Daimler Buses baut öffentliche Ladesäulen für E-Busse selbst auf

Cover Image for Daimler Buses baut öffentliche Ladesäulen für E-Busse selbst auf
Copyright ©

Daimler Buses / Exemplarisches Foto eines seriennahen Prototypen des Mercedes-Benz eIntouro an einer öffentlichen Ladesäule von Milence

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Daimler Buses errichtet ab 2026 eigene öffentliche Ladesäulen für Elektro-Busse. Im Fokus stehen hochfrequentierte touristische Standorte in Europa, etwa Busparkplätze bei Freizeitparks oder in Städten. Daimler Buses will damit den Ausbau von leistungsstarker Ladeinfrastruktur abseits der Autobahnen in den nächsten Jahren vorantreiben. So werden sich E‑Busse künftig auch für entlegene Reiseziele einsetzen lassen – derzeit ist dies nur vereinzelt möglich.

Den Auftakt bildet ein Pilotprojekt auf Initiative der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz NRW.Energy4Climate mit der Stadt Köln: Im kommenden Jahr sollen dort vier öffentliche Schnellladepunkte für E-Busse nahe dem Stadtzentrum entstehen. Daimler Buses ist bislang der einzige Bushersteller in Europa, der eine eigene öffentliche Ladeinfrastruktur aufbaut. Das Tochterunternehmen Daimler Buses Solutions übernimmt die Planung, den Bau, den Betrieb und die Wartung der Ladesäulen.

„Die Zukunft des Busses ist elektrisch. Der Aufbau der notwendigen öffentlichen Ladeinfrastruktur dauert jedoch zu lange. Wir wollen mit unseren Ladesäulen einen wichtigen Impuls geben“, kommentiert Till Oberwörder, CEO Daimler Buses. „Unser neuer batterieelektrisch angetriebener Überlandbus eIntouro verbindet bereits Stadt und Land. Er eignet sich zudem für kleinere Reisen. Dies sind die aktuell sinnvollsten Einsatzszenarien für E‑Busse außerhalb des urbanen ÖPNV. Das Fahrzeug wird somit bereits vom Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur profitieren.“

Für den elektrischen Reiseverkehr zu fernen und entlegenen Zielen hingegen brauche es ein flächendeckendes Netz, damit Busunternehmen E-Reisebusse auch „wirtschaftlich und ohne Komforteinbußen für ihre Fahrgäste“ einsetzen können, so der Daimler Buses-CEO.

Am heutigen 3. Oktober feiert Daimler Buses auf der wichtigsten europäischen Branchenmesse „Busworld 2025“ in Brüssel die Weltpremiere der Serienvariante seines ersten E‑Überlandbusses, dem Mercedes-Benz eIntouro. Das Fahrzeug ist mit wahlweise einem oder zwei Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) ausgestattet und kann eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern erzielen.

Der rein batterieelektrisch angetriebene Stadtbus Mercedes-Benz eCitaro ist bereits seit 2018 in Serie. Seit 2023 wird das Fahrzeug auch mit einer wasserstoffbasierten Brennstoffzelle als Range-Extender angeboten. Daimler Buses plant bis zum Ende der Dekade batterieelektrisch angetriebene Reisebusse im Portfolio zu haben, Brennstoffzellen‑Reisebusse sollen dann in einem nächsten Schritt in Serie gehen.

„Ein wichtiger Schritt für nachhaltigen Tourismus in Köln“

Tochterunternehmen Daimler Buses Solutions arbeitet bei den Baumaßnahmen für die Ladeinfrastruktur eng mit erfahrenen Unternehmen zusammen. Das Tochterunternehmen finanziert die Ladesäulen sowie den Betrieb selbst. Die Refinanzierung erfolgt über den Verkauf des Stroms. Nach der Inbetriebnahme übernimmt die Daimler Buses Solutions mit einem eigenen Serviceteam die Wartung und den technischen Betrieb. Grundstückseigentümer profitieren so von einer Ladeinfrastruktur aus einer Hand – ganz ohne eigene Investitionen oder größeren Aufwand.

