Wie Daimler Truck nachhaltiger werden will

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Daimler Truck

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck will und muss angesichts immer strengerer ESG-Vorgaben nachhaltiger werden, so wie alle größeren Unternehmen. Der Begriff ESG stammt aus dem Englischen und beinhaltet die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Für diese drei Bereiche werden messbare Kriterien erstellt, die sogenannten ESG-Kriterien, zu denen Unternehmen Bericht erstatten müssen.

ESG-Ratings werden immer wichtiger für das Funktionieren der Kapitalmärkte und das Vertrauen der Anleger in nachhaltige Produkte. Daimler Truck hat seinen aktuellen ESG-Bericht zum Anlass genommen, auch eine breitere Öffentlichkeit über seine Nachhaltigkeitsbemühungen zu informieren – und in einer Mitteilung seine wichtigsten Meilensteine aus dem vergangenen Jahr zusammengefasst.

Zehn Elektromodelle mit 277 Prozent höherem Absatz

Daimler Truck hat demnach derzeit zehn elektrische Lkw- und Bus-Modelle weltweit in Serienproduktion und den Absatz gegenüber dem Vorjahr fast vervierfacht. Das entspreche einer Steigerung auf mehr als 3400 Einheiten. Der Absatz an elektrischen Fahrzeugen soll künftig weiter gesteigert werden. Dabei sei vor allem der Ausbau der notwendigen flächendeckenden Ladeinfrastruktur ausschlaggebend. Dafür kooperiert der Hersteller mit Partnern im Rahmen von Joint Ventures wie zum Beispiel Milence in Europa, Greenlane in den USA sowie H2Accelerate als Impulsgeber für den Ausbau der Lade- und Tankinfrastruktur – sowohl für batterieelektrische als auch für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge. Die Produktion von Batteriezellen für elektrische Nutzfahrzeuge soll durch die Partnerschaft mit Accelera von Cummins und Paccar in den Vereinigten Staaten skaliert werden.

Weltpremiere des Mercedes-Benz eActros 600

Im vergangenen Jahr hat Daimler Truck mit dem eActros 600 einen batterieelektrischen Langstrecken-Lkw mit einer Reichweite von 500 Kilometern entwickelt und erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Start der Serienproduktion ist für Ende 2024 vorgesehen. Mit dem aktuellen europäischen Strommix könne der eActros 600 eine CO2-Einsparung gegenüber einem vergleichbaren Actros mit Dieselantrieb von rund 40 Prozent – und mit vollständig erneuerbaren Energien von mehr als 80 Prozent – über den gesamten Produktlebenszyklus von zehn Jahren ab der Rohstoffgewinnung erzielen. Dies entspreche einer Einsparung von rund 370 bzw. 775 Tonnen CO2 pro Fahrzeug. Der eActros 600 könne so den aufgrund seiner Batterien ab Werk höheren CO2-Fußabdruck bereits innerhalb seines zweiten bzw. im Fernverkehrseinsatz bereits ersten Betriebsjahres ausgleichen.

Wasserstoffbetriebener Mercedes-Benz GenH2 Truck knackt 1000-Kilometer-Marke

Der prototypische Brennstoffzellen-Lkw Mercedes-Benz GenH2 Truck ist im vergangenen Jahr voll beladen und unter realen Verkehrsbedingungen von Wörth am Rhein nach Berlin gefahren – mit einer Tankfüllung Flüssigwasserstoff. Die Fahrt über 1047 Kilometer sollte als Beweis dafür dienen, wie leistungsfähig diese Antriebstechnologie sein kann – gerade im flexiblen, anspruchsvollen Fernverkehr. Im nächsten Schritt baut der Hersteller eine kundennahe Erprobungsflotte mit den Brennstoffzellenfahrzeugen auf. Voraussichtlich ab Mitte 2024 werden ausgewählte Kunden die Möglichkeit nutzen, erste Erfahrungen im Langstreckentransport mit dem GenH2 Truck zu sammeln.

