spitzenzeiten wieder ins Netz einspeisen. Dies hilft, das Stromnetz zu stabilisieren, Engpässe zu reduzieren und die schwankende Produktion erneuerbarer Energien besser zu nutzen – und E-Auto-Fahrern, von den damit einhergehenden Preisschwankungen zu profitieren.

Konkret betrachtet haben Eurelectric für ihre Auswertung die jährlichen Gesamtbetriebskosten (TCO) von Verbrennern und Elektroautos. Durch die Optimierung der Ladezeit und den Rückverkauf von Energie an das Stromnetz könnten die jährlichen Kosten für Elektroautos erheblich gesenkt werden, zusätzlich zu den bereits länger bestehenden Einsparungen durch geringe Wartungs- und Reparaturkosten sowie geringeren Abgaben und Steuern. Die Ergebnisse seien eindeutig: Besitzer von Elektroautos werden über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs höhere Einsparungen erzielen als Fahrer von Verbrennern.

Ein Fahrer eines kompakten Elektroautos in den Niederlanden spart demnach jedes Jahr durchschnittlich 9 Prozent (ca. 515 Euro) der Gesamtbetriebskosten des Fahrzeugs. Bei einem großen Auto oder SUV seien es sogar fast 26 Prozent (2700 Euro). In Frankreich könnten die durchschnittlichen jährlichen Einsparungen im Kompaktsegment zwischen 7 Prozent (450 Euro) und 19 Prozent (1850 Euro) im Segment der großen Autos oder SUVs liegen. Ähnlich verhält es sich mit Autofahrern in Spanien, die zwischen 13 Prozent (780 Euro) und 25 Prozent (2500 Euro) pro Jahr sparen können. In Schweden und Deutschland sind die Prozentsätze noch höher: Hier können Autobesitzer zwischen 14 Prozent (800 Euro) und 29 Prozent (2900 Euro) sparen. Preisaufschläge für den Elektroantrieb, für gewöhnlich im mittleren bis höheren vierstelligen Bereich, amortisieren sich somit innerhalb weniger Jahre.

Elektroauto-Verbrenner-Einsparungen
Eurelectric

Doch den Verbrauchern fehlen klare wirtschaftliche Anreize, diesen Service bereitzustellen. Um dieses Potenzial zu erschließen, seien klare Preissignale, ein verbesserter Zugang zu Flexibilitätsmärkten und interoperable Daten innerhalb des E-Mobilitäts-Ökosystems erforderlich, so EY in seiner Mitteilung. Der Flexibilitätsbedarf in Europa werde sich in den kommenden fünf Jahren verdoppeln, da mehr erneuerbare Energien ins System integriert werden und immer mehr Sektoren auch auf Verbraucherseite elektrifiziert werden.

Die Studie schätzt, dass Elektroautos über ihre Batterien bis 2030 rund 114 TWh Kapazität bereitstellen könnten – genug, um jährlich 30 Millionen Haushalte zu versorgen – und damit etwa 4 Prozent des prognostizierten jährlichen Strombedarfs Europas abzudecken. Doch dieses Potenzial bleibt bislang weitgehend ungenutzt.

„Elektroautos machen Spaß beim Fahren. Unsere Studie zeigt, dass sie E-Auto-Fahrern auch helfen können, Geld zu verdienen und gleichzeitig das Stromsystem zu stabilisieren. Doch Kunden brauchen Wahlmöglichkeiten auf dem Markt und klare Anreize zum Handeln“, sagt Kristian Ruby, Generalsekretär von Eurelectric.

„Elektroautos sind als mehr als nur ein Fortbewegungsmittel“

Der Verkauf von Elektroautos habe die Phase der frühen Anwender überschritten und müsse nun die breite Masse überzeugen. Dennoch bleiben hohe Anschaffungskosten die größte Hürde für die Adoption von E-Autos, was 2024 in Europa zu einem leichten Rückgang der Verkaufszahlen führte, insbesondere in Deutschland, während sie 2025 bereits wieder anziehen.

Durch die Bereitstellung von Flexibilität könnten Verbraucher jedoch von deutlich geringeren Betriebskosten profitieren, wodurch die Gesamtkosten eines Elektroautos weit unter die eines herkömmlichen Fahrzeugs sinken würden. Auch die Ladeinfrastruktur ist ein wichtiger Faktor. Die Zahl öffentlicher Ladepunkte stieg 2024 um 30 Prozent auf mehr als 820.000 Einheiten, muss jedoch noch schneller wachsen, um das Ziel der EU-Kommission von 3,5 Millionen bis 2030 zu erreichen. Dies erfordere die Installation von 8600 Ladepunkten pro Woche.

