Drohen Volkswagen nun große Streiks?

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Volkswagen

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Der deutsche Automobilhersteller Volkswagen steckt aktuell in einer handfesten Krise, selbst Werksschließungen sind nicht mehr ausgeschlossen. Besonders gefährdet sein könnten dabei offenbar die Standorte Chemnitz und Osnabrück. Finanzchef Arno Antlitz verkündete Anfang der Woche bei einer Betriebsversammlung, dass aktuell jährlich eine halbe Million Autos zu wenig abgesetzt werden. Dem widerspricht auch der VW-Betriebsrat nicht, wehrt sich aber gegen einen drohenden Stellenabbau.

Die 500.000 im Absatz jährlich fehlenden Autos „bezweifeln wir nicht, diese Zahl ist ja Fakt. Wir sehen auch, in welcher Situation wir sind und verschließen nicht die Augen davor. Aber, selbst wenn wir als Arbeitnehmerseite jetzt alles hergeben würden, verändert es nichts an den Themen, die der Konzernvorstand und der Markenvorstand zu verantworten haben“, sagte VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo laut Automobilwoche.

Für die gemeinsame Suche nach Lösungen zeigte sie sich offen und sagte: „Es geht jetzt um die Zukunft des Unternehmens. Wir erwarten vom Vorstand, dass wir zügig an den Verhandlungstisch treten, um Klarheit zu bekommen, wie es weitergehen soll.“

Werksschließungen werden klar abgelehnt

Man bezweifele im Betriebsrat nicht, dass die Lage ernst ist. Allerdings wolle man nicht zulassen, dass sich der Hersteller mit Hauptsitz in Wolfsburg in eine Abwärtsspirale begebe. „Wir sehen, dass es eine Deindustrialisierung gibt. Wir brauchen eine Politik, die dafür sorgt, dass es auch zukünftig Industriearbeitsplätze in Deutschland gibt. Wenn wir jetzt Werksschließungen und Stellenabbau zulassen, ist das eine Gefahr für ganz Deutschland“, führte Cavallo aus. Auch sie machte indes keine konkreten Angaben, welche Jobs im Detail gefährdet sind. Sie machte aber klar: „Wir reden nicht über Standortschließungen.“

Auch die IG Metall bereitet sich auf einen Arbeitskampf vor. Bezirksleiter Thorsten Gröger  wird von der Automobilwoche zitiert: „Wenn das Unternehmen diesen Weg weiter verfolgt, muss das Unternehmen damit rechnen, dass es erbitterten Widerstand der Beschäftigten in Kauf nehmen muss.“ 

Auch Streiks seien dann durchaus denkbar, auch wenn dies ein letztes Mittel sei. Denn auch bei den Gewerkschaften ist man sich wohl bewusst, dass Streiks die Gesamtsituation bei VW noch weiter verschlechtern dürften. Auf der sicheren Seite fühlen darf sich das VW-Management aber nicht. Gröger sagte: „Wenn wir nicht vorher zu Lösungen kommen, ist das eine Möglichkeit, die wir nicht ausschließen. Das Signal, das die Belegschaft heute gegeben hat, wird uns in den Verhandlungen den Rücken stärken.“

E-Auto-Strategie schuld an der Krise?

Sollten die Gespräche zwischen Gewerkschaften und VW nicht konstruktiv verlaufen, könnten in wenigen Wochen jedoch durchaus Streiks in größerem Maße und somit eine Eskalation des Konflikts drohen. Denn in Kürze stehen ohnehin turnusgemäße Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektrobranche an, was weitere Tropfen ins bereits bis oben hin gefüllte Fass leisten kann. Indes geht der Streit darüber weiter, weshalb VW überhaupt in diese missliche Lage geraten konnte. Während CDU-Chef Friedrich Merz die Konzentration auf Elektroautos als mögliche Ursache ausmacht, sehen andere Stimmen in der zu geringen Konzentration auf Elektroautos den Grund.

