E-Autos weltweit mit Absatz-Plus, Deutschland schwächelt

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 4 min

Die Elektromobilität zeigt weltweit ein starkes Wachstum, wobei die Dynamik je nach Region und Hersteller stark variiert. China baut im Jahr 2024 seine Führungsrolle im globalen Elektrofahrzeugmarkt aus. In den ersten drei Quartalen wurden dort 4,1 Millionen batterieelektrische Autos neu zugelassen, was einem Zuwachs von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Elektroautos machen damit 27 Prozent aller Neuzulassungen in China aus. Darüber hinaus wurden im gleichen Zeitraum 2,2 Millionen Plug-in-Hybride neu zugelassen.

Der Anteil an Elektrofahrzeugen (Elektroautos und Plug-in-Hybride) stieg in China seit Jahresbeginn auf 41,5 Prozent der Neuzulassungen. Im letzten Quartal von Juli bis September ist die Quote sogar auf durchschnittlich 52,7 Prozent gestiegen. Damit übertrifft China die größten Märkte Europas und der USA bei weitem, die trotz Wachstums weiterhin hinterherhinken. Das sind zentrale Ergebnisse des Electromobility Report 2024 des Center of Automotive Management (CAM), in denen die Markt- und Absatztrends der Automobilhersteller regelmäßig analysiert werden.

In Europa zeigt sich nach den ersten drei Quartalen des Jahres ein gemischtes Bild. Großbritannien konnte seine Elektroauto-Neuzulassungen um 13 Prozent auf 270.000 Einheiten steigern und erhöht seinen Elektroauto-Marktanteil auf 18 Prozent. Frankreich konnte mit einem Wachstum von 6 Prozent auf 217.000 Elektroauto-Neuzulassungen ebenfalls seine Position festigen und erhöht den Marktanteil auf 17 Prozent. Dagegen droht Deutschland mit 276.000 Neuzulassungen und einem starken Rückgang von 29 Prozent vom britischen Elektromarkt überholt zu werden. Die deutsche Elektroauto-Quote sank auf 13,1 Prozent.

Von den größeren europäischen Märkten schwächeln neben Deutschland nur Norwegen (-3,2 Prozent), Italien (-12,3 Prozent) und Schweden (-21 Prozent). In absoluten Zahlen machen diese drei Märkte allerdings nur gut 20.000 E-Autos weniger aus, deutlich weniger als die gut 113.000 Einheiten, die in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr weniger abgesetzt wurden. Mit Deutschland in der Statistik ging der E-Auto-Absatz in Europa um 5,5 Prozent von 1,28 Millionen auf 1,21 Millionen Einheiten zurück. Rechnet man den überdurchschnittlich schwachen deutschen Markt aus der Statistik raus, verbucht Europa ein E-Auto-Plus von 4,7 Prozent, von 928.000 auf 972.000 Einheiten.

E-Auto-Neuzulassungen-weltweit
CAM

In den USA zeigt sich eine moderate Steigerung der Elektroneuzulassungen, wenn auch auf noch niedrigem Niveau. Die Neuzulassungen legen um 8 Prozent zu und erreichen 946.000 Einheiten. Der Elektroauto-Anteil steigt leicht an von 7,4 auf 8,0 Prozent.

Elektro-Absatztrends ausgewählter Automobilhersteller

Die Entwicklung der Elektroauto-Verkäufe in den ersten drei Quartalen des Jahres zeigt auch spannende Entwicklungen zwischen den führenden Automobilherstellern. Bei den Herstellern bleibt Tesla mit 1,29 Millionen Elektroauto-Verkäufen nach drei Quartalen 2024 weltweit führend, musste jedoch einen leichten Rückgang von 2,4 Prozent verzeichnen.

BYD hingegen verkürzt den Abstand zu Tesla, indem es seine Verkäufe um 11,5 Prozent steigert und 1,17 Millionen Elektroauto-Modelle verkauft. Der Elektroauto-Anteil im Portfolio sank jedoch von 50,2 Prozent auf 42,6 Prozent. Ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung ist der starke Anstieg der Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden: In den ersten drei Quartalen 2024 hat BYD 2,2 Millionen Teilzeitstromer zugelassen, was einer Steigerung von rund 30 Prozent gegenüber den 1,7 Millionen Neuzulassungen im Jahr 2023 entspricht.

