E-Fuels: Teure Chance für Verbrennungsmotoren?

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Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min

Synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, scheinen dem Verbrennungsmotoren ein verlängertes Leben zu versprechen. Ein Beschluss der Europäischen Kommission von Ende März gibt Fahrzeugen, die mit E-Kraftstoffen angetrieben werden, eine Ausnahmegenehmigung für den Verkauf nach 2035. Ist dies das erhoffte Comeback für den Verbrennungsmotor? Doch weiterhin ist die Kritik an aufwändiger Herstellung und hohen Kosten laut.

E-Fuels: Ein zweischneidiges Schwert

Die Befürworter von synthetischen Kraftstoffen führen an, dass sie die Dekarbonisierung von Verbrennungsmotoren ermöglichen könnten. Ihre Gegner hingegen betrachten sie als kostspielige Umleitung auf dem Weg zur Elektrifizierung, die eine deutlich besseren Weg für die Reduzierung von Treibhausgasen verspricht. E-Fuel-Kritiker argumentieren, dass die Produktion von E-Kraftstoffen nachhaltige Wind- und Solarenergie von dringenderen Verwendungszwecken abzweigen würde.

Prominente Unterstützer in der Automobilindustrie sind unter anderem Sportwagenhersteller wie Porsche und Ferrari. Sie sehen E-Kraftstoffe als Möglichkeit, ihre ikonischen Verbrennungsmotoren, wie den Sechszylinder des Porsche 911 und den V-12 von Ferrari, weiterhin zu verkaufen. Andere Autohersteller, wie Stellantis und Renault, sehen in E-Kraftstoffen eine praktikable Lösung zur Dekarbonisierung bestehender Verbrennungsmotoren.

Die E-Fuel-Allianz, eine Lobbygruppe mit über 180 Mitgliedern, betont, dass sie nicht gegen die Elektrifizierung ist; sondern glaubt, dass E-Kraftstoffe auf nachhaltige Weise produziert werden können. Ralf Diemer, der Geschäftsführer, betont, dass E-Fuels Sinn ergeben, wenn eine ganzheitlichere Bewertung des CO2-Fußabdrucks eines Autos angewendet wird.

Kosten und Effizienz

Die Produktion von E-Fuels ist ein aufwändiger, mehrstufiger Prozess, der viel Energie erfordert, und Verbrennungsmotoren sind bei der Umwandlung von Energie in Vorwärtsbewegung weit weniger effizient als Elektromotoren. Selbst Befürworter müssen zugeben, dass die aktuellen Kosten für E-Kraftstoffe für die meisten potenziellen Nutzer unerschwinglich sind. Sie sind jedoch zuversichtlich, dass sich dies mit steigender Skalierung und potenziell niedrigeren Steuern ändern wird.

Die nächste Entscheidung über E-Kraftstoffe liegt bei der Europäischen Kommission, die versprochen hat, eine Ausnahmeregelung für ihren Gebrauch in ihren Vorschriften für 2035 zu schaffen. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass E-Fuels nach 2035 einen bedeutenden Teil des europäischen Marktes ausmachen werden.

Die wahrscheinlichste Anwendung von E-Kraftstoffen dürfte im Luftverkehr liegen, für den die Elektrifizierung generell nicht praktikabel ist. Es ist zu erwarten, dass der größte Teil der E-Kraftstoffe für diesen Bereich bestimmt sein wird. Aber auch hier spielt die Kostenfrage eine entscheidende Rolle, da die Herstellung von E-Fuels momentan noch kostenintensiv ist.

Trotz aller Kritik und Skepsis könnten E-Kraftstoffe, wenn die Bedingungen stimmen, eine kleine, aber wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung des Verbrennungsmotors spielen, mehr als 150 Jahre nach dessen Erfindung. Ihre Unterstützer argumentieren, dass Autos, die mit E-Kraftstoffen betrieben werden, einen ähnlichen CO2-Fußabdruck haben könnten wie Elektrofahrzeuge, wenn man eine ganzheitliche Lebenszyklusbewertung verwendet.

Die Zukunft von E-Fuels

Auch Hersteller Stellantis führt ausgiebige Tests von E-Fuels an einer Reihe von Motorenfamilien durch. Man betonte jedoch, dass man sich verpflichtet hat, bis 2030 in Europa nur noch batteriebetriebene Fahrzeuge zu verkaufen. Gilles Le Borgne, Technologiechef der Renault-Gruppe, betonte, dass E-Fuels sinnvoll wären, wenn die EU einen ganzheitlichen Ansatz zur Bewertung des CO2-Fußabdrucks eines Autos verfolgt: „Wenn Sie eine 150-Kilowattstunden-Batterie [in einem E-Auto] haben, haben Sie von Anfang an eine große Menge CO2 auszugleichen“, sagte er. „Wenn man den ganzheitlichen Ansatz für E-Kraftstoffe anerkennt, könnte man voraus sein; wenn nicht, dann ergibt es keinen Sinn als Lösung.“

Die intensive Diskussion um E-Fuels unterstreicht nicht nur den allgegenwärtigen Druck zur Dekarbonisierung und die Schwierigkeiten bei der Suche nach einer nachhaltigen Lösung. Trotz ihrer derzeitigen Mängel und Herausforderungen könnten E-Fuels, dank der intensiven Forschung, noch ein Faktor für die Mobilität der Zukunft werden. Ob sie die erwartete Rettung für Verbrennungsmotoren sind, bleibt abzuwarten. Wenn aber Oldtimer Liebhaber ihre Schätze mit E-Fuels weiterbetreiben werden können, dann wird den Haltern wohl auch ein höherer Preis pro Liter erstmal zweitrangig sein.