Quelle: Automobilwoche – „Cavallo zur VW-Krise: „Wir verschließen nicht die Augen“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Stefan:

Was ist denn das für ein Geplapper? Es liegt nicht daran, dass im Verkauf zu wenig Cappucino an die Kunden ausgeschenkt werden. Es gibt aktuell einfach zu viele Stellgrößen, die angepackt werden müssen: Agenturmodell hinsichtlich Anreize für Vertrieb überarbeiten, Werkschliessung von Schaufabriken(Dresden), Produktpalette überarbeiten …usw

egon_meier:

Es drohen keine streiks, denn
– Das Management wartet nur darauf, per Aussperrung die Produktion runterzufahren
– keine Tarifvertrag ausgelaufen ist (es gilt Friedenspflicht)
…..

Dass selbst Weil als Verwalter der goldenen Aktie für Einsparungen spricht weist klar auf das hin, was die ganze Pläne sind:
Ein massiver Warnschuss.

– Die ig-Metall kann sich ihre neuen Tarifforderungen abschminken
– Es wird massive Einsparungen und (vergoldene Entlassungen)

Und das alles nach gaaaanz zähen Verhandlungen unter zähneknischender Zustimmung des Betriebsrates.
Alles Verhandlungspoker.

Dass das Management keine bzw kaum Schuld trifft ist daran zuerkennen, dass alle Schuldzuweiser jeweils ein anderes Versagen sehen.

Gregor:

Echt schade… ein funktionierendes Management ist der Schlüssel, um die Qualität des Kundenservices zu sichern und das Unternehmen langfristig erfolgreich zu machen. Wenn hier die Grundlagen nicht stimmen, wird es schwierig, das Vertrauen und die Loyalität der Kunden zu gewinnen.

Es ist bedauerlich zu beobachten, dass die Servicequalität in Deutschland in letzter Zeit deutlich nachgelassen hat. Dabei beziehe ich mich nicht nur auf die Fahrzeuge selbst, sondern insbesondere auf den allgemeinen Mitarbeitern. Es scheint, dass viele Verkäufer nicht ausreichend geschult sind und wenig Engagement zeigen, was zu einem Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber potenziellen Käufern führt. Aber nicht nur VW.. diese Erfahrung habe ich auch bei Tesla gemacht, wo ich mich zunehmend wie eine Nummer fühle. Der Druck, unter dem die Verkäufer stehen, ist spürbar und beeinträchtigt die Kundeninteraktion. Ich denke aber das Management ist nicht ganz unschuldig.

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist es umso wichtiger, jeden Kunden wertzuschätzen und ihm das Gefühl zu geben, dass sie/er individuell betreut wird. Es geht nicht darum, wie ein König:in behandelt zu werden, sondern schlichtweg als Kunde respektiert zu werden. Wenn ich eine Investition von 60.000 Euro tätige, erwarte ich auch einen entsprechenden Service.

Die Erfahrung, mein Auto zur Wartung zu bringen und dabei kaum persönlichen Kontakt zu haben, ist enttäuschend. Die Möglichkeit, Fahrzeuge online zu bestellen, wirkt unpersönlich und scheint nicht beim Kunden anzukommen. Wenn andere Hersteller einen besseren Service bieten, könnte ich in Erwägung ziehen, zu wechseln.

Letztlich hängt der Erfolg eines Unternehmens stark von den Qualitäten und der Einstellung seiner Mitarbeiter und Management ab. Wenn diese nicht über die notwendige Praxiserfahrung verfügen und lediglich auf ihr eigenes Image bedacht sind, leidet die gesamte Marke darunter. Ich habe kürzlich eine Konversation mitgehört bei meinem letzten Besuch in Berlin die auf ein höheres Managementniveau hindeutete, und es wurde mir als Experte deutlich, dass es in Berlin an der nötigen Expertise mangelt. Meine Beraterin hatte mehr grips im Kopf als die Filialleiterin. Statt eine Managerin weniger einzustellen, könnte man zwei weitere qualifizierte Berater:innen wie meine einstellen. Das führt zu zufriedeneren Kunden, mehr Mundpropaganda und letztendlich zu höherem Umsatz – und das, ohne zusätzliche Ausgaben. Ganz einfach, oder?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Qualität des Kundenservices in Deutschland dringend ins ingesamt verbessert werden muss, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Weil die Kunden bringen das Geld!

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