Emissionen in der Produktion weltweit weiter reduziert

Daimler Truck & Buses hat seine CO2-Emissionen in der Produktion laut eigener Aussage zwischen 2021 und 2023 weltweit um 23,8 Prozent reduziert und die Nutzung von Solar-Energie weiter ausgebaut. Der Hersteller arbeite konsequent daran, die CO2-Emissionen sowie den Ressourcenverbrauch in der Produktion weiter zu verringern.

Das Unternehmen treibe auch die Eigenerzeugung von Energie an den Produktionsstandorten stetig voran. Bereits heute seien weltweit rund 20,6 MWp an PV-Modulen installiert – im Vergleich zum Vorjahr sei damit 2023 die Anzahl an installierten PV-Anlagen um 286 Prozent gesteigert worden. Die so pro Jahr erzeugbare Strommenge liege aktuell bei gut 26 GWh, was im Vergleich zum Vorjahr eine Vervierfachung darstelle.

In Halberstadt, Sachsen-Anhalt, hat der Lkw- und Bushersteller den Bau eines neuen Logistikstandorts gestartet. Dessen Energiekonzept verzichte komplett auf fossile Energieträger. Beheizt werde es mit elektrischen Wärmepumpen. Die auf dem Dach geplanten Photovoltaikanlagen sollen pro Jahr bis zu 13 GWh erneuerbaren Strom erzeugen und könnten so auch andere Standorte in Deutschland mitversorgen.

Mehr Frauen in Führungspositionen

Das Unternehmen will auch ein guter Arbeitgeber sein und eine Kultur der Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration fördern, die auf allen Ebenen und in allen Regionen ein Gefühl der Zugehörigkeit geben soll, heißt es in der Mitteilung. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen sei zuletzt weltweit auf 19,8 Prozent gesteigert worden. Damit sei das Unternehmen auf einem guten Weg, seinen Zielwert von 25 Prozent bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

Im Jahr 2023 hat demnach auch das neu gegründete Diversity, Equity & Inclusion (DEI) – Advisory Board seine Arbeit aufgenommen. Das Beratungsgremium setze sich aus einem diversen und internationalen Team aller Organisationseinheiten aus acht Ländern von fünf Kontinenten zusammen. Das Gremium entscheide über die Strategie sowie relevante Themen rund um Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion, berate auch den Daimler Truck-Vorstand und verankere das Thema in den Geschäftsbereichen des Unternehmens weltweit.

Elektrifizierung des Anlieferverkehrs zum Werk in Wörth

Auch in der eigenen Lieferkette setzt der Hersteller auf E-Lkw und möchte den Lieferverkehr in seinem größten Lkw-Werk in Wörth bis Ende 2026 zu 100 Prozent elektrifizieren. Hierfür sei 2023 ein entscheidender Schritt gemacht worden: Zahlreiche Logistikpartner übernehmen batterieelektrische eActros 300 für den Einsatz in der Inbound-Logistik, die ersten Fahrzeuge seien bereits an Kunden übergeben worden. Ab dem ersten Quartal 2024 sollen mit diesen Fahrzeugen täglich gut 50 Transporte in das Werk rein elektrisch durchgeführt werden.

Vision vom unfallfreien Fahren

Auch neue, innovative Sicherheits- und Assistenzsysteme für mehr Verkehrssicherheit in Lkw und Bussen sollen auf das ESG-Rating einzahlen. Dafür hat der Hersteller neue Assistenzsysteme wie Active Brake Assist 6, Active Sideguard Assist 2, Front Guard Assist, Active Drive Assist 3 und Traffic Sign Recognition im Rahmen der Entwicklung getestet. Sie sollen ab 2024 sukzessive in Lkw und Bussen zum Einsatz kommen und einen weiteren Schritt in Richtung unfallfreies Fahren mit den Fahrzeugen des Herstellers darstellen.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 05.03.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Jakob Sperling:

‚zehn elektrische LKW- und Bus-Modelle weltweit in Serienproduktion‘ und ‚Steigerung auf mehr als 3400 Einheiten‘.

Das tönt doch sehr gut.
V.a. im Vergleich zu dem, der 5 Jahre früher brüllte, bei dem man aber heute noch nicht sicher ist, ob es das (einzige) Gefährt wirklich gibt.

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