CNBC: Vom Hype zur Ernüchterung beim Tesla Cybertruck

Cover Image for CNBC: Vom Hype zur Ernüchterung beim Tesla Cybertruck
Copyright ©

Brandon Woyshnis / Shutterstock.com

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Der Tesla Cybertruck sollte die US-Pick-up-Welt verändern. Elon Musk sprach schon 2012 über einen eigenen Truck. 2019 folgte die Präsentation, die viele überraschte. Ein Zuschauer erinnerte sich: „Ich dachte, das sei ein Scherz. Ich wartete darauf, dass sie den echten Truck auf die Bühne rollen.“ Andere mochten die Edelstahloptik sofort: „Ich bin DeLorean-Fan, das hat mich direkt gepackt“, wie CNBC in einem aktuellen Video mit dem Titel „Why Tesla Cybertrucks Aren’t Selling“ vermittelt.

Tesla versprach zu Beginn starke Werte. 14.000 Pfund Zugkraft, 3500 Pfund Nutzlast, Beschleunigung in unter drei Sekunden. Zudem ein Einstiegspreis von 39.900 Dollar, also etwa 34.300 Euro. Geliefert wurden schwächere Zahlen. Die stärkste Variante schafft 11.000 Pfund Zugkraft, die maximale Zuladung liegt bei 2270 Pfund. Der Preis kletterte auf mindestens 62.490 Dollar, rund 53.700 Euro.

Die Nachfrage schien zunächst groß. Über eine Million Reservierungen hat Tesla vermeldet. Doch seit dem Start im November 2023 wurden in den USA nur 52.000 Autos verkauft. Im dritten Quartal 2024 erreichte der Cybertruck mit knapp 17.000 Einheiten seinen Höhepunkt. Danach fielen die Verkäufe zurück. Ein Analyst fasste zusammen: „Es ist weit entfernt von dem, was angekündigt war. Reichweite, Nutzlast, Preis – alles blieb hinter den Versprechen zurück.“

Auch die Alltagstauglichkeit wurde diskutiert. Viele Käufer:innen nutzen Pick-ups als Arbeitsgerät. Ein Beobachter sagte: „Die Seitenwand ist zu hoch. Man kann nicht richtig in die Ladefläche greifen.“ Käufer Peter Scott schilderte seine Erfahrung: „Ich habe 120.000 Dollar, also etwa 103.200 Euro, für den Cyber Beast bezahlt. Tesla versprach einen Range Extender auf 470 Meilen, also rund 756 Kilometer. Ich habe dafür angezahlt. Dann wurde das Projekt gestrichen. Das hat mich zermürbt.“ Er ergänzte: „Hätte ich das gewusst, hätte ich über den Silverado nachgedacht. Der hat die Reichweite, die ich brauche.“

Rückrufe sorgen für Verdruss bei Tesla Cybertruck-Fahrer:innen

Nicht nur Reichweite und Preis sorgten für Kritik. 2024 gab es acht freiwillige Rückrufe. Probleme mit der Verklebung von Karosserieteilen führten dazu, dass Paneele abfallen konnten. Ein klemmendes Gaspedal verursachte ungewollte Beschleunigungen. Besitzer Keenan Curtis berichtete: „Ich hatte so viele Probleme, immer wieder Werkstattbesuche. Am Ende wurde mein Truck nach dem Lemon Law zurückgenommen. Danach bekam ich einen neuen. Der Unterschied war wie Tag und Nacht.“

Andere Fahrer bleiben überzeugt. Curtis lobte später: „Die Software macht den Unterschied. Updates verändern sogar den Antrieb.“ Scott ergänzte: „Die Luftfederung hilft mir in Parkhäusern, die Ladeflächenabdeckung schützt mein Werkzeug. Ich liebe das Lenkgefühl über Steer-by-Wire.“

