DHL und Scania testen Elektro-Lkw mit Range-Extender

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die DHL Group und der Nutzfahrzeughersteller Scania haben gemeinsam einen Elektro-Lkw mit einem kraftstoffbetriebenen Range-Extender für höhere Reichweiten und bessere Energiereserven entwickelt. Dadurch werde es möglich, auf batteriebetriebene schwere Straßenfahrzeuge umzusteigen, ohne auf eine vollständige Ladeinfrastruktur warten zu müssen, so DHL in einer aktuellen Mitteilung.

Vollelektrische Fahrzeuge seien zwar „die ultimative Lösung für ein nachhaltiges Verkehrssystem“, so DHL, und die Umstellung auf Elektrofahrzeuge müsse noch schneller vorangetrieben werden. Aktuell scheitere die zügige Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs bei DHL aber an mehreren Faktoren, darunter fehlende Ladepunkte, hohe Kosten für das Vorhalten ausreichender Ladekapazitäten in den Depots zu saisonalen Spitzenzeiten, die Netzbelastung und hohe Strompreise zum Beispiel an windstillen Wintertagen.

Hier biete das Extended Range Electric Vehicle (EREV) von DHL und Scania eine Lösung. Der E-Lkw mit Reichweitenverlängerer helfe, diese Hindernisse zu überwinden, und könne zu 80 bis 90 Prozent mit erneuerbarer Energie fahren. Der neue E-Lkw werde im Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland für den Pakettransport zwischen Berlin und Hamburg eingesetzt und dort mehrere Monate intensiv getestet, bevor ggf. weitere Fahrzeuge für die DHL-eigene Flotte angeschafft werden.

Der EREV ist ein 10,5 Meter langer Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen, der von einem 230-kW-Elektromotor (295 kW Peak) angetrieben wird. Die Energie kommt von einer 416 kWh fassenden Batterie und einem kraftstoffbetriebenen 120-kW-Generator zum Nachladen, der zunächst mit Benzin und später mit erneuerbarem Diesel (HVO) betrieben werden soll. Die Höchstgeschwindigkeit des Lkw betrage 89 km/h, das Fassungsvermögen liege bei rund 1000 Paketen (Volumen einer Wechselbrücke). Außerdem könne der Lkw einen Anhänger mit einer weiteren Wechselbrücke ziehen.

Der kraftstoffbetriebene Generator ersetzt einen der Akkus in einem vollelektrischen Lkw, der für die meisten Routen nicht benötigt wird. Das verringere die Reichweite im Akkubetrieb, sorge aber für eine Energiereserve für die genannten Szenarien. Der Lkw habe so eine Reichweite von 650 bis 800 Kilometern (abhängig von den Ergebnissen des Testbetriebs in Berlin) und kann bei Bedarf an jeder herkömmlichen Tankstelle betankt werden. Zum Vergleich: Die aktuellen vollelektrischen E-Lkw von Scania haben eine Reichweite von 550 Kilometern bei gleichem Maximalgewicht.

„Das Perfekte darf nicht der Feind des Guten sein“

„Es wird noch etwas dauern, bis die nötigen Voraussetzungen für eine vollständige Umstellung auf batterieelektrische Lkw, vor allem in einem so großen System wie dem deutschen DHL-Paketnetz, geschaffen sind – durch ein ausreichend robustes Stromnetz, eine verlässliche Ökostromversorgung und eine flächendeckende Ladeinfrastruktur“, sagt Tobias Meyer, Vorstandsvorsitzender der DHL Group. „Anstatt darauf zu warten, arbeiten DHL und Scania gemeinsam an einer pragmatischen Lösung, die eine nachhaltigere Logistik ermöglicht und die CO2-Emissionen um mehr als 80 Prozent reduziert.“

Das Fahrzeugkonzept könne einen direkten Beitrag zur kurzfristigen Verringerung der Treibhausgasemissionen im Güterverkehr leisten. „Derartige Emissionsreduktionen sollten sich in den Straßennutzungsgebühren und den CO2-Flottengrenzwerten der EU entsprechend widerspiegeln“, fordert Meyer. „Wir sehen diese Kooperation als Beispiel eines erfolgreichen Innovationsprojektes von zwei Unternehmen, die sich dem aktiven Beitrag zum Klimaschutz verschrieben haben.“