Quelle: Automotive News Europe – E-fuels offer new life for combustion engines, but at what cost?

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Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
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chaos_user:

Vielleicht sollte man erwähnen, dass E-Fuels nur auf dem Papier CO2-Neutral sind.

Efuels werden aus Wasserstoff und CO2 hergestellt. Das benötigte CO2 wird nicht aus der Atmosphäre gewonnen, sondern von Kraftwerken und ähnlichen Anlagen, wo es in großen Mengen anfällt. Die E-Fuels funktionieren deshalb nur, wenn man dauerhaft weiter Dreckschleudern betreibt, die viel CO2 ausstoßen. Ist ähnlich umweltfreundlich, wie blauer Wasserstoff!

Müsste man das CO2 aus der Luft gewinnen, wäre der Wirkungsgrad noch einmal eine Größenordnung schlechter, als er schon ist. Preise um eher 10€ pro Liter wären unvermeidlich.

Smartino:

….und sich wundern, dass er immer nur die Rücklichter der e-Sportwagen sieht.

MKU:

Der Vorteil bei der Synthese dürfte sein, dass man die Fraktionen für die chemische Industrie nicht mehr trennen muss sondern gleich zielgerichtet herstellt.

MKU:

Gerade für diese kleinen Motoren müssen wir auch ganz andere Fahrzeuge denken. Kleine Zwei- oder Dreisitzer passen für die meisten Anwender. Die Reichweite muss dann auch nicht so hoch sein.
Das geht auch gut elektrisch.

EinfachNurKlarDenken:

Genau das ist es ja Johannes, diese Gegner der Elektromobilität sind allesamt noch nie BEV gefahren, weil sie es aus ihre höchstpersönlichen Überzeugung stringent ablehnen. Und es kommt deren generelle Angst vor allen Neuen noch hinzu.
Ganz ehrlich, wir fahren doch das BEV meist nicht, um primär um die Welt zu retten, sondern weil es einfach die effizientere und bessere Technik ist. Dampfloks und deren Führer sind auch ausgestorben, bis auf homöopatische Museumsbestände.

brainDotExe:

Was wofür zu Schade ist entscheidet der Markt.
Was wofür hergestellt wird entscheidet der Hersteller.

Wenn der zukünftige Sportwagenfahrer bereit ist 5€/l zu bezahlen, wird er auch dafür e-Fuel für seinen Porsche 911er bekommen.

Daniel W.:

E-Fuels werden in großen Mengen in der Industrie gebraucht und zwar als Rohstoff, nicht als Energie, um das Erdöl und die daraus hergestellten Produkte zu ersetzen.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie benötigt mehr als 14 Millionen Tonnen Naphtha (Rohbenzin) im Jahr für die Produktion von organisch-chemischen Stoffen. … Aus Naphtha wird in diversen Anlagen eine Vielzahl von Grundchemikalien erzeugt, die in den weiteren Folgestufen der chemischen Wertschöpfung zum Beispiel für die Herstellung von Kunststoffen, Chemiefasern, Medikamenten oder Autoreifen benötigt wird.

Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie …

(Quelle: vci.de – 04. Mai 2022 | Pressemitteilung)

Die zukünftigen E-Fuels sind viel zu schade, um sie in Fahrzeugen zu verbrennen.

Johannes:

Nicht zu vergessen ist auch, dass auch regenerativer Strom (noch) einen kleinen CO2-Belag hat. Ca. 40g/kWh beim Solarstrom und 10g beim Windstrom. Bei Wasserkraft wahrscheinlich ähnlich. Also so um die 20 g/kWh wird man da veranschlagen müssen.
Ein E-Auto, sparsam mit 15 kWh/100 km läge dann bei 3 g/km, ein E-Benzin-Verbrenner läge beim siebenfachen, also 21 g/km. „Sparsame“ Verbrenner sollten ja bei 95 g/km liegen.

Nebenbei gemerkt bin ich die Tage nach 3 Jahren nur BEV nochmal Diesel mit DSG gefahren. Hätte nicht gedacht dass ich einen Diesel mal als so träge empfinden würde. Warum diese Technik auf Gedeih und Verderb „gerettet“ werden soll, ist mir rätselhaft.

Johannes:

Aber in Literflaschen in einer Sprudelkiste ;)

Sledge:

Da behaupte ich mal kühn das Gegenteil. Der Verbrenner wird schneller verschwinden, als es sich die meisten vorstellen können. Nicht Deutschland bestimmt die Richtung in die sich PKWs zukünftig entwickeln, sondern China.
Dort tritt bald eine neue Abgasnorm in Kraft, die das faktische Aus des Verbrenners bedeutet. Wer dort noch Autos verkaufen möchte, muss BEVs anbieten, Verbrenner sind tot. Auch das Preisproblem haben die Chinesen schon gelöst. Der JAC Hua Xianzi ist das erste Auto mit Natrium-Ionen-Akku.2035 wir es in Europa außer Porsche und Ferrari keine Verbrenner mehr zu kaufen geben.

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