Die VW Group verzeichnet bei den Elektroauto-Absätzen zwischen Januar und September einen Rückgang von 4,6 Prozent auf 506.500 E-Autos. Da zudem die Gesamtauslieferungen ebenfalls rückläufig sind, bleibt der Elektroauto-Anteil bei knapp unter 8 Prozent auf Vorjahresniveau. Erwähnenswert ist, dass die Plug-in-Hybrid-Auslieferungen auf 192.000 gesteigert werden konnten, ein Plus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dagegen kann die BMW Group ihre Elektroauto-Verkäufe zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent steigern. Es wurden 294.054 Elektroautos verkauft, was einen Anteil von fast 17 Prozent an den Gesamtverkäufen entspricht. Im selben Zeitraum 2023 lag der Anteil noch bei 13,4 Prozent und 246.867 verkauften E-Autos. Dagegen ist der Elektroauto-Absatz bei Mercedes-Benz im Jahr 2024 bislang stark rückläufig. Die Elektroauto-Verkäufe sinken um 26,8 Prozent und der Anteil der Elektroautos am Gesamtportfolio ist von 10,6 Prozent auf 9,3 Prozent gefallen. Besonders in China kämpft Mercedes mit einem Rückgang der Nachfrage.

„Viele Autohersteller haben die Dynamik der Elektromobilität unterschätzt“

China ist Leitmarkt der Elektromobilität und zunehmend auch Leitanbieter von Elektrofahrzeugen. Viele Automobilhersteller haben die Dynamik der Elektromobilität im größten Automobilmarkt der Welt unterschätzt. Die hohe Anzahl attraktiver Modelle chinesischer Automobilhersteller sowie der Preiskampf setzt gerade auch die deutschen Automobilhersteller unter Druck“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel vom CAM.

Die Elektromobilität in Deutschland sei „in einer kritischen Übergangsphase“ und müsse „politisch stärker orchestriert werden“, findet Bratzel: „Eine wichtige belebende Bedeutung hätte die Wiedereinführung eines zeitlich begrenzten Kaufzuschusses und besserer Rahmenbedingungen für Ladestrom und städtischer Ladeinfrastruktur. Dennoch wird im Jahr 2025 vor dem Hintergrund der neuen CO2-Grenzwerte der Markthochlauf in Europa stark an Dynamik gewinnen. Die Automobilhersteller müssen dazu die Preise der Elektrofahrzeuge deutlich senken.“

Quelle: CAM – Pressemitteilung vom 16.10.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Gert:

Im Grund hast Du Recht. Führt man die nationalen Trends noch einige Jahre fort, dann befindet sich das Pro-Kopf-Einkommen samt Lebensstandard in den westlichen Industrienationen auf dem selben Level mit ehemaligen „Entwicklungs- und Schwellen-“ Ländern, wie Beispielsweise China. Wenn wir dann auch noch – auf demokratischem Wege ! – unsere Demokratien abwählen, ist die Angleichung im Nu perfekt.

Ralf:

Wenn man mal die Grafik nimmt und die Verkäufe von BEVs auf pro Kopf pro Jahr umrechnet, also die Zahlen für Deutschland durch 84 Millionen und für China durch 1.4 Milliarden teilt, dann sieht man plötzlich ein ganz anderes Bild. Dann führen die europäischen Länder mit Deutschland fast an der Spitze deutlich. Erst dahinter kommt China und noch weiter dahinter die USA. Es ist ja wohl klar, dass die Verkäufe in China und USA absolut gesehen größer sind, weil dort schlicht und ergreifend mehr Menschen leben. Aber prozentual gesehen laufen die Verkäufe in England, Deutschland und Frankreich sogar besser als in China.

Groß:

Mit dem starren Denken in Deutschland rennen die Verbrenner-Lobbyisten mit großem Geschrei auf den Abgrund zu.
Wann wacht Deutschland endlich auf?

Thomas Steibl:

Naja, „egal“ ist das zumindest für den Standort Deutschland nicht…..
Die deutsche Automobilindustrie hat bis jetzt den Wandel hin zur E-Mobilität verschlafen und scheint weiter „mützeln“ zu wollen.
Unterstürtzt von einer großteils ewig gestrigen Mainstreamlandschaft und einem verkrusteten Politbüro.

Frank2:

Schöne Grafik an der sehr deutlich wird, dass es völlig egal ist wie Deutschland über BEVs denkt :-)

Rolando:

Die konservativen Parteien in Deutschland, die vom kKippen des Verbrenner-aus nach 2035 reden und die Nebelkerzen, die zum Beispiel Bayerische Motoren Werke wirft mit den Wasserstoff Autos sind bei den Verkäufen der Elektroautos deutlich zu sehen.
Das das schadet dem Standort Deutschland, dem Image von Deutschland und der deutschen Automobilindustrie. Der einzige Erfolg sind die kurzfristigen Gewinne durch den Verkauf von Verbrennern.

stueberw:

Gott sei dank ist die FDP bald Geschichte, die sind schneller weg als die Verbrenner.
Eigentlich wäre es mir fast schon lieber die Verbrenner wären noch schneller weg.

Gregor:

Und unser fehlgesteuerter FDP Minister schwadroniert etwas von EFuel Verbrenner Auto Steuer Erlass… der Typ ist so Lost

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