Doch nicht alle Probleme liegen im Produkt. Der CEO mischte sich stark in die Politik ein. Ein Fahrer erzählte: „Ich habe den Truck vier Jahre vor Musks politischen Aussagen gekauft. Heute werde ich beim Fahren angehupt oder sogar geschnitten. Manche zeigen mir offen, dass sie meinen Kauf ablehnen. Ich halte mich aus Politik raus, ich will einfach das Auto genießen.“ Auch die Konkurrenz schläft nicht. Ford, GM und Rivian bieten eigene Modelle an. Kurzzeitig verkaufte sich der Cybertruck besser als der F-150 Lightning, inzwischen liegt er wieder darunter. Der meistverkaufte Elektro-Pick-up ist eine elektrische Version des populärsten Verbrenner-Trucks. Für Experten keine Überraschung.

Innerhalb von Tesla sieht man den Cybertruck mittlerweile als Nischenprodukt. Ingenieur Lars Moravec erklärte: „Ich bin einverstanden, wenn wir hier geringe Stückzahlen wie beim Model S und Model X erreichen. Der Cybertruck ist nicht für jeden.“ Er sprach auch von Überlegungen zu einem kleineren Pick-up, der günstiger wäre und breitere Käuferschichten ansprechen könnte.

Viele Beobachter sehen im Cybertruck ein Muster, das Tesla schon mehrfach zeigte. Frühe Ankündigungen schraubten Erwartungen hoch. Die Realität wich davon ab. Manche Käufer:innen blieben treu, andere wandten sich ab. Scott brachte es auf den Punkt: „Tesla hat mein Geld genommen und dann die Versprechen gestrichen. Das hat Vertrauen gekostet.“

Quelle: CNBC – Why Tesla Cybertrucks Aren’t Selling

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ähnliche Artikel

Cover Image for Cadillac Optiq: Der elektrische Großstadt-Cowboy im Test

Cadillac Optiq: Der elektrische Großstadt-Cowboy im Test

Wolfgang Gomoll  —  

Der Cadillac Optiq setzt nicht auf brachiale Gewalt, sondern Lounge-Atmosphäre und erstklassigen Sound. Allerdings zeigt er Schwächen bei der DC-Ladeleistung.

Cover Image for Verkehrswende-Radar: Autoverkehr stagniert, ÖPNV legt kräftig zu

Verkehrswende-Radar: Autoverkehr stagniert, ÖPNV legt kräftig zu

Michael Neißendorfer  —  

Während das Pkw-Aufkommen auf den Straßen leicht zurückgeht, gibt es deutliche Zuwächse im ÖPNV.

Cover Image for Renault Twingo Electric kann ab sofort reserviert werden

Renault Twingo Electric kann ab sofort reserviert werden

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem Einstiegspreis von weniger als 20.000 Euro unterstreicht der neue E-Twingo die Ambitionen von Renault, Elektromobilität erschwinglicher zu machen.

Cover Image for Weshalb der Plug-in-Hybrid-Boom bald enden könnte

Weshalb der Plug-in-Hybrid-Boom bald enden könnte

Daniel Krenzer  —  

Inzwischen liegt der Anteil von Plug-in-Hybriden bei den Neuzulassungen bei 12 Prozent, bis Jahresende dürfte der Wert weiter steigen – und dann wieder fallen.

Cover Image for Leapmotor B10 Fahrbericht: Elektro-SUV ab 29.990 Euro

Leapmotor B10 Fahrbericht: Elektro-SUV ab 29.990 Euro

Vanessa Lisa Oelmann  —  

Schickes Design, viel Platz und moderne Technik – der Leapmotor B10 mischt das Kompakt-SUV-Segment auf. Warum er mehr bietet, als sein Preis vermuten lässt.

Cover Image for Stellantis investiert 11 Milliarden Euro in den USA

Stellantis investiert 11 Milliarden Euro in den USA

Sebastian Henßler  —  

Stellantis investiert rund 11 Milliarden Euro in seine US-Produktion. Es entstehen neue Modelle und Antriebe. Über 5000 Jobs werden geschaffen.