Der Elektro-Lkw mit Range-Extender wurde von Scania Pilot Partner entwickelt, das neue Technologien und Lösungen erforscht, in diesem Fall zusammen mit DHL als strategischem Partner. DHL bezeichnet Elektrofahrzeuge mit Reichweitenverlängerer als eine vielversprechende Übergangslösung, die insbesondere dort, wo es an der nötigen Infrastruktur fehlt und andere Voraussetzungen für eine Umstellung auf vollelektrische Fahrzeuge nicht gegeben sind, eine Verringerung von CO2-Emissionen ermögliche.

„Die Zukunft ist elektrisch, aber auf dem Weg in diese Zukunft darf das Perfekte nicht der Feind des Guten sein“, ergänzt Christian Levin, CEO von Scania. Das Fahrzeug sei ein Beispiel für mögliche Übergangslösungen, die die Dekarbonisierung des Lkw-Verkehrs bis zur vollständigen Elektrifizierung des Verkehrswesens weiter vorantreiben können. „Eine effektive Klimawende setzt voraus, dass derartige Lösungen auf politische Akzeptanz stoßen und durch höhere Investitionen in den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur und die Schaffung der erforderlichen Rahmenbedingungen unterstützt werden“, so Levin.

Quelle: DHL – Pressemitteilung vom 20.02.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Michael Neißendorfer:

Danke für den Hinweis, ist korrigiert. Schöne Grüße, Michael

Wolfbrecht Gösebert:

“416-kW/h-Batterie …120-KW-Generator”
Tja, wirklich komisch – ist sonst so gar nicht Michaels Stil, nachlässig mit »defekten« Mass-Einheiten zu arbeiten …

Daniel W.:

—–
Die Höchstgeschwindigkeit des Lkw betrage 89 km/h, …

Der Lkw habe so eine Reichweite von 650 bis 800 Kilometern (abhängig von den Ergebnissen des Testbetriebs in Berlin) und kann bei Bedarf an jeder herkömmlichen Tankstelle betankt werden. Zum Vergleich: Die aktuellen vollelektrischen E-Lkw von Scania haben eine Reichweite von 550 Kilometern bei gleichem Maximalgewicht.
—–

A) E-Lkw mit Range-Extender 650 bis 800 km
B) Rein batterie-elektrischer Lkw 550 km

Bei A) und durchschnittlich 80 km/h wären es rund 8 bis 10 Stunden Fahrzeit – gesetzliche Pause nach 4,5 Stunden und kein Nachladen.

Bei B) und durchschnittlich 80 km/h wären es knapp 7 Stunden – gesetzliche Pause nach 4,5 Stunden und somit genug Zeit zum Nachladen.

Anno Dazumal
– – – – – – – – – – –

Es war einmal eine Postkutsche mit 2 Pferden vorne, die die Last zogen, und 1 Pferd hinten, das gar nichts zog.

An der nächsten Station wurden die 2 Pferde vorne gegen 2 frische Pferde getauscht und das 3. Pferd blieb fortan im Stall.

Jörg2:

„416-kW/h-Batterie und einem kraftstoffbetriebenen 120-KW-Generator“
Komische Einheiten haben die da bei der Post.

ediwi:

E-Fahrzeuge mit Range-Extender sind für mich, mit ihrem 80 – 90 % erneuerbare Energienanteil, eine vertretbare Brücke auf dem Weg zu 100 % E-Antrieb.

Ganz im Gegensatz zu Hybrid-Fahrzeugen bei denen der E-Antrieb nur Kosmetik ist.

Und ein Range-Extender ist auch viel näher an der Realität als die Nutzung von Wasserstoff als Antrieb.
(Darüber hinaus habe ich ein sehr ungutes Gefühl, wenn ich daran denke, daß Wasserstoff aus Tanks oder Pipelines durch Unfälle, Sabotage oder Naturkatastophen freigesetzt wird. Ob sich schon jemand Gedanken darüber gemacht hat, wie so etwas im Ernstfall zu händeln ist?)

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