Der Busparkplatz „Buspark Köln“ am Kuhweg liegt westlich des Rheinufers und ist mit der Stadtbahnhaltestelle Slabystraße an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gut angebunden. Der Parkplatz dient als zentraler Abstellort für alle Überland- und Reisebusse, die Touristen nach Köln bringen. Busunternehmen sollen hier ihre E-Busse markenunabhängig innerhalb kurzer Zeit mit grünem Strom aufladen können.

Anders als E-Linienbusse, die kürzere Strecken bedienen und meist über Nacht mit Nennleistungen von 50 bis 80 kW geladen werden, benötigen Reisebusse besonders leistungsstarke Angebote. Die vier neuen Schnellladesäulen stellen daher eine Nennleistung von jeweils 400 kW bereit. Die Säulen sollen rund um die Uhr und an sieben Tagen der Woche öffentlich zugänglich sein.

Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln: „Köln ist ein beliebtes Ziel für Reisegruppen aus dem In- und Ausland. Wir möchten unterstützen, dass sie künftig auch problemlos mit emissionsfreien Bussen anreisen können. Die als Pilotprojekt vorgesehenen Schnellladesäulen auf dem Busparkplatz am Kuhweg sind somit ein wichtiger Schritt für nachhaltigen Tourismus in Köln. Wir freuen uns, auf Initiative der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz NRW.Energy4Climate als Pilotstadt Teil dieses Projekts zu sein – und gemeinsam die Mobilitätswende voranzutreiben.“

Ziel der Stadt Köln ist es, im Rahmen des Pilotprojekts herauszufinden, wie gut das neue Angebot einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für elektrisch angetriebene Überland- und Reisebusse angenommen wird.

Ausbau der öffentlichen E-Bus-Infrastruktur als Ergänzung zum Milence-Angebot

Die Aktivitäten rund um den Ausbau der E-Infrastruktur für elektrisch angetriebene Busse der Daimler Buses Solutions sollen das Ladeangebot von Milence ergänzen. Das 2022 gegründete Joint Venture von Daimler Truck, der Traton Group und der Volvo Group verfolgt das Ziel, in Europa leistungsstarke öffentliche Ladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge zu errichten und zu betreiben. Der Fokus von Milence liegt dabei auf Ladesäulen entlang von Autobahnen und Hauptverkehrsstraßen.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 01.10.2025

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ähnliche Artikel

Cover Image for Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Laura Horst  —  

Škoda-Chef Klaus Zellmer steht zum geplanten Verbrenner-Aus, fordert von der Politik aber mehr Zeit und Flexibilität bei der Erreichung der CO₂-Ziele.

Cover Image for Renault plant weitere Generation des R5

Renault plant weitere Generation des R5

Sebastian Henßler  —  

Ein Jahr nach dem Marktstart schreibt der Renault R5 eine Erfolgsgeschichte. Warum das Kultmodell bleibt – und wie es sich weiterentwickeln soll.

Cover Image for Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Michael Neißendorfer  —  

Kurz vor dem Marktstart des C-HR+ hat Toyota viele weitere Details seines neuesten Elektroautos veröffentlicht.

Cover Image for IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

Sebastian Henßler  —  

Kurz vor den Betriebsratswahlen in der Tesla-Fabrik Grünheide verschärft sich der Ton zwischen der IG Metall und dem US-amerikanischen Elektroautohersteller.

Cover Image for Design des Audi A4 e-tron könnte dem TT ähneln

Design des Audi A4 e-tron könnte dem TT ähneln

Daniel Krenzer  —  

Offiziell bestätigt wurde zwar noch nichts, doch der A4 e-tron könnte 2028 auf der neuen SSP-Plattform auf den Markt kommen.

Cover Image for Neue GWM-Strategie: Offen für alle Antriebe

Neue GWM-Strategie: Offen für alle Antriebe

Sebastian Henßler  —  

GWM stellt seine Europa-Strategie neu auf: neun Modelle bis 2027, Haval startet, Ora plant kompakte SUVs. Technologieoffenheit als Kurswechsel. Was folgt nun?