„Damit Verbraucher eine aktive Rolle bei der Flexibilität übernehmen, muss das gesamte E-Mobilitäts-Ökosystem sie dabei unterstützen, Elektroautos als mehr als nur ein Fortbewegungsmittel zu betrachten. Benutzerfreundliche intelligente Ladelösungen mit klaren Kostenvorteilen sind entscheidend für die Akzeptanz und das Engagement der Verbraucher“, ergänzt Serge Colle, Global Power & Utilities Sector Leader bei EY.

Auf der Netzseite könnten Verteilnetzbetreiber jährlich rund 4 Milliarden Euro einsparen, da eine höhere Flexibilität den Infrastrukturbedarf teilweise verringere. Dies könne jedoch nur gelingen, wenn die Netzbetreiber digitale Echtzeitsteuerung einsetzen und kostenlosen Zugang zu interoperablen Daten erhalten, wie es im EU-In-Vehicle-Act vorgesehen ist, der jedoch noch umgesetzt werden muss.

Quelle: Eurelectric und EY – Pressemitteilung vom 05.03.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Matthias Geiger:

Wir sollten einen Schritt vor dem anderen machen bevor wir von komplexen Systemen träumen. Derzeit haben wir ca. 3 % voll elektrische Autos auf unser Strassen in Deutschland. Also
1.) E-Autos mit max. 30.000 Euro Brutto
Bei
2.) Realistische Reichweiten von 450 km
3.) Stromkreis max 29 ct/kWh Ladesäulen
Dann wird das etwas mit der E-Mobilität.

Pani:

Jetzt könnten ja vielleicht sogar AfD Sympathisanten E-Autos kaufen. Und da sie ja besonders klug sind, sollten das dann auch möglichst große Trümmer sein, weil sie damit, wie vorgerechnet, besonders viel Geld sparen können… .
Ich entschuldige mich für den Kommentar .

Smartino:

„Sie könnten aber auch 2900 Euro im Jahr mehr Kosten“

Besonders dann, wenn beim E-Auto nach 100’000 km der Zahnriemen, die Kerzen, der Auspuff, das Motorenöl und der Anlasser gewechselt werden muss.

Pani:

@ Spiritogre
Diese Aussage solltest du vielleicht begründen.

Stef:

Ich hatte davor mit meinem M2 ca 400€ Sprit / Monat. Im i4 M50 bin ich bei nicht ganz 100€ Strom. Dazu günstigerer Service. Keine Steuer. Versicherung gleich.

Peter Bigge von Berlin:

Wahnsinn, 2900 EUR.
Da hol ich mir einen großen PV-Speicher von so 50 kWh, der kostet mich 8,5 TEUR, und nach 3 Jahren wirft er richtig Mäuse ab.
Wenn ich mir 10 davon hole, könnte ich über Ruhestand nachdenken, bei noch mehr kann man bald ein auf Robert Geiss machen.

Daniel W.:

—–
Besitzer von Elektroautos in Europa könnten gegenüber der Nutzung eines Verbrenners jährlich zwischen 450 Euro und 2900 Euro sparen, wenn sie für ihr E-Auto sowohl intelligentes als auch bidirektionales Laden nutzen …
—–

Da müssen noch viele Gesetze angepasst werden, damit es sich auch für den E-Auto-Besitzer rechnet, siehe

—–
Das Elektroauto als Stromspeicher fürs Haus: So funktioniert bidirektionales Laden

Gesetzesänderungen sind nötig

Der Gesetzgeber hat noch einiges zu tun. Aktuell sind E-Autos aus rechtlicher Sicht Pkw und keine Batteriespeicher, für die es teils günstigere rechtliche Vorgaben gibt. Der ADAC setzt sich deshalb für eine steuerliche Gleichbehandlung von stationären Speichern und „rollenden Speichern“, also E-Autos ein.

Der Grund: Die Doppelbesteuerung von Strom, der im Auto zwischengespeichert wird, macht die Rückgabe ans öffentliche Netz unwirtschaftlicher. Denn derzeit fallen einmal beim Strombezug aus dem Netz, also beim Kauf, Steuern an, und dann wieder bei der Rückspeisung ins Netz, also beim Verkauf.

Auch weitere Detailfragen gilt es zu klären, etwa, wie der Fiskus mit damit umgeht, wenn ein E-Auto steuerbegünstigt beim Arbeitgeber aufgeladen und der Strom anschließend gegen Geld wieder ins Netz eingespeist wird.
(Quelle: ADAC – 28.10.2024)
—–

Ob sich einen unionsdominierte Regierung unter einem Bundeskanzler Friedrich Merz wirklich für die Energie- und Verkehrswende einsetzen wird?

In der Vergangenheit haben sich die Unionspolitiker eher als Bremser betätigt und z.B. die Solar- und Windkraftfindustrie in Deutschland abgewürgt.

Die neue Regierung muss erst noch zeigen, ob sie nicht nur Milliarden an ihre Günstlinge verteilen kann, sondern auch sinnvoll investieren.

Spiritogre:

Sie könnten aber auch 2900 Euro im Jahr mehr Kosten. Es kommt immer auf den Einzelfall an.

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